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All-In-One-Player und Streaming-Verstärker

Naim Uniti Nova im Test

Das Wort "digital" bereitet Ihnen Unbehagen? Digitale Signalverarbeitung verbinden Sie mit Kühle und Sterilität? Der Naim Uniti Nova könnte Ihnen eine ganz neue Sichtweise aufzeigen. Wir haben den All-In-One-Player getestet.

Autor: Alexander Rose-Fehling • 8.11.2018 • ca. 4:40 Min

Nova macht alles: Naim Uniti Nova im Test
Steuerung: Nähert sich die Hand dem Display des Naim Uniti Nova, erwacht dieses zum Leben.​
© Naim

Man kann es nicht leugnen: Sogenannte "All-in-One-Geräte" sind schon eine feine, ungemein praktische Sache. Man spart sich einen Haufen unschöner (und im schlimmsten Fall teurer) Kabel, man braucht nicht ein halbes Dutzend Fernbedienungen und man hat plötzlich viel mehr Stellfläche zur Verfügun...

Pro

  • enthält gute Fernbedienung
  • DLNA-Server nicht nötig
  • angenehmes Hörerlebnis, auch bei hoher Lautstärke

Contra

Fazit

stereoplay-Testurteil: sehr gut (83 von 100 Punkte); Preis/Leistung: überragend

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Man kann es nicht leugnen: Sogenannte "All-in-One-Geräte" sind schon eine feine, ungemein praktische Sache. Man spart sich einen Haufen unschöner (und im schlimmsten Fall teurer) Kabel, man braucht nicht ein halbes Dutzend Fernbedienungen und man hat plötzlich viel mehr Stellfläche zur Verfügung.

Dass die Preise meist recht hoch erscheinen, liegt in der Natur der Sache, sprich in der Ausstattungsfülle und der verwendeten Technologie. Auch der neue Streaming-Amp Naim Uniti Nova kostet eine Stange Geld, nämlich satte 5.000 Euro. Aber versprochen: Der Preis relativiert sich schnell, wenn man sich mit dem Ding befasst.

All in One: Einzelgänger statt viele Köche

Einer von vielen guten Gründen für den Preis ist die Produktion. Der Uniti Nova wird wie alle Geräte der Uniti-Serie nämlich in Handarbeit in Salisbury in der Grafschaft Wiltshire zusammengebaut. Er wandert dabei nicht etwa durch diverse Hände, sondern verbleibt auf dem Schreibtisch einer einzigen Person oder vielmehr eines spezialisierten Technikers. Offensichtlich setzt man hier nicht auf "viele Hände, schnelles Ende", sondern auf "viele Köche verderben den Brei".

Werfen wir einen Blick auf die Ausstattung, denn die ist erstaunlich. Das Herz des Nova ist ein Class-A/B-Verstärker, dessen Wurzeln zurückreichen bis zum Naim NAIT, was ein Kürzel für "Naim Audio Integrated Amplifier" und die Bezeichnung für alle Naim-Audio-Vollverstärker ist.

Hier steckt also tatsächlich die Erfahrung von Jahrzehnten im "Antrieb". Beim Blick unter die Haube springt einen der riesige Ringkerntransformator des linearen Netzteils an. Diese Bauart ist die erste Wahl für (insbesondere eng bestückte) HiFi-Geräte, verfügt sie doch über ein recht kleines Streufeld.

Stolz sind die Naimer auf die neu entwickelte Streaming-Plattform. Hier arbeitet ein 40-Bit-SHARC-Prozessor der vierten Generation, der unfassbare 2,7 Milliarden 40-Bit-Kalkulationen pro Sekunde durchführen kann. Kein Wunder, dass etwa 16-faches Oversampling kein Problem für den Nova darstellt.

State of the Art ist auch die WLAN-Technik (802.11b/g/n/ac, 2,5 und 5 GHz). Die D/A-Wandler stammen von Burr Brown und sind natürlich HiRes-tauglich. Im Signalpfad zwischen den analogen und digitalen Schaltungen sorgen Optokoppler dafür, dass sich die Bauteile nicht gegenseitig beeinflussen. Was tut man nicht alles für guten Klang?

Nova macht alles: Naim Uniti Nova im Test
Links: Für kurze Signalwege verteilt sich die Elektronik auf mehreren Etagen. Mitte: Das Naim-eigene Streaming-Modul, auf das die Schotten stolz sind. Rechts: Leistungsbauteile müssen gekühlt werden.
© Naim

Steuerung: Handgeber oder App?

Ja, der Nova kann sehr angenehm mit der Naim-eigenen App gesteuert werden. Das läuft schön rund und kostet nichts. Sehr lobenswert finden wir jedoch die beigelegte Fernbedienung, die über Funk Kontakt zum Nova aufnimmt und zudem bidirektional arbeitet.

Soll heißen: Wenn Sie den ziemlich coolen, auf dem Gehäuse des Naim sitzenden Lautstärkeregler aus Aluminium drehen, dann synchronisiert sich die Anzeige auf der Fernbedienung entsprechend. Endlich mal eine gute Fernbedienung, wenn sie auch unter dem Aspekt der Materialwahl noch Luft nach oben lässt. Aber wie oft hat man selbst bei hochpreisigen Geräten den Eindruck, die Hersteller erlaubten sich bei der Fernbedienung einen – noch dazu schlechten – Scherz.

Dennoch ist es sinnvoll, gelegentlich zum Tablet zu greifen. So kann man angenehm in den Weiten von Internetradios und Streaming-Diensten stöbern. Zumindest TIDAL und Spotify Connect sind derzeit dabei.

Und auch sonst ist man nicht auf physisch vorhandene Musik angewiesen, Apple- und Android-Geräte senden ihre Daten per AirPlay und Google Cast an den Nova, Bluetooth-Signale (aptX HD) sind ebenso willkommen wie Musikdaten, die im Netzwerk auf UPnP-Geräten lagern – und Roon-ready ist der Nova obendrein.

Nova macht alles: Naim Uniti Nova im Test
Die Rückseite bietet ein paar Besonderheiten. So nehmen die Lautsprecherklemmen nur Bananenstecker auf, und Musik darf auch auf SD-Karten gespeichert ins Gerät gelangen. Die Digitaleingänge sind allesamt bis 192 kHz/24 Bit ausgelegt.
© Naim

Erfreulich und angesichts des Preises auch angebracht ist, dass externe Zuspieler vom Fernseher bis zur Xbox ihre Tonsignale an die Digitaleingänge des Nova schicken können. Burr Brown für alle, sozusagen.

Neben einer Festplatte kann man rückseitig übrigens auch SD-Speicherkarten einstecken. Und solange die dort (oder auf der Festplatte) gespeicherten Titel nicht die 20.000er-Marke durchbrechen (was man erstmal schaffen muss), ist auch kein externer DLNA-Server nötig.

Der Uniti Nova übernimmt auch die Aufgabe, die Musik anderen Geräten im Netzwerk anzubieten, er ist also auch Server – und zwar für bis zu vier Mitspieler. Wer außerdem noch einen Plattenspieler in das Geschehen einbinden möchte, wird sich über die analogen Eingänge freuen. Die angenommenen Signale werden jedoch direkt digitalisiert, was manch einen Vinyl-Fan vielleicht verärgert.

Das ist verständlich, aber aus unserer bzw. klanglicher Sicht unbegründet. Zeigte der pfiffige Phonovorverstärker Trans Vinyl TVL1 in stereoplay 8/18 doch bereits, dass so ein Gerät ganz hervorragend klingen kann und dass eine analoge LP trotz A/D-Wandlung (und anschließender D/A-Wandlung, versteht sich) klanglich nichts von ihren Qualitäten verlieren muss. Der Hintergrund dieses Vorgehens ist übrigens der, dass man mit dem Nova bis zu sechs Räume mit (auf Wunsch unterschiedlicher) Musik beschallen kann – und das von jeder Quelle.

Es gehört bei Naim zum guten Ton, dass man die Geräte aufrüsten kann. Für den Uniti Nova bietet sich etwa eine der hauseigenen externen Endstufen an. Dafür finden sich rückseitig entsprechende Ausgänge. Im Hörtest musste sich der Naim Uniti Nova jedoch ohne weitere Unterstützung beweisen.

Tune Into Reality

Einen ersten Eindruck bekommt man gefühlt nach zwei Takten Musik. Eleganz und Kraft treffen sich hier auf vorbildliche Weise. Wir legten direkt die Neuauflage des 1990er-Albums "Act III" von Death Angel auf (Music On Vinyl) und spielten das Stück "Stop". Die RIAA-Entzerrung übernahm dafür der Musical Fidelity M6 Vinyl. Das Ergebnis war sehr straff, knackig und schnell, dabei aber absolut "verträglich", selbst bei hohen Pegeln. Ein Wechsel zu Paul Simon ("The Rhythm of the Saints") und Sheryl Crow ("Tuesday Night Music Club") zeigte dann, dass die Musik über den Naim Uniti Nova unter räumlichen Gesichtspunkten sehr natürlich und nie zu ausufernd klingt. Sonst fällt eigentlich nichts auf, was ein Kompliment ist und für eine ausgewogene Darbietung spricht.

Nova macht alles: Naim Uniti Nova im Test
Der wenig dezente Ringkerntransformator ist nicht ganz unbeteiligt am Gesamtgewicht von 13 kg. Die umfangreiche Elektronik findet auf zahlreichen Platinenebenen Platz.
© Naim

Diese Klangcharakteristik blieb über alle Zuspielarten erhalten, was nicht verwundert, aber eine schöne Sache ist. Zum Abschluss legten wir die stereoplay-CD "Audiophile Coversongs III" in den Azur 851C und lauschten Eva Cassidys Version von "Bridge Over Troubled Water".

Besser geht es wohl nicht, hier stimmte von der Emotionalität bis zur unglaublich genauen und detaillierten Wiedergabe von Cassidys Stimme einfach alles. Zum dahinschmelzen. So geht HiFi! Wer unsicher ist, ob er seinen CD-Player lieber digital oder analog ankabelt: Uns gefiel die vom Cambridge Azur 851C zugespielte Musik besser, wenn sie vom Naim analog gewandelt wurde. So war das Ergebnis ein klein wenig spritziger.

Fazit

Ein Rundum-sorglos-Paket aus dem Hause Naim. Der Uniti Nova bietet eine tolle Ausstattung, edle Verarbeitung, eine gute Fernbedienung und ausgefeilte Technik. Sein Klang lässt keine Wünsche offen: Eleganz trifft auf Kraft, Emotion auf Genauigkeit.

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