Vergleichstest Studiomonitore ADAM A 5, Dynaudio MC 15, Genelec HT 206 B, JBL LSR 6325 P, Quad 12 L Studio Active
Leistungsfähige Boxen und Verstärker lassen sich in kleineren Räumen oftmals schwer integrieren. Aktive Studiomonitore sparen Platz und sind besonders anpassungsfähig.

Wohlklingende HiFi-Anlagen verschlingen häufig derart viel Platz, dass Bewohner kleinerer Wohnzimmer zwangsläufig ins Schleudern kommen. Schließlich ist der von Kennern aller Couleur favorisierte Einsatz großvolumiger Standboxen, die ein oder auch mal zwei Meter von Wänden und Möbelstücken entfernt ihrer Arbeit nachgehen, der sicherste Weg zu maximaler Klangpräzision. Diese leider Platz fressende Aufstellungsart führt zu mehr Direktschall und mindert Raumresonanzen.
Dieses Wissen nutzt allerdings herzlich wenig, wenn der Raum die nötigen Stellflächen nicht hergibt oder der Anwender seinen PC zum Zentrum seines musikalischen Daseins macht. In beiden Fällen ist eine wand- oder besser gesagt grenzflächenferne Boxenaufstellung graue Theorie. In kleinen Räumen parken Boxen fast zwangsläufig in Wandnähe oder gar in Raum-ecken. Am Computer machen (Schreib-)Tisch und Bildschirm den Traum einer freien Aufstellung zunichte.
Doch auch unter solchen Bedingungen lässt sich trefflich Musik hören. Allerdings weniger mit klassischen Kompaktboxen und separaten Verstärkern, sondern vielmehr mit kleinen Aktivmonitoren, wie sie in Tonstudios und beim Rundfunk zum Einsatz kommen. Fünf solcher Klangkünstler zwischen 670 und 1860 Euro hat stereoplay unter die Lupe genommen.
Die Liste ihrer Talente ist lang. Die eingebauten Verstärker sparen Platz, das leidige Thema Boxenkabel entfällt. Zum Betrieb genügen eine Steckdose und eine nahezu beliebige Audioquelle. Cinchbuchsen und die von Profis geschätzten symmetrischen Eingänge sorgen für große Flexibilität. Häufig sind sogar Lautstärkeregler eingebaut, ein zusätzliches Komfortmerkmal. Als Quelle eignet sich nahezu alles, was Töne liefert, vom Mobilgerät über Computer bis hin zu HiFi-Vorverstärkern.
Ein ganzes Bündel von Vorteilen resultiert aus der Integration der Verstärker. Kurze Signalwege und nahezu stromlose, elektronische Frequenzweichen mindern Verluste und gestatten üppige Schallpegel mit vergleichsweise kleinen Verstärkern. Laufzeitkorrekturen, Tiefbasserweiterungen und Limiter sind weitere Features, die bei Passivboxen nicht oder nur schwer darstellbar sind.
Der vermutlich größte Reiz aktiver Studiomonitore ist ihre Anpassungsfähigkeit. Speziell Anwender mit ungünstig geschnittenen Räumen und unkonventionellen Aufstellvarianten profitieren. Da tiefe Frequenzen im Gegensatz zu mittleren und hohen Tönen nahezu kugelförmig abgestrahlt werden, reagieren Bass- und Grundtonbereich auf Grenzflächen und Schallführungen mit unangenehmen Aufblähungen. Am stärksten ist der Effekt unmittelbar in Raumecken (drei Grenzflächen), was den Bereich unterhalb 400 Hertz um bis zu 10 Dezibel aufplustern kann. Selbst ein als Boxenstellfläche genutzter Schreibtisch verändert den Klang in Richtung dick und schwerfällig.
Die Hoffnung, konventionelle Kompaktboxen wären Standversionen diesbezüglich überlegen, wird leider nur selten erfüllt. Die meisten Kompakten erzeugen zwar kaum echten Tiefbass, doch in den aufstellungsrelevanten Frequenzbereichen sind viele eher füllig abgestimmt, auch um den nicht vorhandenen Tiefgang zu kaschieren.
Selbst der häufig empfohlene Verschluss der Bassreflexrohre mindert aufstellungsbedingtes Dröhnen nur wenig, der Effekt ist nur schwach und vor allem zu schmalbandig.
Aber eine für kleine Räume und grenzflächennahe Unterbringungsvarianten dringend gebotene bass- und grundtonreduzierte Boxenauslegung wagt kaum ein Hersteller, denn damit disqualifiziert er sein Produkt für die von High-Endern propagierte freie Positionierung. Eine schaltbare, wenigstens dreistufige Raumkorrektur kostet mit passiven Bauteilen viel Geld und wird daher nur höchst selten verwirklicht.
Besitzer aktiver Studiomonitore (Passivboxen sind bei Profis verpönt) können über diese Wehwehchen nur schmunzeln, denn im Studio sind Ortsanpassungen (so der Jargon) seit jeher gang und gäbe. Auch unsere fünf Kandidaten sind damit ausgestattet. Die Bedienung erfolgt über Drehregler oder winzige DIP-Schalter, auch Mäuseklavier genannt. Was die Modelle im Detail leisten, zeigen die Tests.
Fazit
Durchweg beste Noten und drei Highlight-Prädikate sind ein Indiz dafür, wie reizvoll gut gemachte Studiomonitore für den Heimgebrauch sind. Die sattsam bekannten Vorteile der Aktivtechnik wie verlustarme und hochwirksame Weichen oder tiefe Bässe aus kleinen Gehäusen kommen hier voll zum Tragen.
Ein Riesenvorteil ist die Flexibilität in Sachen Aufstellung, die herkömmliche Boxen-Verstärker-Kombinationen nicht ansatzweise bieten. Alle Teilnehmer sind auf ihre Art reizvoll. Die Genelec bietet den tiefsten Bass und die meisten Funktionen, ist allerdings auch die teuerste. Die Quad glänzt nicht nur optisch, sondern auch mit ihrer Spielfreude.
Am meisten beeindruckt haben mich die perfekt ausbalancierte Dynaudio und die irrwitzig präzise JBL. Auch für Sparfüchse hätte ich einen Tipp: ADAM. Am liebsten in Weiß.