Sennheiser HD 800 S im Test
Nach sieben Jahren hat Sennheisers Topmodell nicht nur einen neuen Anstrich, sondern auch eine überarbeitete Klangsignatur erhalten. Im Test kommt es zum Duell der Kopfhörergiganten: HD 800 versus HD 800 S, wer hat die Nase vorn?

Mit dem HD 800 hatte Sennheiser seinerzeit wieder einmal Kopfhörergeschichte geschrieben: Das neue Spitzenmodell war damals ein Bündel technischer Innovationen mit unverkennbarem Design. Wer ihn zum ersten Mal aufsetzte, war meistens überrascht, wie groß seine Kopfhörermuscheln tatsächlich aus...
Mit dem HD 800 hatte Sennheiser seinerzeit wieder einmal Kopfhörergeschichte geschrieben: Das neue Spitzenmodell war damals ein Bündel technischer Innovationen mit unverkennbarem Design. Wer ihn zum ersten Mal aufsetzte, war meistens überrascht, wie groß seine Kopfhörermuscheln tatsächlich ausfallen. Selten bleibt den Ohren so viel Platz wie beim HD 800, und ebenso selten beeindrucken Kopfhörer mit so viel Räumlichkeit und Brillanz.
Dennoch erntete der Sennheiser HD 800 (Test) immer wieder leise Kritik: Viel zu analytisch und transparent würde er klingen, hieß es. Sennheiser nahm sich solche Rückmeldungen zu Herzen und ließ sie in die Entwicklung des Nachfolgers einfließen, jedoch ohne dabei an der technischen Grundausstattung zu zweifeln. Äußerlich lässt sich der neue HD 800 S daher eigentlich nur durch die Farbgebung vom alten HD 800 unterscheiden.
Große Kopfhörermuscheln mit einem Außenskelett aus Kunststoff, ein zweilagiger Federstahlbügel mit dämpfender Zwischenschicht und die anschmiegsame Polsterung aus Mikrofasergewebe: Für Sennheiser gab es keinen Grund, auf die bewährten Merkmale des Vorgängers zu verzichten. Nur der Rahmen des Kopfhörers wurde neu lackiert: Der HD 800 S ist jetzt ganz in Schwarz gehalten, was optisch etwas ruhiger wirkt.

Auch innerlich ist vieles gleich geblieben. Der für Kopfhörer mit 56 mm ungewöhnlich große Ringradiator galt schon 2009 als der größte in einem dynamischen Kopfhörer verwendete Schallwandler und ist es bis heute geblieben. Er ist so in das extrem offen gestaltete Gehäuse eingebaut, dass der von ihm abgegebene Schall leicht schräg von vorne auf das Ohr trifft - eine in vielen Versuchen optimierte Konstruktion, die laut Sennheiser der Hauptgrund für die erstaunlich räumliche Wiedergabe ist.
Geändert hat sich aber das mithilfe von passiven Mitteln verbesserte Übertragungsverhalten. Sennheiser hat dafür auf eine patentierte Absorbertechnologie zurückgegriffen, mit der man schon beim IE 800 (hochklassige In-Ears) sehr gute Erfahrungen gemacht hatte. Sie verringert Überhöhungen im Frequenzgang, die durch Resonanzen ausgelöst werden. Der Effekt lässt sich in der Abbildung unten deutlich erkennen. Während das Übertragungsmaß beim HD 800 zwischen 5,5 und 7 kHz noch um fast +5 dB vom Diffusfeld abwich, konnte der HD 800 S in diesem Bereich erfolgreich gezähmt werden.

Hörtest
Mit dem neuen Linear D von Lehmannaudio stand für den Praxistest auch ein adäquater Verstärker parat, an dem der HD 800 S sein ganzes Klangpotenzial zur Geltung brachte. Man muss sich anfangs tatsächlich erst kurz an den Kopfhörer gewöhnen, weil man von seiner ungewohnt räumlichen Abbildung überfordert ist. Aber danach begeistert er umso mehr mit seiner unglaublich breiten Bühne und einer phänomenalen Auflösung. Dazu kommt ein sattes und präzises Bassfundament, das er vor allem seiner großen Membran verdankt.
Der Unterschied zu seinem Vorgänger ist subtil, aber merklich. Der HD 800 S klingt etwas runder, sympathischer, aber ohne seinen ursprünglichen Charakter zu verleugnen.
Fazit
Nicht jede Firma ist in der Lage, einen Kopfhörer wie den HD 800 zu entwickeln. Einen Kopfhörer auf diesem Niveau noch einmal zu verbessern, das schaffen nur ganz wenige - Sennheiser gehört auf jeden Fall dazu.