Vergleichstest Lautsprecher Elac BS 244, Harbeth HL Compact 7 ES 3, Sonus Faber Auditor M, Sonics Anima S 2
Mit einem Großaufgebot an Physik und Messtechnik streben hoch angesehene Hersteller nach neuen Klangrekorden. Doch für echte Meisterwerke braucht es mehr: Intuition und Erfahrung wie bei diesen vier Kompakt-Lautsprechern die zwischen 1340 und 3700 Euro das Paar kosten.

Bisweilen wünschte ich mir, ein Vergleichstest wie dieser hätte Kühlschränke zum Thema. Nüchterne, weiße Behältnisse, deren Qualität sich mit einigen wenigen Eigenschaften vollauf beschreiben ließe: Stromverbrauch, nutzbares Volumen und Lärmpegel. Dazu ein paar Worte über Verarbeitung und Handhabung.
Den Testsieger könnte ein Computerprogramm ermitteln, indem es die Messwerte addiert und in Relation zum Kaufpreis setzt. Einen Schreiberling wie mich, der die Produkte erklärt und kommentiert, der hört und beschreibt, der womöglich noch Alternativen aufzeigt und Tipps für die Praxis gibt, den könnte man so glatt einsparen.Wir aber haben es mit hochgezüchteten Schallwandlern zu tun, deren Klangqualität sich über Messwerte wie Wattbedarf oder Schalldruckkurven nur ansatzweise beschreiben lässt. Frequenzgangkurven beispielsweise sind abhängig von Raumwinkel und Entfernung. Wie sie idealerweise auszusehen haben, dazu gibt es keine hundertprozentigen Festlegungen.
Ähnlich sieht es bei Verzerrungen aus. Grundsätzlich gilt "je weniger, desto besser", dennoch kann eine rechnerisch bessere Box mit prozentual geringerem Klirr schlechter klingen als eine andere mit höheren Werten, deren Spektrum eine günstigere Zusammensetzung aufweist. Mehr zur Messtechnik bei Lautsprechern im Kasten auf der nächsten Seite.
Eigenschaften wie Räumlichkeit oder Feindynamik lassen sich durch Messungen nur schwer bis gar nicht erfassen; ein ausführlicher Hörtest ist daher nach wie vor um Welten aufschlussreicher als jede Kurvendiskussion.Vor dem gleichen Dilemma stehen die Hersteller hochwertiger Schallwandler, zumal es Boxen mit ordentlichen Grundtugenden wie erträglichen Verzerrungen und halbwegs linearen Frequenzgängen schon für wenige hundert Euro gibt.
Der Mehrwert unserer vier Edellautsprecher (Preise zwischen 1340 und 3700 Euro pro Paar) steckt in einer ausge-fuchsten Gesamtabstimmung und der Verwendung besonders raffinierter Materialien, deren Einsatz sich nicht zwangsläufig in signifikant besseren Messwerten niederschlagen muss.
Die entscheidenden Hörvergleiche absolvierte die Sonus Faber auf dem Originalständer (siehe Foto rechts), die anderen drei erhielten leihweise Stative aus dem Fundus der Redaktion. Den niedrigsten bekam die großgewachsene Harbeth untergeschoben, sodass alle Hochtöner annähernd auf gleicher Höhe lagen.
Fazit
Einmal mehr bestätigt dieser Test, was Highender immer gewusst haben: Vermeintlich objektive Messwerte sind im Boxenbau keineswegs alles. Gewiss gestatten Frequenzgänge und Klirrdiagramme dem, der damit umzugehen weiß, gewisse Rückschlüsse auf den Klang, doch aus den Diagrammen lässt sich keineswegs alles ablesen.
Dass zum Beispiel die Sonus Faber räumlich von den vier mit Abstand am genauesten klingt, dafür liefert die heute verfügbare Messtechnik so gut wie keine Anhaltspunkte. Bis feinere Methoden entwickelt sind (stereoplay arbeitet daran), bleibt den Herstellern nur eines: hören, verändern und wieder hören. Bei Massenprodukten mögen Simulationen reichen, wahre Klangkunst aber bedarf der Hand eines erfahrenen Entwicklers. Welche also nehmen? Preisbewusste fackeln nicht lange und greifen zur Elac. Individualisten sind bei Harbeth und Sonics zuhause. Genießer weiß Sonus Faber am besten zu umgarnen: Auditor M, ein Fest für die Sinne.