3i S10 Ultra und P10 Ultra: Hidden Champions?
3i – noch nie gehört? Das ging uns auch so. Doch zumindest einer der Saug-Wisch-Roboter lockt mit spannenden Features. Überzeugen die beiden Modelle in der Praxis?
Erster Kandidat unseres Doppeltest ist der S10 Ultra (UVP: 1.499 Euro). Der ist seit 2024 auf dem Markt und war der erste Saug-Wisch-Roboter, der ohne manuellen Wasserwechsel auskommt. Wie das? Indem er das gebrauchte Wischwasser in der Basisstation filtert und wieder aufbereitet, sodass es erneut g...
Erster Kandidat unseres Doppeltest ist der S10 Ultra (UVP: 1.499 Euro). Der ist seit 2024 auf dem Markt und war der erste Saug-Wisch-Roboter, der ohne manuellen Wasserwechsel auskommt. Wie das? Indem er das gebrauchte Wischwasser in der Basisstation filtert und wieder aufbereitet, sodass es erneut genutzt werden kann. Zudem entzieht die Basis der Raumluft Feuchtigkeit und leitet das so gewonnene Nass in den Wassertank. Dazu hat der S10 Ultra einen Kondensator verbaut.
3i S10 Ultra: Kommt ohne Wasserwechsel aus
Das klingt abstrus? Funktioniert aber. Nach jedem Reinigungsvorgang wird das Abwasser aufbereitet: Es wird auf 90 °C erhitzt, sodass die Wassermoleküle verdampfen. Der Dampf wird in den Kondensator geleitet, in sauberes destilliertes Wasser umgewandelt und in den Reinwassertank geleitet. Der reinigt das Konzentrat zusätzlich mit Silberionen, ein Desodorierungsstab aus Kohlenstoff beseitigt Gerüche. Feste Schmutzpartikel werden durch rotierende Messer zerkleinert, getrocknet und anschließend in den Staubbeutel transferiert.
Das alles läuft automatisch im Hintergrund ab. Je nach Umgebung holt der S10 Ultra mehr oder weniger Wasser aus der Luft – mindestens 30 Prozent Luftfeuchtigkeit und 17 Grad Raumtemperatur sind laut Hersteller nötig, damit das System arbeiten kann. Wir haben die Basis im Untergeschoss aufgestellt, dort war die Ausbeute groß und wir mussten zu keiner Zeit Wasser nachfüllen. Das ist bequem, allerdings nicht per se ein Kostenvorteil: Das Recycling und die Wassergewinnung brauchen viel Strom, in der Spitze bis zu 1000 Watt – wer eine Photovoltaikanlage nutzt, kann das freilich entspannt sehen. Außerdem ist die Basis vergleichsweise groß und während des langwierigen Aufbereitungsprozesses auch laut – im Partykeller kein Problem, in häufig genutzten Wohnräumen nervig. Gut gefallen haben uns die Bedientasten an der Basis – man braucht kein Handy, um den S10 Ultra zu starten.
Wischen mit Walze
Fürs Wischen sind keine Mopps zuständig, sondern eine breite Wischwalze. Die kann rechts 5 Zentimeter nach außen fahren und kommt gut an Kanten, in Ecken reicht sie nicht. Die Walze arbeitet mit 7N Abwärtsdruck und wird aus 12 Düsen laufend mit Frischwasser versorgt. Damit wischt der S10 Ultra die Böden sauber, extrem Öliges oder Fettiges wie Ketchup bringt ihn aber an seine Grenzen. Den größten Teil eines solchen Kleckses nimmt man besser vorher mit einem Küchentuch auf, sonst verschmiert der Roboter die Chose, zudem bleibt gerne unten was am Chassis hängen.
Bei eingetrockneten Flecken schlägt sich der S10 Ultra gut. In der App kann man den “DirtScan mit grünem Licht” aktivieren, dann erkennt der S10 Ultra Schmutzstellen und reinigt hier intensiver, sprich mehrfach. Auch gut: Der Hersteller liefert Reinigungsmittel mit. Das wird in die Basis eingefüllt, die Dosierung erfolgt automatisch. Während der Reinigung rotiert die Walze laut 3i mit 330 Umdrehungen pro Minute, wobei grober Schmutz permanent durch eine Gummilippe hinten in der Aufhängung abgestreift wird.
Saugleistung gut, für Teppiche bedingt geeignet
Und wie schlägt sich der 3i S10 Ultra bei der Bodenreinigung? Ordentlich. Die Saugleistung liegt bei 13.000 Pascal. Das ist okay, wenn auch beileibe kein Spitzenwert. Unterm Strich ist die Saugleistung aber gut. Der S10 Ultra nutzt zwei Seitenbürsten, ausfahrbar ist keine, so bleibt in Ecken auch mal was liegen. Teppiche erkennt er automatisch und schaltet hier in den Turbomodus. Man kann sie aber auch von der Reinigung ausnehmen. Das empfiehlt sich für hochflorige Exemplare, denn der S10 Ultra hebt seine Wischwalze nur um 7 mm an. Auch beim Überwinden von Hindernissen ist er nicht der fitteste: 2,5 cm schafft er – die Topmodelle von Dreame, Mova und Roborock, die ein einer ähnlichen Preisliga spielen, klettern über 6 bis 8 cm hohe Stufen.
Selbstreinigung überzeugt nicht ganz
Die Basisstation kann Schmutzwasser aufbereiten, die Selbstreinigung des Roboters ist aber nicht ihre Stärke. Sie spült die Walze nicht mit Heißwasser, Verfärbungen von Flüssigkeiten sind so nicht vollständig weg. An der Bodenbürste sammeln sich zudem Haare und Teppichfasern, die regelmäßig manuell entfernt werden wollen. Auch in der Basis selbst bleibt Schmutz liegen, den man händisch einsammeln muss. Stellt sich die Frage, was schlimmer ist: Regelmäßig Frischwasser in den Tank zu füllen und dafür eine umfangreiche Selbstreinigung des Geräts zu genießen. Oder sich keinen Kopf ums Wasser zu machen, aber oft die Basis von Hand zu säubern. Immerhin: Nach dem Durchspülen wird die die Walze mit Heißluft getrocknet.
Navigation und Hinderniserkennung gut
Ein Pluspunkt ist die Navigation: Der S10 Ultra arbeitet mit einem dToF-LiDAR, der in einem flachen Aufbau oben auf dem Gehäuse sitzt. Vorne kümmern sich eine KI-gestützte Kamera und strukturiertes 3D-Licht um die Hindernisvermeidung. Das funktioniert prima: Der S10 Ultra findet zuverlässig seinen Weg und weicht Objekten wie Kabel oder Spielzeug aus. Die Höhe kann er weniger gut abschätzen, unser Testmodell hat inzwischen einige Kratzer auf dem Buckel.
Die App ist sehr simpel gehalten, die Steuerung gelingt intuitiv: Reinigungsmodi auswählen, No-Go-Zonen festlegen und Anpassungen vornehmen – alles geht einfach von der Hand.
Fazit: Innovativ, aber kein Überflieger
Eine echte Besonderheit des 3i S10 Ultra ist das Wasserrecycling und die Gewinnung von Frischwasser aus der Raumluft. Allerdings ist das Prozedere stromintensiv, lautstark und setzt genug Luftfeuchtigkeit voraus. Außerdem ist die Basisstation sehr groß. Die Saug- und die Putzleistung ist gut, die ursprüngliche UVP von rund 1.500 Euro aber sehr hoch gegriffen. Für das Geld findet man leistungsfähigere Geräte. Inzwischen ist der Preis gesunken, aktuell ist der S10 Ultra für deutlich unter 1000 Euro auf Amazon zu haben. Einen separaten Luftentfeuchter kann man sich damit jedenfalls sparen.
3i P10 Ultra: Guter Durchschnitt
Der zweite Kandidat im Test kommt ohne Wasseraufbereitung, dafür mit 18.000 Pa Saugleistung. Die Seitenbürste ist starr montiert, die Bodenbürste soll Haare zerschneiden und restlos einsaugen. Statt einer Wischwalze übernehmen zwei rotierende Mopps die Nassreinigung. Der rechte davon ist ausfahrbar und streckt sich an Kanten und in Ecken. An Kanten entlang klappt das gut, beim Zirkeln um Möbelbeine hält der P10 Ultra einigen Abstand, auch ins hinterste Eck einer Ecke kommt er nicht.
Selbstreinigung mit 60 Grad heißem Wasser
Pluspunkt gegenüber dem S10 Ultra: Die Basis reinigt die Mopps mit 60 Grad heißem Wasser und föhnt sie anschließend mit 55 Grad heißer Luft trocken. Reinigungsmittel dosiert sie wie der S10 Ultra automatisch. Ebenfalls besser: Der P10 Ultra hebt die Mopps auf Teppichen um 10,5 mm an, abkoppeln kann er sie nicht. Stufen in der Wohnung dürfen mit montierten Mopps maximal 2 cm hoch sein, mehr schafft der P10 Ultra nicht. Während die Mopps nach dem Boxenstopp in der Basis sauber wird, muss man auch hier Restschmutz von der Bürste und aus der Basis klauben.
Navigation und Objekterkennung
Die Navigation übernimmt ein LDS LiDAR, der die Wege durch die Wohnung gut findet, in unseren Test-Setup allerdings nicht immer zurück zur Basis – in dem Fall muss man ihn per Hand zur ihr tragen und ihn einsetzen. Das sollte im Jahr 2025 nicht mehr passieren. Einfahrbar ist der Laserturm nicht, so kommt der Sauger auf eine Bauhöhe von 10 cm. Um die Hinderniserkennung kümmert sich auch hier eine KI-Kamera mit strukturiertem 3D-Licht – das funktioniert sehr gut.
Fazit: Putzt gut, aber nicht sich selbst
Der 3i P10 Ultra macht einen soliden Job auf der Strecke und holt unterm Strich noch die Note gut, er ist aber in keiner Disziplin bemerkenswert. Die Selbstreinigung in der Basis überzeugt nicht vollends: Zwar werden die Mopps mit heißem Wasser ausgewaschen, aber in der Bürste bleibt öfter Schmutz hängen, den man von Hand entfernen muss. Gestartet ist der P10 Ultra mit einer UVP von 799 Euro, aktuell ist er bei Amazon für 475 Euro zu haben. Auch hier gibt es bessere Deals.