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Was kaufen: kompakter APS-C- oder Kleinbildsensor?

Canon EOS RP im Test: günstiger Einstieg ins Kleinbild

Autor: Karl Stechl • 2.8.2022 • ca. 4:40 Min

Die EOS R debütierte im Oktober 2018 als erste spiegellose Kleinbildkamera von Canon, etwa fünf Monate später kam die EOS RP auf den Markt. Um sie als Basismodell für das R-System zu etablieren, setzte Canon den Rotstift an verschiedenen Stellen an: Die Sensorauflösung sank von 30 auf 26 Megapi...

Pro

  • sehr guter Sucher
  • kompakte KB-Kamera
  • sehr gute Bildqualität

Contra

  • kein Bildstabilisator

Fazit

Die Abstriche bei der Ausstattung schränken in der Praxis wenig ein. Auch die Qualität der JPEGs aus der Kamera ist bis ISO 400 sehr gut. Die Bildqualität leidet bei höheren ISO-Einstellungen aber mehr als bei Kleinbild üblich: Ab ISO 800 drohen Texturverluste. Mit RAW-Dateien und moderatem Entrauschen kann man diesem Problem begegnen.

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Die EOS R debütierte im Oktober 2018 als erste spiegellose Kleinbildkamera von Canon, etwa fünf Monate später kam die EOS RP auf den Markt. Um sie als Basismodell für das R-System zu etablieren, setzte Canon den Rotstift an verschiedenen Stellen an: Die Sensorauflösung sank von 30 auf 26 Megapixel, das Statusdisplay der EOS R musste einem Programmwahlrad weichen. OLED-Sucher und Monitor sind kleiner, der Akku schwächer. Und eine Prozentangabe für den Ladezustand des Stromspeichers gibt es auch nicht mehr. Auf all dies kann man letztlich verzichten, ohne sich später zu ärgern. Zur Markteinführung kostete die RP rund 1500 Euro in Kombination mit dem Bajonettadapter EF-EOS R für EF-/EF-S-Objektive. Der Gehäusepreis ist inzwischen bei wenig mehr als 1000 Euro angesiedelt – preisgünstiger bekommt man den Einstieg in ein spiegelloses Kleinbildsystem bei keinem anderen Hersteller.

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Flachmann: Für eine Kamera im SLR-Design fällt der ­Sucherhöcker sehr flach aus. Eine Griffverlängerung für große Hände gibt’s als Zubehör.
© Hersteller

Gehäuse und Ausstattung

Das Gehäuse der EOS RP besteht laut Canon überwiegend aus Magnesium, ergänzt durch Bauteile aus Aluminium und Polycarbonat. Es ist gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet, was man in dieser Preisklasse nicht er­wartet. Der Handgriff der RP ist einen guten halben Zentimeter kürzer als beim R-Modell, deshalb passt der kleine Finger gerade noch auf den Griff – sofern man kleine Hände hat. Wenn nicht, hilft der optional erhältliche Erweiterungsgriff EG-E1 (circa 70 Euro), der mit der Bodenplatte des Gehäuses verschraubt wird und weiterhin Zugriff auf den Akku erlaubt.

Der LP-E17 der RP hat eine beschei­dene Kapazität von 1040 mAh, eine Ladeschale ist erfreulicherweise im Liefer­umfang enthalten. Die USB-C-Schnittstelle arbeitet noch relativ langsam, das heißt nach USB-2.0-Standard. HDMI gibt’s in Standardausführung, zwei Klinkenbuchsen für Mikrofon und Kopfhörer sowie eine E3-Schnittstelle für Fernauslöser komplettieren das Anschlussfeld. WLAN und Bluetooth hat die Kamera ebenfalls an Bord, die dazugehörige Smartphone-App heißt Canon CameraConnect.

Der OLED-Sucher bietet eine Auf­lösung von 786 666 RGB-Bildpunkten und eine effektive 0,7-fache Vergrößerung. Unterm Strich liefert der Sucher der RP eine sehr ordentliche Anzeigequalität ohne Flimmern oder Moiré-Erscheinungen. Wählen Sie im Einstellungen-Menü unter „Sucherleistung“ die Option „Flüssig“ statt „Strom­sparend“, wenn das Bild beim Kamera­schwenk nicht ruckeln soll.

Der TFT-Monitor hat eine Diagonale von 3 Zoll und eine Auflösung von 346 666 RGB-Bildpunkten (EOS R: 700 000 RGB-Bildpunkte). Er lässt sich aus dem Gehäuse schwenken und drehen, sodass er auch neben der Kamera in Selfie-Position verwendet werden kann. Die Touchfunktionalität des Monitors umfasst die komplette Be­dienung der Kamera. In allen Menüs können Sie mit der Fingerspitze Einträge anwählen und verändern; bei der Bildwiedergabe wechseln Sie durch Wischen am Monitor zum jeweils nächsten Bild oder zoomen mit zwei Fingern. Auch Touch-AF mit und ohne Aus­lösung ist möglich.

Autofokus und Aufnahme

Zur automatischen Fokussierung verwendet die RP die von Canon entwickelte Dual-Pixel-Technik: Alle aktiven Pixel auf der Fläche des CMOS bestehen aus zwei separaten Fotodioden, die zur Fokussierung nach dem Phasen-AF-Prinzip separat und zum Erzeugen von Bilddaten gemeinsam ausgelesen werden. Dies ermöglicht unter anderem eine hohe Bildfeldabdeckung von 88 Prozent in der Horizontalen und 100 Prozent in der Vertikalen. 4779 AF-Positionen sind möglich. Als AF-Modi stehen Messfeldautomatik mit Gesichtsverfolgung, Spot-AF, Einzelfeld-AF, AF-Feld-Erweiterung (zwei Stufen) und Zonen-AF bereit.

Am Modusrad hat man Zugriff auf die Belichtungsprogramme und drei Individualspeicher (C1-3). Zwölf Motivprogramme (Scenes) gibt es auch, eines davon heißt „Leiser Modus“ und aktiviert den elektronischen Verschluss in Kombination mit einer Vollauto­matik für Verschlusszeit, Blende und ISO. Eine Möglichkeit, den elektronischen Verschluss auch in anderen Belichtungsprogrammen zu verwenden, gibt es leider nicht. Der mechanische Verschluss stellt Belichtungszeiten zwischen 1/4000 s und 30 s bereit.

Eine sehr praktische Funktion ist das ­Fokus-Bracketing zur Erweiterung der Schärfentiefe. Damit realisiert man ­eine Serienbelichtung mit kontinuier­licher Fokusverschiebung vom Vorder- bis zum Hintergrund. Die Einzelaufnahmen lassen sich extern zu einem Bild mit maximaler Schärfentiefe kombinieren – zum Beispiel in Photoshop oder in einem Spezialprogramm wie Focus Projects 4 Professional. Die Serienbildleistung der RP fällt mit 3,4 B/s eher schwach aus. Videos zeichnet sie in 4K (3840 x 2160 Pixel), aber nur mit maximal 25 B/s auf.

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Programmwahl: Über das Programmwahlrad hat man auch Zugriff auf zwölf Motivprogramme (Scenes) ­sowie drei Anwender­speicher (C1-C3).
© Hersteller

Bedienkonzept

Die EOS RP verfügt über drei Einstellräder. Eines wird mit dem Daumen bedient, das zweite mit dem Zeigefinger. Das dritte sitzt ganz vorne am Objektiv, nennt sich „Steuerungsring“ und lässt sich mit verschiedenen Funktionen belegen – etwa der ISO- oder WB-Einstellung. Ebenso lassen sich im ­Custom-Menü fast allen Bedientasten Funktionen nach Wahl zuweisen, obwohl es nur eine dedizierte Funktionstaste (M-Fn) vorne am Auslöser gibt.

Über die Set-Taste am Vier-Wege-Schalter ruft man das Schnelleinstellmenü auf, man kann dafür aber auch das Touchfeld auf dem Monitor benutzen. Für Einstellungen stehen zwölf Funktionsfelder bereit, die hochkant links und rechts vom Bildfeld angeordnet sind; die Felder in der horizontalen Leiste am unteren Bildfeldrand entsprechen den Einstelloptionen – sehr übersichtlich! Zum Navigieren verwenden Sie wahlweise Pfeiltasten, Einstellräder oder die Touchfunktion.

Der fehlende AF-Joystick lässt sich gut durch den Touch-AF ersetzen, der sowohl im Monitor- als auch im Sucherbetrieb funk­tioniert. Beim Blick durch den Sucher bleibt der Monitor dunkel und dient als Touchpad. Diese Funk­tion lässt sich auch auf einen Teil der Monitorfläche eingrenzen, damit man nicht versehentlich AF-Punkte mit der Nase verschiebt. Eine praktische Einrichtung ist zudem der Lock-Schalter rechts vom Daumenrad. Er sperrt Einstellräder oder die Touchfunktion, wenn man zum Beispiel eine längere Aufnahmesession mit gleichbleibenden Einstellungen vor sich hat. Der Umfang der „Multifunk­tionssperre“ lässt sich im Einstellungen-Menü definieren.

Die technischen Daten im Überblick:

  • Marktpreis: 1050 Euro
  • Bildsensor: 26 MP, 35,9 x 24 mm
  • Empfindlichkeitsbereich: ISO 50–102 400
  • Verschluss: mechanisch: 1/4000–30 s *
  • Blitz: Blitzschuh, max. 1/200 s
  • Autofokus: Phasen-AF: 4779 Felder
  • Sucher: 786 666 RGB-Pixel, eff. 0,70-fach
  • Monitor: 3 Zoll, 346 666 RGB-Pixel, touchfähig, schwenk-/drehbar
  • Video: 3840 x 2160 Pixel, 30 B/s
  • Maße/Gewicht: 133 x 85 x 70 mm (B x H x T) / 485 g

* elektronischer Verschluss nur im Motivprogramm „Leiser Modus“

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© WEKA Media Publishing

Bildqualität und Fazit

Etwas über 1000 Euro kostet der Eintritt in Canons R-System. Natürlich leistet die RP nicht das Gleiche wie die R6, die das Zweieinhalbfache kostet. Von den Abstrichen, die man bei der Ausstattung machen muss, merkt man beim Fotografieren weniger als erwartet. Auch die Qualität der JPEGs aus der Kamera ist bis ISO 400 sehr gut. Die Bildqualität leidet bei höheren ISO-Einstellungen aber mehr als bei Kleinbild üblich: Ab ISO 800 drohen Texturverluste. Mit RAW-Dateien und moderatem Entrauschen kann man diesem Problem begegnen.

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