Homebutton, Display, Dual-Kamera
Apple iPhone 7 und iPhone 7 Plus im Test
Helleres Display, neuer Homebutton, Dual-Kamera, fehlende Kopfhörerbuchse: Bei iPhone 7 und iPhone 7 Plus hat sich einiges getan. Die neuen Apple-Modelle im Test.
- Apple iPhone 7 und iPhone 7 Plus im Test
- iPhone 7 Plus Test: Sensor, fehlende Klinke und Dual-Kamera

Natürlich sind beide iPhones wieder eine Augenweide: Ein herausragendes Design und eine grandiose Haptik sind schließlich zwei Naturgesetze bei Apple und wichtige Grundpfeiler der iPhone-Erfolgsserie.
Beim iPhone 7 und dem iPhone 7 Plus hat es der Hersteller erstmals geschafft, das Gehäuse wasserfest zu bauen: Es ist mit der Schutzklasse IP67 zertifiziert, was bedeutet, dass ein 30-minütiges Süßwasserbad in bis zu einem Meter Tiefe kein Problem darstellt. Allerdings ist es nicht empfehlenswert, diesen Schutz bis zum Maximum auszureizen, denn Apple weist im Kleingedruckten daraufhin, dass die Wasserfestigkeit nicht dauerhaft ist und mit der Zeit abnehmen kann. Dann folgt der entscheidende Satz: „Die Garantie deckt keine Schäden durch Flüssigkeiten ab“. Wenn also Wasser in das wasserfeste Gehäuse eindringt, lässt Apple den Nutzer sprichwörtlich im Regen stehen.
Breite Ränder um das Display
Die Kalifornier übernehmen das Gehäuse nahezu unverändert von der Vorgängergeneration und halten so weiter an einem Design fest, das mehr als drei Jahre alt ist – im Smartphone-Universum eine halbe Ewigkeit. Vor allem der breite Rand um das Display wirkt nicht mehr zeitgemäß, was besonders auffällt, wenn man aktuelle Topmodelle wie das Galaxy S7 Edge danebenlegt, deren Front fast nur noch aus Display besteht. Immerhin wirkt die Rückseite jetzt ein bisschen aufgeräumter, weil Apple die Kunststoffeinlagen für die Antennen stärker an die Ränder zieht, sodass man sie kaum noch wahrnimmt.

Auch der Anstrich ist teils neu: Die bisher so charakteristische Farbe Grau wurde aus dem Programm genommen und durch ein mattes Schwarz ersetzt, zudem gibt es eine Edelvariante mit klavierlackglänzendem Schwarz, die allerdings sehr anfällig für Kratzer ist, sodass Apple selbst auf der Produktseite die Nutzung einer Schutzhülle empfiehlt – auch kein Ruhmesblatt. Zu den beiden Schwarzen gesellen sich noch Silber, Gold und Roségold, es gibt also insgesamt fünf Farbvarianten, so viele wie nie zuvor.
Die Gehäuse sind bis auf den Millimeter genauso groß wie die Vorgänger. Dass sie ein paar Gramm leichter geworden sind, bemerkt man in der Praxis nicht. Es bleibt also dabei: Während das iPhone 7 Plus für einen 5,5-Zöller vergleichsweise groß und schwer ist, gehört das iPhone 7 mit seinem 4,7-Zoll-Display zu den kompaktesten Smartphones überhaupt – in dieser Größenklasse gibt es kaum gute Alternativen zu Apple.

Jede Menge Power unter der Haube
Die Auflösung der Displays bleibt auch 2016 bei Full-HD, während die Konkurrenz schon bei 2K (2560 x 1440 Pixel) angekommen ist. Die Kritik daran bleibt aber im Hals stecken angesichts der hervorragenden Darstellungsqualität auf beiden Modellen – die detaillierten Messergebnisse mit Kontrastdiagramm finden Sie auf Seite 20. Auch beim Prozessor liefert Apple die gewohnt hohe Qualität. Der A10-Chipsatz ist eine vollständige Neuentwicklung mit vier Kernen, die wie bei ARMs big.LITTLE-Architektur in zwei Clustern angeordnet sind, die auf unterschiedlichen Leistungsniveaus arbeiten und damit sehr flexibel auf das jeweilige Nutzungsszenario reagieren.
Der Arbeitsspeicher ist mit 2 GB (iPhone 7) beziehungsweise 3 GB (7 Plus) nicht besonders üppig, aber iOS-Geräte benötigen systembedingt weniger RAM für einen flüssigen Betrieb als Android-Smartphones. In der Praxis läuft iOS auf beiden Modellen wie geschmiert und wird auch von grafikintensiven Anwendungen nicht an die Leistungsgrenze gebracht. Selbst ein schneller Wechsel zwischen zwei Grafikkrachern wie Asphalt 8 und Infinity Blade 3 über den Multitasking-Manager gelingt verzögerungsfrei – mehr Power als der A10 bietet, gibt’s derzeit nicht. Spürbare Auswirkungen auf die Bedienung ergeben sich daraus aber nicht, denn schon das iPhone 6s reagiert blitzschnell auf Eingaben und große Differenzen im Vergleich mit einem 7er haben wir nicht feststellen können.
Einen wichtigen Unterschied bemerkt man allerdings beim Musikhören oder Anschauen von Videos: Weil Apple erstmals Stereo-Lautsprecher einbaut, ist der Klang nicht nur lauter, sondern auch voller und klarer. Eine weitere Verbesserung betrifft den Speicher, der bei allen iPhone-Varianten verdoppelt wurde – die 7er sind mit 32, 128 und 256 GB erhältlich; 16 GB sind Geschichte. Erweitern lässt sich der Speicher wie gewohnt nicht.

Durchwachsener Auftritt im Testlab
Die Ergebnisse aus dem Testlabor sind durchwachsen: Einer guten Akustik (iPhone 7 Plus) beziehungsweise sehr guten Akustik (iPhone 7) stehen Funkeigenschaften gegenüber, die vor allem im UMTS-Netz ernüchtern – hier reicht es nur für ein befriedigendes Ergebnis beim iPhone 7, das iPhone 7 Plus erreicht noch ganz knapp die Verbalnote „gut“.
Das ist zum Glück kein Totalausfall, zumal die Ergebnisse im LTE-Netz überzeugen, aber doch zu wenig für ein Spitzenmodell jenseits der 700 Euro. Die Ausdauer ist dagegen bei beiden Geräten stark: In unserem typischen Nutzungsmix, der einen alltagstypischen Gebrauch simuliert, steigt die Laufzeit im Vergleich mit den Vorgängermodellen von 8:35 auf 9:53 Stunden (iPhone 7 Plus), beziehungsweise von 6:25 auf 7:20 Stunden (iPhone 7).
Das iPhone 7 Plus ist erst das achte Modell in diesem Jahr, das eine Laufzeit jenseits von neun Stunden erreicht. Beim iPhone 7 reicht es fürs gehobene Mittelfeld, was eine respektable Leistung ist, wenn man bedenkt, dass die Ausdauer der traditionelle Schwachpunkt der kleinen iPhone-Modelle ist. Diesen hat Apple mit der zehnten Generation erfolgreich ausgemerzt.
Wieder keine Schnellladefunktion
Raum für Verbesserungen bleibt aber weiterhin, denn es fehlt nicht nur eine Schnellladefunktion, auch den Drahtlos- Ladestandard Qi lässt Apple mal wieder außen vor. Was nicht einer gewissen Ironie entbehrt, hatten die Verantwortlichen bei der Produktpräsentation doch den Verzicht auf eine Klinkenbuchse auch damit begründet, dass drahtloses Musikhören viel bequemer und fortschrittlicher sei als über eine altmodische Kabelverbindung. Für den Netzstecker gilt das anscheinend nicht.
Zu den bitteren Pillen, an die sich der iPhone- Käufer gewöhnt hat (proprietärer Lightning- Anschluss statt USB C, keine Speichererweiterung, Akku nicht wechselbar) gesellt sich nun auch noch eine fehlende Klinkenbuchse. Wer damit leben kann und sich von den hohen Preisen nicht abschrecken lässt – mit Einstiegspreisen von 759/899 Euro sind die neuen 7er schon wieder teurer als die Vorgänger –, bekommt ein hochwertiges Smartphone mit einer Topkamera, einem überragenden Prozessor und einem hervorragenden Display.
Und er bekommt eine Eintrittskarte in Apples Software-Ökosystem, das nicht nur sicherer ist als Android, sondern auch eine stimmigere Benutzererfahrung bietet und besser mit Updates versorgt wird. Dieser Zugang ist Gold wert. Die Hürden, die Apple aufbaut, werden allerdings von Jahr zu Jahr größer und es stellt sich die Frage, wie lange die Kunden da noch mitgehen.