Haier Gloria HPS-2.5-800 im Test
Mit dem Gloria HPS-2.5-800 bietet Haier ein bidirektionales, als „All-in-one“ bezeichnetes Stromspeichersystem an, das primär als Ergänzung zu Balkonkraftwerken gedacht ist. Vor allem bei Kauf im Baumarkt gibt es die Lösung zum vergleichsweise günstigen Preis. Wie bewährt sich das System in der Praxis?

Mit dem Gloria HPS-2.5-800 bietet der für Hausgeräte und Unterhaltungselektronik bekannte chinesische Hersteller Haier ein flexibles Stromspeichersystem für Privatnutzer an. Die wichtigsten technischen Eckpunkte finden sich bereits im Produktnamen: Die Speicherkapazität beträgt 2,5 kWh (exakt 2...
Mit dem Gloria HPS-2.5-800 bietet der für Hausgeräte und Unterhaltungselektronik bekannte chinesische Hersteller Haier ein flexibles Stromspeichersystem für Privatnutzer an. Die wichtigsten technischen Eckpunkte finden sich bereits im Produktnamen: Die Speicherkapazität beträgt 2,5 kWh (exakt 2560 Wh), und die von angeschlossenen Solarpanels zugeführte Leistung orientiert sich an der für Balkonkraftwerke gültigen Einspeisungsgrenze von 800 Watt.
Die UVP für das Speichersystem liegt bei 1199 Euro, online gibt es das System zum Teil deutlich günstiger. Das im Testzeitraum günstigste Angebot gab es bei der Baumarkt-Kette Obi, die das Gerät für 999 Euro anbot – wozu jedoch nochmal 50 Euro Versandkosten hinzukommen.Letztere sind allerdings verständlich – denn Speichersystem und Zubehör wiegen stolze 58 Kilogramm (das Speichersystem allein 52 kg), und auch die Abmessungen der Speichereinheit sind mit 81 cm Höhe, 51 cm Breite und 19 cm Tiefe durchaus raumgreifend.
Für die Entgegennahme der Lieferung und die spätere Aufstellung sollten also auf jeden Fall zwei Personen verfügbar sein – die Haier-Lösung wiegt annähernd das Doppelte wie ähnlich positionierte und ausgelegte Systeme von Mitbewerbern wie Anker, Ecoflow oder Priwatt

Outdoor-tauglich mit Einschränkungen
Mit IP54-Zertifizierung ist das Speichersystem grundsätzlich outdoor-tauglich. Der Hersteller weist dennoch darauf hin, dass der Betrieb in einem geschützten Bereich stattfinden sollte – etwa unter einer Überdachung oder im wettergeschützten Teil eines Balkons. Den Batteriespeicher so aufzustellen, dass er im strömenden Regen steht, wäre jedenfalls keine gute Idee. Aufladen kann das System bis -10 °C Außentemperatur, Entladen ist sogar bis -30 °C möglich. Die Temperaturobergrenze liegt für beides bei 55 °C.Ein Mikro-Wechselrichter ist integriert. Der hat die Besonderheit, dass er zwar für eine maximale Eingangsleistung von bis zu 1200 Watt ausgelegt ist, dafür jedoch nur einen der sogenannten MPPT-Eingänge aufweist („Maximum Power Point Tracking“ – die gängigen Anschlussbuchsen für Solarpanels). Sollen mehrere Solarpanels angeschlossen werden, müssen diese in Serie verkabelt werden – bis zu vier sind möglich. Zwei mal 3 Meter PV-Verlängerungskabel, mit denen sich der Abstand zwischen dem am nächsten liegenden Panel und dem Speicher überbrücken lässt, liegen dem Set bei.Eigene Balkonkraftwerke als Sets aus Solarpanels und passenden Halterungen bietet Haier unter dem Produktnamen „Lumenia“ an. Für die Montage haben Interessenten dabei die Wahl zwischen einer Variante für Boden- beziehungsweise Flachdach-Aufstellung oder einer für Montage an der Wand beziehungsweise einer Balkonbrüstung. Letztlich funktioniert der integrierte Wechselrichter aber auch mit Solarpanels beliebiger Dritthersteller, deren Ausgang dem MPPT-Standard folgt.

Abgabe ins Hausnetz auf 800 Watt begrenzt
Wie bei Balkonkraftwerken beziehungsweise Mikro-Wechselrichtern vorgeschrieben, erfolgt die Solareinspeisung nur, wenn das System gleichzeitig über die 1,5 Meter lange Schuko-Anschlussleitung mit dem Haus-Stromnetz verbunden ist. Hierüber speist die Batterie dann auch Strom in die Elektroleitung ein. Der Aufstellort sollte so gewählt werden, dass die mitgelieferten Kabel nicht verlängert werden müssen.
Wird die Batterie aus dem Hausnetz aufgeladen, darf dies mit einer maximalen Leistung von 2400 Watt stattfinden. Die Rückspeisung (also die Abgabe gespeicherten Stroms in die Hausinstallation) orientiert sich allerdings an der Vorgabe für Balkonkraftwerke und ist deshalb auf 800 Watt begrenzt. Zusätzlich gibt es an der Seite des Gerät eine EPS-Ausgangssteckdose. Die Bezeichnung „Emergency Power Supply“ ist dabei etwas unscharf, denn an dieser Steckdose lassen sich schlicht Geräte beziehungsweise elektrische Verbraucher anschließen, die in jedem Fall mit Strom versorgt werden sollen. Hier lassen sich bis zu 2400 Watt beziehen – im Notstrombetrieb auch dann, wenn der Netzstrom ausfällt. Aus welchen Quellen sich diese Leistung im Normalbetrieb speist (aus der Speicherbatterie, von den Solarmodulen und/oder aus zusätzlich bezogenem Netzstrom), regelt das im Speicher eingebaute Energiemanagementsystem (EMS). Spitzenlasten, etwa durch hohe Einschaltströme von Elektrogeräten, dürfen bis zu zwei Sekunden lang bis zu 4800 VA betragen.Das System verfügt über mehrere, zusammenwirkende Schutzvorrichtungen wie Software-, Temperatur- und Überlast-Schutz und einen mehrschichtigen Schutz für die verbauten Batteriezellen.

Über das Display auf der Front lassen sich Basisparameter wie die per Photovoltaik aktuell eingespeiste Leistung, die AC-Ausgangsleistung (ins heimische Stromnetz) oder die am laufenden Tag selbst erzeugte Strommenge anzeigen. Auch eventuelle Fehlermeldungen werden hier als Zifferncodes angezeigt, die wiederum im online verfügbaren PDF-Handbuch aufgeschlüsselt werden. Für detaillierte Einstellungen und Steuer-Funktionen braucht es die zugehörige App.

Smarte Komponenten werden grundsätzlich unterstützt
Zum Lieferumfang zählt eine per WLAN angebundene intelligente Steckdose, die von der Steuerlogik prinzipiell und zusätzlich so wie der EPS-Ausgang behandelt wird. Allerdings ist das System in der Praxis auf diese eine Steckdose begrenzt – zumindest haben wir weder bei Haier noch seinen Händlern eine Möglichkeit zur Ergänzung weiterer Smart-Plugs gefunden. Gibt es einen kompatiblen intelligenten Stromzähler, kann auch dieser die Energiezufuhr steuern.
Damit erfüllen die via App möglichen Einstellungen die primären Einsatzszenarien für den Speicher. Höher entwickelte Steuermechanismen wie Solarprognosen, KI-Erkennung von Verbrauchsmustern oder die Kopplung an dynamische Strompreise, wie sie andere Anbieter zum Teil implementieren, gibt es beim Haier-System nicht. Der durchaus leistungsfähigen und durchdachten Hardware, stünde eine etwas smartere und benutzerfreundlichere App allerdings gut zu Gesicht.

App-Steuerung für Basisfunktionen
Sie lässt sich aus den App-Stores von Android und iOS unter dem Namen „Nahui Intelligent“ herunterladen. Sie erkennt das Speichersystem per Bluetooth, meldet es im heimischen WLAN (unterstützt werden ausschließlich 2,4 GHz) an, und visualisiert die grundsätzlichen Stromläufe. Außerdem protokolliert sie die Nutzung über längere Zeit und zeigt dann an, wie sich Verbräuche und Einspeisung am laufenden Tag, im laufenden Monat, im laufenden Jahr und insgesamt seit Inbetriebnahme entwickelt haben. Auch eine Umrechnung in Euro (basierend auf einem eingetragenen Einspeise-Erlös) wird angezeigt. Zudem visualisiert die App den selbst erzeugten Strom nach CO2-Einsparung, Kohle-Äquivalenten und „geschützten“ (sprich: virtuell gepflanzten) Bäumen. Damit das alles funktioniert, muss man allerdings ein Benutzerkonto anlegen. Dies ermöglicht zumindest, auch außerhalb des eigenen Heimnetzes auf die Statusanzeigen zugreifen zu können.
Etwas ungünstig ist allerdings, dass die sehr wesentlichen Einstellungen zur Betriebsart des Systems sich in einer Menü-Unterebene unter den Eigenschaften der Anlage bzw. der Balkonkraftwerk-Installation verstecken. Zur Wahl steht hier ein „Selbsterzeugungs- und Selbstverbrauchsmodus“, der – wie der Name schon sagt den Verbrauch selbst erzeugten Stroms priorisiert, ein „Timer-Betrieb“, bei dem Aufladen und Abgeben für verschiedene Zeitabschnitte programmiert werden können, sowie ein „Backup-Mode“, der das System im Wesentlichen als Notstromversorgung betreibt. In letzterem Szenario ist die Umschaltzeit mit 10 Millisekunden angemessen kurz. Zusätzlich lässt sich wählen, ob der Speicher nur durch die Photovoltaik oder bei Bedarf zusätzlich auch mit (teurem) Netzstrom aufgefüllt werden soll.

Fazit
An der Hardware des Gloria HPS-2.5-800 haben wir bis auf das sehr hohe Gewicht nichts auszusetzen. Die zugehörige App wirkt aber nicht ganz so aus einem Guss wie dies bei manchen Mitbewerbern der Fall ist. Die in der Praxis relevanten Einstellungen zum Betriebsmodus sind tief in einem Untermenü versteckt, und wo andere Anbieter mit Solar-Prognosen aus dem Internet oder KI-basierter Erkennung von Verbrauchsmustern auftrumpfen, beschränkt sich die „Nahui Intelligent“-App auf Basisfunktionalitäten. Hier könnte und sollte der Anbieter noch ein wenig nachlegen.