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DAB+ im Test
Digitales Radio in Deutschland ist auf dem Vormarsch. connect hat sich hinters Steuer gesetzt, die Netzabdeckung von DAB+ überprüft und eine Standortbestimmung durchgeführt.
- DAB+ im Test
- DAB+: Messresultaten und Praxistests

DAB+/UKW-Empfänger für den empfehlenswerten Festeinbau in der Mittelkonsole bieten die ersten Fahrzeughersteller und Nachrüster ab 100 Euro an. Meist bewegen sich die Preise für die Digitalradios ab Werk zwischen 200 und 500 Euro. In die Serienausstattung hat es ein DAB+-Receiver, zumindest bei den Premium-Automarken, bisher nicht geschafft. DAB+-Radios für zu Hause sind ab etwa 40 Euro erhältlich.
Und die Netzabdeckung?
Durch die Erhöhung der Sendeleistung auf 10 Kilowatt konnte der Indoor-Empfang mit Zimmerantenne verbessert werden. Sukzessive kamen weitere DAB-Sendeanlagen hinzu, sodass laut aktueller Empfangsprognose unter digitalradio.de mittlerweile 92 Prozent der Bevölkerung DAB+-Radio hören können. Entlang der Autobahn sollen 75 Prozent abgedeckt sein. Die Vorhersage wird auf der Grundlage eines mathematischen Modells erstellt.

Erste DAB+-Netztests
Grund genug für connect, die Angaben in einem großflächigen Praxistest zu überprüfen. Insgesamt haben die Tester mit sieben Fahrzeugen, die ab Werk mit DAB+-fähigen Radiosystemen ausgestattet waren, über 7300 Kilometer zurückgelegt. Dabei wurden bevorzugt bundesweit empfangbare, ausschließlich digital verbreitete Sender wie Absolut Relax gewählt. Die Beurteilung der Empfangsqualität erfolgte anhand der akustischen Wahrnehmung. Erste Erkenntnisse, bevor es an die Empfangsanalyse geht: DAB+ fühlt und hört sich gut an.
Unangenehme Störungen bei Empfangslücken sind passe. Heute schalten die Tuner die Wiedergabe einfach sanft stumm. Wer einen Sender wählt, der auch analog zu hören ist, wird bei Ausfällen meist automatisch über UKW weiterversorgt. Zeitgemäße Hybrid-Tuner beherrschen nahtloses Überblenden zwischen digitalem und analogem Empfang, neudeutsch "Seamless Blending", das den Zeitversatz zwischen UKW und DAB mit Pufferspeichern elegant ausgleicht.
Unterwegs tönte die HE-AAC-codierte Musik erfreulich klar, störfrei und aufgeräumt. Solange man denselben Sender empfängt, bleibt das Niveau der Wiedergabe immer gleich hoch.

Empfang besser als erwartet
Wie gut Digitalradio letztendlich klingt, hängt unter anderem von dem Codec ab. Einige Sender nutzen noch die verschwenderischere MUSICAM- Kodierung und die höheren Bitraten der ersten DAB-Generation. Ebenfalls klangrelevant sind die verwendeten Datenraten und - nicht zu vergessen - die ursprüngliche Audioqualität der Beiträge und Musikdateien.
Die Resultate im praxisorientierten Empfangstest überraschten - im positiven Sinn. Auf den verschiedenen Teststrecken lagen die protokollierten Ausfälle insgesamt bei gerade einmal zwei Prozent. Vereinzelte Empfangslücken traten in einigen ländlichen Regionen, in Senken der A81 im Großraum Stuttgart und in Tunneln auf.
Davon abgesehen, spielte das neue Radio stets rauschfrei, munter und weitgehend unterbrechungsfrei auf - in Ballungsräumen genauso wie entlang der Hauptverkehrsverbindungen. Das gilt übrigens für Tempo 30 genauso wie für 200 km/h: Die hohe Störresistenz im ultramobilen Einsatz zählt ohnehin zu den Stärken von DAB. Für zuverlässigen Empfang sorgt die COFDM Modulation, welche Nutzdaten auf mehrere Trägerfrequenzen verteilt, sodass DAB den Einfluss einzelner Störungen gekonnt kompensieren kann.
Hohe Übereinstimmung
Während der Praxistests wurden die Fahrzeuge auch gezielt über den vorhergesagten Empfangsbereich hinaus bewegt: Selbst nach dem Erreichen der fiktiven Grenzen traten die Lücken zunächst nur sporadisch auf, sodass der Empfang in Übergangszonen häufig sogar besser war als vorhergesagt. Insgesamt ergab sich eine Abweichung von knapp 0,5 Prozent zwischen den im connect-Praxistest ermittelten Werten und der Netzabdeckung laut digitalradio.de. Zumindest auf den getesteten Routen war die Empfangsprognose sehr zuverlässig.

Auf Autobahnen gute Werte
Im Rahmen der connect-Mobilfunknetztests hat die Testcrew auch zwei Messfahrzeuge versuchsweise mit einem Laptop samt handelsüblichem DVB-T/DAB+ fähigen USBEmpfänger ausgestattet. Auf den Testrouten konnten die DAB+-Signale über Dachantenne empfangen werden. Dabei wurde einmal pro Sekunde das Signal-Rauschverhältnis (SNR) ermittelt und anhand festgelegter Schwellenwerte auf die Empfangsqualität geschlossen.
Aufgrund der Dämpfung durch Hauswände musste die Messlatte für die SNR-Werte im Indoor-Bereich höhergelegt werden. Entlang der Autobahnen wurden die erforderlichen Pegelschwellen für guten Empfang über weite Strecken erreicht. Das gilt erst recht für den in Süddeutschland weiter vorangeschrittenen Ausbau.
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