High-End-Handy
Xiaomi Mi 11 Ultra im Test
Xiaomi hat mit dem Mi 11 Ultra ein Brett von einem Phone vorgestellt. Seine Ausstattung überflügelt so manch anderes Ultra-Handy in diesem Jahr. Gibt es dennoch einen Haken? Unser Test gibt Antwort.
- Xiaomi Mi 11 Ultra im Test
- Xiaomi Mi 11 Ultra: Fotoqualität im CAMERA quality benchmark

Stück für Stück hat Xiaomi diesen Moment vorbereitet. Mit günstigen Phones und sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis haben sich die Chinesen in den letzten Jahren auf Platz drei der Top-Smartphonehersteller in Deutschland hochgearbeitet.
Sicherlich begünstigt durch Huaweis Schwächeln, aber berechtigt. Jedes Jahr war der Vorstoß ins Premiumsegment mit höheren Preisen und noch besserer Ausstattung zudem immer etwas größer.
Das alles gipfelt nun im neuen Mi 11 Ultra, mit dem Xiaomi ausstattungstechnisch sowie qualitativ ein echtes Ausrufezeichen setzt und Samsungs Flaggschiff Galaxy S21 Ultra nicht nur namentlich aufs Korn nimmt. Mit 1199 Euro muss man für ein Xiaomi-Phone aber auch ungewohnt viel Geld auf den Tisch legen.

Xiaomi Mi 11 Ultra mit Wasserschutz und Zweitdisplay
Doch dafür bekommt man auch etwas geboten: Bei der Verarbeitung, hat Xiaomi nämlich einen gehörigen Sprung gemacht und verpasst dem Mi 11 Ultra einen Wasser- und Staubschutz nach IP68.
Und das, obwohl das Phone mit zwei in den Rahmen eingelassenen, waschechten Stereolautsprechern von Harman & Kardon ausgestattet ist. Mit 88 dB haben die übrigens ganz schön Wumms und gehören mit zu den lautesten Handy-Speakern. Hier macht Gaming und Filme schauen auch ohne Kopfhörer richtig Spaß.
Für die Rückseite verbaut Xiaomi zudem Keramik statt Glas. Das sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch sehr kratzresistent. Allerdings ist es genauso glatt wie Glas und nimmt somit auch entsprechend den ein oder anderen Fingertapser auf. Was jedem sofort ins Auge springen sollte, ist die ungewöhnlich riesige Kameraeinheit, die sich fast über die komplette Breite des Phones zieht.
Der Grund: Sie enthält neben den Objektiven noch ein Zusatzdisplay. Dieses 1,1 Zoll große OLED ist eines der Aushängefeatures des Mi 11 Ultras. Es zeigt neben der Uhrzeit und dem Ladestand auch eingehende Nachrichten sowie Anrufe an.
Besonders praktisch ist der Screen jedoch beim Fotografieren, da er hier als Sucher dienen kann. Selfies knipst man dadurch in bester Qualität über die Hauptkameras.
Doch so viel Technik hat auch seinen Preis. Denn mit 3,6 Millimetern steht die Kameraeinheit weit von der Rückseite ab. Zudem lässt Xiaomi sie nicht wie Oppo beim Find X3 Pro organisch mit dem Rest des Gehäuses verschmelzen, was zu einer scharfen Kante führt.
Wer das Phone in eine enge Jeanstasche schieben möchte, bleibt so gerne mal hängen. Mit 234 Gramm ist das Mi 11 Ultra zudem sehr schwer und liegt durch die dicke Kameraeinheit etwas kopflastig in der Hand.

Heiße Leistung und top vernetzt
Auf der Front räkelt sich ein OLED-Display mit üppiger Diagonale von 6,8 Zoll. Es ist zu den Seiten leicht gebogen und punktet mit rundum schmalen Rändern. Zu einem richtigen Oberklasse-Phone wird das Mi 11 Ultra auch durch die sehr feine Auflösung von 1440 x 3200 Pixeln und der schnellen Bildwiederholrate von 120 Hz.
Inhalte erblickt man so ziemlich knackig und flüssig, vor allem beim Scrollen und Gaming. Die Messdaten aus dem Testlab bescheinigen dem Screen eine sehr gute Qualität, die Topmodellen anderer Hersteller ebenbürtig ist. Im Inneren des Mi 11 Ultra sitzt für ein 2021-Top-Phone standesgemäß der High-End-Chip Snapdragon 888, dem satte 12 GB RAM zur Verfügung gestellt werden.
Die Benchmarks attestieren dem Ultra entsprechend eine Ultraleistung: Es gehört zu den stärksten Smartphones des Jahres. Seine Leistungsgrenze auszureizen dürfte schwierig werden.
Grafikintensive Spiele und Anwendungen sind für das Phone ein Klacks. Außer man verlangt ihm dauerhaft viel ab: Denn im Belastungs-Benchmark zog das Mi 11 Ultra wegen Überhitzung die Reißleine und brach den Test ab.

Das Labor konnte per Wärmebild feststellen, dass die Wärmeweiterleitung zur Außenseite nicht so effektiv funktioniert wie bei anderen Geräten. Während das Mi 11 Ultra hierüber maximal 45 Grad abführt, um den Chip nicht zu überhitzen, schafft das Asus ROG Phone 5 sogar 52 Grad.
Für den Nutzer ist eine niedrige Außentemperatur zwar angenehmer, führt aber durch einen wärmeren Chip schneller zu Leistungseinbußen. Wer also sehr lange mit dem Phone zockt, könnte einen Leistungsabfall bemerken. Im normalen Alltagsgebrauch sollte das aber selten zum Tragen kommen.
Bei der Connectivity erfüllt das Mi 11 Ultra ebenfalls fast alle Standards der Premiumklasse: So bekommt man mit 231 GB reichlich Speicher an die Hand. Der sich jedoch oberklassetypisch nicht erweitern lässt. Zwei SIM-Karten verschwinden allerdings auf Wunsch für einen Dual-SIM-Betrieb im Gerät. In beiden Slots lässt sich dabei 5G nutzen.
Für daheim ist man durch Wi-Fi 6E bereits mit dem neuen WLAN-Standard für die Zukunft gerüstet. Dieser funkt zusätzlich auf dem 6-GHz-Band und erreicht noch schnellere Übertragungsgeschwindigkeiten. Im Rahmen findet sich wie bei fast jedem Xiaomi-Phone ein Infrarotsender, wodurch sich das Gerät als Fernbedienung für den TV oder Receiver nutzen lässt.
Etwas enttäuscht sind wir vom USB-C-Anschluss, denn Xiaomi verbaut hier langsames USB 2.0. Das passt nicht zum restlichen Auftreten des Mi 11 Ultra und auch nicht zum Preis. Beim System gibt es keine Überraschungen. Wie auch beim Mi 11 kommt Android 11 mit Xiaomis Nutzeroberfläche MIUI 12 zum Einsatz.
Diese bietet viele Funktionen und ist beim Design recht schlicht und modern gehalten. Wer es noch schlichter und vor allem einfacher mag, kann in den Lite-Modus wechseln, der die Icons und die Menüpunkte stark vergrößert.
Persönliche und geschäftliche Daten lassen sich auf Wunsch mit einem Zweitprofil trennen und dieses per Fingerabdruck sichern. Der Scanner sitzt dabei unter dem Display und verrichtet einen fixen, zuverlässigen Job. Apps lassen sich sonst auch einzeln per PIN schützen. Praktisch ist die Funktion „Schwebende Fenster“, mit der man sich den Inhalt einer App per Overlay in einer anderen Anwendung anzeigen lassen kann.

Xiaomi Mi 11 Ultra: Kameraqualität der Spitzenklasse
Doch kommen wir zum eigentlichen Hingucker des Mi 11 Ultra, der Kamera auf der Rückseite. Xiaomi verbaut hier eine Hauptoptik mit 50 Megapixeln, ein Ultraweitwinkel mit 48 Megapixeln und eine Telekamera mit fünffachem optischem Zoom, die ebenfalls mit 48 Megapixeln auflöst. Das Kameratrio räumt im camera quality benchmark mit einem qb von insgesamt 85 Punkten ganz schön ab und setzt sich auf den geteilten zweiten Platz der qb-Bestenliste.
Damit hat das Ultra das bislang beste Kamerasystem des Jahres! Vor allem das Weitwinkel erreicht mit 101 Punkten einen Spitzenwert. Die Teleoptik kommt hingegen nicht ganz an Samsungs Galaxy S21 Ultra heran. Mehr zur Fotoqualität auf der zweiten Seite.
Videos nimmt man mit bis zu 8K bei 24 fps auf. Eine HDR-Funktion holt in schwierigen Lichtsituationen mit hohen Kontrasten auch bei bewegten Bildern noch mehr Details heraus. Spannend ist die Funktion Multicam-Video, bei der man mit zwei Kameras gleichzeitig filmen kann. Dabei wählt man vorab aus den unterschiedlichen Optiken und Zoomstufen seine Bildausschnitte und speichert die Videos dann entweder separat oder in einer geteilten Ansicht als Bild-im-Bild.

Ganz schön Watt los
Richtig Vollgas gibt Xiaomi beim Laden: Das Mi 11 Ultra lässt sich mit 67 Watt sowohl per Kabel als auch kabellos druckbetanken – einsame Spitze. In ca. 36 Minuten ist der dicke 5000-mAh-Akku dann voll. Damit kommt das Phone im Labor- Nutzungsmix mit schneller Bildwiederholrate 9:13 Stunden aus.
Übersetzt für den Alltag ergeben sich ungefähr 1,5 Nutzungstage. Mit 60 Hz sind sogar etwas über 11 Stunden drin. Ansonsten schwächelt das Mi 11 Ultra beim Empfang im wichtigen LTE-Standard, liefert aber eine gute Telefonieakustik ab.
Fazit
Am Ende der Bilanz stehen sehr gute 435 Punkte und ein Smartphone mit der bislang besten Ausstattung und Kameraqualität des Jahres. Damit lässt das Mi 11 Ultra Samsungs Galaxy S21 Ultra ein gutes Stück hinter sich. Xiaomi beweist, dass sie absolutes Premium können und dem Kunden kein Feature vorenthalten. Wen das Gewicht nicht stört, kann zugreifen.