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Testbericht

Im Test: ATC SCM 11

Bei der kleinen SCM 11 (1450 Euro), setzten Boxenbauer von ATC vor allem auf Präzision: die kleine Geschlossene spielt sehr neutral, löst fein auf mit einer unheimlich weiter Raumausleuchtung und trockenem Tiefton.

Autor: Malte Ruhnke • 7.6.2011 • ca. 1:55 Min

ATC SCM 11
ATC SCM 11
© Archiv
Inhalt
  1. Im Test: ATC SCM 11
  2. Datenblatt

Selbst für HiFi-Verhältnisse ist ATC ein Hersteller von erstaunlicher Kontinuität. Modische Strömungen oder technische Neuerungen macht man nur im Ausnahmefall mit, zuletzt etwa bei Einführung der Aktivtechnik Anfang der 1980er Jahre....

Selbst für HiFi-Verhältnisse ist ATC ein Hersteller von erstaunlicher Kontinuität. Modische Strömungen oder technische Neuerungen macht man nur im Ausnahmefall mit, zuletzt etwa bei Einführung der Aktivtechnik Anfang der 1980er Jahre.

ATC SCM 11
Der unglaublich starke Antrieb des Tieftöners erinnert an Beschallungstechnik. Die Gewebekalotte mit Filzbedämpfung ist dagegen klassisches HiFi.
© MPS

Da verwundert es nicht, dass auch das Kompaktmodell SCM 11 mit einem 15er-Bass äußerlich äußerst konservativ daherkommt - mit eckigem Gehäuse und der von vorne aufgeschraubten, aus akustischen Gründen leicht verrundeten Schallwand. Doch den Siegeszug der Bassreflexgehäuse hat man nicht verpasst, sondern bewusst abgelehnt: Reflexrohre in kleinen Boxen, so die Ansicht von Firmengründer Bill Woodman, spielen nicht impulsgenau und trocken genug - lediglich in sehr großen Boxen bei tiefer Abstimmung werden sie eingesetzt.

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PASST ZU: Die ATC ist eine lupenreine 6-Ohm-Box und zieht entsprechend wenig Strom vom Verstärker. Aufgrund des recht geringen Kennschalldruckes benötigt sie aber etwas mehr Spannung und etwas Souveränität im Bass. Diese Bedingung erfüllen einige wenige Röhren der passenden Preisklasse, aber längst nicht alle - Probehören ist also Pflicht.
© ARchiv

Neben dem geschlossenen Gehäuse gibt es noch ein weiteres ATC-Markenzeichen: die großen Mitteltonkalotten. In der SCM 11 war nun dummerweise kein Platz für ein drittes Chassis, doch die Abdeckung des Schwingspulenträgers wurde als 4,5 cm große Gewebekalotte  mit der ATC-typischen, leicht glänzenden Spezialbeschichtung versehen. Damit diese nicht übermäßig Staub anziehen, ist ein Betrieb mit der mitgelieferten Abdeckung auf Dauer empfehlenswert.

Von hinten erinnert das Chassis eher an einen gigantisch dimensionierten PA-Bass. Doch der Bedarf an besonders viel Magnetkraft ergibt sich zwangsläufig aus der geschlossenen Konstruktion und ihren großen Membranhüben. Die Schwingspule des 17er-Basschassis ist dabei eine Unterhangkonstruktion, arbeitet also mit kurzer Wickelung in einem sehr langen, homogenen Magnetfeld. Die Wickelung mit Flachdraht erfolgt in Handarbeit im Hause ATC - in dieser Preisklasse absolut keine Selbstverständlichkeit.

ATC SCM 11
Ausgewogen, zu höheren Frequenzen leicht abfallend, sehr niedriger Klirr auch im Bass. Recht gleichmäßig außerhalb der Achse gemessen.
© AUDIO

Monitor gleich Monitor?

Nicht selbstverständlich war auch die herausragende akustische Transparenz des kleinen Monitors: Egal, mit welchem Musikgenre man ihn konfrontierte: Seine bestechend neutrale und sensationell selbstverständliche Auflösung zog sich wie ein roter Faden durch den Hörtest.

So entlockte er den Klangschichtungen von Wagners "Parsifal" (Gergiev) eine magische Aura, ohne das Timbre und die genaue Deklamation der Akteure zu vernachlässigen. Wer leise und freistehend hört, wird womöglich bemerken, dass Pauken und Trommeln nicht so voluminös klingen wie gewohnt - im Bass setzt die ATC eben vor allem auf Präzision.

ATC SCM 11
Genau auf den Hörer richten, Hörabstand 2 bis 3m. In großen Räumen nicht so dynamisch, geht auch im Regal.
© AUDIO

Das mag der Spaßfraktion bei Madonnas "Ray Of Light" etwas zu wenig Disco-Flair und Bassdruck vermitteln, doch mit ihrer rhythmischen Genauigkeit und der Fähigkeit, lang gehaltene ebenso wie kurze transiente Töne auch wirklich konturiert darzustellen, verblüffte die SCM 11 auch Liebhaber elektronischer Klänge.

Besondere Stärken zeigte die ATC SCM 11 bei Jazz und Folk: Beim "Tribute To Cole Porter" (Bassface Swing Trio; Stockfisch) hauchte die feine Stimme von Barbara Bürkle sanft, ohne an Kontur zu verlieren. Die Rhythmus-Sektion konzentrierte sich besonders auf Genauigkeit und spielte die volle Klangfarbenpalette aus. Nur bei unvernünftig hohen Pegeln geriet der Tiefbass doch ein wenig aus dem Tritt.

ATC SCM 11

Vollbild an/aus
ATC SCM 11
ATC SCM 11
HerstellerATC
Preis1450.00 €
Wertung83.0 Punkte
Testverfahren1.0