Smartphone
Oneplus 7 Pro im Test
Das Oneplus 7 Pro ist das einzige Smartphone in Deutschland mit einer ausfahrbaren Selfie-Kamera. Das erspart die Notch im Display und lässt Raum für eine bombastische Darstellung. Was dieses Smartphone sonst noch bietet, lesen Sie in unserem Test.

Oneplus ist längst kein Startup mehr, sondern ein etablierter Smartphone-Hersteller. Sechs Jahre nach der Gründung rangiert man in Indien bei High-End-Modellen auf Platz 1 vor Apple und Samsung, in Europa besetzt man Platz 4 im Android-Segment.
Allein in Deutschland lag das Wachstum 2018 bei 98 Prozent, so Barbara Mieth von Oneplus im Gespräch mit connect. Diese Zahlen muss man sich auf der Zunge zergehen lassen – Unternehmen wie LG oder Sony können davon noch nicht einmal träumen.
2019 will Oneplus mehr: Mit dem Modell 7 steht man weiter in der Tradition, Top-Technik zum günstigen Preis anzubieten. Das 7 Pro setzt noch einen drauf und versucht, in der margenstarken Premium-Klasse Fuß zu fassen.
Das Phone gibt es in den Speichervarianten 6/128 GB, 8/256 GB und 12/256 GB für 709, 759 und 829 Euro. In diesen Preisregionen muss man den Kunden schon besondere technische Innovationen bieten.
Neue Position für Selfie-Kamera
Für die Chinesen kein Problem: Weltweit betreibt Oneplus vier Forschungs- und Entwicklungszentren. In einem davon wurde die Pop-up-Selfie-Kamera entwickelt, die oben links im Rahmen des 7 Pro eingelassen ist.
Sie fährt innerhalb von 0,5 Sekunden aus, wenn man die Selfie-Ansicht in der Kamera-App startet oder das Display bei aktivierter Gesichtserkennung einschaltet.
Der Mechanismus macht einen robusten Eindruck, laut Oneplus kann er mindestens 300 000 Mal störungsfrei ein- und ausfahren. Die Verarbeitung ist generell sehr gut, auch das Design mit Glasrückseite und Metallrahmen, das in einer Reihe mit dem Galaxy S10 und dem P30 Pro steht, überzeugt.
Das 7 Pro ist allerdings größer und schwerer, Maße von 163 x 76 x 9 Millimetern und ein Gewicht von 206 Gramm dürften für manchen eine Grenze überschreiten. Unverständlich ist, warum eine IP-Zertifizierung fehlt – die gehört in dieser Liga dazu.

Oneplus 7 Pro: Das Display
Der Vorteil der Pop-up-Kamera: Sie ermöglicht ein symmetrisches Display ohne Aussparung für die Selfie-Optik. Wer glaubt, das sei nicht so wichtig, irrt gewaltig. Auf dem 7 Pro sehen Spiele und Videos bombastisch aus, auch weil der an den Längsseiten gerundete Screen mit 6,7 Zoll mehr Fläche bietet als ein S10+ oder P30 Pro.
Das hochauflösende OLED-Panel (3120 x 1440 Pixel) überzeugt mit guter Darstellung, auch wenn Samsung und Huawei in ihrer Oberklasse noch bessere Displays einbauen. Ein Alleinstellungsmerkmal ist die hohe Bildwiederholrate von 90 Hertz (Standard sind 60 Hertz), die bei sich schnell bewegenden Inhalten eine fließendere Darstellung ermöglicht.
Tatsächlich fällt das butterweiche Scrolling im Browser und den Timelines von Facebook oder Twitter sehr positiv auf. Auch Spiele profitieren davon. Natürlich hat der Prozessor dadurch mehr zu tun, was im Endeffekt den Strombedarf erhöht.
Unsere Messungen zeigen aber, dass dies vernachlässigbar ist – schließlich setzt Oneplus mit dem Snapdragon 855 auf das derzeit leistungsstärkste und modernste SoC. Wir wünschen uns 90 Hertz auch auf anderen Phones und sind sicher, dass wir nicht mehr lange warten müssen. Dieses Beispiel wird Schule machen.

Oneplus 7 Pro: Triple-Optik mit 48 Megapixeln
Auch die Hauptkamera wurde von Grund auf neu entwickelt: Oneplus setzt hier wie Huawei und Honor auf Sonys hochauflösenden 48-Megapixel-Sensor IMX586 (f/1.6), flankiert von einer Ultra-Weitwinkel-Optik (16 Megapixel) und einer Tele-Brennweite mit einem dreifachen optischen Zoom (8 Megapixel).
Der Hauptsensor ist optisch stabilisiert und beherrscht das sogenannte „Quad-Binning“, mit dem 2018 das Huawei P20 Pro für Furore sorgte. Dabei werden vier Pixel auf dem Sensor zu einem größeren Pixel verschmolzen, was die maximale Auflösung verringert (auf 12 Megapi- xel), aber im Gegenzug die Lichtempfindlichkeit erhöht. Oneplus betont, dass man den Nachtmodus – der auf dem Vorgänger 6T (hier unser Test) nicht überzeugen konnte – drastisch verbessert habe.
Diese Aussage können wir bestätigen. Im Nachtmodus liegt das 7 Pro nahe beim P30 Pro (hier unser Test), was ein Ritterschlag ist. Die Bildqualität in der Standardauflösung (12 Megapixel) ist absolute Spitzenklasse.
Oneplus gelingt es sogar, High-Ender wie das iPhone XS Max oder das P30 Pro qualitativ zu überflügeln. Anders sieht es bei den anderen Brennweiten aus: Beim Zoom bewegt man sich gleichauf mit dem Huawei-Phone, beim Ultra-Weitwinkel liegt man dahinter, wenn auch nur minimal.
Insgesamt ein beeindruckendes Ergebnis, das nur getrübt wird von einer Kamera-Oberfläche, die in puncto Usability und Einstellungstiefe noch Luft nach oben hat.

In der Oberklasse angekommen
Die Funkeigenschaften bewegen sich allesamt im grünen Bereich. Beim Telefonieren fällt die einen Tick zu niedrige Lautstärke auf, auch die Geräuschunterdrückung haben andere Hersteller besser im Griff.
Das Thema Sound hinterlässt generell einen durchwachsenen Eindruck: Die Stereolautsprecher klingen voluminös und raumfüllend, die Ausgangsspannung über Kopfhörer ist dagegen niedrig, zudem fehlt eine Klinkenbuchse.
Die Akkulaufzeit ist mit 10:34 Stunden überragend, zwei Tage ohne Steckdose kommt man mit diesem Phone bei moderater Nutzung über die Runden. Unsere Messungen erfolgten mit 90 Hertz, eine Reduktion der Bildwiederholrate auf 60 Hertz (ist in den Einstellungen möglich) dürfte noch ein paar Minuten mehr herauskitzeln.
Ein 30-Watt-Schnellladenetzteil gehört erfreulicherweise zum Lieferumfang. Weniger schön ist der Verzicht auf den Drahtlos-Ladestandard Qi. Auch eine Möglichkeit zur Speichererweiterung haben wir vermisst.
Wen das nicht stört, der bekommt einen High-End-Boliden der Extraklasse, der die genannten Lücken in der Ausstattung mit einem einzigartigen Display und einer exzellenten Kamera wettmachen kann. Mit dem 7 Pro spielt Oneplus ganz oben mit.