Outdoor-Gadgets auf Tauchgang
Wasser und Elektronik? Das ist eigentlich keine gute Kombination. Doch immer mehr Gadgets wagen den Sprung ins kühle Nass – und tauchen ganz unbeschadet daraus auf.

Es ist eine Liebesgeschichte, die allen Elementen trotzt: Wir und unsere Gadgets. Ohne Smartphone, Wearable, Kopfhörer und Co. verlassen wir die eigenen vier Wände oft nur widerwillig. Sie begleiten uns immer überall hin – bei Wind und Wetter. Da kommt es doch sehr gelegen, wenn die elektronisc...
Es ist eine Liebesgeschichte, die allen Elementen trotzt: Wir und unsere Gadgets. Ohne Smartphone, Wearable, Kopfhörer und Co. verlassen wir die eigenen vier Wände oft nur widerwillig. Sie begleiten uns immer überall hin – bei Wind und Wetter. Da kommt es doch sehr gelegen, wenn die elektronischen Begleiter gegen das Eindringen von Wasser geschützt sind und selbst bei einem starken Regenguss nicht von unserer Seite weichen müssen, wie im Urlaub am Meer oder bei einer schweißtreibenden Sporteinheit.
Allerdings bedeutet wasserfest nicht gleich wasserdicht! Die einen Geräte versprechen einen Schutz gegen Feuchtigkeit, die anderen gegen Spritzwasser, die nächsten springen ohne zu zögern gleich mit in den Pool. Doch wie funktioniert das eigentlich, und worauf ist trotz Wasserschutzes zu achten?
Viele Gadgets schwimmen mit dem Strom
Immer mehr smarte Gadgets sind IP-zertifiziert. Während beispielsweise bis vor einigen Jahren nur Smartphones aus dem hochpreisigen Segment baden gehen durften, gehört die Wasserfestigkeit nach IP67 oder IP68 inzwischen bei vielen Anbietern zum Standard.
Schließlich sind Smartphones Alltagsgeräte, die diesen eben begleiten sollen – auch, wenn einmal ein Glas Wasser verschüttet wird oder es einen unfreiwilligen Hechtsprung ins Spülbecken gibt. Wie eine Umfrage von Bitkom Research im letzten Jahr ermittelte, entstehen die meisten Schäden an Smartphones durch Unachtsamkeit, genauer: 77 Prozent.
Displayschäden landen dabei natürlich sehr weit vorn. Doch mit einem Anteil von 9 Prozent sind auch die Defekte, die durch Wasser ausgelöst wurden, nicht unerheblich. Wer kann sich schon sicher dagegen schützen, dass das Smartphone in einem hektischen Moment aus der Hand gleitet und womöglich in einer Pfütze, im Waschbecken oder in der Gießkanne landet?
Neben Smartphones sind auch viele Wearables wasserfest. Vor allem wenn sie uns zum Sport begleiten, sollten sie zumindest so abgesichert sein, dass ihnen Schweiß nichts ausmacht. Dennoch lohnt sich bei den meisten Smartwatches und Trackern der genauere Blick in die Herstellerangaben, denn selbst wenn sie nach IP68 geschützt sind und somit dauerhaft untertauchen könnten, gilt das nicht zeitlich unbegrenzt oder nur bis zu einer speziellen Wassertiefe.
Wasserfestigkeit ist immer dann ein besonders wichtiges Feature, wenn die Geräte auch draußen genutzt werden – beim Wandern oder Fahrradfahren, im Urlaub oder im turbulenten Familienalltag. Entsprechend sind Kopfhörer, Bluetooth-Speaker oder Actioncams ebenfalls Gadgets, die oft über einen Wasserschutz verfügen. Dann lassen sie sich einfach sorgloser ins Leben integrieren, und es besteht kein Risiko, den smarten Begleiter an einen Wasserschaden zu verlieren.
Einige Produkte kommen direkt als Ruggedized-Modelle daher. Sie sind besonders robust und halten nicht nur Feuchtigkeit stand, sondern auch Schmutz oder Stürzen. Powerbanks sind dazu häufig mit einem kleinen Gummimäntelchen ausgestattet, auch vielen Tablets sieht man ihre Abenteuerlust am Case an.
Andere Gadgets, zum Beispiel der E-Book-Reader Kindle Paperwhite von Amazon, hätten dagegen vielleicht nicht gleich auf ein wasserfestes Gehäuse schließen lassen. Es ist nach IPX8 geschützt und kann bis zu 60 Minuten in bis zu zwei Meter tiefem Süßwasser baden gehen. Das führt zum nächsten Thema der Wasserdichtigkeit. Denn ob es sich um Salz- oder Süßwasser oder chlorhaltiges Schwimmbadnass handelt, kann einen großen Unterschied machen.
Info: Wasserdicht, wasserfest, wasserabweisend?
Wasserdicht, wasserfest, wasserabweisend. Wo ist da eigentlich der Unterschied – und gibt es überhaupt einen?
Elektronik ins Wasser werfen? Per se erstmal keine gute Idee. Doch was ist, wenn das Gerät als wasserfest ausgezeichnet ist. Dann müsste es doch gehen. Oder sind nur wasserdichte Gehäuse wirklich sicher im kühlen Nass? Hier den Überblick zu behalten, ist gar nicht so einfach.
Viele Geräte sind gegen Feuchtigkeit geschützt und halten locker ein paar Regentropfen aus. Andere springen sogar ohne Folgeschäden unbeschwert mit in den Pool. Der wichtigste Anhaltspunkt, um die Schwimmfähigkeit des betreffenden Geräts einzuschätzen, sind die IP-Schutzklassen.
Die IP-Kennzeichnung ist ein zuverlässiger Weg, um den Wasserschutz elektronischer Geräte zu beurteilen. Sie setzt sich aus zwei Ziffern zusammen: Die erste Zahl gibt den Schutz gegen Staub und Fremdkörper an, und die zweite Zahl definiert die Wasserfestigkeit.
- Einen nennenswerten Schutz gegen Feuchtigkeit gibt es ab der Schutzklasse 4 (also IPX4). Entsprechend gekennzeichnete Produkte sind gegen Spritzwasser aus allen Richtungen geschützt.
- Resistent gegen Strahlwasser, beispielsweise aus einem Gartenschlauch, sind Geräte, die nach IPX5 geschützt sind.
- Mit IPX6 versprechen die Hersteller Schutz gegen starkes Strahlwasser.
- Erst ab IPX7 dürfen die jeweiligen Geräte ins Wasser und sind bei zeitweiligem Untertauchen sicher. Meist gilt das für 30 Minuten und 1 Meter Wassertiefe.
- IPX8-zertifizierte Elektronik darf dauerhaft und meist auch tiefer untergetaucht werden.
- Mit IPX9 dürfen wir sogar von einer Dichtigkeit ausgehen, wenn Wasser aus einem Hochdruckreiniger auf das Gehäuse trifft. Das ist jedoch eher in der Industrie oder der Landwirtschaft von Bedeutung.
Welche Angaben sind noch relevant? Neben der IP-Schutzklasse und den Herstellerangaben gibt es noch weitere Kennzeichnungen. Vor allem Uhren und Smartwatches sind oft mit einer ATM-Angabe versehen. Hier geht es weder um einen Bargeld-Automaten, noch um die Schwimmdauer. ATM gibt an, wie viel Wasserdruck die Uhr aushält. Erst ab 5, besser ab 10 ATM sollte die Uhr schwimmen gehen.
Wasser ist nicht gleich Wasser
Welche Auswirkungen Feuchtigkeit auf die Elektronik hat, hängt auch damit zusammen, mit welcher Art von Wasser sie in Berührung kommt. Als Referenz für Wasserdichtigkeitsprüfungen wird in der Regel Süßwasser genutzt. In Labors wird dabei getestet, ob das Gehäuse der Nässe standhalten kann. Anders kann sich das dann jedoch im Salzwasser darstellen.
Denn nach dem Bad im Meer bleiben womöglich Salzrückstände aus dem Wasser zurück, die zum Beispiel die Korrosion fördern und langfristig Schäden anrichten können. Deswegen empfiehlt es sich, wasserdichte Geräte nach der Schwimm-Session im Ozean noch einmal gründlich mit Wasser aus dem Hahn abzuspülen.
Das Gleiche gilt für den Gebrauch in Chlorwasser. Denn das Mittel, das in Schwimmbädern zur Desinfektion eingesetzt wird, kann auch Dichtungen und Kunststoffe angreifen oder porös werden lassen. Diese Gefahr besteht auch beim Kontakt mit Reinigungsmitteln, Seifen und Shampoos. Auf Dauer kann es passieren, dass sie die Wasserdichtigkeit negativ beeinflussen, und der Schutz nicht mehr zuverlässig ist. Daher sollte auch hier besser noch einmal mit klarem Wasser nachgespült werden.
Temperatur, Druck und Tiefe des Wassers spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle für die Wasserfestigkeit. Denn heißes Wasser oder Dampf wirken anders auf die Geräte als kaltes Nass. Nur weil ein Gadget also wasserfest ist, darf es nicht gleich mit ins Dampfbad oder gar in die Sauna. Auch wenn das Smartphone in der prallen Sonne gelegen hat und anschließend im wahrsten Sinne ins kalte Wasser geworfen wird, kann das problematisch sein.
Denn dabei können sich Bauteile ausdehnen oder zusammenziehen, Spalten oder kleine Risse entstehen, durch die wiederum Wasser ins Innere des Geräts eindringen kann. Die Wasserfestigkeit hängt auch mit dem vorherrschenden Wasserdruck zusammen. So ist in den meisten Herstellerangaben eine gewisse Tiefe definiert. Ganz unbedarft sollte man also auch mit einem zuverlässigen Wasserschutz nicht mit der Elektronik umgehen.
Altersschwäche beim Wasserschutz
Mit zunehmendem Alter kann die Wasserfestigkeit von Geräten nachlassen. Dichtungen könnten porös werden oder an Elastizität verlieren. Auch die Verklebungen und Beschichtungen laufen Gefahr, mit der Zeit zu verschleißen. Dadurch kann Feuchtigkeit ins Gerät gelangen – selbst wenn es zuvor viele Jahre lang zuverlässig gegen Wasser geschützt war. UV-Strahlung oder extreme Temperaturen können den Verschleiß zusätzlich beschleunigen.
Das Gleiche gilt für Stürze. Selbst wenn ein solcher dem Gerät keinen sichtbaren Schaden zugefügt hat, kann ein Aufprall im Gehäuse kleine Haarrisse oder minimale Verformungen verursachen. Darum sollten wir also nach einem Sturz zunächst unbedingt ein wenig vorsichtiger mit der Wasserdichtigkeit unseres schwimmfreudigen Smartphones oder Wearables umgehen.
Was macht Geräte eigentlich wasserdicht? Damit elektronische Geräte wasserdicht sind, müssen mehrere Komponenten zusammenspielen. So kommen verschiedene Konstruktionsmethoden und Materialien zum Einsatz, die gemeinsam verhindern sollen, dass Feuchtigkeit ins Innere gelangen kann. Ein zentrales Element sind besonders präzise verbaute Dichtungen aus Gummi oder Silikon.
Doch ganz ohne Öffnungen kommen Smartphones und Co. natürlich nicht aus. Ladebuchsen, Tasten oder SIM-Schächte werden daher gesondert abgedichtet. Alternativ besteht die Möglichkeit, eine induktive Ladeoberfläche einzusetzen, wie sie etwa der Lush Bath Bot mitbringt.
Grundsätzlich sollten Sie ein nasses Gerät natürlich nie mit der Stromleitung verbinden. Erst wenn es wieder vollständig getrocknet ist, darf es wieder an die Ladebuchse. Die Gehäuse wasserfester Gadgets sind häufig zusätzlich versiegelt oder verklebt, sodass keine Spalten entstehen, durch die Wasser seinen Weg zur Elektronik finden könnte.
Lautsprecher oder Mikrofone werden oft mit speziellen Membranen ausgestattet, die so konzipiert sind, dass sie zwar den Schall hindurchlassen, Flüssigkeiten aber gezielt den Hahn abdrehen. Zusätzlich gibt es hauchdünne Beschichtungen, die Feuchtigkeit abperlen lassen. Natürlich spielt auch die Verwendung besonders robuster und wasserdichter Materialien eine entscheidende Rolle, damit die Geräte abtauchen dürfen.
Auch wenn Geräte wasserfest sind, müssen sie anschließend trocknen. Das sollte am besten bei Zimmertemperatur an einem gut belüfteten Ort passieren. Vom Einlegen in Reis, dem Trocknen mit einem Föhn oder einem ausgiebigen Sonnenbad ist dabei abzusehen.
Erst wenn die Geräte von Feuchtigkeit befreit sind, dürfen sie geladen werden. Bei einigen Geräten gilt das auch für die Bedienung, denn das Drücken von Knöpfen unter Wasser kann dazu führen, dass sich Spalte auftun, die Wasser hineinlassen.
Keine perfekte Welle
Die Wasserdichtigkeit bescheinigt den Geräten nicht, dass sie bei einem Tauchgang auch reibungslos funktionieren. Vor allem Geräte, die über kabellose Technologien wie WLAN oder Bluetooth kommunizieren, gehen dabei unter. Denn im Wasser werden die Funkwellen nicht so transportiert wie in der Luft. Wasser dämpft die Übertragung so stark, dass die Verbindung abbricht, sobald es in die Tiefe geht – selbst wenn der Sender in direkter Reichweite ist.
Das hat sich im Test unter anderem bei der Bluetooth-Übertragung der Kopfhörer und der WLAN-Steuerung der Actioncam bewahrheitet. Die Verbindung zum Smartphone bricht dabei bereits wenige Zentimeter unter der Wasseroberfläche ab.
Für Wearables, die zum Beispiel beim Schwimmen genutzt werden, ist es deshalb wichtig, dass sie die Daten lokal speichern können, bis die Verbindung zum Smartphone wieder hergestellt ist und die Performance in die App geschwemmt werden kann.
Freischwimmer mit Schwimmflügeln
Dass Smartphones, Wearables und Co. nicht gleich beim ersten Kontakt mit Regen, Schweiß oder einem umgekippten Glas Limonade den Dienst quittieren, ist praktisch. Der zusätzliche Schutz macht die Geräte vielseitiger und erweitert ihre Einsatzmöglichkeiten – vom Training im Regen über das Lesen am Strand bis hin zu Outdoor-Abenteuern und Poolpartys.
Gleichzeitig darf die Wasserfestigkeit nicht als genereller Freibrief verstanden werden. Schließlich entstehen Schutzklassen wie IP67 oder IP68 unter Laborbedingungen. Zudem gibt es klare Grenzen für die maximal zugelassene Tiefe, Dauer und Art des Wasserkontakts. Die Realität kann den Schutz durch Salz- oder Chlorwasser, Druck, Temperatur, Verschleiß etc. negativ beeinflussen.
Grundsätzlich gilt der Schutz natürlich nur für Geräte, die keinerlei Beschädigungen aufweisen. Ist das Smartphone schon mehrfach unsanft auf dem Asphalt gelandet, könnte ein Bad größere Wellen schlagen, als uns lieb ist. Ansonsten heißt es: Wasser marsch!
Info: Tablets & Smartphones
Smartphones und Tablets steht das Wasser bis zum Hals. Immer mehr mobile Geräte werden mit Wasserschutz ausgeliefert.
Vor allem für Smartphones ist der Wasserschutz eine praktische Angelegenheit. Schließlich ist es im Grunde immer und überall dabei. Wenn wir von einem Regenschauer überrascht werden, wenn wir uns beim Joggen in die Tasche schwitzen oder unsere Schwimmkünste im Urlaub dokumentieren wollen.
Da wundert es wenig, dass immer mehr Hersteller auf Wasserschutz setzen. Doch auch hier sollte man sein Augenmerk auf die angegebene IP-Schutzklasse legen. Denn Wasserfestigkeit ist längst zu einem geflügelten und gern genutzten Marketing-Begriff geworden, der uns zum Kauf bewegen soll. Bevor wir dann aber wirklich mit dem Smartphone abtauchen, sollten wir genau checken, was das Phone wirklich aushält.
Nicht nur Premium-Smartphones wie das Apple iPhone 16 Plus oder das Samsung Galaxy S25 Ultra bieten einen Schutz nach IP68. Günstigere Modelle wie das Redmi Note 14 Pro+ 5G kommen ebenfalls mit einer entsprechenden Zertifizierung daher.
Tablets für Abenteurer
Im Gegensatz zu Smartphones sind Tablets Stubenhocker. Doch auch die dürfen vom Sofa raus in die Wildnis, wenn sie den entsprechenden Schutz gegen das Eindringen von Feuchtigkeit mitbringen. So wie das Samsung Galaxy Tab Active5 Pro oder das Oukitel RT8. Während das Galaxy Tab nach IP68 geschützt ist, trumpft das RT8 zusätzlich mit IP69k auf.
Zudem sind beide nach der US-Militärnorm MILSTD- 810H zertifiziert. Sie testet Geräte auf Umweltresistenz, ein festgelegtes Prüfprotokoll, zum Beispiel wie lange die Tablets unter Wasser aushalten müssen, gibt es dafür jedoch nicht. Selbstverständlich können die Geräte auch in Bezug auf Staub oder Stürze einiges ab – echte Abenteurer eben.