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Technik. Tests. Trends.
Mord an der Dynamik

Schrumpfkur auch in der Klassik

Autoren: Redaktion connect und Lothar Brandt • 12.3.2008 • ca. 1:15 Min

Inhalt
  1. Report: Der Remaster-Skandal
  2. Tod in Raten
  3. Schrumpfkur auch in der Klassik
  4. AUDIO pure music one

Die Pop- und Rock-Industrie marschierte unter scheinbar unausweichlichem kommerziellem Druck voran. Doch auch an den Mischkonsolen in Jazz- und Klassik-Studios wird inzwischen gerne der Dynamik-Hahn zugedreht. Wobei es mit der Kompression so ist wie mit fast allen Genussmitteln: In Maßen zugefüh...

Die Pop- und Rock-Industrie marschierte unter scheinbar unausweichlichem kommerziellem Druck voran. Doch auch an den Mischkonsolen in Jazz- und Klassik-Studios wird inzwischen gerne der Dynamik-Hahn zugedreht.

Wobei es mit der Kompression so ist wie mit fast allen Genussmitteln: In Maßen zugeführt, kann sie die Musik leichter konsumierbar, das Erlebnis intensiver machen. Weil man eben nicht in leisen Stellen wie wild die Fernbedienung drücken muss, damit Umgebungsgeräusche übertönt werden. Um dann bei Fortissimo erschrocken im Sessel hochzufahren - und schlimmstenfalls das Ableben seiner Hochtöner zu betrauern. 

Der reinen Lehre von High-Fidelity entspricht die Kompression ohnehin nicht. Deshalb hat AUDIO die auf fünf Teile geplante CD-Reihe "pure music" ins Leben gerufen: Auf den Ausgaben 5, 7, 9, 11/2007 und 1/2008 prangte je eine Disc mit unkomprimierter, ungeschnittener Livemusik. Eingespielt hat die Titel fast durchweg das Rundfunk Sinfonieorchester Berlin (www.rsb-online.de) unter Leitung seines Chefdirigenten Marek Janowski. Aufgenommen wurden sie zum größten Teil von den Tonmeistern des Deutschlandradio (www.dradio.de).

In den dazugehörigen Heften - alle noch zu haben über bestellservice@scw-media.de - hat AUDIO ausführlich die Philosophie, Technik und Menschen hinter diesen Hochrisiko-Produktionen vorgestellt. Risiko deshalb, weil heute selbstverständliche Eingriffe wie die Klangkompression, Korrektur-Schnitte und Filter tabu waren. Minimale Patzer oder Huster muss man in Kauf nehmen. Es ist eben live. Das Risiko hat sich gelohnt. Denn nachdem die Leser sich an die ungewohnt leisen Durchschnittspegel gewöhnt hatten, zeigten sich die meisten begeistert; sogar diejenigen, die sonst mit klassischer Musik wenig oder nichts anfangen können. So ging denn auch eine Flut von Protestbriefen und -E-Mails ein, als die Serie endete. AUDIO hat reagiert. Voila, hier ist die Zugabe: "pure music one" . Diesmal mit einem pur slawischen Programm.