Testbericht
TAD M 2500, C 2000 und Evolution One im Test
TADs neue Evolution-Kette aus der Vorstufe C 2000, der Endstufe M 2500 und der 3-Wege-Box Evolution One fordert die Referenzklasse heraus. Ein kühner Plan - doch noch nie standen die Chancen besser für einen Coup.

Was haben Bands wie die Eagles oder Grateful Dead mit Studios wie Skywalker Sound, Walt Disney oder Pixar gemeinsam? Sie alle zieren die lange Referenz-Liste von TAD, einer Marke, von der wir künftig sicher noch öfter hören werden.
Denn mögen die 73.000 Euro für die Vorstufe C 2000, die Endstufe M 2500 und die 3-Wege-Box Evolution One eine Preiskategorie sein, in der nicht nur die meisten Konsumenten, sondern auch die meisten Hersteller passen müssen - für TAD markiert die neue Evolution-Serie ungeachtet des immensen Aufwands nur die Einstiegsklasse!
Dabei verfolgen die Japaner nach Tradition ihres Landes einen anderen Ansatz als zahlreiche High-End-Schmieden aus Großbritannien, Amerika oder Italien, die oft den Eindruck erwecken, einfach das zu bauen, was sie selbst cool finden. TAD versuchte dagegen in Marktstudien die Ansprüche von professionellen Anwendern und Audiophilen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.
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Das Ergebnis erinnert an Mengenlehre: hohe Präzision, großer Frequenzumfang, originalgetreue Wiedergabe, High-Performance-Materialien oder einfach Beryllium findet sich in der Schnittmenge beider Welten, die der Hersteller bedienen möchte. Um es vorweg zu nehmen: Diese nüchternen Ziele wurden ausnahmslos erreicht.

Verarbeitung
Erfreulicherweise blieb die Seele des Ganzen dabei nicht auf der Strecke. Das Vergnügen beginnt schon beim Auspacken. Die Gehäuse der Elektronik sind extrem schlicht und edel, die Anfassqualität zählt wie bei den schweren, aber keinesfalls monströsen Boxen zum Besten, was AUDIO-Redakteure je in den Händen hielten. Und was die Konstruktion betrifft: Durchweg dominiert das Bestreben nach Trennung einzelner Arbeitsbereiche. Man blickt auf nobelste Bauteile und konsequenten Aufbau.
Praxis: Lautsprecher richtig aufstellen
Beispiele gefällig? Die hochwertige Frequenzweiche sitzt durch jede Menge Holz getrennt im Sockel - also schwingungsseitig wie thermisch von den Treibern entkoppelt. Deren Star ist der Beryllium-Koax nach Coincident Source Technology (CST) für den Mittel-Hochtonbereich. Das seltene Metall bricht erst bei sehr hohen Frequenzen zu Partialschwingungen auf, hat aber gegenüber den in dieser Hinsicht geringfügig besseren Diamantmembranen den Vorteil geringerer innerer Verluste.
Der M 2500 ist ein symmetrischer Stereo-Verstärker mit Class-D-Ausgangsstufe, die ohne Kühlkörper auskommt und von zwei mächtigen Linear-Netzteilen gespeist wird. Deren Ringkerntrafos weisen eine besonders verlustfreie Kopplung zwischen Primär- und Sekundärwicklungen auf - das sorgt für Effizienz und geringe Störstrahlung. Für Bi-Amping-Fans gibt es alternativ die Vier-Kanal-Version M 4300 für 24.000 Euro.
Die symmetrische Vorstufe verfügt über einen spiegelsymmetrischen Dual-Mono-Aufbau mit riesigem, in einer separaten Kammer untergebrachten Netzteil mit doppelten Ringkerntrafos. Ihr Ultra High Precision Crystal Generator Quartz-Oszillator stammt aus dem CD-Player D 600. Als Master Clock soll er einen jitterfreien Betrieb der mit Burr-Brown PCM1794A bestückten Wandler-Sektion sichern.
TAD fräst die beiden von Kammern für kritische Bereiche dominierten Gehäuseschalen aus einem massiven Aluminiumblock. Das wirkt edel, stabilisierend und abschirmend zugleich und ist nebenbei antimagnetisch. So ähnlich kommen auch die Uniblock-Gehäuse des MacBook Pro auf die Welt.
Einrichtung
Die Gemeinsamkeiten gehen sogar noch weiter: Während PC-Besitzer zur Verwendung des asynchronen USB-DACs einen Treiber herunterladen müssen, gilt für Macianer: "plug & play".
Genauso problemlos verlief die Installation und Inbetriebnahme der ganzen Kette. Aus dem Stand spielte sie extrem locker und tonal geradezu vorbildlich ausgewogen. Schnell weckte das Trio Erinnerungen an Besuche in Tonstudios.
Klang
Das lag nicht allein an der herausragenden Neutralität der gesamten Kette, die den Eindruck erweckte, einem High-End-Perpetuum-Mobile zu lauschen - einer Box, die von alleine spielt. Es schien, als wäre zwischen Mikrofon und Lautsprecher-Membranen keinerlei Wiedergabe-Elektronik im Spiel.
Wenn diese extrem neutrale, luftige Vor-Endkombi nicht der verstärkende Draht ist, dann hat TAD zumindest einen großen Schritt in Richtung dieses Ideals gemacht.

Das Studio-Feeling fußte ebenfalls auf der perfekten Abbildung: Die Evolution One kommt dem Ideal der Punktschallquelle schon verdammt nahe. Ganz gleich, welche Aufnahme von welcher Quelle serviert wurde, der Raum wirkte tief, breit und extrem stabil. Selbst brutale Lautstärkesprünge ließen die Musiker auf der imaginären Bühne nicht näher zusammenrücken geschweige denn durcheinanderwirbeln.

Gegen diesen Fokus, der sich nicht nur beim Erstarren im Sweet Spot einstellte, wirken andere Lautsprecher, die bisher "wie angenagelt" abzubilden schienen, nervös wie eine Frauen-WG am Rande des Nervenzusammenbruchs. Im Bass besaß die Evolution One ein überragendes Auflösungsvermögen. Aufnahmen wie "Empire State Of Mind" von Alcia Keys und Jay-Z offenbarten eine nie gehörte Vielschichtigkeit im Keller - sogar noch als 256kb/s-AAC-Datei via USB vom MacBook. Nur jene, die auf Kickbass besonderen Wert legen, könnten an der TAD-Box einen winzigen Schwachpunkt ausmachen.
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Die Elektronik erwies sich isoliert betrachtet wie erwartet als extrem neutral, sehr breitbandig, transparent und nuanciert. Vor allem bestach die herausragende Konturschärfe und die Tiefe des Raums. TAD's live! Pioneer hat sich die Belohnung von 73.000 Euro redlich verdient.
Fazit
Was für eine Kette! So etwas von hochauflösend bis in den tiefsten Bass, so eine stabile Räumlichkeit mit Tiefe, solch eine Präzision plus aberwitzige Reserven: Die TAD-Anlage mit M 2500, C 2000 und Evolution One zählt zum Besten, das ich kenne - ein Naturereignis!
Als der Test bereits im Kasten war, saß ich bis in die Nacht mit knurrendem Magen gebannt davor, um meine Lieblingssongs neu zu erleben, so wie früher mit einem neuen Top-Plattenspieler. Nur eben von der Festplatte.