Strom sparen
So finden Sie Stromfresser im Haushalt
Altgeräte, Standby, Fritzbox im Dauereinsatz: Das Haus ist voller versteckter Stromverbraucher, die die Ökobilanz verhageln. Wann lohnt sich ein Gerätetausch und was nutzen Smart-Home-Lösungen zum Strom sparen?

Seit drei Jahren ist das Smart Home in aller Munde: Eine intelligente Steuerung von Beleuchtung, Beheizung, Beschattung und gegebenenfalls Klimatisierung soll die Kosten für Strom und Heizung massiv senken. Doch der unbedachte Einsatz von Hausautomations-Hardware kann im Gegenteil durch neue, kleine Verbraucher die Energiekosten in die Höhe treiben. Wer dagegen mit Bedacht einkauft, zunächst ältere Geräte mit sehr hohem Stromverbrauch ersetzt und dann Dauerverbraucher intelligent steuert, darf sich am Ende des Jahres über eine gefallene Energierechnung freuen.
Mit dem Messgerät auf Spurensuche
Gerade bei Altgeräten schwankt die Leistungsaufnahme enorm – ob beispielsweise ein altes Steckernetzteil oder Handyladegerät ohne Last 0,25 oder 5 Watt benötigt, macht für die Entscheidung, ob ein Austausch sinnvoll ist, einen gewaltigen Unterscheid, ebenso beispielsweise bei Druckern oder Multifunktionsgeräten: Ältere Geräte genehmigen sich oft 5 bis 20 Watt. Während beim 20-Watt-Modell ein Austausch gegen ein Neugerät bereits nach zwei bis drei Jahren lohnt, dürfte sich der Austausch alleine aus Gründen der Energieaufnahme beim 5-Watt-Vertreter über die Lebensdauer des Gerätes nie amortisieren.
Wichtig ist, das Augenmerk zuerst auf Dauerverbraucher zu legen: Eine Waschmaschine mag im Durchschnitt während eines Waschgangs mehrere Hundert Watt Leistung aufnehmen, läuft aber im Schnitt in den meisten Haushalten nur fünfmal pro Woche. Unterm Strich stehen bei einem Altgerät 300 kWh den 150 kWh eines A+++-Neugeräts gegenüber – eine Ersparnis von gerade einmal 45 Euro. In einem Pärchenhaushalt ohne Kinder mag sich der Umfang der gewaschenen Wäsche halbieren. Das macht eine Neuanschaffung primär aus Gründen der Kostenbilanz meist hinfällig.
Anders sieht es bei Kühlschränken oder Kühl-Gefrier-Kombinationen aus: Diese befinden sich mit bis zu 90 Watt Leistungsaufnahme im Dauerbetrieb. Gelingt es, ein solches Gerät durch eines mit 20 Watt (A++ oder A+++) zu ersetzen, beträgt die Ersparnis rund 180 Euro!

Diese Liste kann beliebig fortgesetzt werden: Fön, Staubsauger, Herd oder Toaster mögen massive Leistungsaufnahmen haben – die große Platte eines Herdes oft 3500 Watt –, befinden sich aber nur für verhältnismäßig kurze Zeit im Betrieb. Sparen lässt sich hier also eher über die eigene Aufmerksamkeit, beispielsweise durch rechtzeitiges Abschalten und Ausnutzen der Restwärme oder die Verringerung der Wärmeabstrahlung beispielsweise durch die Auswahl der richtigen Topfgröße.
Dauerverbraucher zuerst!
Daher sollten Sie zunächst die Leistungsaufnahme der Geräte bestimmen, die sich ständig im Betrieb befinden, anschließend die Standby-Leistungsaufnahme aller vor 2010 angeschafften Geräte. Schließlich können Sie sich den zwischen 2010 und 2014 angeschafften Stücken widmen, auch wenn bei diesen kaum Überraschungen zu erwarten sind. Zu den Dauerverbrauchern gehören in den meisten Haushalten DSL-Router, WLAN-Accesspoints, Netzwerkswitches und -Repeater, Fernseher sowie Set-Top-Boxen im Bereitschaftszustand. Nach der EU-Richtlinie 2005/32/EG dürfen Geräte im Aus-Zustand seit 2010 maximal 1 Watt, seit 2014 noch 0,5 Watt aufnehmen.
Im Bereitschaftszustand verdoppeln sich die zulässigen Werte. Der Aus-Zustand stellt demnach keine andere Funktion als eine Anschaltmöglichkeit zur Verfügung. Bei einem Fernseher kann der per LED oder Display signalisierte Bereitschaftszustand beispielsweise bedeuten, dass die USB-Videorekorder-Funktion aktiv ist. Stichproben an Geräten zwischen 2010 und 2014 zeigen aber oft Leistungsaufnahmen im Aus-Zustand von 2 bis 3 Watt. Erfreulich ist, dass viele moderne TV-Geräte im Bereich von 0,2 Watt liegen.
Für seine Fritzbox 7390 gibt AVM beispielsweise typische 8 bis 11 Watt im Betrieb an, bei voller Funkleistung das Doppelte. Wer mit der Anpassung von WLAN-Sendeleistung tagsüber und DECT ECO sowie WLAN-Abschaltung nachts arbeitet, drückt das Gerät unter Umständen für acht bis neun Stunden täglich von 18 auf 8 Watt, immerhin eine Ersparnis von rund neun Euro für fünf Minuten Aufwand. Noch mehr lässt sich bei NAS-Geräten rausholen: Dient ein ausgemusterter PC als Familienserver, steht häufig eine Leistungsaufnahme im Idle-Betrieb (Leerlauf) von 80 Watt oder mehr an.
Ein dezidierter Netzwerkspeicher mit ARM- oder Atom-Prozessor dagegen liegt im Bereich von 20 Watt, was sich oft bei Abschaltung der Festplatten bei ausbleibenden Zugriffen auf 10 bis 15 Watt senken lässt. Die jährliche Ersparnis von über 150 Euro macht den Austausch meist sinnvoll. Und selbst wenn die volle Flexibilität eines Servers auf PC-Plattform benötigt wird, ist gerade für den Dauerbetrieb der Neuaufbau mit Augenmerk auf stromsparende Komponenten empfohlen: 15 bis 20 Watt im Leerlauf bei abgeschalteten Festplatten und 25 bis 30 Watt im Betrieb sind kein Hexenwerk – eine Investition von 400 Euro rentiert sich so nach drei Jahren.
Geräte konsolidieren
Ein probates Mittel, Strom zu sparen, ist die Zusammenfassung mehrerer Geräte. Wer den Neukauf eines Kühlschrankes plant, sollte beispielsweise prüfen, ob das Volumen im Gefrierteil ausreicht, um eine separate Gefriertruhe zu ersetzen.
Lesetipp: Energiemanagement im Smart Home
Ähnlich sieht es bei typischer Netzwerkhardware aus: Viele vom Provider bereitgestellte oder separat erworbene DSL-Router wie die Fritzboxen oder die DSL-Router von der Telekom enthalten Telefonanlage und DECT-Basis. So können eine separate ISDN-Anlage und die DECT-Station entfallen – macht je 10 Watt, in der Summe gut 50 Euro Ersparnis jährlich. Auch sollten Sie nachsehen, ob und wie viele USB-Ports Ihr DSL-Router bereitstellt: In vielen Fällen gibt er eine brauchbare NAS ab, oft mit Nutzerverwaltung und Medienstreaming.

Dann stehen die gesparten 20 Watt Leistungsaufnahme der NAS dem Mehrverbrauch von 1 (im Leerlauf) bis 4 Watt (beim Lesen oder Schreiben mit voller Datenrate) gegenüber. Wieder eine Ersparnis von etwa 40 Euro pro Jahr. Ähnliches gilt für Druckerserver: Bietet die NAS oder der DSL-Router einen USB-Port und die entsprechende Software, entfällt ein separater Druckserver oder der Bedarf, einen PC aufzuwecken, wenn von einem anderen Rechner aus etwas gedruckt werden soll.
Mit Zeitschaltuhren ganz einfach sparen
Bei Geräten mit einer Standby-Leistungsaufnahme von 10 Watt oder weniger – seien es nun alte Fernseher, Drucker, Multifunktionsgeräte, WLAN-Accesspoints oder DECT-Repeater, lohnt es sich kaum, die Modelle durch moderne Hardware auszutauschen, die auf 1 Watt oder weniger Leistungsaufnahme kommen. Dennoch lässt sich auch hier viel Energie sparen – durch schlichtes Trennen vom Stromnetz.
Dafür stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: Ein PC mit Peripherie (Monitor, Drucker, externe 3,5-Zoll-Festplatte, Aktivboxen, USB-Hub) kann oft komfortabel per schaltbarer Steckdosenleiste ruhig gestellt werden. Das macht bei etwas älterer Hardware 3 Watt Ersparnis pro Einzelgerät oder in der Summe rund 15 Watt in den Zeiten, in denen der PC nicht läuft. Selbst beim 8-Stunden-Betrieb sind fast 40 Euro gesparte Stromkosten pro Jahr die Folge. Beim Herunterfahren ist darauf zu achten, nach dem Abschalten des PCs zusätzlich den Schalter an der Steckdosenleiste zu betätigen.

Oft sind Zeitschaltuhren ein probates Mittel, die aufgenommene Energiemenge zu senken: Warum sollten beispielsweise im Büro alle Geräte außerhalb der gottlob meist geregelten Geschäftszeiten laufen? Eine elektronische Zeitschaltuhr, die hilft, 30 Watt oder mehr im Leerlauf zu vermeiden, spart rund 50 Euro an Stromkosten. Doch Vorsicht: Ältere oder sehr billige elektronische No-Name-Zeitmesser können sich selbst schon einmal 3 Watt oder mehr genehmigen. Die Verwendung einer alten Zeitschaltuhr zusammen mit modernen Geräten kann daher kontraproduktiv sein.
Lösungen für Fortgeschrittene
Ein wenig aufwendiger ist es, eine komfortable Lösung fürs Home-Entertainment zu finden. Schließlich möchte man sich nicht um 22 Uhr von der Zeitschaltuhr ins Bett schicken lassen, wenn gerade das spannende Ende eines Krimis ansteht. Eine recht kreative Basis für Tüftler bietet hier Belkins WeMo-Switch, der mit dem Dienst If This Than That (IFTTT) kombiniert werden kann. IFTTT erlaubt es, eigene Aktionen zu programmieren.
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Mit etwas Arbeit ist es beispielsweise möglich, werktags die Steckdose, an der das gesamte Home-Entertainment hängt, automatisch anzuschalten, wenn sich das Smartphone wenigstens eines Familienmitglieds im Radius von 500 Metern um die Wohnung befindet – und wieder abzuschalten, wenn nach 23 Uhr die Leistungsaufnahme eine als Idle (Leerlauf) gesetzte Schwelle unterschreitet. Der WeMo Insight Switch benötigt selbst 2 Watt.
Bei den per DECT geschalteten Steckdosen von AVM liegt die Leistungsaufnahme mit rund 1 Watt etwas niedriger. Diese bieten die Möglichkeit, per HTTP-Schnittstelle aktuelle Leistungsdaten auszulesen und Schaltvorgänge zu starten. Wer Lust hat, mit einer Programmiersprache wie Perl oder Python zu arbeiten, kann komplexe Aktionen auf Basis verschiedener Parameter selbst einrichten. Lässt sich die Idle-Zeit des gesamten Home-Entertainments um zwei Drittel reduzieren, haben sich bei 30 Watt Leistungsaufnahme die rund 50 Euro teuren WLAN- oder DECT-Steckdosen nach einem Jahr amortisiert.
Was kann ich mit dem PC sparen?
Auf den ersten Blick mag eine Leistungsaufnahme von rund 300 Watt unter hoher Last (100 bis 200 Watt bei Leerlauf und geringer Last) bei einem etwa zehn Jahre alten PC mit separater Grafikkarte enorm erscheinen, benötigen doch sogenannte Ein-Liter-Rechner wie Intels NUC praktisch nie über 50 Watt, eher 25 Watt. Und sogar moderne PCs mit Core i7 begnügen sich mit gut gewähltem Netzteil mit 25 Watt, wenn alleine der Desktop angezeigt wird, oder 80 Watt bei mittlerer Last. Die im Extremfall zu kalkulierenden 150 Watt Ersparnis sind aber mit den tatsächlichen Nutzungsstunden zu verrechnen: Bei einem wöchentlichen Einsatz von 45 Stunden im Büro über 52 Wochen ergeben sich 351 gesparte Kilowattstunden oder 105 Euro gesparte Stromkosten. Wird der Rechner dagegen nur circa drei Stunden täglich genutzt, bleibt nur noch eine Reduktion um etwa 47 Euro übrig – zu wenig, um einen neuen PC für 300 Euro zu rechtfertigen.

Noch mehr Einsparpotenzial bieten HDMI-Rechner-Sticks wie Intels Compute Stick, die auf Basis von x86-Tablet-Hardware unter Volllast 10 Watt aufnehmen, zudem sind sie mit rund 150 Euro recht günstig und für typische Office-Tätigkeiten und das Surfen im Web ausreichend schnell. Doch diese sind eher im Firmenumfeld interessant, wo viele rechen- und wartungsintensive Anwendungen auf Terminalservern konsolidiert sind.
Im Privatbereich kommen dagegen immer häufiger Notebooks zum Einsatz, mit denen man auch im Bett einen Film fertigschauen kann. Selbst leistungsfähige ältere Modelle benötigen kaum mehr als 80 Watt. Ein modernes Ultrabook mit 25 Watt spart hier bei 20 Stunden wöchentlicher Nutzung gerade einmal 17 Euro pro Jahr.
Kleinverbraucher und Steckernetzteile
Viele Kleinverbraucher laufen heute mit 5 V oder 12 V Gleichspannung, was den Einsatz von Steckernetzteilen erforderlich macht. Bei diesen gibt es teils erhebliche Unterschiede in Wirkungsgrad und Leistungsaufnahme im Leerlauf.

Klar ist: Ein selten genutztes Steckernetzteil auszustecken, das 1 Watt im Leerlauf aufnimmt, spart rund 2,50 Euro pro Jahr. Auch in diesem Bereich hat die EU Initiativen zur Senkung der Leistungsaufnahme ergriffen. Als Folge nehmen die meisten Smartphone-Ladestecker, die seit 2010 Neugeräten beigelegt werden, 0,25 Watt oder weniger auf, einige Geräte geben sich mit 0,03 Watt zufrieden. Bei der Suche nach Energievampiren sollten Sie daher das Hauptaugenmerk auf ältere Geräte legen und nachträglich gekaufte No-Name-Stecker, die 2 Watt oder mehr benötigen – auch aus Gründen des Brandschutzes – durch Markenware austauschen.
Fazit
Energiesparen im Haushalt ist eigentlich einfach, wenn es gelingt, die tatsächlich von einzelnen Geräten benötigte Energie zu ermitteln. In nur wenigen Fällen wie beim erwähnten Kühlschrank ist es sinnvoll, die Neuanschaffung konsequent vorzuziehen. Ähnlich mag es allenfalls bei einer Waschmaschine aussehen, wenn die Geburt eines Kindes Wäscheberge auftürmt. Das Gros der möglichen Einsparmöglichkeiten bieten die Standby-Modi älterer Geräte, denen mit schaltbaren Steckerleisten, Schaltuhren oder Funksteckdosen meist gut beizukommen ist. 150 Euro Einsparung pro Jahr sind bereits ohne nennenswerte Investitionen möglich.