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Huawei P30 Pro im Test

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Mit seinen 2019er Spitzenmodellen P30 und P30 Pro setzt Huawei neue Standards bei der Smartphone-Fotografie. Mit seinem optischen Fünfach-Zoom stellt das Pro einen Rekord auf und ist die erste Wahl für alle Fotoliebhaber. Wir haben das Smartphone im Test.

Autor: Andreas Seeger • 26.3.2019 • ca. 7:10 Min

Huawei P30 Pro
Huawei P30 Pro
© Huawei

Huawei schwimmt auf einer Welle des Erfolges. Im letzten Jahr konnte man über 200 Millionen Smartphones verkaufen, davon allein 16 Millionen P20 und P20 Pro. Das entspricht einem Wachstum von mehr 20 Prozent, was im Smartphone-Markt eine Hausnummer ist. Die P-Serie bildet das Rückgrat des Portfoli...

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Pro

  • moderne Optik mit gebogenem Display und winziger Notch
  • Fingerabdrucksensor im Display
  • OLED mit exzellenter Darstellung
  • Quad-Kamera mit 5-fach-Zoom
  • exzellente Fotoqualität in jeder Lichtsituation, auch im Dunkeln
  • intuitives Betriebssytem
  • sehr gute Akkulaufzeit
  • induktive Powerbank und Schnellladen mit 40 Watt
  • gute Funkeigenschaften
  • Dual-SIM

Contra

  • Kamera-Einheit steht knapp zwei Millimeter heraus
  • Klinkenbuchse fehlt
  • Akustik nur befriedigend

Fazit

connect-Testurteil: sehr gut (434 von 500 Punkten) - nach Testreform 2020

86,8%

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Huawei schwimmt auf einer Welle des Erfolges. Im letzten Jahr konnte man über 200 Millionen Smartphones verkaufen, davon allein 16 Millionen P20 und P20 Pro. Das entspricht einem Wachstum von mehr 20 Prozent, was im Smartphone-Markt eine Hausnummer ist. Die P-Serie bildet das Rückgrat des Portfolios, weil sie zum einen im margenstarken Hochpreissegment angesiedelt ist, zum anderen als technologisches Aushängeschild den Markenkern unterstreicht.

Eine zentrale Rolle spielt die Fotografie. Selbst Profi-Fotografen zollen den von Huawei und Leica entwickelten Kamerasystemen Respekt, auch weil die Phones schon früh das RAW-Format unterstützt haben. Das 2019er-Spitzenmodell P30 Pro stellt wieder die Kamera in den Vordergrund – und zieht wieder an der Konkurrenz vorbei.

Testsiegel connect sehr gut
Das Huawei P30 Pro erhält im connect Test die Note "sehr gut".
© WEKA Media Publishing GmbH

Die Kameras brauchen Platz

Das herausragende Kamerasystem hat allerdings einen Nachteil: Beim P30 Pro steht die Optik fast zwei Millimeter aus dem Gehäuse. Und weil Huawei sie nicht mittig auf der Rückseite positioniert (wie beim Mate 20), sondern in einem Streifen rechts, kippelt das Phone, wenn es auf dem Tisch liegt. Bei Samsungs S10-Modellen harmoniert die Triple-Optik besser mit dem Gehäuse. Bei Huawei schafft nur eine Schutzhülle Abhilfe. Die gehört allerdings nicht zum Lieferumfang.

Bei der neuen P-Serie liegen nur wenige Beigaben im Karton: einfache Ohrstöpsel, Netzteil und USB-Kabel. Beim P30 Pro, das im Gegensatz zum P30 keine Klinkenbuchse hat, fehlt sogar ein USB-C-auf-Klinke-Adapter. Positiv: Beim P30 ist auf dem Display bereits ab Werk eine Schutzfolie aufgeklebt.

Preis ab 999 Euro

Das Huawei P30 wird in Deutschland mit 128 GB für 749 Euro verkauft und bewegt sich damit auf einer Höhe mit dem Galaxy S10e. Das P30 Pro kostet 999 Euro mit 128 GB, für die uns vorliegende 256-GB-Variante muss man 1.099 Euro berappen. Beide sind mit einem hybriden Steckplatz ausgestattet, der entweder eine zweite SIM-Karte oder eine Speicherkarte schluckt; allerdings keine Micro-SD, sondern Huaweis proprietäre Nano Memory Card.

Huawei P30 und P30 Pro
Das Huawei P30 hat einen Klinkenanschluss, beim P30 Pro fehlt dieser.
© Huawei

Die rechtsseitige Anordnung der Optik übernehmen die P30-Modelle von den Vorgängern, auch das übrige Design mit Glasrückseite und eloxiertem Aluminiumrahmen orientiert sich daran. Haptik und Verarbeitung sind einmal mehr exzellent. Beim Rahmen haben die Designer ganze Arbeit geleistet: Er ist an den langen Seiten ergonomisch gerundet. Die kurzen Seiten oben und unten wurden dagegen so plan geschliffen, dass man das Gerät senkrecht aufstellen kann.

Im direkten Vergleich wirkt das Pro mit dem gerundeten Display moderner als das P30. Das ist im Gegenzug für einen 6,1-Zöller erfreulich kompakt, weil das Display überall an den Rand reicht. Huawei verzichtet beim P30 auf eine IP68-Zertifizierung, was wir für einen Fehler halten. In dieser Preisklasse kann der Kunde erwarten, dass sein Phone auch einen kurzen Tauchgang übersteht. Das P30 Pro ist entsprechend gerüstet.

Huawei P30 Pro Kamera
Huawei baut die Telekamera quer ins Gehäuse und verschafft dem Linsensystem so mehr Platz für eine längere Brennweite. Möglich macht dies ein Prisma, das den Lichtstrahl um 90 Grad reflektiert.​
© Huawei

Neues Kamerasystem

Das P30 Pro ist das erste Smartphone weltweit, das mit einer langen Brennweite von 125 Millimetern einen fünfachen optischen Zoom ermöglicht. Um die Anordnung der Linsen in dem dünnen Smartphone-Gehäuse zu realisieren, kommt ein Periskopsystem zum Einsatz, wie man es aus U-Booten kennt.

Ein ähnliches System hat Oppo bereits 2017 auf dem Mobile World Congress gezeigt, aber nie zur Serienreife geführt. Kein Wunder, die Anordnung der Linsen und die proportional zur Brennweite zunehmende Anfälligkeit für Verwackler stellen allerhöchste Anforderungen an die Ingenieurskunst und setzen besonders präzise Fertigungstechnologien voraus.

Huawei und Leica ist das Kunststück gelungen und das Ergebnis beeindruckt. Uns ist kein Smartphone bekannt, das eine vergleichbare Zoom-Qualität bietet. Andere Modelle wie das iPhone oder Samsungs Galaxy S10+ müssen digital skalieren, um eine ähnliche Vergrößerung zu erreichen, was sich in einem sichtbaren Abfall der Bildschärfe bemerkbar macht.

Das P30 Pro macht dagegen glasklare Fotos – allerdings mit einer Einschränkung: Weil das Licht eine längere Strecke zurücklegen muss, ist der Sensor nicht besonders lichtstark (Blende f3.4), was bedeutet, dass die Lichtverhältnisse gut sein müssen. Bei Dämmerung oder in schlecht ausgeleuchteten Räumen knickt der Fünfach-Zoom ein. Huawei kocht eben auch nur mit Wasser.​

Huawei P30 Pro Weitwinkel und Zoom
Das P30 Pro deckt einen Brennweitenbereich von 16 bis 125 Millimetern ab und eröffnet damit neue Möglichkeiten der Smartphone-Fotografie. Man kann großflächige Landschaftsaufnahmen machen und Details heranzoomen, ohne die Position zu wechseln. Die Qualität der Zoom-Optik ist richtig gut.
© connect

Flankiert wird der Periskop-Zoom von einer Ultra-Weitwinkel-Optik mit 20 Megapixel (16 Millimeter) und einer Weitwinkel-Optik mit 40 Megapixel. Diesen Aufbau kennt man bereits von dem im Oktober 2018 vorgestellten Mate 20 Pro. Beim P30 Pro kommt aber ein vierter Sensor hinzu, eine sogenannte TOF-Kamera (Time of Flight), die dazu dient, Abstände im Raum zu vermessen.

Sie soll nicht nur die Qualität bei Porträtaufnahmen mit unscharfem Hintergrund hochscrauben. Möglich wird es damit auch, die Genauigkeit von AR-Anwendungen enorm zu verbessern. Ein Beispiel dafür ist die Huawei-App „AI Measure“, mit der man Möbelstücke und andere Objekte auf den Milimeter genau vermessen kann, einfach indem man mit dem Smartphone draufhält.

Wir haben viel mit dem P30 Pro fotografiert und haben keine gesteigerte Qualität bei Porträts feststellen können, hier hat Huawei also noch Luft nach oben. Was sich aber sagen lässt: Die Qualität von Ultra-Weitwinkel-Aufnahmen wurde im Vergleich mit dem Mate 20 Pro verbessert, Lensflares treten weniger auf, in den Randbereichen sind die Verzerrungen und Detailverluste nicht mehr so ausgeprägt.

Auch die Standard-Brennweite macht einen Sprung, hier ist die Qualität bei schlechten Lichtverhältnissen verbessert. Unser Fazit fällt deutlich aus: Die Kombination aus Bildqualität, Einstellungstiefe und Brennweitenspielraum macht das P30 Pro zum Nonplusultra der Kamera-Smartphones. Auf diesen Berg müssen die anderen noch klettern.

Huawei P30 Pro Nachtmodus vs. iPhone XS Max
Nachtfoto mit P30 Pro (oben) und iPhone XS Max (unten): Der Blick von einer Terrasse zu nächtlicher Stunde zeigt, was Huawei anderen Herstellern wie Apple und Samsung voraus hat. Selbst in einer dunklen Umgebung gelingen verwacklungsfreie und stimmige Bilder. Prädikat: Herausragend.
© connect

Hinzu kommt ein Nachtmodus, der bereits auf der P20-Serie im letzten Jahr für Furore sorgte und auf den Nachfolgern noch einmal verbessert wurde. Die P30-Modelle sehen mehr im Dunkeln als die meisten anderen Smartphones. Verantwortlich dafür ist neben verbesserten Algorithmen auch ein neuer Bildsensor, bei dem der Bayer-Filter, der quasi seit Jahrzehnten definiert, wie Farbinformationen verarbeitet werden, weiter entwickelt wurde.

Huawei hat hier ein ganz großes Fass aufgemacht und in der klassischen Rot-Grün-Blau-Matrix Grün durch Gelb ersetzt, weil diese Farbe ein größeres Spektrum hat, was im Endeffekt die Lichtausbeute für den Sensor erhöht.

„Um das zu realisieren, mussten wir den kompletten Kamera-Stack neu entwickeln, was mit sehr viel Aufwand verbunden war“, erklärte Arne Henkelmann, der Leiter der Smartphone-Produktplanung Europa bei der Präsentation der neuen Smartphones. Dieser Aufwand hat sich gelohnt, so viel ist schon mal sicher. Bei der Smartphone-Kamera gibt Huawei für die gesamte Branche die Marschrichtung vor, und wer bei der Kamera keine Kompromisse eingehen möchte, kommt um das P30 nicht herum.

Huawei P30 Pro
Huawei P30 Pro
© Huawei

Sensor im Display

Im Gegensatz zu Samsung und anderen bleibt Huawei der Notch treu, es gibt also eine Einkerbung am oberen Rand für die Frontkamera. Die ist allerdings tropfenförmig und so klein, dass wir gegenüber den direkt ins Display gestanzten Frontkameras (S10 oder Honor View 20) keine Nachteile erkennen können.

Auch beim Wettlauf um die höchste Auflösung machen die Chinesen nicht mit. Das Panel bietet mit 2340 x 1080 „nur“ eine Full-HD-Auflösung im gestreckten 19,5:9-Format, während Samsung und LG in ihrer Oberklasse standardmäßig auf Quad HD setzen. Dabei ist der Unterschied zu Full HD mit dem Auge nicht zu erkennen.

Die von uns gemessene Darstellungsqualität ist exzellent, das 6,5 Zoll große Panel gehört zu den besten, die jemals im connect-Labor gemessen wurden. Leuchtkraft und Blickwinkelstabilität sind top, die Darstellung in einer hellen Umgebung für ein OLED herausragend.

Huawei P30 Pro Display-Messung
Das 6,5 Zoll große Panel des Huawei P30 Pro gehört zu den besten, die jemals im connect-Labor gemessen wurden. Leuchtkraft und Blickwinkelstabilität sind top, die Darstellung in einer hellen Umgebung für ein OLED herausragend.
© connect

Unter dem Display werkelt Huaweis Top-Prozessor Kirin 980, der mit seinem neuronalen Rechenkern für maschinelles Lernen zu den modernsten seiner Klasse gehört. Er wird von 8 GB RAM flankiert – bei der Performance macht dem P30 Pro keiner etwas vor. Der Fingerabdrucksensor ist direkt im Display integriert, was Platz spart und eine geschlossenere Bauform erlaubt.

Hier unterscheidet man zwei Technologien: Eine optische Abtastung der Haut per Lichtsensor und eine per Ultraschall, bei der ein hochfrequenter Schallimpuls in Richtung Finger gesendet wird.

Testlabor connect

Die Abtastung per Ultraschall gilt als sicherer, weil ein dreidimensionales Abbild der Fingerkuppe erstellt wird. Sie funktioniert zudem auch mit nassen Händen. Samsung baut solche Sensoren im Galaxy S10 ein, während Huawei auf eine optische Abtastung setzt. Im Alltag ist ein S10 einen Tick schneller startklar als ein P30.

Alternativ kann man die Phones auch per Gesicht entsperren. Die Methode ist auf dem P30 (Pro) aber nicht so sicher wie auf Apples iPhones und Huaweis Mate 20 Pro, weil die Erkennung nur zweidimensional per Kamerasensor erfolgt. Aus diesem Grunde arbeitet sie auch nicht so zuverlässig wie auf dem Mate 20 Pro. Wer auf Sicherheit großen Wert legt, lässt den „Face Scan“ deaktiviert. Für alle anderen ist die Kombination aus Gesicht und Fingerabdruck sehr bequem.

Huawei P30 Pro
Das Huawei P30 Pro ist nach IP68 gegen Wasser und Staub geschützt.
© Huawei

Nicht überall höchstes Niveau

Für audiophile Nutzer ist die P-Serie mit ihrem Mono-Lautsprecher und der vergleichsweise niedrigen Ausgangsspannung für kabelgebundene Kopfhörer auch weiterhin nicht erste Wahl. Beim P30 Pro verzichtet Huawei zudem auf einen klassischen Telefonie-Lautsprecher und versetzt stattdessen das Displayglas in Schwingung.

Dabei funktioniert die Schallübertragung am besten, wenn direkter Kontakt zwischen Ohr und Displayglas besteht – das heißt dann Körperschallübertragung. Dass das keine gute Idee war, zeigen unsere Messungen, die eine relativ niedrige Lautstärke beim Telefonieren offenbaren. Das P30 präsentiert sich dagegen so, wie man es von Huawei kennt, vor allem die Unterdrückung von Nebengeräuschen überzeugt.

Bei den Funkeigenschaften erlauben sich Chinesen keinen Patzer. Die Akkulaufzeit ist mit 10:04 Stunden so gut, dass man auch einen langen Tag problemlos meistert. Beim P30 Pro liegt ein 40-Watt-Schnellladenetzteil bei, das den Akku binnen 30 Minuten auf 70 Prozent füllt. Wie beim Mate 20 wird drahtloses Laden in beide Richtungen unterstützt (Wireless Reverse Charging), das P30 Pro kann also auch als Powerbank für andere Phones und Zubehör genutzt werden.

Fazit

Huawei landet mit der neuen P-Serie wieder einen Volltreffer. Kamera-Enthusiasten kommen um das P30 Pro praktisch nicht herum. Man sieht aber auch, dass das Niveau in der Oberklasse mittlerweile so hoch ist, dass selbst der kleinste Fehler bestraft wird. Der Verzicht auf einen Telefonie-Lautsprecher kostet Punkte, in Verbindung mit den bekannten Schwächen im Audio-Bereich bleibt der Spitzenplatz verwehrt. Luft nach oben gibt es also auch beim Überflieger Huawei.

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