Devialet Expert 1000 Pro im Test
Der Expert 1000 Pro von Devialet ist ein edler Vollverstärker, der für 27.900 Euro keine Wünsche offen lässt. Was man für sein Geld bekommt, erfahren Sie im Test.

Devialets neues OS ist für 2017 angekündigt. Dabei handelt es sich freilich nicht um ein Betriebssystem-Update für Ihren Computer, sondern um ein Update für eine Maschine, die Ihr HiFi-System darstellt. Und die, was schiere Rechenpower angeht, Ihren PC höchstwahrscheinlich um Längen schlägt.&...
Devialets neues OS ist für 2017 angekündigt. Dabei handelt es sich freilich nicht um ein Betriebssystem-Update für Ihren Computer, sondern um ein Update für eine Maschine, die Ihr HiFi-System darstellt. Und die, was schiere Rechenpower angeht, Ihren PC höchstwahrscheinlich um Längen schlägt.
Willkommen in der Zukunft. Willkommen bei Devialets Expert-Pro-Linie, in deren flach bauenden, edlen Innereien – unter anderem – drei Sharc-DSPs, ein 16-MHz-Risc-Prozessor, vier 40-MHz-Risc-Prozessoren und ein 64-MHz-Risc-Prozessor stecken. Damit könnte man womöglich locker einen kompletten Spionage-Satelliten oder eine Autofabrik managen, doch in diesem Fall sind die Aufgaben der künstlichen Intelligenz weit profaner. Oder aus der Sicht eines HiFi-Freaks natürlich sehr viel anspruchsvoller.
Geht es doch darum, mit den Methoden der heutigen Zeit ein Musiksignal so zu verhätscheln, dass es auf dem Weg von der Tonkonserve bis zum Lautsprecher völlig unangetastet und damit so „original“ wie möglich bleibt. Die besagten Methoden haben sich dabei inzwischen so verändert, dass die technologische Lücke, die zwischen einem analogen 40-Kilo-Class-AMonster mit kochend heißen Kühlrippen und beispielsweise dem Devialet 1000 Pro aufklafft, so gewaltig ist, dass man darin locker die gesammelten Werke der alten Elektrotechnik zwischen den Jahren 1890 und 2000 versenken könnte, ohne auch nur den Boden zu erahnen.
Was einen Devialet 1000 Pro und einen dicht aufgebauten, hoch komplexen Computer noch unterscheidet, ist, von der D-Endstufe einmal abgesehen, nur noch die alles bestimmende Software. Wer sich heute tiefer mit Audiotechnik beschäftig und dabei alle nostalgischen und ideologischen Scheuklappen beiseite lässt, der weiß, dass die Zeit weitgehend oder auch nur teilweise auf der analogen Ebene arbeitender Audio-Elektronik unweigerlich zu Ende geht.
Das mag man mit Wehmut sehen, doch allein schon die reinen technischen Daten des Topmodells von Devialet, der quasi in Dual-Mono-Technik mit verdoppelter Leistung auftretende 1000 Pro, sprechen für sich. Und zeugen mit teils absurd geringen Verzerrungs- und Signal-to-Noise-Daten von einer Technolgie, die konventionelle HiFi-Technik zu Nostalgie werden lässt.
Ganz nebenbei nimmt der zweiteilige Devialet eine andere Entwicklung vorweg, die genauso kommen wird: Es gibt keine Einzelkomponenten für spezifische Aufgaben mehr, sondern schlicht alles (hier: Streaming, Phono, Vorstufe, Endstufe, A/D- und D/A-Wandler) ist Bestandteil ein und desselben, voll integrierten Systems. Weil es allein schon aufgrund des vollständigen Software-Managements gar nicht mehr anders geht. Dass dabei „Signalwege“, falls man den Datenbus noch so bezeichnen mag, auf Fingerbreiten zusammenschrumpfen, ist sicherlich „audiophil“, aber keine gute Nachricht für Kabelhersteller.

Ein echter Clou ist freilich der Phonoeingang, der übersteuerungsfest ist, natürlich ebenfalls sofort auf die digitale Ebene transformiert und sagenhafte 256 Varianten für den Impedanz- Abschluss anbietet. Allerdings fiel die Bandbreite im Phonobetrieb noch nicht berauschend aus, was dem Hin-undwieder- Vinylista freilich keine Kopfschmerzen bereiten wird. Wo der Auslegungsschwerpunkt des via Rechner und Netzwerk komplett konfigurierbaren Devialet liegt, ist ohnehin sonnenklar, wobei die äußerst clevere Software noch ein ganzes Sortiment an Spezialitäten wie etwa beliebig filterbare Analogausgänge zur Disposition stellt.
Power satt
Sich über Leistungsmangel zu beschweren, wird dem Besitzer eines Devialet-1000-Pro-Doppelpacks wohl nie in den Sinn kommen, zumal das höchst effiziente Schaltnetzteil des Multitalents so viel Lautsprecher- Strom bereitstellt, wie allein schon die Zufuhr einer üblichen 16-Ampère-Steckdose hergibt, nämlich 14 Ampère. In puncto Stabiliät muss sich das französische Hightech-Monster also vor nichts und niemand verstecken, schon gar nicht vor stromhungrigen Lautsprechern. In diesem wichtigen Punkt herrscht fröhlich-freie Auswahl, die auch vor raumhohen Monstern mit acht Tieftönern kein Stoppschild sieht.

Überraschend sanft
Dass das Leistungsmonster auf den ersten Eindruck relativ sanft und brav ans Werk geht, überrascht zunächst. Doch dieser Effekt ist vielmehr der überragenden Verzerrungsfreiheit selbst bei hoher Leistung geschuldet. Schnell merkt man, dass der Lautsprecher mit dem Schraubstock geführt wird, dass die Tieftonstabiliät geradezu unheimlich wirkt und dass sich die totale Kontrolle auch bis weit nach oben im Frequenzgang erstreckt.
Blößen gibt sich dieser High-Tech-Amp nirgendwo und niemals, er reproduziert schlicht akribisch seinen Input, dessen Klangqualität nun ungewohnt stark in den Vordergrund tritt. Dabei feine Unterschiede zwischen Streaming, USB-Eingang oder dem internen A/DWandler zu erforschen, gelingt mühelos. Ein Genuss sind auch der schier unendliche Leistungsnachschub und das unerschütterlich stabile Klangbild – einfach perfekt. Perfektion im besten Sinne ist auch das unausweichliche Fazit zum Devialet 1000 Pro, der nun definiert, wie hoch die Messlatte hängt.
Der typische 1000-Pro-Kunde wird davon ausgehen, dass sich Devialet um alles gekümmert hat, die Konfiguration sowie vielleicht ein Update durchlaufen und dann zufrieden Musik genießen, wohl wissend, dass die Zukunft hörbare Realität ist.