Standlautsprecher

KEF Blade Two im Test

17.8.2014 von Alexandros Mitropoulos

KEF verfolgt das Ideal der perfekten Punktschallquelle schon seit Jahrzehnten. Mit der Blade Two wollen die Engländer dieses Ziel erreicht haben. Jedenfalls nähert sich die "kleine" Blade der hifidelen Perfektion, wie der Test zeigt.

ca. 4:35 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
KEF Blade Two
KEF Blade Two
© KEF

Pro

  • Hervorragende Pegelfestigkeit
  • Mustergültiges Abstrahlverhalten bei tonaler Linearität
  • Bruchlos-homogene Instrumentendarstellung
  • Plastische Abbildung, die in Höhe, Breite und Tiefe perfekt gestaffelt war

Contra

  • -

Fazit

Tonale Ausgewogenheit und dynamische Extravaganz,die in ihrer Größen- und Preisklasse Ihresgleichen sucht.


Hervorragend

Obwohl es die Zwei im Namen der KEF Blade Two impliziert, löst diese die vor rund 4 Jahren vorgestellte KEF Blade nicht ab. Viel mehr ergänzt sie das State-of-the-Art- Flaggschiff des englischen Herstellers und reiht sich hierarchisch unter ihm ein. Konstruktiv unterscheiden sich die zwei Lautsprecher kaum voneinander. Die Blade Two baut 13 Zentimeter niedriger, um akustisch besser in die Hörumgebungen der Kunden zu passen.

Ein Merkmal bleibt trotz Gehäuse-Schrumpfung erhalten: Die extravagnte, im Lautsprecherbau als einzigartig zu bezeichnende Gehäuseform. Wie bei allen Lautsprechern aus Kent lautet indes auch bei der Blade Two das Motto "form follows function". Die Klangskulptur strebt nach dem im Lautsprecherbau ersehnten Ideal der Punktschallquelle. Dafür müssten normalerweise die insgesamt fünf Treibereinheiten möglichst eng, also kreisförmig, zusammenliegen. Da aber niemand eine riesige und enorm unästhetische Schallwand sehen möchte, wenden die KEF-Entwickler einen Trick - besser: einen Genie-Streich - an. Sie biegen diese imaginäre riesige Schallwand sanft um die erdachte Front der Box. Nur der Koax zeigt nun noch nach vorn. Dadurch ergibt sich diese charakteristisch schmale Form, die akustisch trotz ihres eleganten Äußeren die Eigenschaften der perfekten Schallquelle mit gemeinsamen akustischen Zentren der eingesetzten Treibereinheiten erfüllen soll.

Aufbau

Durch das besondere Äußere können die auf der linken und rechten Seite montierten Basstreiber um 180 Grad versetzt agieren. Etwaige Vibrationen, die von den Chassis auf das Gehäuse übergegangen wären, löschen sich somit gegenseitig aus. Zusätzliche Verstrebungen im Inneren, die die aneinanderliegenden Chassis mit kurzen Metallstangen starr miteinander verbinden, versteifen das Flachmembran-Quartett zusätzlich und sorgen für eine effektivere Kräfteauslöschung. Während die "große Blade" vier Basschassis mit Aluminium-bedampften Membranen im 22,5-Zentimetern nutzt, setzt KEF bei der kleinvolumigeren Blade Two Modelle im 16,5-Zentimeter-Format ein. Technisch existieren, vom Größenunterschied abgesehen, keine Unterschiede. Auch der Uni-Q der Blade Two soll sich konstruktiv nicht von dem der großen Schwester unterscheiden. Beide Aluminium-Membranen des Koax samt dahinter liegenden Antrieben sind so platziert, dass sich die akustischen Zentren der beiden Treiber am exakt gleichen Ort befinden - sprich: es entstehen keine Laufzeitdifferenzen, die Idee der virtuellen Punktschallquelle ist somit erfüllt.

KEF Blade Two
Um Kanten-Brechungseffekte im Hochton zu vermeiden, ist die Sicke der Ringmembran gefaltet. Die recht große Spule des Mitteltöners schwingt außerhalb ihres Magnetsystems um so die Spulen von Mittel- und Hochtöner möglichst weit voneinander zu trennen.
© KEF

Für den Mitteltonbereich nutzt KEF eine ringförmige Aluminium-Membran mit einem Durchmesser von 12,5 Zentimetern. Ein feines, auf der Membran-Oberfläche eingeprägtes Rippenmuster soll das Abstrahlverhalten des Treibers in seinem Arbeitsbereich kontrollieren und damit auch sicher stellen, dass er den Schall des Hochtöners nicht beeinflusst. Der Tweeter nutzt ebenfalls eine Schallführung. Die Konstruktion mit den hervorstehenden Alu-Zacken verfolgt das selbe Ziel: Kontrolle gen höhere Frequenzen. Die Schallführung thront wie eine Krone auf dem Tweeter, bei dem die KEF-Entwickler auf die bewährte Kalotte im gängigen 25mm-Format vertrauen.

Sie besteht ebenfalls aus Aluminium und weist eine enorm hohe Belastbarkeit bei ebenso vorzeigbarer Klirrarmut auf. Generell kann man dem Uni-Q in seiner aktuellsten Ausbaustufe - in Kent spricht man von der elften Generation - nicht nur eine hervorragende Pegelfestigkeit sondern auch ein ebenso mustergültiges Abstrahlverhalten bei tonaler Linearität attestieren. Theoretisch könnte das Koaxialsystem das Frequenzspektrum weitestgehend autark wandeln, was sich - technisch in leicht abgeänderter Form - im Falle des kompakten Erfolgsmodells KEF LS50 zeigt. Dank tatkräftiger Bass-Unterstützung besitzt die Blade Two aber potentiell deutlich mehr Tiefgang bei zugleich höherer Pegelfestigkeit.

KEF Blade Two
Die Blade Two nutzt ein ausgefuchstes Reflexsystem mit zwei belüfteten voneinander getrennten akustischen Volumina.
© KEF

Hörtest

Bereits nach den ersten Takten beeindruckte die englische Box jedenfalls mit einer bruchlos-homogenen Instrumentendarstellung und einer plastischen Abbildung, die in Höhe, Breite und Tiefe perfekt gestaffelt war und keine Wünsche offen ließ. Ungeachtet des Pegels, ob laut oder leise: Musiker zauberte sie scheinbar wie aus dem Nichts und mit viel Herzblut und Elan in den AUDIO-Hörraum. Eine sorgfältig ausgewählte Positionierung wirkte dabei Wunder: zehn Zentimeter mit der einen oder andern Box nach links oder rechts, nach vorn oder weiter nach hinten, etwas mehr oder weniger angewinkelt. Minimale Tweaks passend zur Akustik des Aufstellungsorts genügten um diese traumhafte Abbildung zu erreichen.

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Beim Intro von "Black Bag Work" des Acts "We're From Japan!" (Now Breathe) brachte die Blade Two die Tester mit knallharten Snare-Impulsen zum Blinzeln und Zusammenzucken. Über das gesamte Frequenzband sehr straff, aber dennoch nie autoritär in der Platzierung jedes Schlagzeugbeckens und jeder Gitarre, wirkte die Blade Two stets enorm agil und leichtfüßig. Auch der Vergleich zum legendär-ehrwürdigen, aber hörbar in die Jahre gekommenen Schlachtross KEF Reference 207/2 offenbarte die geniale Impulstreue der Blade Two. Die Musik wirkte mit der 207/2 gefühlt etwas langsamer, gemütlicher - oder andersrum: Die Blade Two schien schneller, akkurater und insgesamt austarierter musizieren zu können.

Mit dem Dies Irae aus Verdis Requiem zeigte die Blade Two eine weitere Facette, die die schwierig wiederzugebenden Chorpassagen dieses Werkes bereits ankündigten: Mit diesem Lautsprecher kann man nicht nur Musik hören, muss es auch nicht - man will es einfach! Immer weiter und immer mehr. Denn den Zauber dieser und anderer Aufnahmen musste man nicht hochkonzentriert heraushören - Atemgeräusche, feinste Bogenstriche, Stimm-Nuancen und Raumanteile kamen einfach gen Tester geflogen. Stets untermalt von einer tonalen Ausgewogenheit und dynamischen Extravaganz, die in ihrer Größen- und Preisklasse Ihresgleichen sucht.

Fazit

KEF feilt bereits seit Jahrzehnten an der Umsetzung der idealen (Punkt-)Schallquelle. Die Blade Two vereint Stärken wie Neutralität und Impulstreue mit einer emotionalen Spielfreude, die berauschende Dynamikreserven zu bieten hat. Die Blade Two repräsentiert für mich das Ideal des modernen Lautsprecherbaus.

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