Strom
Hörbar in Ausnahmen
- Report: Wie gefährlich ist Netzklirr tatsächlich?
- Dreck auf Knopfdruck
- Hörbar in Ausnahmen
- Ärgerlich: Trafo-Brumm
- Der Versuchsaufbau
- Meinungen
In dem Testmodus, der auch fürs Leserforum zum Einsatz kam, durften die Probanden zunächst einen offenen Durchgang hören, in dem sie wussten, wann der saubere und wann der belastete Strom die Anlage speiste. Danach wurde gewürfelt und eine A-B-A-B-Folge blind gehört. Die Zuordnung, was nun A und was B war, fiel allen Hörern extrem schwer. Mit einer Voll-Röhrenkette (Bild rechts) schaffte der Autor dieses Textes immerhin vier von fünf Richtigen, was statistisch aber nicht ausreicht, zumal ein anderer Hörer A und B genau umgekehrt bewertete und ein Dritter irgendwo dazwischen lag.

Klare Netzeinflüsse, die auch einen Blindtest überstanden, zeigten lediglich Geräte, die besonders "direkt" am Netz saugen. Dazu zählen Plattenspieler mit einfachen Motorsteuerungen, deren Synchronmotoren praktisch mit unbehandeltem Wechselstrom laufen. Sie klangen mit sauberem Strom tatsächlich besser - ein Effekt, den sich die Hersteller seit jeher zunutze machen. Das Lingo-Netzteil für den Linn LP 12 zum Beispiel ist im Prinzip nichts anderes als eine miniaturisierte, auf Klirrarmut optimierte Version des hier eingesetzten Labornetzteils, also ein präziser Oszillator plus Verstärker.
Auch Röhren-Amps konnten etwas deutlicher auf Netzklirr reagieren. Der ebenso fabelhaft klingende wie puristisch konstruierte Pure Sound A 30 quittierte heftig belasteten Netzstrom mit erhöhten Rausch- und Brumm-Emissionen über die angeschlossenen Lautsprecher - wenn man ihnen mit dem Ohr am Hochtöner nachspürte. Je mehr Komponenten in der Kette waren, desto eher konnten sich in der Summe aller Einzel- und Wechselwirkungen sogar ohne besondere Anstrengungen hörbare Störungen manifestieren. Die Kette aus Pure Sound, Pro-Ject Tube Box SE (Röhren-Phonostufe) und einem Transrotor Zet 1 mit Rega-Arm und Ortofon-MC zeigte sich durch sieben Prozent Netzklirr tatsächlich beeinträchtigt: Vor allem, wenn die Phonokabel nachlässig in der Nähe der 16-Volt-Leitung zwischen Steckernetzteil und Tube Box verlegt waren, stieg der Brumm- und Rauschpegel während dem Wechsel vom sauberen auf das künstlich verdreckte Netz deutlich an.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich um eine extrem empfindliche Kette und einen extremen Unterschied in der Netzbelastung handelte: 0,05 Prozent gegen 7 Prozent. Der untere Wert lässt sich auch mit dem besten HiFi-Zubehör nie erreichen; der obere liegt um den Faktor 2 bis 3 über allem, was in der Realität vorkommt.