B&W 705 Signature im Test
Technisch toll war die B&W 705 schon immer. Mit der Signature Edition bekommen ihre Top-Treiber eine standesgemäße Luxus-Behausung. Mehr dazu in unserem Test.

© B&W
Pro
- Ordentliches Bassfundament
- Natürlichkeit
- Carbon-Hochtöner
Contra
- Schnörkelloses, schmuckloses Gehäuse
Fazit
stereoplay Gesamturteil: 80 Punkte; Klang: 58 Punkte - absolute Spitzenklasse; Preis/Leistung: überragend; stereoplay "Highlight"Die Rezeptur ist mehrfach erprobt. Bereits in den 80er-Jahren kam Bowers & Wilkins mit der Signature. In den folgenden Jahren wurde das Konzept immer wieder neu belebt. sogar mit dem Kopfhörer P9 Signature. Nun bringen die Briten mit der 705 Signature und der im letzten Heft getesteten 702 Signature zwei Boxen aus der 700er-Serie auf Vordermann.
Technisch bestand dabei dank des hohen Standards wenig Handlungsbedarf. Jedoch konnte man angesichts der zeitlosen, schnörkellosen, allerdings auch schmucklosen Gehäuse noch Luft nach oben sehen. Schließlich gibt es im ehrwürdigen Hause B&W darüber nur noch die exorbitant teure 800er-Serie, zu deren Vertretern im Finish bei aller technischen Nähe eine Lücke klaffte.
Die wird mit den beiden neuen Signature-Lautsprechern jetzt geschlossen. Die auffälligste und zugleich aufwendigste betrifft das Gehäuse. Wo vorher bei der normalen 700er-Reihe eher schlichte Oberflächen regierten, schaut der stolze Besitzer bei der 705 Signature auf eine hochglänzende Oberfläche in der Ausführung Datuk Gloss.
Hinter dem exotischen Namen verbirgt sich allerdings kein exotisches Tropenholz, sondern eine spezielle Kreation des italienischen Furnier-Spezialisten Alpi. Das in der Region Emilia-Romagna beheimatete Unternehmen fand einen Weg, ein Furnier so zusammenzusetzen und zu lackieren, dass es für den Betrachter wie Ebenholz aussieht.

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Durch diesen handwerklich perfekt ausgeführten Kniff kann man sich am aristokratischen Auftritt der B&W 705 Signature doppelt erfreuen, weil auch das Umweltgewissen durch den Verzicht auf rare Tropenhölzer gestreichelt wird. Wer auf den schwarzen Grill verzichtet, dürfte an dem kleineren der beiden Signature- Modelle noch mehr Spaß als an der großen haben.
Mag der Wegfall der beiden 16,5-cm- Tieftöner den Tiefgang beschränken, profitiert die Optik von diesem Verzicht. Gegen den edlen, silbrigen Glanz des 16,5 cm durchmessenden Tief- Mitteltöners der 705 Signature mit ihrer geheimnisvollen Continuum-Membran landen die beiden Aerofoil-Bässe der 702 Signature mit ihren schwarzen Sandwich-Membranen in visueller Hinsicht keinen Stich.
Allerdings wirkt der Konus aus dem sagenumwobenen Gewebe in der 2-Wege-Regalbox etwas konventioneller als in der Standbox 702 Signature. Weil er in der 9,3 Kilogramm schweren Bassreflex-Box nicht nur für die Mitten, sondern auch für die unteren Oktaven zuständig ist, musste sich Bowers & Wilkins von der FST-Konstruktion verabschieden.
Eine sickenlose Membran ist nicht in der Lage, die im Tieftonbereich erforderlichen Auslenkungen auszuführen. Deshalb verwendet B&W in der 705 Signature eine konventionelle Gummisicke, um dem Continuum-Konus die nötige Bewegungsfreiheit zu verschaffen.

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Immer flexibel bleiben
Beweglichkeit ist auch beim Hochtöner angesagt. Allerdings weniger bei seiner 2,5-cm-Carbon- Kalotte. Weil der Hochtöner mit seinen winzigen Bewegungen am meisten unter der Übertragung von Schwingungen leidet, die im Gehäuse vagabundieren, wurde sein torpedoförmiges Gehäuse schwimmend gelagert.
Die Tweeter-on-Top-Bauweise stammt aus der 800er-Serie und ermöglicht dem Hochtöner ideale Arbeitsbedingungen in dem von der Tief-Mittelton-Sektion entkoppelten Gehäuse. Das wiegt fast ein Kilo und besteht aus Aluminium. Die Konstruktion ist resistent gegen Resonanzen. Bis auf die aufgewerteten Gitter entspricht die Konstruktion samt Innereien der normalen B&W 702.
Im Innern arbeitet dementsprechend ein Carbon-Hochtöner, der in seinen akustischen Eigenschaften zwischen den Diamant-Hochtönern der 800er und den darunterliegenden Baureihen mit ihren doppellagigen Alu-Kalotten rangiert. Die Basis der erst jenseits der 40 kHz aufbrechenden Carbon-Kalotte bildet ein nur 30 μ dünner Aluminium-Film.
Die versteifende und bedämpfende Carbonschicht wird mittels PVD (Physical Vapor Deposition) aufgetragen. Als zusätzliche Versteifung dient ein von innen mit der Membran verbundener Carbon-Ring. Der sorgt auch für eine optimale Übertragung der Antriebskräfte aus der Schwingspule, indem er den umliegenden Bereich verstärkt.

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Damit rückwärtig abgestrahlter Schall den lupenreinen Klang nicht beeinträchtigt, setzt B&W auf das altbewährte Nautilus-Röhrchen. Durch eine Polkern-Bohrung kann die Energie hinter der Kalotte in das gedämpfte Röhrchen abfließen und sich dort totlaufen. Das Ergebnis ist eine gesteigerte Präzision, Transparenz und minimale Kolorationen.
Weil diese Eigenschaften auch die normale 705 auszeichnen, bekam die Signature eine geänderte Abstimmung mit besonders hochwertig bestückter Weiche. Im Hörtest brillierte die Kompaktbox mit einer breitbandigen, ausgewogenen Performance – und zwar ohne vorher ein langwieriges Verstärker-Casting durchlaufen zu haben.
Sie gab sich gutmütig und spielte auch an bezahlbaren Amps ausgesprochen ausgewogen. Ihr größter Trumpf lag in der enormen Auflösung und Detailtreue und in einem für die kompakten Abmessungen eindrucksvollen Bass.
Dabei half allerdings eine leichte Oberbassbetonung etwas nach. Und auch die beachtliche Raumtiefe war zum Teil Folge von Phaseneffekten, erwies sich daher nicht als übermäßig stabil. Absolut top war dagegen die präzise Fokussierung.