Perfektes Paket für Radsportler

Garmin: Radcomputer Edge 1030 Plus und Leistungsmesserpedale Rally RK200 im Dauertest

21.10.2021 von Dirk Waasen

Garmin ist der Apple im Sportbereich: Wer in die Welt eintaucht, wird sie so schnell nicht wieder verlassen. Auch wir sind nach dem Test eines Premium-Radsport-Pakets hellauf begeistert.

ca. 7:05 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Garmin-Rad-Aufmacher
Wer sich so ins Zeug legt, der will auch seine Leistungsdaten vermessen. Mit Garmin kein Problem.
© Garmin

Wir haben zwei Produkte zum Test geladen, die den Profiradler, den ambitionierten Freizeitsportler und womöglich den technikbegeisterten Gelegenheitsfahrer ansprechen, aber sicher nicht die Couch-Potato: den Radcomputer Garmin Edge 1030 Plus und die Leistungsmesserpedale Rally RK200.

Pedale erfassen Leistung

Beginnen wir mit den Leistungsmesserpedalen, die es in den Versionen XC (Crosscountry, Mountainbike mit Shimano Pedalsystem SPD), RK (Rennrad mit Look Keo Klickpedalsystem) und RS (Rennrad mit Shimano SPD-SL System) gibt und dann noch in der Ausprägung Cycling Dynamics für detaillierte Auswertung der Leistungsfähigkeit beider Beine oder ohne Cycling Dynamics. In diesem Fall wird ein Pedal mit, das andere ohne Leistungsmesser ausgeliefert.

Test: Leistungsmesserpedale Garmin Rally RK200

Pro

  • extrem tiefe Detailanalyse über Garmin connect App
  • sehr hochwertig verarbeitet
  • leicht zu montieren
  • Pedalkörper austauschbar über Umbausets (von Rennrad auf Mountainbike, ab 200 Euro)
  • hohe Nachhaltigkeit, hoher Wiederverkaufswert (ermittelt auf Basis des Vorgängermodells Vector)

Contra

  • absolut gesehen hoher Preis

Fazit

Die Leistungsmesserpedale RK200 haben ihren Preis, überzeugen aber auf ganzer Linie. Wer tief in die Trainingsanalyse einsteigen will, findet hier das passende Equipment.

In den Foren diskutiert man sich die Köpfe heiß, ob Training mit Leistungsfokus mit nur einem Pedal überhaupt Sinn macht. Streng betrachtet nur dann, wenn beide Beine annähernd gleich ausgelastet sind. Beim Test verhinderte dies eine Jahre zurückliegende Sportverletzung im linken Fuß, weshalb der Kopf des Testers offensichtlich unbewusst ein „Belaste da nicht so stark“ signalisierte. Die Werte für das linke sowie rechte Pedale wiesen in der formidablen (anders kann man es wirklich nicht beschreiben) Garmin-App "connect" riesige Unterschiede auf. Aber immerhin gibt auch die Version mit nur einem Pedal Aufschluss darüber, ob die Leistung über die Zeit grundsätzlich zunimmt oder nicht.

Ganz nebenbei ermitteln die Pedale auch noch die Trittfrequenz. Dadurch, dass der Leistungssensor weiß, wann die Totpunkte ohne Krafteinfluss auftreten, weiß er auch, wann sich die Tretkurbel bewegt hat. Wer nicht weiß, warum man für ein Fahrrad weit mehr als 1.000 Euro ausgeben kann, der wird beim Preis der Rallys nur noch den Kopf schütteln: 650 respektive 1.100 Euro stehen in der Preisliste. Aber Smartphones sollen ja auch schon 1.800 Euro kosten und deutlich weniger zur Fitness beitragen.

Leistungskurve zeigt, wo man steht

Also konzentrieren wir uns auf die Gründe, sich ein solches Pedalset zuzulegen. Das erste Motiv ist sicher, überhaupt zu wissen, welche Leistung man dauerhaft liefern kann und wie sich diese verbessert. Die Antwort darauf findet man in der Leistungskurve der App. Und die ist nicht immer nett. Denn wenn man sich als Freizeitsportler darüber freut, 500 Watt über eine Minute halten zu können, folgt mit dem Blick auf die Profis rasch Ernüchterung. Die bringen das über eine dreiviertel Stunde am Anstieg. Und nach der Abfahrt wieder. Ach ja, und wieder. Und nach vier Stunden Fahrzeit dann noch mal.

Gramin-edge-und-Pedal
Perfekte Kombi: Der Radcomputer Garmin Edge 1030 Plus verarbeitet die Leistungsdaten, die die Wattmesserpedale Rally RK200 liefern.
© WEKA Media Publishing

Das Rally RK200 weiß alles

Aber aufgeben gilt nicht. Freuen wir uns lieber auf die weiteren unzähligen Funktionen. Während man sich bei Google und Co ärgert, freut man sich bei Garmin darüber, dass das RK200 alles weiß. Beispielsweise, dass ich bei meiner Ich-hab's-wissen-wollen-Tour 7,5 Stunden im Sitzen und 47 Minuten stehend gefahren bin. Das war garantiert auf den letzten 50 der 182 Kilometer, als der Sattel gefühlt zum Nagelkissen mutierte. Und dass auf dieser Marathonstrecke der oberste Herzfrequenzbereich nur wenig und der Ausdauerbereich am meisten abgerufen wurde, belegt auch das Leistungsdiagramm.

Gerade dieses Beispiel zeigt, dass sich einerseits Trainings sehr gut steuern lassen, andererseits auf langen Touren dafür gesorgt wird, dass ein Zieleinlauf möglich ist. Im ambitionierten (Profi)Sport zählt aber – vor allem am Berg – nicht die absolute, sondern die auf das Körpergewicht bezogene Leistung, angegeben in Watt pro Kilogramm. Selbstredend gibt Garmin auch hierzu Auskunft und aktualisiert eine Veränderung automatisch. Die Genauigkeit gibt Garmin mit einer Abweichung von 1% vom tatsächlichen Wert an, der Vergleich mit einem <1% Abweichung angegebenen Direktantriebstrainer (Indoor) zeigte tatsächlich nahezu identische Werte.

Leistung mit Radcomputer live im Blick

Zwar ist das Ganze auch in der Nachtrainingsbetrachtung interessant, spannender wird es freilich, wenn die Werte über den Garmin Edge 1030 Plus angezeigt werden. Dann trainiert der Sportler just in time, kann die Leistung verfolgen und entsprechend dosieren. Über die Cycling Dynamics ließe sich dann auch die Gleichmäßigkeit des Tritts und sogar die Position des Schuhs auf dem Pedal optimieren. Da sich die Anzeigefelder des Edge nahezu beliebig nach Anzahl und Größe festlegen lassen, rücken exakt die Daten nach vorne, die dem Trainierenden am wichtigsten sind.

Vernetzt mit der Gruppe

Wer in großer Sportlerrunde fährt, begeistert sich garantiert für das Live Tracking der Gruppe. Das zeigt bei gekoppelten Smartphones auf dem Display an, wo sich das eigene Peloton befindet und wer Gefahr läuft, vom Besenwagen aufgesammelt zu werden. Bevor das passiert, können sich die Fahrer:innen aber noch per Mitteilung austauschen. Gern genommen sind bei Husaren, die sich auf 20 Millimeter breiten Reifen mit 100 km/h kleine Bergsträßchen hinabstürzen, auch Stürze. Sollte dies passieren, wählt der Edge auf Wunsch eine Notfallnummer. Und um das zu verhindern, kann er auch vor scharfen Kurven warnen.

Als weniger gesundheitsbewusst gehen die MTB Dynamics durch, bei denen der Edge beispielsweise die Anzahl der Sprünge, die Sprungweite und die damit verbundene Zeit in der Luft erfasst. Wer hier neue Rekorde jagt, sollte womöglich doch die Notruffunktion aktivieren. Grundsätzlich können aber auch Freunde und Familie verfolgen, wo der Radler unterwegs ist – wenn er es will und sein Smartphone gekoppelt hat.

Wie viele Höhenmeter noch? Der Edge weiß es

Als echt pfiffig und psychologisch interessant erwies sich auch die Climb-Pro-Funktion. Dank dieser zeigt der Edge 1030 Plus auf vorher geplanten Routen signifikante Steigungen nebst verbleibender Strecke an und hilft so, die Kräfte besser einzuteilen und die Bergkuppe motivierter zu erreichen. 34 Kilometer mit im Mittel 4% Steigung galten im Test offensichtlich als nicht signifikant genug. Steile, spitze Rampen hatte der Edge dagegen alle drauf. Wie interessant die Angabe zu den verbleibenden Resthöhenmetern ist, zeigte sich daran, dass die Frage „Wann sind wir endlich da?“ schnell durch „Wie viel Höhenmeter haben wir noch?“ ersetzt wurde.

Test: Radcomputer Garmin Edge 1030 Plus

Pro

  • nahezu grenzenloser Funktionsumfang
  • sehr hohe Akkulaufzeit
  • gute Ablesbarkeit des Displays
  • sehr gute Navigationsfunktion (auf verschiedene Radsportarten konfigurierbar)
  • viele Kult-Funktionen
  • hohe Nachhaltigkeit, hoher Wiederverkaufswert

Contra

  • teils irritierend großer Funktionsumfang

Fazit

Auch hier lautet das Urteil: überragend. Wer ernsthaft mit dem Rad trainieren will, kommt mit dem Edge 1030 Plus voll auf seine Kosten. Zumal die zugehörige App Garmin connect alle nur erdenklichen Analysen liefert. Ganz groß!

Um wirklich alles zu beschreiben, was der Edge 1030 Plus kann, verweisen wir auf das im Web bei Garmin abrufbare Handbuch und beschränken uns darauf, was kaufentscheidend sein könnte.

Der Akku hält länger durch als die Tester

Fangen wir mit der Akkulaufzeit an. Nach brutto 10 Stunden und 48 Minuten, in denen das Gerät 8 Stunden im Aufzeichnungsmodus und den Rest im Standby verbrachte, signalisierte der Akkustand immer noch 77% Kapazität. Garmin verspricht 24 Stunden. Die fehlenden 11 Stunden hatten wir nicht mehr in den Knochen, wir vertrauen der Aussage aber voll und ganz. Da das Gerät verschiedene Displaymodi bietet, sind Schwankungsbreiten möglich. Wir waren grundsätzlich im vom Helligkeitssensor gesteuerten Automatikmodus unterwegs, der bei 80 Prozent Tageslicht wenig kraftzehrende Displaybeleuchtung aktivieren musste. Dennoch lautet die traurige Erkenntnis: Wieviel wir auch trainieren mögen, der Edge wird immer länger durchhalten als wir.

Zweiter positiver Eindruck: Die angeschlossenen Sensoren (Pedal, Herzfrequenz, sogar das smarte Licht Varia) verbinden sich super einfach und auch dauerhaft – auf 3.000 Kilometer Strecke stieg einmal das rechte Pedal aus. Dem war allerdings ein unglücklicher Batteriewechsel (am falschen Eck gespart) vorausgegangen. Also Leute, kauft die teureren CR 1/3 statt je zwei in Serie geschalteter billiger AG 13. Ausdauer und Austausch klappen einfach besser. Sonst steht keine einzige Störung im Protokoll.

Mehr als genug Speicher

Dank 32 GB Speicher passen mehr Routen auf den Edge als nötig. Denn 100 Strecken durchzuscrollen macht trotz Touchdisplay wenig Spaß. So richtig ans Herz gewachsen ist uns (ein Kollege fuhr meist mit) dafür die Funktion, gegen vorausgegangene Fahrten/Aktivitäten anzutreten. Dann informiert der Edge kontinuierlich zu Rückstand oder Vorsprung gegenüber der vorher gewählten Zielrunde. Allein diese Funktion hat im Endspurt die letzten Körner freigesetzt – cool.

Zuverlässiger GPS-Empfang

Auch der GPS-Empfang war immer flott da. Selbst nach ein paar trainingsfreien Regentagen wusste der Edge nach einer Minute, wo er war. Die Routenplanung am Gerät gestaltet sich für Menschen ohne Geduld fummelig. Ich gehöre dazu und habe die Strecken per Komoot-App (auch in der Premium-Version jeden Cent wert) überspielt. Dazu am Smartphone einen Hotspot bereitgestellt, dann auf dem Edge gespeichert, fertig. Erwähnt sei hier, dass sich der Edge mit allen größeren Apps wie Strava, Trainingpeaks oder Trainerroad versteht und austauscht.

Die Präzision des GPS-Empfängers zeigte sich daran, dass wir auf der langen Tour nur ein einziges Mal ins Off gefahren sind, weil wir die Angaben auf dem doch nur 3,5 Zoll kleinen Display falsch interpretiert hatten. Aus bis heute ungeklärtem Grund brachten den Edge auf dem Hinweg Tunnel nicht in Bedrängnis, auf dem Rückweg signalisierte er jedoch regelmäßig „Route verlassen“ und musste sich an jedem Tunnelausgang neu orientieren. Das war nervig, aber zum Glück spielt sich das Radvergnügen vornehmlich unter freiem Himmel ab.

Womit wir schon wieder im Leistungssport angekommen sind. Den unterstützt Garmin mit etlichen Trainingsfunktionen. Der Edge ermittelt die aktuelle Trainingsbelastung, errechnet daraus Trainingspläne oder gibt Ruhezeiten vor. Sogar die notwendige Flüssigkeitsaufnahme und die verbrannten Kalorien errechnet der Tausendsassa. Dies funktioniert zwangsweise umso besser und mit größerem Funktionsumfang, je mehr Sensoren verbunden sind.

Garmin-Siegel
© WEKA Media Publishing

Fazit: Leistungsdiagnostik in Perfektion

Uns ist selten ein so vernetztes, durchdachtes und in seiner Funktionalität so umfangreiches Produkt begegnet wie der Edge 1030 Plus – erst recht in Kombi mit den Rally RK200. Auch wenn die Grundfunktionalität Fahrradtacho und Navigation für sich ausreichend sein mag, so entfaltet der Edge sein volles Potenzial, wenn der Käufer die Zeit, Lust und Begeisterung mitbringt, voll in den Funktionsumfang einzutauchen. Dann aber ist es eines der wenigen perfekten Produkte, die trotz des hohen Preises die Investition wert sind.

Den Extrakick holt man sich dann mit den Wattmesserpedalen Rally RK200. Die werden zwar 99,9% aller Hobbysportler nicht wirklich brauchen. Wer sie aber hat, wird sie nicht missen wollen.

Mehr lesen

Bestenliste Smartphones mit Android

Top 10: Die besten Android-Handys

Kopfhörer-Bestenliste

Die besten In-Ear-Kopfhörer

Welches Handy hat die beste Kamera?

Die Smartphones mit den besten Kameras

Weiter zur Startseite  

Mehr zum Thema

Fitbit Versa im Test

Smartwatch

Fitbit Versa im Test

Mit der Versa hat Fitbit eine leichte Sport-Smartwatch im Programm, die Gesundheits- und Fitnessdaten erfasst. Das leistet sie im Praxistest.

Garmin Lily Aufmacher

Fitnesstracker für Frauen

Garmin Lily im Praxistest

Die Garmin Lily kommt im Gewand einer klassischen Damenuhr daher und bietet obendrein smarte Funktionen. Ob sie damit überzeugen kann, zeigt…

Test-Tribit-Movebuds-H1-Aufmacher

Mit Ohrbügel und langer Akkulaufzeit

Tribit MoveBuds H1 im Test: kabellose Sport-Kopfhörer

Die Ohrhörer MoveBuds H1 von Tribit sind für Sportler gemacht. Klang, Akku und Wasserdichtigkeit überzeugen im Test. Gibt es auch Schwachpunkte?

Fitbit-Sense-2-Tagesform-index

Neu: Software-Update bringt EKG und Google Wallet

Fitbit Sense 2 und Versa 4 im Test: Motivation am Handgelenk

Bei den aktuellen Smartwatches von Fitbit zeigt sich die Handschrift des neuen Eigners Google: Was ändert sich? Und was leistet die Hardware?

Fitbit-Inspire-3-Aufmacher

Überwacht Herzgesundheit, Schlaf, SpO2 und mehr

Fitbit Inspire 3 im Test: Fitnesstracker mit Mehrwert

Kleines Armband, große Wirkung: Der Tracker Fitbit Inspire 3 motiviert zu mehr Bewegung und liefert wichtige Vitaldaten.