Glasfaser-Report 2024: Der Markt
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Zum schwieriger gewordenen Marktumfeld kommen die klassischen Probleme hinzu, die die Glasfaserwelt schon seit Jahren beschäftigen. Doch es gibt auch Lösungsansätze....
Zum schwieriger gewordenen Marktumfeld kommen die klassischen Probleme hinzu, die die Glasfaserwelt schon seit Jahren beschäftigen. Doch es gibt auch Lösungsansätze.
Der deutsche Glasfasermarkt ist ein Flickenteppich. Rund 250 Fiber-Netzbetreiber zählt etwa der Bundesverband Breitbandkommunikation Breko – darunter rund 90 Stadtwerke. Der Verband charakterisiert den Glasfaserausbau als regionales Projektgeschäft. Dabei sind die meisten Interessenten schon froh, wenn es zumindest einen regionalen Anbieter gibt, der ihre Adresse mit Glasfaser versorgen will – das gilt vor allem im ländlichen Raum, aber oft auch in der Stadt.
Ob das dann aber wirklich klappt, hängt nicht selten von der Vorerkundung ab – kommen nicht genügend Interessenten vor Ort zusammen, die sich zur Buchung eines Fiber-Anschlusses bereit erklären, rutscht ein Ausbauprojekt auch schon mal wieder auf der Liste des Anbieters nach hinten.
Dass vor allem kleinere Glasfaser-Netzbetreiber durch die Inflation, massiv gestiegene Baukosten und hohe Energiepreise zunehmend unter Druck geraten, macht die Sache nicht besser. Hinzu kommt, dass die Bundesregierung den Glasfaserausbau an Orten, wo privatwirtschaftlicher Ausbau allein nicht kostendeckend möglich ist, zwar grundsätzlich fördert. Doch knappe Haushalte machen auch dies perspektivisch schwieriger. Selbst für große Player wie die Telekom oder die Deutsche Glasfaser wird das Geschäft unter solchen Rahmenbedingungen härter.
Problem-Dauerbrenner
Hinzu kommt eine Reihe von Problemen, die in der Glasfaserwelt schon beinah als Klassiker gelten dürfen: etwa der Dauerstreit ums Thema Überbau (siehe unten). Oder die bürokratischen Hürden rund um Baugenehmigungen, die von der Ausbauabsicht über den notwendigen Tiefbau bis zum tatsächlichen Anschluss interessierter Kunden oft mehrere Jahre verstreichen lassen.
Die Netzbetreiber drängen darauf, den Ausbau auch durch alternative Verlegemethoden wie „Trenching“ zu beschleunigen und zu verbilligen. Dabei wird nur ein schmaler Schlitz in den Straßen- oder Gehsteigbelag gefräst, um Leerrohre und Glasfaserkabel in wenigen Zentimetern Tiefe zu verlegen – sofern die zuständigen es Behörden genehmigen. Aus der Branche ist zu hören, dass dies sehr viel seltener der Fall ist, als von den Anbietern erhofft und beantragt.
Gern wird in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass Staaten wie Südkorea und Singapur auch deshalb bei der Glasfaserversorgung vorne liegen, weil dort keine akribischen deutschen Bauvorschriften gelten und ein Hausanschluss auch mal frei verkabelt erfolgt.
Info: Streitthema Überbau
Das Thema ist fast so alt wie der Glasfaserausbau an sich: Gerade kleinere lokale Provider klagen darüber, dass an Orten, die sie erschließen, schnell die Telekom nachziehe, dort ebenfalls ausbaue und dem privaten Konkurrenten Kunden abjage. Die Bonner wiederum kontern, dies treffe nur in einer sehr kleinen Zahl von Fällen zu und sei keineswegs eine übergreifende Strategie. Die Bundesnetzagentur hat 2023 eine Monitoring- und Clearing-Stelle eingerichtet, die solche Fälle sammeln und analysieren soll. Das Ergebnis ist noch offen.
Technische Detailfragen
Ein weiteres Dauerthema in der Branche ist die Frage, wie auf einmal verlegten Fasern mehr Wettbewerb ermöglicht werden kann. Ein Lösungsvorschlag heißt „Open Access“ – Netzbetreiber sollen Mitbewerbern gegen Bezahlung Zugang zu ihren Glasfasern und somit Kunden gewähren.
Der Teufel liegt hier wie üblich im Detail – etwa bei den Kosten für einen solchen Zugang: Während der Betreiber sie nicht wesentlich unter seinen eigenen Endkundentarifen ansetzen will, ist das Modell für Drittanbieter natürlich nur mit kräftigem Preisabschlag sinnvoll.
Und auch bei der technischen Umsetzung gibt es durchaus unterschiedliche Vorstellungen – von den genauen Zuständigkeiten bei der Entstörung bis zu der Frage, auf welcher Ebene der Netzwerkprotokolle der Zugang erfolgen soll. Die Fachdiskussion dreht sich dann um „Layer 2“ (Zugangsnetz) oder „Layer 3“ (Kernnetz) und andere Aspekte.
Deshalb bevorzugen wieder andere Anbieter das Modell „Dark Fiber“ – den direkten Zugang zur Faser, um dort eigene Lasersignale einzuspeisen. Ein Lichtblick: Zumindest die rund 250 Breko-Mitglieder haben sich in einem Positionspapier auf die wichtigsten Eckdaten zu „Open Access“ verständigt.
Info: Die Realitäten des Glasfasermarkts
Zum Glasfaserausbau kursieren viele unterschiedliche Zahlen. Anbieter nennen gern die „Homes passed“ – die Anzahl der Haushalte, an denen ihre Netze grundsätzlich vorbeiführen. Doch deren tatsächlicher Anschluss („Homes Connected“) ist teuer – je nach Bauaufwand kommen schnell mehrere tausende Euro pro Haushalt zusammen.

Die müssen sich dann erst mal amortisieren – was angesichts der Tatsache, dass wiederum nur jeder zweite angeschlossene Haushalt ("Homes activated") auch wirklich einen Glasfaservertrag abschließt, oft umso schwieriger ist.