Top-Smartphone
ZTE Axon 30 Ultra im Test: Drei 64-Megapixel-Kameras an Bord
Das Axon 30 Ultra 5G hat Qualcomms aktuellen Top-Chip und gleich drei 64 Megapixel-Kameras. Schafft es ZTE damit auf Anhieb in die Smartphone-Eliteliga?

Der große Durchbruch als Smartphone-Hersteller ist ZTE hierzulande bislang verwehrt geblieben. Das soll sich jetzt ändern: Der chinesische Telekommunikationskonzern, der weltweit rund 73.000 Mitarbeitende beschäftigt, blickt nach vorne und nimmt in Form des Axon 30 Ultra 5G selbstbewusst die Herausforderungen des Marktes an. Das neue Vorzeigemodell muss in der spannenden und hart umkämpften Oberklasse zwischen 800 und 900 Euro hochbegabten Kontrahenten die Stirn bieten. Zu nennen sind hier das kompakte, beeindruckend fotoaffine Samsung Galaxy S21, das ausdauernde Oneplus 9, das Oppo Find X3 Neo, das Vivo X60 Pro oder auch das Xiaomi Mi 11. Dem Newcomer steht damit ein heißer Tanz bevor.
Kamera-Setup mit drei 64-MP-Sensoren
Auf Anhieb ins Auge fällt das markante, über 2,5 Millimeter hervorstehende Quad-Kamera-Array. Das hat es mit drei 64 Megapixel-Sensoren in sich. Das hochauflösende Trio kümmert sich eigenständig um Portraitaufnahmen, deckt den Weitwinkel und den Ultraweitwinkelbereich ab. Ergänzt um eine 8 MP-Teleoptik stehen auf optischem Weg Brennweiten zwischen 14 und 121 Millimeter (35 mm-Äquivalent) zur Verfügung, was der Großteil der Mitbewerber meist nur mit verlustbehaftetem Digital-Zoom bieten kann. Die Gesamtfotoqualität der Vierfach-Kamera erhält in unserem Foto-Benchmark mit 62 Punkten ein "gut".

Ansprechendes Curved-Design
Durch den mächtigen Kamerablock verschiebt sich der Schwerpunkt ein wenig nach oben. Angesichts der sichtbaren Bildschirmgröße von 16,7 Zentimetern gehen die rund 190 Gramm Gewicht vollauf in Ordnung. Das 8,7 Millimeter starke Gehäuse aus kratzfestem Gorilla-Glas macht einen robusten Eindruck. Display-Abdeckung und die dezent schimmernde, grau-schwarze Rückseite, der Fingerabdrücke erfreulicherweise wenig anhaben können, sind seitlich gekrümmt und schließen passgenau an einen etwas vorstehenden Metallrahmen an. Hier hätten wir uns anstelle spürbar, harter Kanten homogenere Übergänge gewünscht.
Gut: Die 16 MP-Frontkamera, die eine respektable Selfie-Qualität bietet, ist wie der zuverlässig ansprechende optische Fingerprintsensor zur Freigabe des Startbildschirms, bereits in der Anzeige integriert. Das ermöglicht ringsum sehr schmale Ränder und ein hohes Screen-to-Body Verhältnis von 92 Prozent. Äußerlich macht das Axon 30 Ultra insgesamt eine gute Figur.

Qualitativ hochwertiges OLED mit 144 Hz und starke Leistung
Mit 395 ppi Auflösung und 10-Bit-Farbtiefe erfüllen bereits die Eckdaten der selbstleuchtenden 6,67-Zoll-Anzeige gehobene Ansprüche. Doch es kommt noch besser: Die ermittelten Kontrastwerte fallen auch in heller Umgebung außergewöhnlich hoch aus. Da auch die Leuchtkraft überzeugt, punktet das Axon 30 Ultra mit vorzüglicher Darstellung und durchweg vorbildlicher Ablesbarkeit – auch draußen bei Sonnenschein. Bildaktualisierungsraten bis 144 Hertz erhöhen die Stabilität der Darstellung beim Scrollen oder Spielen. Für kürzere Reaktionszeiten hat ZTE die Touch-Sampling-Rate zudem auf 300 Hz hochgeschraubt.
Im Labor glänzt es mit starker Leuchtkraft, die sich bei Sonneneinstrahlung auf 691 Candela erhöht. Zusammen mit den durchweg sehr hohen Kontrasten führt das zu einer exzellenten Darstellung. Die Blickwinkelstabilität ist gut, könnte aber noch höher ausfallen.
Das Herzstück der Hardware bildet ein Snapdragon 888. Qualcomms angesagter Top-Chip bürgt für gewaltige Leistungsreserven, die in den Benchmarkdurchläufen zu Bestwerten führen. Ein Alleinstellungsmerkmal ist das nicht mehr. Schließlich sorgt dieser High-End- SoC mittlerweile in vielen Spitzenmodellen für Furore – und bekanntlich auch für immense Anforderungen an eine adäquate Kühlung. Unter starker Belastung steigt denn auch bei ZTEs Topmodell die Gehäusetemperatur merklich an. Das liegt daran, dass der in 5-Nanometer- Technologie gefertigte Chip im Vergleich zum Vorgänger (Snapdragon 865) unter Arbeitsstress deutlich mehr Abwärme erzeugt.
Das Speicherangebot ist üppig: Das Axon 30 Ultra gibt es hierzulande nur in der Variante mit 12 GB RAM (LPDDR5) und 256 GB Speicher (UFS 3.1). Aus dieser Ansage lassen sich zwei Dinge folgern. Erstens: Der Datentransfer zwischen Speicher und Prozessor läuft in höchstem Tempo. Und zweitens: Platz für Apps und Daten steht genügend bereit. Gut so, denn der „Doppeldecker“-Einschub für zwei Nano-SIM-Karten kann keine MicroSD- Erweiterungen aufnehmen.

Schlanke, fixe Bedienoberfläche
Die starke Hardware und das reaktionsschnelle Touch-Display bringen den Umgang mit der schlanken Benutzeroberfläche MyOS11 richtig in Schwung. Die Gestensteuerung läuft überaus geschmeidig und selbst anspruchsvolle Anwendungen starten zackig. Einige Features wie Gaming-Settings oder das Klonen von Apps für die Verwendung zweier Konten sind von Haus aus nicht möglich. Erfreulicherweise hält sich ZTE bei Bloatware zurück. Im App-Drawer tauchen als vorinstallierte Drittanbieter-Anwendungen nur Facebook und ein Office-Paket auf.Ansonsten gibt es jede Menge Anpassungsmöglichkeiten.
Nur zwei Beispiele: Googles Sprachassistentin kann, muss aber nicht nach längerem Drücken des On-/Off-Knopfs in Aktion treten. Die Infos im Sperrbildschirm (Always On Display) lassen sich ebenfalls nach eigenem Gusto justieren. Funktionsangebot und Aufbau des Einstellmenüs orientieren sich am Original (Android 11). Größere Touch-Symbole und bunte Schieberegler setzen optische Akzente. Optimierungsbedarf besteht bei der jungen Benutzeroberfläche noch im Detail. Bei einigen Einträgen sind die Bezeichnungen („SyncMind“ ) nicht auf Anhieb verständlich. Zudem dürften sich manche Nutzer anfangs integrierte Bedientipps wünschen. Die Navigation per Gestensteuerung lief in unseren Tests tadellos. Abzuwarten bleibt, wie sich die Versorgung mit Softwareaktualisierungen gestalten wird. Der installierte Sicherheitspatch (Stand: 01.Mai) war zum Testzeitpunkt im August überholt. Ein Upgrade auf Android 12 wird kommen.
Viele Fotofunktionen und starker Chip
Die Film- und Fotoabteilung stellt neben einer optischen Bildstabilisierung für die Haupt- und Zoom-Kamera ein breites Funktionsspektrum bereit. Videos sind in 8K-Auflösung mit 30 Bildern pro Sekunde (fps) möglich. Bei 4K-Aufnahmen kann die Framerate auf 60 fps verdoppelt werden. Punktueller Optimierungsbedarf besteht beim User Interface: In der Hauptauswahl findet man unter dem Eintrag „Mehr“ ausschließlich zusätzliche Foto-Optionen für Bilder in Maximal-Auflösung, Makroaufnahmen oder den Super-Nachtmodus für Mond-Fotografien. Video-Extras wie die Zeitraffer- und Zeitlupenaufnahmen verbergen sich dagegen hinter einem kleinen Pfeilsymbol beim Eintrag „Video“. Neue kreative Spielräume eröffnet der Multi-Kamera-Modus. Neben Fotos lassen sich auch Videos mit mehreren Optiken gleichzeitig aufnehmen und so in einem Take 3-in-1-Film-clips erstellen.
Als Audio-Entertainer taugt das Axon ebenfalls – auch wenn der gemessene Rauschabstand (84,9 dB) gering ausfiel. Die pegelfesten, relativ ausgewogen klingenden Stereo-Lautsprecher erweisen sich im kleineren Rahmen als party-tauglich. Zusätzliche Einstelloptionen und das Raumklangprogramm DTS:X Ultra erlauben umfassendes Klang-Tuning. Anstelle einer Klinkenbuchse gibt die USB-C-(3.2 Gen 1)-Schnittstelle den Ton an. Die hohe Ausgangsspannung von 849 mV erleichtert eine angemessene Verwendung hochwertiger HiFi-Kopfhörer. Via Bluetooth 5.2 klappt die Musikwiedergabe auch drahtlos.
Generell findet das Axon 30 Ultra auf vielfältige Weise und mit hohen Geschwindigkeiten in der Funkwelt Kontakt. Im Mobilfunk gehört 5G-Fähigkeit inzwischen einfach dazu. ZTE legt den Umfang der 5G-Nutzung zum Teil auch in die Hände der Nutzer. Denn die können festlegen, welche Apps bevorzugt auf die schnellste Mobilfunkvariante zugreifen sollen. Hier zählt der beste Mix aus höchsten Datenraten und langer Akkulaufzeit. In den 4G-Netzen ist das Axon ebenfalls flott unterwegs. Im Downlink sind theoretisch bis zu 1,2 Gbit/s drin. Im Uplink liegt das Tempolimit bei 150 Mbit/s. NFC für Bezahlservices wie Google Pay und schnelles WLAN (Wi-Fi 6) komplettieren das runde Connectivity-Paket. Für höchste Performance im Heimnetzwerk lassen sich die beiden Frequenzbereiche 2,4 und 5 GHz parallel nutzen.

Insgesamt starker Laborauftritt
Im Testlab bewegt sich das Flaggschiff von ZTE mindestens auf Augenhöhe mit den Oberklasse-Platzhirschen. Die überzeugenden Ergebnisse in den Akustikmessungen unterstreichen die gute Sprachqualität beim Telefonieren. An den Sende- und Empfangsleistungen gibt es, vom GSM-Durchgang einmal abgesehen, ebenfalls nichts auszusetzen. Im Gegenteil: Im wichtigen LTE-Netz verdient sich das Axon 30 Ultra mit einer souveränen Vorstellung die Verbalnote „gut“. Und die Ausdauer? Auch die genügt mit 10:55 Stunden hohen Erwartungen. Bei maximaler Bildaktualisierungsrate sinkt die Ausdauer auf 9:20 Stunden.
Kabelloses Laden ist nicht möglich. Das beigelegte 65-Watt-Netzteil lädt den vollständig entleerten 4600 mAh-Akku in respektablen 55 Minuten komplett auf. Zum Schluss noch ein „Extra“- Lob: Neben einer Schutzhülle komplettiert ein einfaches Stereo-Headset samt Klinkenadapter den Lieferumfang – inzwischen eine Seltenheit. Auch wenn die Quad-Kamera – vor allem im Tele- und Ultraweitwinkelbereich – noch etwas Luft nach oben hatte: ZTE legt hier unterm Strich ein absolut wettbewerbsfähiges Oberklasse-Smartphone vor. Mit der Gesamtnote „sehr gut“ ist dem Axon 30 Ultra der Sprung in die Eliteliga geglückt.