Tipps und Tricks

Schallplatten reinigen: Richtig waschen und pflegen

23.8.2017 von Alexander Rose-Fehling

Schallplatten reinigen gehört zu den Aufgaben audiophiler Zeitgenossen. Wir zeigen, wie Sie LPs richtig waschen und pflegen.

ca. 4:45 Min
Ratgeber
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Musik Platten
Wer alte Schallplatten wieder fit kriegen will, kann diese waschen. Unsere Anleitung gibt Tipps, wie Sie die LPs richtig reinigen.
© DutchScenery / shutterstock.com

Wer kennt das nicht? Die neu erstandene Schallplatte von eBay oder vom Flohmarkt sieht übel aus. Als hätte der Vorbesitzer die LP als Frisbee benutzt, nachdem er ein halbes Hähnchen mit den Händen verspeist hat: Sie ist fettig, klebrig und übersät mit Fingerabdrücken. Nichts, was man seinem Tonabnehmer zumuten sollte, und nichts, was dem Klang förderlich ist. Man muss kein Vinyl-Nerd sein, um zu erkennen, dass das Zeug runter muss. Nur wie?

Es gibt eine pflegerische Grundausstattung, die bei den meisten Schallplattenfreunden in der Nähe des Plattenspielers liegen dürfte: eine Carbonfaser- Plattenbürste. Sie kommt vor jeder Plattenseite zum Einsatz und beseitigt losen Staub.

Wenn der Staub beim Abheben in gerader Linie auf der Platte verbleibt, bietet sich beispielsweise der Analogis De-Duster oder ein ähnliches Produkt an. Man rollt damit über die Platte, und der Staub bleibt ohne Rückstände auf der klebrigen Oberfläche haften.

Immer sauber bleiben

Wer schwerere Fälle erworben hat - dazu gehören auch Schallplatten, die nass abgespielt wurden -, der kommt um eine Nassreinigung nicht herum. Hier kann man manuell ganz gute Ergebnisse erzielen.

Am besten mischt man eine klassische Lösung an (etwa ein Drittel Isopropanol, zwei Drittel destilliertes Wasser und gegebenenfalls ein Tropfen Spülmittel). Damit benetzt man die Platte, etwa mithilfe einer Sprühflasche. Man sollte das Ganze kurz einwirken lassen und dann mit einem fusselfreien Mikrofasertuch abwischen. Die Platte ist dann noch feucht, sodass man am besten ein zweites, trockenes Mikrofasertuch nimmt und die Platte abtrocknet - fertig.

Thorens Carbonfaser-Bürste
Die Grundausstattung zur Plattenreinigung stellt eine Carbonfaser-Bürste dar. Die gibt es ab sechs Euro von diversen Herstellern. Sie entfernt oberflächlichen Staub.
© Thorens

Klassiker

Wer sich schon länger mit Schallplatten und deren Reinigung beschäftigt, ist sicher schon auf ein Mittel namens Discofilm gestoßen. Hierbei handelt es sich um ein an Klebstoff erinnerndes dickes Gel, das in einer Plastikflasche verkauft wird. Discofilm wird mittels eingelassenem Schwamm direkt großzügig auf die Platte aufgetragen. Nachdem das Gel getrocknet ist, kann man es am Stück vorsichtig abziehen: Auch größere Verschmutzungen werden entfernt, die Platte sieht aus wie neu.

Zwei Dinge muss man aber unbedingt beachten, wenn man hinterher keine Discofilm-Reste auf der Platte haben möchte: Man sollte das Gel großzügig und lückenlos bis an den Labelrand auftragen, und man muss es lange trocknen lassen, idealerweise um die 20 Stunden. Nur dann bekommt man es ohne Nervenzusammenbruch herunter - aber die Ergebnisse sind dann auch sehr gut. Discofilm ist ausschließlich über discofilm.eu erhältlich.

Lesetipp: Schallplatten digitalisieren

Ein weiterer Klassiker ist die Waschmaschine Knosti (um 80 Euro). Sie kommt ohne Motor aus, was sie günstig und naturgemäß leise macht. Jedoch verwendet man die Reinigungsflüssigkeit, die in eine Wanne gegeben wird, in der die Platte anschließend gedreht wird, mehrmals. Man hat also die Wahl zwischen extrem hohem Waschmittelverbrauch und der Mehrfachverwendung.

Außerdem wird die Flüssigkeit nicht abgesaugt, sondern die Platten trocknen an der Luft. Das kann dazu führen, dass das Schmutzwasser auf der Oberfläche verdunstet, der Schmutz aber direkt wieder auf der Schallplatte klebt. Wer die Knosti verwendet, sollte zusätzlich also zumindest noch ein paar Mikrofasertücher kaufen.

Waschsalon

Die besten Ergebnisse - das hat unser Test bestätigt - erzielt man jedoch mit einer Plattenwaschmaschine. Der Preis hat dabei keinen so großen Einfluss auf das Ergebnis, wie man denken könnte, sondern spiegelt eher den Komfort wider, den die Maschine bietet. Auch mit der Okki Nokki, die mit etwa 450 Euro die günstigste Maschine im Testfeld ist, erreicht man sehr gute Reinigungsergebnisse.

Die Maschinen unterscheiden sich in einigen Punkten voneinander. Zum einen gibt es zwei Absaugarten: die Flächenabsaugung und die Punktabsaugung. Bei der Flächenabsaugung wird die LP auf der halben Breite komplett abgesaugt, was eine starke Pumpe voraussetzt, da die abzusaugende Fläche groß ist, und schnell geht, da die Platte nach ein bis zwei Umdrehungen trocken ist.

Bei der Punktabsaugung ist die Fläche, die abgesaugt wird, sehr klein: Es wird weniger Leistung benötigt, und die Platte muss entsprechend mehr Umdrehungen machen, bis sie trocken ist. Dafür dreht sich der Teller hier deutlich schneller, sodass der zeitliche Nachteil zu vernachlässigen ist.

Platten Flüssigreiniger
Zu sauberen Platten gehört auch eine saubere Nadel: Gute Reiniger wie den Audio Technica 607 gibt es für wenig Geld.
© Hersteller

Zum anderen gibt es unterschiedliche Philosophien, wie viel Arbeit die Maschinen dem Nutzer abnehmen sollen. So tragen die Clearaudio Double Matrix Professional Sonic und die Nessie Vinylmaster die Reinigungsflüssigkeit automatisch auf, während dies der Nutzer bei allen anderen Maschinen selbst erledigen muss. Das muss kein Nachteil sein, kann man doch den Reinigungseffekt mit beeinflussen, wenn man selbst Hand anlegt: sei es über die Menge des aufgebrachten Mittels oder über die anschließende Vorbehandlung mit der Bürste.

Neu und schmutzig

Es sind übrigens nicht nur die älteren, verschmutzten Platten dankbar, wenn sie gewaschen werden. Auch neue Platten sollten idealerweise eine gründliche Reinigung erfahren. Selbst wenn man das Glück hat, dass die Platte sauber aussieht und nicht schon schmutzig aus der Folie kommt - Papierschnipsel, Flecken und selbst Fingerabdrücke treten in den letzten Jahren leider häufiger auf -, klingt sie nach der Reinigung oftmals besser.

Der Staub der alten Tage

Es leuchtet ein, dass man die frisch gewaschenen LPs nicht in die alten Innenhüllen zurücksteckt. In denen steckt noch der Staub der alten Tage, die LP wäre also sofort wieder schmutzig. Man sollte deshalb vorher daran denken, neue Innenhüllen zu besorgen. Eine große Auswahl gibt es etwa bei dienadel.de.

Innenhülle
Nach der Wäsche muss eine LP in eine neue, saubere Innenhülle. Innenhüllen ohne Papierummantelung passen sowohl in enge Cover als auch in gefütterte oder bedruckte Innenhüllen.
© Hersteller

Wer seine vorhandenen Hüllen weiter verwenden will oder die häufig beiliegenden bedruckten Innenhüllen nutzen möchte, kann zum Beispiel auf reine Folienhüllen zurückgreifen. Diese sind an der Unterseite abgerundet, sodass man sie spielend leicht in vorhandene Hüllen einführen kann. Wer zusätzlichen Staubschutz möchte, kann auch noch Außenhüllen nutzen und die LP-Cover mit der Öffnung voran in diese einführen. Wer nicht selber waschen möchte, kann das übrigens auch outsourcen. Händler wie audiophile-vinyl.de oder Da Capo Records waschen und bügeln auch gebrauchte Platten.

Kaufen oder nicht kaufen?

Wer nicht von vornherein angesichts der Preise dankend ablehnt, der sollte sein Waschverhalten prüfen: Haben Sie eine große Sammlung und kaufen Sie häufig Platten? Dann lohnt sich auch die Anschaffung einer hochwertigen Maschine: Sie entschädigt mit geringerem Pegel und bequemerer Anwendung für den finanziellen Mehraufwand.

Lesetipp: Vinyl zu DSD digitalisieren

Ist Ihre Sammlung überschaubar oder waschen Sie nur hin und wieder ein paar Schallplatten, spricht nichts gegen eine günstige Einsteigermaschine. Die unter Umständen kompliziertere Bedienung fällt dann nicht ins Gewicht.

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