HTC Titan im Test
Nach dem Radar bietet HTC auch das Titan mit Windows Phone 7.5 an. Das ist mit extremer Displaygröße für ambitionierte Nutzer gedacht.

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Big is beautiful - nach dieser Maxime leben offensichtlich immer mehr Smartphone-Käufer, denn viele wählen den Touchscreen ihres mobilen Begleiters gern eine Nummer größer als üblich. Bei den meisten neuen Windows-Phone-Modellen von A wie Acer bis S wie Samsung stehen aber ...
Big is beautiful - nach dieser Maxime leben offensichtlich immer mehr Smartphone-Käufer, denn viele wählen den Touchscreen ihres mobilen Begleiters gern eine Nummer größer als üblich. Bei den meisten neuen Windows-Phone-Modellen von A wie Acer bis S wie Samsung stehen aber nur Bildschirme um 3,7 Zoll auf dem Programm, bei Z wie ZTE findet sich der 4,2-Zöller Tania.
HTC zeigt Größe

Und was ist mit HTC? Die Spezialisten aus Taiwan haben neben dem mit 399 Euro eher preiswerten 3,8-Zöller Radar auch eine High-End-Variante für 599 Euro im Portfolio: Mit seiner 4,7-Zoll-Anzeige macht das Titan seinem Namen alle Ehre und ist bis dato das größte Mango-Phone. Wobei die Anzeige mit 480 x 800 Pixeln auch nicht mehr Informationen darstellen kann als die 3,7-Zöller der Konkurrenz - hier ist nur alles etwas größer.
Auch das Gehäuse: 71 Millimeter in der Breite wollen erst einmal umfasst sein. Zur Entspannung des Handgelenks trug längeres Telefonieren im Test auf jeden Fall nicht bei - mit dem schmaleren Radar plaudert es sich deutlich angenehmer. Und ein Handschmeichler wie das Nokia Lumia 800 ist beim Telefonieren eine Klasse für sich. Wer gern entspannte Gespräche führt, kann natürlich ein Headset nutzen. Ein einfaches, kabelgebundenes Stereo-Modell gehört zum Lieferumfang. Für gehobene kabellose Stereo-Headsets beherrscht das Titan alle Bluetooth-Profile. Hochwertige Funk-Kopfhörer empfangen per A2DP-Profil sogar Musik.

Weniger kritisch als die Breite ist im praktischen Gebrauch die Höhe von 132 Millimetern. Nur in engen Hosentaschen führt die ausladende Grundfläche zu hässlichen Beulen. In der Brusttasche von Jacket oder Jacke findet das 10 Millimeter flache Gerät hingegen locker ein Plätzchen. Auch die 160 Gramm sind noch tragbar.
Drei Punkte Abzug muss das Titan am Ende in Sachen Handlichkeit hinnehmen, doch die holt es bei der Bedienung fast wieder auf. Allein die auf dem größeren Bildschirm proportional mitgewachsene QWERTZ-Tastatur erhöht die Treffsicherheit enorm. Das neue Betriebssystem Windows Phone 7.5 (siehe Seite 28) hat HTC an manchen Stellen leicht modifiziert. Zu den Beigaben gehören der Online-Videoshop HTC Watch und HTC Hub, eine auf Wetter, News, Börsenkurse und die Vermittlung empfohlener Programme ausgerichtete Applikation, die an die auf HTCs Android-Geräten eingesetzte Oberfläche Sense erinnert. Im Kern bleibt Mango aber unberührt - was Microsoft den Herstellern vorschreibt, um Wildwuchs a la Android zu verhindern.
Starker Akku, schneller Chip
Auch an anderer Stelle hat das größere Gehäuse Vorteile: Es bietet es Platz für einen Akku samt Halterung - der Energiespeicher kann beim Titan also gewechselt werden. Wobei er nicht wesentlich größer ausfällt als beim Radar.
So bricht die zu großen Teilen bei aktiver Anzeige ermittelte typische Ausdauer im Vergleich zum hier sehr starken Radar spürbar ein - die große Fläche verlangt eben nach mehr Beleuchtung. Vor der Testkonkurrenz muss sich aber auch das Titan nicht verstecken, im Gegenteil: In der Disziplin Ausdauer ist es mit einem "Sehr gut" einsame Spitze.

Auch der mit 1,5 Gigahertz deutlich höher getaktete Prozessor scheint etwas energiehungriger zu sein, wie die bei ausgeschaltetem Display gemessenen, gegenüber dem Radar leicht verkürzten Gesprächszeiten implizieren. Das muss nicht zwangsläufig so sein: Bei perfektem Energiemanagement fließen bei einem höher getakteten Prozessor in aktiven Phasen zwar höhere Ströme, doch die werden durch die dann folgenden längeren Pausen kompensiert. Hier kann HTC also noch optimieren.
Den Geschwindigkeitsgewinn durch die Takterhöhung setzt das Titan nahezu perfekt um. Die 50-prozentige Steigerung bringt etwa beim populären Browserbenchmark von Rightware eine gegenüber dem Radar um 45 Prozent höhere Leistung. Auch wenn HTC zum Prozessortyp keine Angabe macht, kann man dem Titan als Vertreter der Mango-Generation einen gewaltigen Sprung in der Leistung des Browsers attestieren. Microsoft hat hier beim Programmieren offensichtlich viele Möglichkeiten gefunden, das Tempo, mit dem sich Webseiten öffnen, zu steigern. An der Flüssigkeit, mit der die Bedienoberfläche auf Eingaben reagiert, gab es schon bei der ersten Gerätegeneration wenig auszusetzen.
Bekannte Schwäche
Bei den Funkmessungen fährt HTC einmal mehr das gern verwendete Metall in die Parade, genauer dessen abschirmende Wirkung. Mit der zum größten Teil aus Aluminium bestehenden, nicht ganz so solide wie beim Radar wirkenden, abnehmbaren Schale ist es in den GSM-Messungen zwar etwas stärker als der kleine Bruder. Im für ungetrübtes Surfvergnügen wichtigeren UMTS-Bereich schneidet es jedoch noch schwächer ab als der schon nur durchschnittliche Konkurrent aus eigenem Haus.
Sehr gut ist es um die Akustik bestellt: Obwohl das Radar schon stark aufspielt, setzt das Titan sogar in Empfangsrichtung noch einen drauf und bestätigt die unter Lautsprecherkennern vertretene Theorie, dass ein großes Gehäuse durch nichts zu ersetzen ist. Gut ist der eingebaute Lautsprecher auch im Freisprechbetrieb. Da das Titan ein großes Display besitzt, fehlen ihm nur noch eine gute Navigationssoftware und die passende Autohalterung, um es zu einem besonders komfortablen mobilen Wegweiser auszubauen. Als Erster hat Navigon eine App am Start, ein Test folgt in Kürze.
Mit von rund 6 auf gut 12 Gigabyte erhöhten, nicht erweiterbarem Datenspeicher setzt sich das Titan genauso vom Radar ab wie mit seiner Kamera.
Bildqualität inklusive

Die zeichnet im Gegensatz zum 5-Megapixel-Modell des Brudermodells Bilder mit 8 Megapixeln auf. Wer Wert auf gute Fotoqualität legt, bekommt hier zumindest hausintern einen Mehrwert geliefert: Im Hellen liefert das Titan schärfere, dank der Doppel-LED-Fotoleuchte im Dunkeln deutlich farbneutralere Ergebnisse.
Ausgebaute Sensorik
Zuwachs gibt es auch bei der eingebauten Sensorik zu vermelden, die neben den vom Radar bekannten Beschleunigungs-, Näherungs- und Umgebungslicht-Sensoren einen Kompass und einen Gyro-Sensor einschließt. Letzterer erkennt Drehbewegungen des Geräts wesentlich exakter als der Beschleunigungssensor. Das mag auf den ersten Blick wenig aufregend klingen, schließlich kommt die Sensorik bisher im Wesentlichen zur Erkennung der Ausrichtung des Smartphones und damit auch zur Ausrichtung von Display-Inhalten zum Einsatz. Doch zukünftige Spiele könnten über Drehbewegungen gesteuert werden, mit dem Titan liegt man hier auf der sicheren Seite.
Fazit

Halten wir also fest: Das HTC Titan ist mit größerem Display, schnellerem Prozessor, besserer Kamera und zukunftssicherer Sensorik ein deutlich üppigeres Smartphone als das universelle HTC Radar. Doch 200 Euro sind ein stolzer Preisunterschied zur punktgleichen Wahl. Konkurrenz macht dem HTC-Duo aktuell nur das Nokia Lumia 800.
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