Testbericht
Toshiba TG01
Auf dem Mobile World Congress in Barcelona gelang Toshiba im Februar der ganz große Coup. Denn mit dem TG01 legte der eher für sein breites Notebook-Programm bekannte Hersteller ein Smartphone vor, das immer wieder für Gesprächsstoff sorgte. Doch zum Held einer Show ist schon manches Gerät erkoren worden, das später nie die für den Verkauf nötige Reife erreichte.
- Toshiba TG01
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Nicht so das Toshiba, das jetzt in Europa über den Telekommunikations-Riesen Telefonica und damit in Deutschland über O2 für 500 Euro ohne Vertrag angeboten wird. Der Preis liegt im Rahmen des bei aufwendigen Smartphones Üblichen.
Bei Abschluss eines passenden Vertrages, der für den bestimmungsgemäßen Einsatz auch eine Datenflatrate enthalten sollte, verringert er sich natürlich noch einmal. Ist das Grund genug, hier zuzuschlagen, um den Charme des TG01 selbst auszukosten?
Denn mehr noch als das iPhone kommt das TG01 einem nur noch aus Display bestehenden Touchscreen-Telefon nahe. 130 x 70 Millimeter misst der Rahmen, der das zurzeit größte in einem serienmäßigen Handy verbaute Display beherbergt; 4,1 Zoll - gut 10 Zentimeter - misst die brillante Anzeige in der Diagonalen.
Nur zehn Millimeter Bauhöhe

Während das Toshiba in zwei Dimensionen Maßstäbe sprengt, ist es in der dritten mehr als genügsam: Ein Smartphone mit nur 10 Millimetern Bauhöhe hatte connect zumindest schon lange nicht mehr auf dem Tisch. Auch das unterstreicht den Eindruck eines Flachdisplays mit Handyfunktion.
Der optische Gesamteindruck steht den beeindruckenden Rahmendaten nicht nach. Der verchromte äußere Rand setzt einen Glanzpunkt auf den in feinem Seidenmatt fast schon perlmuttartig schimmernden Kunststoffflächen. Die Display-Abdeckung wirkt glatt und glänzend wie Glas. Doch unter der Fläche verbirgt sich konventionelle resistive Technik.
Hier tut also kein kapazitiver Sensor wie beim iPhone oder den HTC-Android-Geräten seinen Dienst. Das macht sich auch im nötigen Finger- oder Stylusdruck bemerkbar, der sogar noch höher ausfallen muss als von berührungsempfindlichen Bildschirmen gewohnt. Zwei kleine, erst bei genauer Begutachtung auffallende Kritikpunkte muss sich auch das elegante Toshiba-Gehäuse gefallen lassen.
Leichtes Knarzen bei Krafteinwirkung

Zum einen quittierte es Krafteinwirkung mit leichtem Knarzen - was bei einem so flachen und aus mehreren Teilen zusammengesetzten Gehäuse aber kaum zu vermeiden ist. Zum anderen neigt es bei jeder Nutzung des seitlichen Micro-USB-Anschlusses dazu, die zugehörige Abdeckung zu verlieren.
An dieser Buchse finden das Netzteil, das PC-Datenkabel und der 3,5-mm-Kopfhörer-Adapter Anschluss. Hinzu kommt ein im Lieferumfang enthaltener Adapter, der den Anschluss von Massenspeichern wie USB-Speichersticks zulässt - das ist Luxus pur.
Ein Gehäusedetail werden viele TG01-Interessenten zu schätzen wissen: Obwohl das Touchscreen-Phone noch 2 Millimeter flacher ist als das gewiss nicht dick auftragende iPhone 3G S, bietet es einen Akkudeckel. Der Energiespeicher ist hier also wechselbar, und selbst ein Sockel für MicroSDHC-Karten ist dort untergebracht, eine 8-GB-Karte legt O2 bei. Zum Wechsel muss allerdings zuerst der Akku entnommen werden.
1 GHz: Die Kraft des Drachen

Mit 8-Gigabyte-Speicherkarte ist das Toshiba auch für eine größere Musiksammlung gerüstet. Doch allein mit Musik wäre es stark unterfordert, schließlich gehört neben dem großen Display auch ein Prozessor vom Feinsten zu den Zutaten des japanischen Newcomers. Der QSD8250 mit Codenamen "Snap Dragon" ist die Spitze dessen, was Qualcomm - der Marktführer bei Handy-CPUs - zu bieten hat. Das dokumentiert auch die Taktfrequenz von 1 Gigahertz.
Geeignet konvertierte Videos jedenfalls bringt der Drachen, dem 256 MB RAM und 512 MB ROM zur Seite stehen, auch in der höchsten möglichen Auflösung von 800 x 480 Pixeln ruckelfrei zur Ansicht.

Die alltäglichen Bedienprozesse meistert der Power-Prozessor natürlich mit links, dennoch berichtet mancher Tester von Schwierigkeiten beim täglichen Umgang mit dem TG01. Denn Toshiba hat die normale Windows-Mobile-6.1- Oberfläche durch ein hauseigenes Benutzer-Interface ersetzt.
Das stellt Programme thematisch gruppiert auf drei Balken dar, die sich bezüglich der auf ihnen angeordneten Icons sehr frei konfigurieren lassen. Zudem kann man sie vertikal verschieben, um neue Programm-Icons zum Vorschein zu bringen, oder horizontal drehen, um neue Themenbalken aufzurufen. All das klappt ohne Stift.
Doch der unempfindliche Touchscreen erfordert viel Fingerspitzengefühl, damit aus einem Drehen oder Schieben nicht der unbeabsichtigte Aufruf eines Programms wird.