Glasfaser-Ratgeber: Antworten zu technischen & rechtlichen Fragen
Der Gebäudeanschluss ist beim Glasfaserausbau nur der erste Schritt. Danach stellen sich viele praktische Fragen zu Leitungswegen, Anschlusstechnik und auch rechtlichen Bedingungen. connect liefert Antworten.

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- Glasfaser: FAQ Recht
Es ist kompliziert: In der öffentlichen Diskussion dreht sich die Frage um den Glasfaserausbau meist vor allem darum, wo ein entsprechender Anschluss überhaupt zur Verfügung steht. Dabei ist das nur die erste Hürde, die Kunden vor der schnellen und stabilen Internet-Nutzung via Fiber nehmen müs...
Es ist kompliziert: In der öffentlichen Diskussion dreht sich die Frage um den Glasfaserausbau meist vor allem darum, wo ein entsprechender Anschluss überhaupt zur Verfügung steht. Dabei ist das nur die erste Hürde, die Kunden vor der schnellen und stabilen Internet-Nutzung via Fiber nehmen müssen. Denn auch nach dem Gebäudeanschluss können sich Interessenten mit jeder Menge technischer und zum Teil auch rechtlicher Themen konfrontiert sehen.
Einen Eindruck von deren Bandbreite geben einige Fragen, die in jüngerer Zeit in der connect-Redaktion aufgeschlagen sind: Da gibt es die Mieterin, die einen FTTH-Anschluss haben möchte und dies im Vorfeld mit Vermieter und Hausverwaltung abgeklärt hat. Am Tag der Installation stellt der beauftragte Techniker fest, dass er die Faser nur durchs Treppenhaus des Mehrfamilienhauses führen kann. Dieses Ansinnen stoppt jedoch live vor Ort eine erboste Nachbarin, die in der Aufputzverlegung eher eine Wertminderung ihres Mit-Eigentums sieht. Der Techniker zieht wieder ab, das weitere Vorgehen muss bis zur nächsten Eigen tümerversammlung im Sommer warten – mit unklarem Ausgang.
Aber auch in Einfamilienhäusern ist die Situation keineswegs immer problemlos. Wie zum Beispiel der frisch gebackene Hausbesitzer belegt, der seine Immobilie gerade aufwendig saniert, in diesem Zuge gleich einen Glasfaseranschluss legen ließ – aber erst im Nachhinein über die Frage stolperte, wie denn die zur Vermietung vorgesehene Einliegerwohnung mit Internet versorgt werden soll. Denn das erfordert einen zweiten Anschluss – den Mieter über die eigene Leitung mitsurfen zu lassen ist aus rechtlichen Gründen keine Option.
Eine andere häufig gestellte Frage, die Besitzer und Bewohner von Häusern wie Wohnungen gleichermaßen beschäftigt: Wie geht es eigentlich ab dem Keller oder Hausflur weiter zum gewünschten Aufstellungsort des Routers? Gerade weil dieser üblicherweise auch WLAN-Zentrale ist, ist es eher die Ausnahme als die Regel, dass sein idealer Standort in unmittelbarer Nähe der Glasfaser-Dose liegt.

Die Inhouse-Verkabelung ist ein Riesenthema
„Willkommen in meiner Welt“ schmunzelt Klaus Müller, Glasfaser-Chef bei der Deutschen Telekom. Der connect-Redaktion stand der Experte bei unseren Recherchen zum Thema als einer von mehreren Ansprechpartnern zur Verfügung.
Den eingangs erwähnten Hauskäufer kann er gleich beruhigen: Beim neuen Anschluss eines Einfamilienhauses verlegt die Telekom standardmäßig vier Glasfasern. Ihre Kosten spielen im Vergleich zu den Baumaßnahmen praktisch keine Rolle – und die zusätzlich ins Haus geführten Fasern sind genau für derartige Fälle sowie als technisches Backup gedacht. Andere Glasfaseranbieter handhaben dies ähnlich – das Minimum sind zwei Fasern. Auch in Mehrfamilienhäuser werde ein großzügiges Plus ans Ersatz-Glasfasern verlegt.

Der größte Teil aller weiteren Fragen dreht sich um den Komplex Inhouse-Verkabelung – nach übereinstimmender Einschätzung aller Experten, mit denen connect gesprochen hat, ein Riesenthema.
Im Detail ist dabei der Ist-Zustand vor der Installation des Glasfaseranschlusses oder der -anschlüsse relevant. Weil in größeren Mehrfamilienhäusern die Eigentümer( gemeinschaften) beziehungsweise Wohnungsbaugesellschaften für die Leitungsführung innerhalb des Gebäudes verantwortlich sind, kommt es ein wenig auf deren Investitionsbereitschaft und Technikaffinität an: Ideal ist eine Verlegung von Glasfasern in jede einzelne Wohnung, alternativ die Fortführung des Breitbandanschlusses per LAN-Verkabelung. Beides ist in Bestandsimmobilien kaum zu finden. Im besten Fall gibt es Leerrohre, durch die die Glasfasern laufen können.
Sie sind im Übrigen auch der wichtigste Tipp des Telekom-Experten Klaus Müller an jeden, der bei einem Umbau oder im Rahmen der baulichen Gegebenheiten den späteren Anschluss ans Glasfasernetz vorbereiten will. „Sind ausreichend dimensionierte Leerrohre vorhanden, ist das Durchführen von Glasfasern für die beauftragten Techniker meist eine leichte Übung“, sagt Müller. Das erleichtert die Installation eines Teilnehmeranschlusses zum Beispiel in einer Wohnung dann ebenso wie die Inhouse-Weiterleitung der Glasfaser unabhängig vom Gebäudetyp.

Wenn Leerrohre allerdings partout keine Option sind, beginnt die Suche nach Alternativen. Das können im günstigsten Fall stillgelegte Kamine oder frühere Installationsschächte sein. Allerdings stehen mancher Idee auch Bauvorschriften entgegen – Aufzugsschächte kommen zum Beispiel nicht infrage. Zudem dürfen aus Brandschutzgründen Glasfasern nicht parallel zu Stromleitungen verlegt werden.
„Diese Fragen klärt man idealerweise schon im Vorfeld mit dem Glasfaseranbieter“, lautet der zentrale Tipp von Henning Kroll. Er ist Produktmanager für Fiber Access Devices bei AVM und in dieser Funktion ebenfalls täglich mit praktischen Fragen der Glasfasernutzung konfrontiert. Denn wenn bauliche Schwierigkeiten erst an dem Tag zutage treten, an dem der Techniker den Anschluss verlegen will, ist das in den meisten Fällen zu spät.

Klebesets versprechen unauffälligere Verlegung
Nachdem die Glasfaseranbieter über die Jahre einschlägige Erfahrungen gemacht haben, versuchen sie aber selbst, typische Probleme bereits bei der Vorbereitung auszuräumen. Deshalb ist an sich vor dem Installationstermin eine Vorerkundung vorgesehen – ein Besichtigungstermin, bei dem Leitungswege und technische Optionen besprochen und abgestimmt werden.
In der Zeit zwischen diesem Termin und der eigentlichen Installation haben die Eigentümer dann die Möglichkeit, auf Wunsch und nach Absprache mit dem Glasfaseranbieter selbst aktiv zu werden – zum Beispiel durch Einbau der von Telekom-Fachmann Klaus Müller empfohlenen Leerrohre oder, falls dies aus baulichen Gründen nicht möglich ist, durch Beauftragung eines Elektrikers.
Ein Lichtblick für Fälle, in denen an der Aufputz-Installation kein Weg vorbeiführt, sind neuartige Verlege-Kits, bei denen die Glasfaser direkt in Mauerecken geklebt werden kann. Zwar sind dabei die bei Glasfasern etwas kritischen Biegeradien zu beachten, aber im Ergebnis bleibt die Kabelführung deutlich unauffälliger als mit Kabelkanälen. Bis diese neuen Klebesets auch bei den großen Anbietern zur Verfügung stehen, könnte es jedoch noch ein wenig dauern – schließlich müssen sie in Konzernen erst noch diverse Prüfrunden und Freigaben absolvieren. Doch wenn ein solches Set zur Inhouse-Weiterleitung vom Eigentümer oder einem von ihm beauftragten Handwerker installiert wurde, wird sich der Techniker des Netzbetreibers in der Regel nicht sperren, die von ihm zugeführte Glasfaserleitung damit zu verbinden.

Auch Do-it-yourself bleibt eine Option
AVM-Produktmanager Hennig Kroll rät in diesem Zusammenhang Selber-Machern, keinen übertriebenen Respekt vor der Glasfasertechnik zu haben. Wer früher schon Telefon- oder Koaxkabel selbst durch sein Haus oder seine Wohnung gezogen hat, wird das mit ein wenig Vorsicht auch mit einer Glasfaser hinbekommen. Zumal entsprechende Verlege-Sets im Online-Handel für niedrige zweistellige Beträge zu bekommen sind. „Wer die Glasfaser nicht gerade im 90-Grad-Winkel um eine Mauerecke zwingt, braucht auch vor dem Thema Biegeradien keine allzu große Angst zu haben“, beruhigt Kroll.
Für die Dämpfung, die entscheidenden Einfluss auf die auf der Faser übertragbaren Datenraten hat, sei die Sauberkeit der Glasfaser-Stecker viel wichtiger, betont der AVM-Experte. Dies sollte man auch besonders beachten, wenn die Lichtleiter-Stecker von zwei Glasfaserkabeln mit einem Kupplungs-Stück verbunden werden. Auch dies ist bei Bedarf aber grundsätzlich möglich, die entsprechenden Kupplungen finden sich ebenfalls für kleines Geld in einschlägigen Online-Shops.

Speziallösungen für Spezialfälle
Eine Glasfaser vom Hausanschluss zum Glasfaser-Router zu verlegen, ist die technisch beste und zukunftssicherste Lösung. Wo sie aus baulichen Gründen ausscheidet, bietet der Markt aber eine ganze Reihe an Alternativen. Sie basieren in der Regel darauf, das in der Nähe der Glasfaserdose installierte Fiber-Modem via LAN mit dem Router zu verbinden. Das geht natürlich mit Ethernet-Kabeln – vor allem, wenn diese bereits verlegt sind. Wobei AVM-Fachmann Henning Kroll darauf hinweist, dass unter Umständen auch wieder eine „Rückleitung“ nötig werden kann – etwa, wenn weitere vom Router zu versorgende LAN-Infrastruktur wie ein Switch wiederum im Keller installiert ist.
Eine Alternative zu Ethernet-Kabeln, die manche Hausverkabelungsprobleme lösen kann, bietet der Aachener Hersteller Devolo bereits seit Ende 2021 an: Seine „Giga Bridge“ nutzt anderweitig nicht mehr benötigte Telefon- oder Koaxialkabel zum Netzwerk-Datentransport. Auf diesen Leitungen dürfen keine anderen Signale mehr laufen, doch wenn dies gewährleistet ist, lassen sich Datenraten nahe 1 Gbit/s darauf erreichen. Devolo bietet Starterkits für Koax- oder Telefon-Doppeladern für 220 Euro an, Erweiterungsadapter gibt es zum Preis von 130 Euro. Da das System sogar Punkt-zu-Multipunkt-Verkabelungen erlaubt, kann es schon vorhandene Gebäudeinstallationen flexibel nutzen.

Wie lassen sich rechtliche Fragen klären?
Technisch steht also doch eine recht große Bandbreite an Lösungen zur Wahl – egal, ob die Installation letztlich durch den Netzbetreiber, durch einen vom Nutzer beziehungsweise Eigentümer beauftragten Handwerker oder im Do-it-yourself-Verfahren erfolgt. Dennoch zeigt unser eingangs genanntes Beispiel der Mieterin mit ihrer erbosten Nachbarin, dass bisweilen auch rechtliche Fragen in den Fokus rücken. Neben Unstimmigkeiten zwischen Mieter und Eigentümer sowie innerhalb von Eigentümergemeinschaften gibt es ein weiteres häufiges Konfliktfeld: den Übergang vom alten zum neuen Internetanbieter sowie Probleme mit unterschriebenen Verträgen, wenn der geplante Glasfaserausbau doch nicht stattfindet.
Bevor solche Auseinandersetzungen beim Anwalt landen, ist die Verbraucherzentrale eine sehr empfehlenswerte Anlaufstelle (www.verbraucherzentrale.de). Auf ihrer Website finden sich auch Fragen und Antworten, an denen auch wir uns vor allem für unsere „FAQ Recht“ orientiert haben. Die dort beschriebenen gesetzlichen Grundlagen geben schon mal Orientierung. Zu konkreten Fällen bietet die Institution in ihren bundesweiten Niederlassungen auch individuelle Beratungen an. Die Standorte und die Kontaktinformationen für die Terminbuchung finden sich auf der oben genannten Webseite im Bereich „Beratung“.

Fast alles lässt sich lösen
Bei allen technischen und rechtlichen Herausforderungen sollte aber auch klar sein: Praktisch alle davon lassen sich mit ein bisschen gutem Willen beziehungsweise sinnvoll geplantem Vorgehen und dem Einsatz geeigneter Technik lösen. Dass der Glasfaserausbau in Deutschland vorankommt, ist sowohl gesamtgesellschaftlich von höchster Wichtigkeit als auch im Sinne jedes einzelnen Kunden. Ein paar kleinere Hürden sollten und dürfen dies nicht aufhalten.