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Wie gut ist das erste Falt-Smartphone von Google?

Google Pixel Fold im ersten Test

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Mit dem Pixel Fold wagt sich Google vor in bisher unerforschtes Terrain: Es ist das erste Foldable des Herstellers und mit 1.900 Euro das teuerste Pixel aller Zeiten. Wie stehen die Chancen? connect hat den Test gemacht.

Autor: Andreas Seeger • 26.6.2023 • ca. 7:40 Min

Google Pixel Fold Teaser
Das Google Pixel Fold ist in Deutschland für 1899 Euro erhältlich. Wer den Speicher von 256 GB auf 512 GB verdoppelt, zahlt 2019 Euro.
© connect

"Super Premium" von GoogleDie Bezeichnung "Super Premium" hat Samsung im letzten Jahr aus der Taufe gehoben, um damit seine sündhaft teuren Spitzenmodelle nach unten hin abzugrenzen. Eine Preisgrenze ist nicht definiert, aber klar ist, dass die neuen XXL-Foldables, die gerade in...

Pro

  • kompakte Bauform, nicht so gestreckt wie andere Foldables
  • Haptik und Verarbeitung Spitze
  • wasserfest nach IPX8
  • leuchtstarkes 7,6-Zoll-Innendisplay mit 120 Hz
  • Kamerasystem für ein Foldable sehr gut
  • System mit 5 Jahren Updates und vielen Optimierungen für das große Display

Contra

  • kein Netzteil im Lieferumfang
  • Kameraeinheit steht fast 3 Millimeter heraus
  • Innendisplay mit breiten Rändern
  • Falz relativ ausgeprägt, Innendisplay bildet keine plane Oberfläche

Fazit

Der kompakte Formfaktor überzeugt, genauso wie die Software- und die Kamera-Ausstattung. Weniger gut gefallen haben uns dagegen die weit abstehende Kameraeinheit sowie die ausgeprägte Falz des Innendisplays, das können andere Hersteller besser. Mit dem Pixel Fold gelingt Google ein solider Einstand in den Foldable-Markt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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"Super Premium" von Google

Die Bezeichnung "Super Premium" hat Samsung im letzten Jahr aus der Taufe gehoben, um damit seine sündhaft teuren Spitzenmodelle nach unten hin abzugrenzen. Eine Preisgrenze ist nicht definiert, aber klar ist, dass die neuen XXL-Foldables, die gerade in großer Anzahl auf den Markt kommen, dazu gehören: Das Samsung Galaxy Fold 4 (zum Test) startet mit 1.349 Euro noch moderat, Honors Magic Vs (zum Test) setzt mit 1.600 Euro höher an, Huaweis Mate X3 (zum Test) markiert mit 2.200 Euro die Oberkante. Googles Pixel Fold mag also sehr teuer sein, aber Google steht damit nicht allein auf weiter Flur, im Gegenteil: Immer mehr Hersteller setzen auf "Super Premium", weil hier die höchsten Margen locken.

Einzigartiger Formfaktor

Beim Erstkontakt fällt der ungewöhnliche Formfaktor auf, denn Google baut nicht im klassischen Barrendesign. Zum Vergleich: Das Fold 4 ist 155 mm hoch, Googles Pixel Fold dagegen nur 140 mm. Es ist dafür mit 80 mm deutlich breiter als das Fold 4 (67 mm). Uns gefällt dieser breite Formfaktor sehr gut, auch weil man mit dem Daumen fast jede Stelle des Touchscreens erreicht.

Google Pixel Fold versus Huawei Mate X3
Der ungewöhnliche Formfaktor ist Geschmacksache: Uns gefällt Googles 17:9 besser als Huaweis 21:9 (rechts), schon allein deshalb, weil man mit dem Daumen auch den oberen Rand des Touchscreens erreicht.
© connect

Bei der Präsentation des Pixel Fold sprach Google vom „dünnsten Falt-Smartphone auf dem Markt“ und wurde einen Tag später von Huawei überrascht, die mit dem Mate X3, das aufgeklappt nur 5,3 Millimeter dünn ist, den aktuellen Rekord halten. Dem technisch hervorragenden X3 bleibt mangels 5G und Play Store allerdings nur die Nischenrolle. Wir werden das Gerät trotzdem in der Folge für Vergleiche heranziehen, um zu zeigen, was Google besser beziehungsweise schlechter macht.

Googel Pixel Fold zuammengeklappt im Vergleich mit Mate X3
Das Mate X3 ist ein paar Zehntel Millimeter dünner als das Pixel Fold, in der Praxis bemerkt man den Unterschied aber nicht. Was man spürt: Das X3 ist leichter und die Kamera steht nicht so weit heraus.
© connect

Ein Markenzeichen der aktuellen Foldable-Generation ist die fehlende Spalte in der Mitte: Wenn man Pixel Fold, Mate X3 oder Magic Vs zuklappt, liegen die Innenseiten mit dem OLED plan aufeinander. Das ist eine Verbesserung gegenüber dem Fold 4.

Google Pixel Fold Rückseite
Verarbeitung und Haptik vom Feinsten: Das Pixel Fold ist auch wasserfest nach IPX8
© connect

Das Scharnier ist so konstruiert, dass es sich beliebig anwinkeln lässt, beim Aufklappen gibt bereits der genau dosierte und gleichmäßige Widerstand einen Hinweis darauf, dass Haptik und Verarbeitung genau so sind, wie man es von einem Smartphone erwarten darf, das fast 2.000 Euro kostet, dazu gehört auch die begrenzte Wasserdichtigkeit nach IPX8. Die Kombination aus Glasrückseite und Metallrahmen fühlt sich super an, dabei ist das Design mit dem Kamerastreifen in glänzender Metalloptik an der Pixel-7-Familie orientiert. Für unseren Geschmack steht der Streifen mit knapp 3 Millimeter allerdings zu weit heraus - geschlossen ist das Fold an dieser Stelle 14,5 Millimeter dick.

Google Pixel Fold Videos
Das Innendisplay ist mit einem Seitenverhältnis von 6:5 fast quadratisch. Auf dem Mate X3 (rechts) hat man beim Anschauen von Videos zwar mehr Fläche (7,85 statt 7.6 Zoll), aber das Bild ist deshalb nicht größer. Man hat oben und unten einfach größere schwarze Ränder.
© connect

Displays: Die Falz ist sichtbar

Der breite Formfaktor führt auch zu einem breiteren Außendisplay: Das Seitenverhältnis von 17,4:9 steht in krassem Kontrast etwa zu einem Mate X3 mit 21:9. Letzteres hat auch das mit 6,4 Zoll größere Panel, beim X3 sind es 5,8 Zoll. Wir halten das für völlig ausreichend, zumal man ohnehin das Phone aufklappen wird, wenn man ein großes Display braucht. Das gestauchte Display hat den Vorteil, dass der Daumen fast überall rankommt. Die technischen Eckdaten des OLED sind klassentypisch, eine hohe Auflösung von 1080p wird genauso geboten wie eine schnelle 120-Hertz-Bildwiederholrate.

Google Pixel Fold Display Falz
Die Falz ist beim Pixel Fold (unten) viel ausgeprägter als bei Huaweis Mate X3. Die Fläche des Innendisplays ist bei Google nicht plan, wie auf dem Foto zu sehen ist.
© connect

Beim Innendisplay lässt Google oben und unten breite Ränder, für unseren Geschmack viel zu breit. Immerhin bleibt so genügend Platz, um die Frontkamera (8 Megapixel) zu integrieren. Das OLED, das wie beim Fold 4 7,6 Zoll groß ist, ist also frei von schwarzen Punkten oder Aussparungen. Auffällig ist die hohe Leuchtkraft, Google baut also ein hochwertiges Panel ein. Auffällig sind allerdings auch die überdurchschnittlichen Reflexionseigenschaften der Schutzfolie, die Google auf das Ultra Thin Glass von Schott geklebt hat. In der Verpackung ist ein Warnhinweis platziert, diese Folie nicht zu entfernen. Im Freien empfanden wir die Reflexionen als stärker als bei anderen Smartphones.

Google Pixel Fold Display Ränder
Google lässt beim Pixel Fold sehr breite Ränder, für ein so teures Smartphone sind sie viel zu breit. Immerhin lässt sich so die Frontkamera unterbringen, ohne ein Loch in das Display zu bohren.
© connect

Aufgrund des fast quadratischen Seitenverhältnis von 6:5 bleiben beim Anschauen von Videos und Filmen weniger schwarze Ränder als bei der Konkurrenz. Ansonsten sind die technischen Eckdaten klassentypisch, Google enttäuscht hier nicht.

Bei der Nutzung ist uns allerdings die Falz überdeutlich aufgefallen. Sie ist sichtbarer als bei anderen Foldables der neuesten Generation wie etwa dem Mate X3, was auch daran liegt, dass das OLED um die Falz herum keine plane Oberfläche bildet, sondern minimal absinkt. Der Effekt auf die Darstellung ist minimal, aber er ist da.

Technisch auf dem neuesten Stand

Wer ein Smartphone für knapp 2.000 Euro kauft, erwartet technische Vollausstattung und Google enttäuscht hier nicht. Der Tensor 2 hat seine Qualitäten bereits bei der aktuellen Pixel-Generation unter Beweis gestellt. Es ist nicht das performanteste SoC, aber es ist optimal auf die Smartphone-Nutzung und auf alle Google-Anwendungen abgestimmt. WiFi 6E wird unterstützt, genauso wie der neue Nahfunk-Standard Ultra Wide Band (UWB). Zudem ist das Pixel Fold mit einem Nano-SIM-Steckplatz und einer eSIM ausgestattet, sodass Dual-SIM möglich ist. Der Fingerabdrucksensor ist seitlich in der Einschalttaste integriert und funktioniert gedankenschnell und fehlerfrei.

Die Speicherausstattung ist mit 12/256 GB angemessen.

Kamerasystem: Für ein Foldable top, auf einer Stufe mit dem Huawei Mate X3

Drei Optiken auf der Rückseite decken von Ultraweitwinkel (10,8 Megapixel und F2.2) über Weitwinkel (48 Megapixel, OIS und F1.7) bis 5x Zoom (10,8 Megapixel und F3.05) einen großen Brennweitenbereich ab. Die Herausforderung bei einem Foldable ist die geringe Bautiefe, die Ingenieure haben ein paar Millimeter weniger zur Verfügung als bei klassischen Smartphones. Umso bemerkenswerter ist, wie gut die Kameras der neuen Foldables sind, besonders das Mate X3 und das Honor Magic Vs ragen hier heraus. Und Google reiht sich nahtlos ein. Qualitativ kann man das Pixel Fold gut mit dem Huawei Mate X3 vergleichen, das aktuell das beste Kamerasystem im Foldable-Segment bietet. Wir sehen beim Ultraweitwinkel Huawei vorne, beim 5x Zoom dagegen das Pixel Fold. Allein die Tatsache, dass Google auf diesem Niveau mitspielen kann, ist ein Ausweis der Güteklasse des Kamerasystems.

Softwareseitig findet man auf dem Pixel Fold alle Features, die man auch von den 7er Pixeln kennt: RAW ist möglich und mit dem magischen Radiergummi kann man unerwünschte Objekte aus Fotos entfernen, per Scharfzeichner lassen sich verwackelte Fotos aufpeppen. Im Bereich Smartphone-Fotografie gehört Google in jeder Hinsicht zu den Herstellern, die am meisten zu bieten haben.

Eine der Besonderheiten bei Foldables ist die Möglichkeit, die Hauptkamera als Frontkamera zu nutzen. Insofern ist die Selfie-Qualität der Frontkameras nicht so entscheidend, wichtiger ist die Videoqualität. Google bietet hier guten Durchschnitt, ohne allerdings besonders aufzufallen.

Google Pixel Fold technische Daten

  • Preis und Speicher: 1.899 oder 2.019 Euro mit 12/256 GB oder 12/512 GB
  • Farben: Schwarz (Obsidian), Weiß (Porcelain)
  • Größe und Gewicht: 140 x 159 x 6 Millimeter und 283 Gramm (geschlossen: 140 x 80 x 12 Millimeter)
  • SoC: Google Tensor G2 mit bis zu 2,85 GHz
  • Hauptdisplay: OLED mit 7,6 Zoll und 2.208 x 1.840 Pixel, dynamische Bildwiederholrate bis 120 Hertz
  • Außendisplay: OLED mit 5,8 Zoll und 2.092 x 1.080 Pixel, dynamische Bildwiederholrate bis 120 Hertz
  • Hauptkamera: Ultraweitwinkel (F2.2) mit 10,8 Megapixel und Weitwinkel (F1.7) mit 48 Megapixel, 5xZoom mit 10,8 Megapixel (F2.4)
  • Frontkamera (außen) mit 9,5 Megapixel (F2.2)
  • Frontkamera (innen) unter dem Display mit 8 Megapixel (F2.0)
  • Konnektivität: 5G, 4G, 3G, 2G, WiFi 6E, UWB, Bluetooth 5.2, NFC, USB-C
  • Dual-SIM (1x Nano SIM + 1 x eSIM)
  • Akku mit 4.800 mAh, Wireless Charging unterstützt
  • System Android 13
  • Besonderheiten: Kein Netzteil im Lieferumfang, wasserfest nach IPX8, Fingerabdrucksensor im Rahmen integriert, Stereolautsprecher
Google Pixel Fold Screenshot Wetter App
Wetter-App mit zweigeteilter Ansicht. Google hat viele Apps für das größere Display angepasst.
© connect/Hersteller

Software: Feine Google-Extras

Ausgeliefert wird das Pixel Fold mit der aktuellen Version Android 13. Es wird genauso lange mit Updates versorgt wie die aktuellen Flaggschiffe der Serie Pixel 7, das bedeutet: 3 neue Android-Versionen und fünf Jahre lang Sicherheitsupdates.

Google hat die Android-Oberfläche für das Falt-Display angepasst und viele Elemente der Tablet-Version von Android integriert. Auch Apps wie Netflix, Gmail oder Youtube wurden auf Tablet-Größe optimiert. Gut gefallen hat uns die zweigeteilte Ansicht des Google Kalender und der Wetter-App.

Google Pixel Fold Screenshots Hochformat
Die Benutzeroberfläche kennt man von den bereits erhältlichen Pixel-Modellen der 7er Serie: Es gibt wunderschöne Hintergrundbilder, aber kaum Einstellungen für die Bildwiederholrate und das Always-on-Display.
© connect/Hersteller

Zweigeteilt ist ein gutes Stichwort, denn natürlich ist es möglich, zwei Apps in einer geteilten Ansicht nebeneinander zu legen. Das funktioniert am einfachsten mit Hilfe der Taskbar am unteren Bildschirmrand, die auch innerhalb einer App als Overlay eingeblendet wird, wenn man mit dem Finger von unten nach oben streicht: Einfach jeweils eine App aus der Taskbar in den rechten und linken Bereich des Displays ziehen, fertig. Über die Splitscreen-Ansicht ist es etwa besonders einfach, Fotos per Drag&Drop zu verschicken.

Google Pixel Fold Screenshot Split Screen
In der geteilten Ansicht mit zwei Apps ist natürlich auch Drag&Drop möglich. Alles ist hier sehr intuitiv umgesetzt.
© connect/Hersteller

Es gibt zudem einen „Tabletop Mode“, der an Samsungs Flex Mode erinnert: Wenn man das Pixel Fold um 90 Grad anwinkelt, wird die Ansicht zweigeteilt und im unteren Bereich werden die Bedienelemente eingeblendet - praktisch ist das etwa bei Videochats.

Google Pixel Fold Screenshot Statuszeile
Auch die Statuszeile hat Google für für den großen Bildschirm angepasst.
© connect/Hersteller

Sowohl der Tabletop Mode als auch der „Dual Screen Interpreter Mode“ werden erst mit Android 14 vollumfänglich freigeschaltet. Bei letzterem handelt es sich um ein cleveres Übersetzungstool: Während auf dem großen Display der zu übersetzende Text und die Übersetzung angezeigt werden, wird auf dem Außendisplay, das zum Gesprächspartner zeigt, nur die Übersetzung angezeigt – im Urlaub im Gespräch kann man das Pixel Fold so bequem als Übersetzer nutzen.

Auch wenn noch nicht alle Features freigeschaltet wurden, macht das Betriebssystem einen ausgereiften Eindruck. Alles läuft flüssig, es gibt keine Hänger oder Abstürze. Viele kleine Details zeigen, dass Google die Oberfläche an vielen Ecken und Ende für das große Display angepasst hat. Ein Beispiel dafür ist die zweigeteilte Statuszeile, die eingeblendet wird, wenn man von oben nach unten über den Startbildschirm streicht.

Akkulaufzeit und Fazit

Der Akku fasst 4.800 mAh und hat somit die gleiche Kapazität wie das Mate X3. Die Akkulaufzeit haben wir noch nicht ausführlich testen können, wir rechnen aber mit ähnlichen Laufzeiten, was bedeutet, dass man bei gemischter Nutzung der beiden Displays gut durch den Tag kommen dürfte. Handfeste Daten veröffentlichen wir mit dem ausführlichen Testbericht.

Ärgerlich: Ein Netzteil gehört nicht zum Lieferumfang. Man kann ein 30-Watt-Netzteil im Google Shop nachkaufen, für 29 Euro. Das Ladetempo ist viel zu niedrig, außerdem sollte ein Netzteil mit im Lieferkarton liegen.

Gut: Kabelloses Aufladen wird unterstützt.

Nach dem ersten Test lässt sich ein positives Fazit ziehen. Der kompakte Formfaktor überzeugt auf ganzer Linie, genauso wie die Software- und die Kamera-Ausstattung. Weniger gut gefallen haben uns dagegen die weit abstehende Kameraeinheit sowie die Falz des Innendisplays, das können andere Hersteller besser. Mit dem Pixel Fold gelingt Google ein solider Einstand in den Foldable-Markt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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