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Dali Opticon 6 im Test

Dali lässt die beliebte Ikon-Serie entschwinden und bringt dafür die rasanten Opticon-Modelle inklusive feinem Hybrid-Hochtonmodul. Gelingt mit der Dali Opticon 6 der Sprung in die erschwingliche Spitzenklasse? Wir machen den Test.

Autor: Andreas Günther • 30.11.2016 • ca. 4:15 Min

Dali Opticon 6 Walnuss
Die Dali Opticon 6 musste sich im audio Testlabor beweisen.
© Dali

Wer schnell hinschaut, könnte einer optischen Fehlinterpretation erliegen: Dieser Speaker sieht insgesamt aus wie eine Kombination von zwei Tieftönern, einem Mitteltöner und einem Hochtöner. Stimmt so aber nicht. So würde das Klischee ausschauen, das den Machern von Dali aber recht egal ist. De...

Pro

  • weit und reich in der Panorama-Abbildung
  • feindynamisch
  • anspringend

Contra

  • -

Fazit

Audio Klangurteil: 85 Punkte; Preis/Leistung: überragend

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Wer schnell hinschaut, könnte einer optischen Fehlinterpretation erliegen: Dieser Speaker sieht insgesamt aus wie eine Kombination von zwei Tieftönern, einem Mitteltöner und einem Hochtöner. Stimmt so aber nicht. So würde das Klischee ausschauen, das den Machern von Dali aber recht egal ist. Deshalb Augenmerk auf die große konvexe Membran mit ihren 28 Millimetern: Sie könnte ein Mitteltöner sein, liegt auch genau an der typischen Position, ist aber eine Hochtonkalotte. Die gemeinsam mit dem darüber liegenden Bändchen eine Einheit bildet, ein gemeinsames Kunstwerk, ein „Hybrid-Hochtonmodul“. Bei etwa 10 Kilohertz setzt das Bändchen ein, die Kalotte beginnt ihren Job bereits um 2000 Hertz. Also eine Eineinhalb- Wege-Konstruktion hinter gemeinsamer Frontplatte.

Das hat was. Die Dänen spielen damit ein Pfund aus, das so bislang den teureren Rubicon- und Epicon-Serien vorbehalten war – und nebenbei auch ein Grund dafür ist, die etablierte Ikon-Serie mit der Vorgänger-Variante aus dem Katalog entschwinden zu lassen. In der mittleren Preisklasse soll jetzt die rasante neue Opticon-Serie ambitionierte Hörer locken – inklusive aufwendigem Hybrid- Hochtonmodul.

Preislich ist man mit der Opticon 6 für 1700 Euro das Paar erstaunlich gut-günstig aufgestellt, vor allem angesichts einer Serienfertigung im Hochlohnland Dänemark. Wie machen die Nordlichter das? Sie sparen leicht beim Gehäuse und erstaunlich wenig bei den Ingredienzien. Das Gehäuse wirkt sauber foliert, geradlinig – aber halt nicht ganz so opulent wie in der Rubicon- oder gar in der Epicon- Serie. Dali baut die Opticon-Speaker aus 25 Millimeter starken MDF-Platten auf – alles am Firmensitz in Nørager und mehrfach verstrebt im Inneren. Auch sind clevere Details zu entdecken: So wurde die Öffnung für die Tief/Mittel- Töner so präzise gefräst, dass die Gesamtkonstruktion stabil hält, zugleich aber durch Aussparungen ein Maximum an Belüftung heraus geholt wird. Klingt simpel, verlangt aber das ungemein passgenaue Zusammenspiel von Chassis- Korb und Holz.

Dali Opticon 6 Bi-Wiring-Terminal
Gereiht: Dali vertraut einem hauseigen entwickeltem Bi-Wiring-Terminal – stattlich, stabil und auch in den Brücken vollständig isoliert.
© Dali

Die Versammlung der vielen kleinen technischen Besonderheiten macht diesen Lautsprecher besonders verlockend. Neben dem Hybrid- Hochtonmodul wäre da beispielsweise der Antrieb der Bässe. Die Membranen selbst bringen mit ihrer roten Einfärbung einen weiteren Wiedererkennungseffekt ein. Wer genauer hinschaut, entdeckt auch die bewusst chaotisch verstreuten Holzfasern im Papiermix – damit will Dali mögliche Eigenresonanzen umgehen. Dahinter waltet ein stattlicher Ferritmagnet und ein Polstück aus „Soft Magnetic Compound“ (SMC) – auch dies ureigenstes Dali-Know-how. In einem Pulver werden Ferritpartikel so vermischt, dass sie isoliert voneinander das Magnetfeld perfektionieren und Wirbelstromverluste umgehen.

Es entsteht ein überaus starker, aber elektrisch kaum leitender Magnet. Mit diesem Material will Dali ein besonderes Problem bekämpfen – Hysterese. Ein komplexes Thema, hier bewusst naiv erklärt: Lautsprecher mit Eisenmagneten kämpfen dagegen an, dass die Magnetisierung und die Demagnetisierung nicht im selben Tempo erfolgt. Die Demagnetisierung ist langsamer, was einen nicht gewünschten Widerstand erzeugt, der letztlich zu Verzerrungen führt. SMC ist der ideale Stoff zur Lösung des Problems: Magnetisch überaus leitend, weist SMC elektrisch jedoch nur ein Zehntausendstel der Leitfähigkeit von Eisen auf – ist also nahezu neutral.

Dali Opticon 6: Rückseite
Die beiden Tieftöner arbeiten in getrennten Kammern – nach den Bassreflex-Spielregeln und mit Öffnung zur Rückseite.
© Dali

Positiv eigenwillig hat Dali auch die Hochtonkalotte konzipiert. Die Resonanzfrequenz liegt bewusst tief, die Sättigungsgrenze sehr hoch. Gekühlt wird mit einem extrem dünnflüssigen magnetischen Fluid. Die Übertragung reicht weit über 20 Kilohertz, die Weiche greift nicht ein, der Hochtöner rollt natürlich aus. Das Bändchen steigt bei etwa 10 Kilohertz ein und reicht weit über 30 Kilohertz. Aufwendig setzt Dali die Konstruktion in ein eigenes, vollständig geschlossenes Sub-Gehäuse.

Die Summe aller dieser technologischen Eigenheiten zeichnet einen besonderen Lautsprecher aus. So sollte es sein.

Standboxen im Test

Doch ist das alles auch hörbar? Klares Ja, und zwar schon mit den ersten Takten in unserem Hörraum. Ganz frisch hat hier die neuste SACD des Labels Stockfisch unseren Schreibtisch und unseren SACD-Player erreicht. Die Folkband Ranagri spielt auf, Tony Christie singt. Der Tony Christie, der einst„Is this the Way to Amarillo?“ sang? Genau der – mittlerweile ein älterer Gentleman, der aber nichts von seiner Samtstimme eingebüßt hat. Gemeinsam interpretiert man legendäre irische Lieder, das Album lebt von der Sehnsuchts-Atmosphäre der grünen Insel. Der Mix von Günter Pauler und dem Stockfisch-Team macht daraus das Meisterwerk.

So mancher vermeintliche Superlautsprecher kann an dieser Abmischung blass erscheinen, doch die Dali Opticon 6 hielt sich blendend. Der erste Eindruck: Dieser Lautsprecher ist auf Tempo ausgelegt. Gitarre und Harfe sind die Basis-Instrumente, angerissene Saiten, starke, schnelle Impulse. Die Dali nahm es wie eine kleine Übung, sehr leicht, unangestrengt, dabei frei von Show. Aus der Schule geplaudert: Wir erleben oft Lautsprecher, die Effekte über Maß ausstellen – Pling, Plong, anspringende Saiten-Impulse.

Dali Opticon: Hybrid Tweeter
Dali adelt den Neuling mit dem Hybrid-Hochtonmodul aus den Top-Serien. Um 2000 Hz steigt die Kalotte ein, das Bändchen folgt ab 10 kHz.
© Dali

Bei tieferem Nachlauschen stellt man aber fest, dass die harmonischen Mitten fehlen. Genau hier liegt eine weitere Stärke der Opticon 6 – sie wirkte herrlich stimmig, gerade in der Abbildung feindynamischer Informationen. Wie die Stimme von Tony Christie flirrt, sich einschmeichelt – das verlangt Abbildungspräzision und nicht minder Tempo, dazu perfekt platziert und mit hohem Druck aus der Mitte der Boxenachse.

Lesetipp: Unsere Standboxen (Oberklasse) Bestenliste

Nur Lob, nirgends ein Makel? Wer will, kann über die begrenzte Grobdynamik unken. Die Opticon 6 konnte laut, stellte aber keinen Schwergewichtsboxer mit mächtigem Punch aus. Was auch nicht zu ihrem Grundcharakter gepasst hätte; das Körperhafte und Natürliche erschien ihr weit wichtiger. Einer der geschmeidigsten Lautsprecher, der je in unserem Hörraum gastierte.

Fazit

Neue Serie, neues Glück? Ohne Frage, ja – die Opticon-Serie scheint ein Glücksfall für Käufer mit kleinem bis mittlerem Budget zu werden. Die Opticon 6 ist da die beste Markenbotschafterin. Was gefällt: Wie die Dänen ihr Know-how in kleinen, aber feinen Schritten stetig verbessert haben.

Offen als Branchenkenner gesprochen: Nie klangen Dali-Lautsprecher besser, verlockender, ehrlicher. Die Grundharmonie ist da, auf der die Opticon 6 jedes weitere Detail aufbaut oder vielmehr integriert. Grandios, wie leicht sie mit feindynamischen Impulsen umgeht, herrschaftlich, welches Klangpanorama daraus entsteht. Überraschend, dass die Versammlung dieser klangimmanenten Werte für diese beschauliche Summe realisierbar ist.

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