Vergleichstest
Bruderkampf - zwei neue Tonabnehmer von Benz Micro
Die zwei neuen Systeme von Benz Micro steigen mit eisenlosem Spulenkörper und dem gleichen Generator in den Ring. Dennoch ist ihr Klangauftritt recht unterschiedlich. Wer behauptet sich in der Topklasse der MC-Abtaster?

Albert Lukaschek - Chef von Benz Micro - ist so, wie man Schweizer gern beschreibt: penibel und bedächtig. Als Pragmatiker vermeidet er jede Mystifizierung seiner Produkte. So verwundert es auch nicht, dass Lukaschek zwei MC-Systeme mit dem gleichen Generator baut. Denn das LP S für 2900 Euro und das Gullwing SLR für 2500 Euro unterscheiden sich nur durch das Gehäuse und die Form der Montageplatte. Während das Gullwing ein fast nacktes System ist mit nur zwei Aluplättchen als Schutz vor dem Anfassen, werden die empfindlichen Teile des Benz LP S von Ebenholz umhüllt.

Generator mit Rubinherz
Die Besonderheit beider Systeme ist das Rubinplättchen, auf dem die Spule gewickelt ist. So wirken keine magnetischen Kräfte auf den Spulenkern, die zu einer Dämpfung der Nadelbewegung führen würden. Dieser Effekt kann sogar gewünscht sein - wie etwa die Gummibedämpfung der bei MC-Systemen üblichen Hochtonresonanz. Dazu muss aber die Spule im Ruhefall - also wenn die Nadel in der Rille ist und die Auflagekraft wirkt - extrem exakt stehen, damit die Kräfte gleichmäßig an dem Kern ziehen, falls er aus Eisen ist. Solch eine Justage im Nanometer-Bereich ist kaum möglich. So zieht Lukaschek bei seinen Top-Systemen den unmagnetischen Kern vor.
Doch wie so oft gibt es nicht nur Vorteile. So ist durch den fehlenden magnetischen Spulenträger bei gleicher Windungszahl und Magnet die Ausgangsspannung geringer. Dem begegnet Lukaschek mit einem Magneten aus Neodym-Eisen-Bor-Ferrit, der gegenüber den Modellen mit einem magnetischen Spulenkreuz - etwa dem Benz Mocro Wood S L - deutlich größer ist. Das führt aber auch dazu, dass Front und Rückpole etwas anders geformt sein müssen, um das Magnetfeld linear durch die Spulen zu leiten.

Eine weitere Besonderheit ergibt sich aus der Tatsache, dass der Rubin-Spulenkern ein Plättchen ist und kein Kreuz - jenes wäre aus dem Material nur schwer herstellbar. Bei einem quadratischen Plättchen liegt aber die Spule des rechten Kanals über der des linken. Die Ausgangsspannung, die bei gleichen Signalen identisch sein soll, ist in einem MC-Abtaster abhängig von der Bewegung der Spule im Magnetfeld. Da aber der Kern magnetisch nicht verstärkt, machen sich schon solch kleine Höhenunterschiede, wie sie hier zwischen den aufeinanderliegenden Spulen existieren, in deutlichen Kanalunterschieden bemerkbar.
Deshalb entschloss sich Lukaschek, die Windungen des 0,018 Millimeter dicken Drahtes aus hochreinem Kupfer für den linken Kanal auf 61 zu erhöhen, während die äußere Spule - die des rechten Kanals - 52 besitzt. So werden die Ausgangsspannungen der Kanäle angeglichen. Wegen den unterschiedlichen Spulen empfiehlt Lukaschek einen hochohmigen Eingangswiderstand von 47000 Ohm bei der Phonostufe. So fällt der unterschiedliche Generator-Innenwiderstand der Kanäle nicht mehr ins Gewicht.
Die Montageplatte der neuen Benz-Topsysteme ist im Gegensatz zu den günstigeren Modellen nicht aus Aluminium, sondern aus Messing. Das führt aber zu einem deutlich höheren Eigengewicht. Vor allem beim Benz Micro LP S sollte die effektive Tonarmmasse nicht über 13 Gramm liegen, damit eine Tiefenresonanz unter 8 Hertz nicht zu Problemen führt. Vor allem aber gilt es zu beachten: Das hohe Eigengewicht erfordert besonders schwere Tonarm-Gegengewichte zum Ausbalancieren. So war auch das Gegengewicht des Referenz-Tonarms Linn Ekos SE fast schon zu leicht.

Als Schliff entschied sich Lukaschek für Micro-Ridge mit Verrundungen von 3 x 60 μm. Dieser Nadel attestiert er eine lange Laufzeit von über 1500 Stunden.
Lyrische Fähigkeiten
Im Hörraum waren die Tester gleich von den klanglichen Fähigkeiten der neuen Benz-Brüder entzückt. Dabei folgten sie an der Referenz-Phonostufe Naim Superline nicht ganz der Empfehlung Lukascheks. Sie empfanden das Klangbild bei einem Abschlusswiderstand von 1 Kiloohm etwas harmonischer und zusammenhängender als mit 47 kOhm. So gefiel das Benz Micro LP S mit warmen Farben sowie einer beeindruckend weiten und tiefen Raumdarstellung.
Dazu gesellte sich eine Eigenschaft, die nur ganz hervorragende Tondosen besitzen - in leisen Passagen nicht nur durchhörbar zu bleiben, sondern eine Spannung aufzubauen. Ungemein eindrücklich und intensiv kam der leise Beginn der Ouvertüre zu Wagners Tannhäuser (Georg Solti, Wiener Philharmoniker, Decca) rüber. Als das Crescendo dann zum Forte führte, hatten die Tester zuerst nichts zu bemängeln.
Doch danach bewies das konkurrierende Benz Micro Gullwing SLR noch eine Spur mehr Übersicht; es konnte die einzelnen Instrumente klarer voneinander abgrenzen. Dies konterte das Benz LP S mit etwas mehr Bassdruck. Dem Ausflug in die Tiefe fehlten aber ein wenig die Konturen des Gullwing SLR oder gar der stereoplay-Referenz Lyra Kleos .

Mit diesem Abtaster zog das Benz Micro Gullwing SLR gleich. Das Lyra Kleos bot zwar noch einen Hauch mehr Plastizität, eine genauere Fokussierung einzelner Instrumente und ließ Pizzikati mehr schnalzen. Dagegen setzte sich das Benz mit einer minimal sonoreren Wiedergabe zur Wehr, Männerstimmen etwa wirkten imposanter. Überhaupt war es erstaunlich, wie selbstverständlich das Gullwing SLR Töne miteinander verband. Das Lyra Kleos behauptete seinen Referenzstatus mit etwas höherer Antrittsgeschwindigkeit.
Beide Benz-Brüder schaffen die gleiche Punktzahl. Das Gullwing SLR wird wegen der etwas besseren Durchhörbarkeit Co-Referenz.
Fazit
Der Kampf ging fast unentschieden aus. Wie das bei Brüdern so ist: Es gibt Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede. Das Benz Micro LP S gefiel mit dezent druckvollerem Bass und leicht wärmeren Farben. Dafür bietet das Gullwing SLR eine größere Durchhörbarkeit in komplexen Passagen, die etwas schärfere Abbildung sowie minimal feinere Hochtonauflösung. Beide Systeme erreichen unterm Strich dieselbe Punktzahl, aber das Gullwing SLR darf sich Co-Referenz nennen.
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