TCL 98C805 im Test: Heimkinoerlebnis im Großformat
Dieser TV-Screen ist übermenschlich. Auf seinen zweieinhalb Metern Diagonale können Menschen überlebensgroß dargestellt werden. Spielfilme und Gaming werden zum Heimkinoerlebnis. Dabei sind Kontrast und Farbgewalt jeder Projektionstechnik weit überlegen.

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- TCL 98C805 im Test: Daten, Messwerte & Testergebnisse
Ein exzellentes Argument, sich einen neuen Fernseher zu kaufen ist, dass jedes Jahr größere Geräte zu geringeren Preisen verfügbar sind. Und wenn der Bildschirm bei entsprechend scharfem Quellmaterial einen größeren Teil unseres Gesichtsfelds ausfüllt, ist der Heimkinospaß umso mitreißender...
Ein exzellentes Argument, sich einen neuen Fernseher zu kaufen ist, dass jedes Jahr größere Geräte zu geringeren Preisen verfügbar sind. Und wenn der Bildschirm bei entsprechend scharfem Quellmaterial einen größeren Teil unseres Gesichtsfelds ausfüllt, ist der Heimkinospaß umso mitreißender.
- Tipp: Der TCL 98C805 findet sich demnächst auch unter dem Namen TCL 98MQLED80 auf dem Markt. Die UVP von rund 7.000 Euro wird bereits deutlich unterboten. Der Media Markt in Österreich etwa listet das Schwergewicht für sensationelle 3.399 Euro.
Der chinesische Hersteller TCL, der in Deutschland seiner weltweiten Marktposition unter den Top 3 noch nicht so richtig gerecht werden konnte, spielt beim Größenwahn der TV-Displays eine führende Rolle.
Die konzerneigene Panelfabrik CSOT (China Star Optoelectronics Technology) ist weltweit eine ganz große Nummer und bekannt für ihre kontrastreichen VA-LCD-Displays, die für viele TV-Marken verwendet werden, und für Mini-LED-Backlights. Auch Marktführer Samsung kauft hier ein, nachdem er Anteile an CSOT inklusive LCD-Technologiepatente gegen direkte Anteile an TCL verrechnet hatte.
Und CSOT ist stolz auf seine riesigen Fertigungsstraßen, die Muttergläser der elften Generation anfertigen können, also 2,94 x 3,37 Quadratmeter groß. Daraus lassen sich acht 65-Zoll-Panels schneiden oder eben sagenhafte Displays mit bis zu 130 Zoll. 98 Zoll versteht sich als das neue 85 Zoll – die Größe, die man noch vor kurzer Zeit als „TV-Giganten“ bezeichnete.

Dass der Markttrend, die Bildschirmdiagonale jährlich um durchschnittlich fünf Zentimeter zu vergrößern, nicht ewig weitergehen kann, haben wir am eigenen Leibe erfahren. Bis 86 Zoll hat ein verpacktes Fernsehgerät noch in unseren zwei Meter tiefen Fahrstuhl gepasst; aber einen 98-Zöller diagonal hinter die Schiebetür zu bugsieren ist dagegen Millimeterarbeit.
Anderenfalls müssten wir den schweißtreibenden Weg durchs Treppenhaus wagen. Dies als kleiner Rat, dass man ein TV-Gerät wie den 98C805 lieber nicht online bestellen und sich an die Bordsteinkante liefern lassen sollte, ohne sicher zu sein, wie man ihn ins Wohnzimmer bekommt. Hier ist der Fachhandel mehr denn je gefragt.

Hat der TV-Bolide erst einmal seine 2,2 x 1,3 Meter große Lücke in der Einrichtung gefunden, erwarten die Zuschauer neue Dimensionen der Cineastik. Beim Abspielen perfekt aufgelöster Filmkost kann man in zwei Metern Abstand von dem gigantischen Schirm aller feinste Details differenzieren.
Fast jeder sitzt weiter weg oder hat einen kleineren Bildschirm, verpasst also die Feinheiten von Ultra-HD. Nur Projektion ist gewaltiger, doch dabei sind der Kontrast und momentan auch noch die Schärfe und der Farbraum auf deutlich niedrigerem Niveau unterwegs als bei einem echten Panel wie dem dieses TCL.

Der große Schirm macht Fehler sichtbar
Je größer das Bild, desto genauer kann man hinsehen und eventuelle Kompromisse entdecken. So mag Netflix auf 65-Zoll-Geräten zwar sensationell wirken, auf 98 Zoll erkennt man Blöcke und Banding jedoch stärker, sodass eine waschechte Ultra-HD-Blu-ray ihre Vorteile auf dem goßen Bildschirm wunderbar ausspielen kann. Dank des Pentonic-700-Chipsatzes im TCL 98C805 kann sie dies auch in DolbyVision-IQ oder HDR10+ tun.
Mit dieser jüngsten Generation der TV-Prozessoren ist auch ein deutlich besseres lokales Dimmen möglich – und das liefert TCLs entscheidenden Kontrastvorteil gegenüber dem teureren Samsung GQ98Q80C, den wir vor einiger Zeit testen durften. Samsungs QLEDs wurden in nur 12 x 10 Zonen angesteuert, während sämtliche 1344 Mini-LEDs im TCL 98C805 ihr Licht separat entfalten und für Bildobjekte kontrastreiche Umgebungen zaubern können. Ein Fertigungsvorteil besteht darin, dass jede Mini-LED drei Leuchtflächen vereint. Tatsächlich sind die Homogenität und die Farbstabilität dieses Displays besser als bei seinen Vorgängern.
Auch der um fünf Prozent kleinere HDR-Farbraum ist der neuen QLED-Technik zu verdanken. TCL setzt für die Hintergrundbeleuchtung nicht mehr auf blaue LEDs, deren Licht eine grün-rote Folie mit Quantum-Dot-Kristallen durchstrahlt. Die Mini-LEDs sind jetzt weiß, und der QD-Layer sorgt nur für eine Konzentration des Grün-Spektrums.
Nicht ganz so effizient, aber mit einer extremen Brillanz von 1500 Nits bei einem DCI-Farbraum von 95 Prozent wollen wir nicht meckern. Vor allem, weil die Gesamtabstimmung ab Werk exzellent gelungen ist, nachdem man in den Kinomodus gewechselt hat. Bei klassischem Fernsehen (HDTV, BT.709) haben wir sogar das lokale Dimmen der 48 x 28 Zonen nur moderat angewendet, da nahezu schwarze Inhalte fast schon übertrieben kontraststark wirkten, was jedoch auf den ersten Blick bestens gefällt.

Höchste Anforderungen werden erfüllt
In HDR konnte der TCL dann wirklich zeigen, was er kann. Die meist seitens der Produktion sehr dunkel abgestimmten Spielfilme zeigen fantastisch strahlende Spitzlichter, die dank des präziseren lokalen Dimmen kaum noch unter sichtbaren Lichtkränzen leiden.
Noch besser geht es nur mit TCLs X955-Serie, die bis zu 5184 LED-Zonen liefert. HDR-Inhalte mit einer besonders hohen durchschnittlichen Leuchtkraft bei satten, hellen Farben lässt der TCL in voller Pracht erstrahlen, während die meisten OLED-TVs ihre Lichtpower schon lange begrenzen und Kontraste komprimieren.
Filme werden in der Regel für dunkle Kinos in dunklen Masteringstudios abgemischt, aber im hellen Wohnzimmer darf man fast schwarzen Inhalten gern etwas mehr Durchzeichnung abverlangen. Damit verlässt man zwar signaltechnisch den Pfad der Tugend, denn Helligkeiten in HDR sind eigentlich als absolut definiert, doch man erkennt einfach mehr vom Film.
Dass der TCL 98C805 dabei Raumlicht doppelt so stark reflektiert und einen kleineren Farbblickwinkel hat als der Samsung GQ98Q80C, muss man für den attraktiveren Preis in Kauf nehmen. Alles in Allem liefert dieser TCL-Fernseher pro Euro mehr Bildgewalt als jeder andere.

Smarter durch Google
Der Mediateks Quadcore-Prozessor liefert die Basis für Google-TV (Android 12) als Betriebssystem. Wir waren erstaunt, dass nach Installation aller unserer Apps, die eigentlich einzig die Kooperation mit HD+ vermissen lassen, noch satte 46 Gigabyte Speicherplatz frei waren.
Damit ist der TCL das mit Abstand am besten bestückte TV-Gerät, das wir kennen. Anspruchsvolle Apps wie der Mediaplayer Kodi, der Covers und Inhalte großer Filmbibliotheken sammelt, wissen das genauso zu schätzen wie alle, die die Diashows für den Bildschirmschoner lieber lokal lagern als in der Cloud.
Google-TV ist so weit bekannt, doch TCL arbeitet eifrig daran, unter anderem die vielen Optionen und Einstellungen, die der Chipsatz bietet, in echte Android-Menüs zu übertragen. Darunter zählen neben sehr guten Möglichkeiten, die HDR-Wiedergabe an jede Quelle anzupassen, die professionelle DDC-Kalibration, aber auch der Game-Master. Die im Deutschen liebevoll als „Spielleiter“ bezeichnete Funktion ist TCLs Variante des Bildschirmmenüs, das alle Gaming-Boni übersichtlich steuert. Und davon sind eine ganze Menge zu nennen.
Natürlich unterstützen zwei der vier HDMI-Eingänge 48 Gbit/s und damit 120 fps in voller Blüte, dazu 144 fps mit variabler Bildrate, in Full-HD sogar 240 Hertz. Bei diesem Signal konnten wir die Latenzzeit nicht einmal erfassen, bei 60 Hertz waren es in der Bildmitte 19 Millisekunden, bei 120 Hertz deutlich weniger als zehn. Und da die äußerst schnelle und korrekte Bildaufbereitung nebst stark verbesserter Säuberung schlechter Bildquellen noch nicht ausreicht, stattet TCL den 98C805 mit brillantem, fast aggressiv klarem Stereosound samt fettem Bass von Onkyo aus.
Fazit
Der sehr attraktive Marktpreis dieses Spitzen-TVs macht ihn zum Überflieger im Segment hochwertiger TV-Giganten.