Vergleichstest
Vier besondere Kompaktboxen zwischen 600-1500 Euro
Tieftöner, darüber Hochtöner, Bassreflex - die meisten Kompaktboxen folgen demselben Strickmuster. Nicht so diese pfiffigen Vier. Klar, KEF kommt mit einem Koax im kleinen Gehäuse und Klipsch mit einem Hochtonhorn - das klingt noch relativ vertraut. Aber ATC lässt mit einem geschlossenen Gehäuse schon mehr aufhorchen. Den Vogel schießt jedoch PMC ab - mit der kleinsten Transmissionline der Welt.
- Vier besondere Kompaktboxen zwischen 600-1500 Euro
- Gehäuseprinzipien


Warum die meisten Kompaktboxen nach dem gleichen Prinzip aufgebaut sind, ist leicht erklärt: Die 2-Wege-Bassreflexkonstruktion ist ausgereift, hat Allrounder-Qualitäten, und die meisten Chassis harmonieren gut mit dieser Variante.
Doch es gibt gute Gründe, ausgetretene Pfade zu verlassen: Wer maximal präzisen Bass möchte, wird mit einem geschlossenen Gehäuse oder einer Transmissionline womöglich glücklicher als mit einem Bassreflex. Ebenso schreibt man Hörnern dynamische Überlegenheit zu, Koaxialtöner punkten dagegen traditionell mit homogenem Abstrahlverhalten und bester Räumlichkeit.

Die Hersteller, die solche Kompaktboxen mit dem gewissen Extra bieten möchten, müssen entwicklungstechnisch aus dem Vollen schöpfen können: Ohne jahrelange Grundlagenforschung und eigene Chassiskonstruktion geht dabei nichts.
Dass die Ergebnisse überzeugen können, wollen die vier Kandidaten im AUDIO-Test beweisen. Neben den speziellen Qualitäten jeder Konstruktion prüften die Redakteure auch die Vielseitigkeit der kleinen Exoten - und konnten erstaunliche Qualitäten vermelden.

Messen und Hören
Ausgerechnet die KEF Q 300 erweist sich in der ebenso prestige- wie aussageträchtigen Frequenzgangmessung als leuchtendes Vorbild. Mit 100 Dezibel Maximalpegel und 44 Hz unterer Grenzfrequenz gibt sie aber auch in den "groben" Disziplinen ein gutes Bild ab. In der Praxis geht sie allerdings nicht ganz so laut wie andere 100dB-Boxen, was vermutlich im etwas erhöhten Grundtonklirr begründet sein könnte.
Die Klipsch dagegen punktet in den Kategorien Kennschalldruck und Maximalpegel und übertrifft subjektiv ihre schon beeindruckenden Messwerte: 87 dB aus einem Watt und maximale 104,5 dB sind hervorragend, wenn man zugleich den tiefen Bass (44 Hz) in Betracht zieht. Bedenken sollte man allerdings, dass ihre Impedanz bis 3 Ohm hinab geht und deutlich schwankt - nur ein stabiler Amp nutzt die vorgenannten Reserven auch in der Praxis wirklich aus.

Der Gegenpart ist die PMC DB 1 i: Sie setzte 2 Volt Eingangsspannung nur in knapp 80 dB SPL um und war offensichtlich wegen eines Auslöschungsproblems im Oberbass auch bei 95dB rechnerisch limitiert. In der Praxis ist beides unproblematisch, zumal die Box viel weniger Strom vom Amp zieht (sie erreicht fast die 8Ohm-Spezifikationen) und im Tiefbass subjektiv dynamischer klingt.
Die ATC SCM11 straft Vorurteile über geschlossene Gehäuse Lügen, bietet sie doch hervorragende 104 dB Maximalpegel und 46 Hz Tiefgang. Nur ihre Empfindlichkeit gehört mit 78,6 dB zu den niedrigsten ihrer Klasse.
Fazit von Malte Ruhnke
Wer sich für einen Spezialisten entscheidet, darf auch spezielle Qualitäten erwarten. Dass die horngeladene Klipsch rockt und drückt wie kaum eine andere Kompakte, ist keine Überraschung. Die audiophile Abstimmung der kleinen KEF schon eher, die in Kombination mit einem Sub so mancher großen Highend-Box gefährlich wird.
Spezieller ist die PMC: Nicht jeder wird ihre leise-dezente Art lieben, doch für Bewohner hellhöriger Häuser und Liebhaber alter Verstärker wie kleiner Röhren ist sie ein absoluter Geheimtipp. Dürfte ich wählen, so würde ich persönlich die ATC nehmen: Selten wurde die Präzision eines Monitors und die Stimmschönheit eines High-End-Speakers so vollendet vereint.