Testbericht
Lautsprecher Elac FS 608 4pi
Elac hat seinen rundstrahlenden 4pi-Hochtöner grundlegend überarbeitet und mit konventionellen Treibern zu einer hochmodernen Standbox verknüpft. Das Resultat, die FS 608 4pi (7000 Euro das Paar) überzeugt auf der ganzen Linie.
- Lautsprecher Elac FS 608 4pi
- Datenblatt

Obwohl es eine ganze Reihe interessanter Wandlerprinzipien für Lautsprecher gibt, dominieren Direktstrahler alle anderen Bauformen: Weit über 90 Prozent aller Boxen richten den Schall mit Trichter- oder kalottenförmigen Membranen vorwiegend nach vorn. Die Gründe liegen nahe: Konventionelle Boxen sind unkompliziert in der Handhabung und lassen sich sehr kostengünstig herstellen.

Eine interessante Alternative zu den weitverbreiteten Kalottensystemen ist der 4pi-Hochtöner von Elac, dessen ringförmige Membran aus einer gezackten Aluminiumfolie (siehe Zeichnung) den Schall horizontal in alle Richtungen gleichlaut abstrahlt. Elac fertigt derartige Rundstrahler schon seit 1984. Die neueste Version, die in der brandneuen Standbox FS 608 zum Einsatz kommt, soll dank ultrastarker Neodymmagnete gegenüber der Vorversion 5 Dezibel mehr Wirkungsgrad erreichen und bis hinauf zu 50 Kilohertz verwertbaren Schalldruck liefern, was sich nur mit speziellen Messmikrofonen verifizieren lässt.
Unterhalb der Einsatzfrequenz des Ringstrahlers, die bei 4 Kilohertz liegt, kommen dynamische Treiber zum Einsatz, die über eine gewisse Richtwirkung verfügen. Die Box als Ganzes ist somit eine Mischung aus Rund- und Direktstrahler. Elac will mit dieser Konstruktion die Vorteile aus beiden Welten zusammenführen: Die FS 608 4pi soll die Luftigkeit eines Rundstrahlers mit der präzisen Ortungsschärfe eines Direktstrahlers verknüpfen.
Dieses anspruchsvolle Ziel bedingt eine Reihe von Kniffen, angefangen von einer ausgeklügelten Frequenzweiche bis zur Gestaltung und Anordnung der Chassis. Den Bassbereich teilen sich sich zwei extrem langhubige Konustreiber mit stabilen Alusandwichmembranen. Oberhalb etwa 200 Hertz spielt nur die obere Einheit, die ihrerseits bei 1 Kilohertz von einer Gewebekalotte mit nur 3,7 Zentimeter Durchmesser abgelöst wird.

Dieser für einen Mitteltöner ungewöhnlich kleine Membrandurchmesser sorgt für eine vergleichsweise breite, wenig gerichtete Abstrahlung und vermeidet eine abrupte Änderung des Abstrahlverhaltens beim Übergang zum rundstrahlenden Hochtöner. Die für das tonale Empfinden so wichtige Verteilung der Schallleistung wird dadurch günstig beeinflusst.
Eine ober- und unterhalb der Membran abgekantete Schallführung maximiert den Wirkungsgrad der Kalotte und lenkt die Abstrahlung etwas mehr in die Breite als in die Höhe. Ein klanglich unschädliches Metallgitter schützt den sensiblen Treiber vor neugierigen Fingern.
Auch mechanisch stellt die 608 eine sehr aufwendige Konstruktion dar. Das wohlproportionierte Gehäuse basiert auf einem Materialmix aus verschiedenen Aluminiumelementen und MDF, was eine extreme Steifigkeit und Resonanzarmut verspricht. Horizontale und vertikale Versteifungen unterdrücken verbleibende Schwingungen, zusätzliche Zugstreben sorgen für konstante Spannung. Gegenüber einem konventionellen Holzgehäuse bietet der Aufbau bei gleichen Außenabmessungen deutlich mehr Innenvolumen, was dem Wirkungsgrad im Bassbereich zugute kommt und eine für eine Box mit derart moderaten Abmessungen erstaunliche tiefe untere Grenzfrequenz ermöglicht.
Der ausgesprochen schlanke Boxenkorpus wird nach dem Auspacken mit einem stabilen Metallfuß verschraubt, der seinerseits wahlweise höhenverstellbare Spikes oder Gummifüße aufnimmt.

Stellt sich die spannende Frage, wie eine derart ungewöhnliche Mischung aus direkt- und rundstrahlenden Schallquellen klanglich abschneiden würde. Um es vorwegzunehmen: ganz hervorragend. Die tonalen Unterschiede zu konventionellen Boxen der 7000-Euro-Liga, etwa einer ALR Note 9 (Test in stereoplay 11/2003) waren denkbar gering. Die Note 9 wirkte zwar noch einen Tick runder und geschmeidiger, aber auch die Elac traf den Klangcharakter eines Konzertflügels oder heikler Frauenstimmen sehr überzeugend.
Obwohl die ALR über wesentlich mehr Gehäusevolumen und Membranfläche verfügt, stand ihr die Elac hinsichtlich Pegelfestigkeit und Bassautorität kaum nach. Was die FS 608 4pi aus ihren beiden lediglich 18 Zentimeter großen Alutreibern an Druck und Kontrolle herausholte, grenzte fast an ein Wunder.
Sehr aufschlussreich auch der Vergleich mit der smarten Thiel CS 2.4 (Heft 9/2003), die im Gegensatz zur Elac mit einem direktstrahlenden Mittelhochtonkoax bestückt ist. Der ungemein akkurat tönende Punktstrahler von Thiel bot die klarere Ortbarkeit, die Elac konterte mit einer deutlich dreidimensionaleren Abbildung, bei etwas geringerer Ortungschärfe - was letztendlich zu einer Pattsituation führte.
Das Beste an der Elac FS 608 4pi aber ist ihre Mischung aus vollkommen unagressiver Dynamik und frappierender Luftigkeit - das wird ihr so schnell keine andere Box nachmachen.
Elac FS 608-4pi
Elac FS 608-4pi | |
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Hersteller | Elac |
Preis | 7000.00 € |
Wertung | 58.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |