Initiative von Google und Apple
Corona-Tracing in Android und iOS: Das müssen Sie wissen
Im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie wollen Google und Apple Bluetooth-Tracking-Lösungen in Android und iOS integrieren. Was geplant ist, fassen wir hier zusammen. +++ Update: Deutsche Corona-App kurz vor Start +++

Google und Apple wollen die Entwicklung von Tracking- bzw. Tracing-Apps zur Coronavirus-Bekämpfung unterstützen. Dafür haben die beiden sonst konkurrierenden Tech-Riesen eine gemeinsame Initiative gestartet, um entsprechende Funktionalität in Android und iOS zu integrieren.
Für die Kontaktverfolgung haben Google und Apple eine Bluetooth-basierte Plattform entwickelt: das Exposure Notification Framework. Doch was ist der Plan der gemeinsamen Coronavirus-Initiative? Wir fassen den aktuellen Wissensstand zusammen.
Aktuelles Update: Deutsche Corona-App startet diese Woche
- 16.06.2020: Seit heute Nacht ist die deutsche Corona-Warn-App offiziell gestartet. Für den Download wird empfohlen, die offiziellen App-Stores zu nutzen:
- Für Android: Corona-Warn-App im Google Play Store
- Für iPhone: Corona-Warn-App im Apple App-Store
- 15.06.2020: Laut Informationen von DPA und Tagesschau soll die Corona-Warn-App am Dienstag, 16. Juni, offiziell starten.
- 08.06.2020: Die Corona-Warn-App soll in der nächsten Woche veröffentlicht werden. Das hat Gesundheitsminister Jens Spahn gegenüber der Zeitung "Rheinische Post" angekündigt.
- 01.06.2020: Der Quellcode der offiziellen Corona-Warn-App für Deutschland wurde auf Github veröffentlicht.
- 29.05.2020: In der Schweiz wird die Contact-Tracing-Technologie von Apple und Google nun erstmals in einer behördlichen App eingestetzt. Vorerst wird die App laut BBC jedoch nur in beschränktem Rahmen getestet - unter anderem vom Schweizer Militär und Krankenhausangestellten.
- 26.05.2020: Auch Google hat nun begonnen, die COVID-19-Schnittstelle über die Google Play Services auszurollen. Sobald das Update installiert automatisch wurde, erscheint in den Google-Einstellungen der Menüpunkt "Benachrichtigungen zu möglicher Begegnung mit COVID-19-Infizierten".
- 20.05.2020: Apple hat iOS 13.5 veröffentlicht und rollt damit wie angekündigt die Schnittstelle zur COVID-19-Kontaktverfolgung aus.
- 23.04.2020: Apple-Chef Tim Cool hat laut einem Bericht der französischen Zeitung Les Echos den Start der Corona-Tracking-API auf iOS für den 28. April angekündigt. Zu diesem Termin soll eine erste Version der Technologie für Entwickler zur Verfügung stehen. Unser Artikel wurde entsprechend aktualisiert.
Schritt 1: Neue Bluetooth-API
Die Initiative von Google und Apple sieht Maßnahmen in zwei Schritten vor. Im Mai 2020 werden zunächst Schnittstellen für Android und iOS veröffentlicht, die ein gegenseitiges Bluetooth-Tracking von Smartphones mit den beiden Betriebssystemen erleichtern sollen. Apple hat die API mit dem Namen Exposure Notification Framework mit iOS 13.5 ausgerollt, Google verteilt die neue Schnittstelle über ein Update der Google Play Services.
Lesetipp: Corona-Apps in der Übersicht
Offizielle Apps von Gesundheitsbehörden können auf diese API zugreifen. In Deutschland wird dies die offizielle Corona-Warn-App, die von SAP und der Telekom entwickelt wird. Die Apps der Behörden können dann wie gewohnt zum freiwilligen Download im Google Play Store und Apple App Store angeboten werden

Schritt 2: Tracking-Plattform im Betriebssystem
Als zweiten Schritt planen Google und Apple eine eigene Bluetooth-basierte Plattform für Kontaktmessungen direkt in Android und iOS zu integrieren. Diese soll dann auch für weitere App-Entwickler zugänglich sein und so ein eigenes Ökosystem ermöglichen.
Für diese Plattform versprechen Google und Apple, den Themen Datenschutz, Transparenz und Freiwilligkeit größte Bedeutung zukommen zu lassen. So soll etwa der Programmcode offengelegt werden und keine Ortungsdaten erfasst werden. Gleichzeitig soll die Belastung für die Akkulaufzeit möglichst gering gehalten werden.
Wie funktioniert das Corona-Tracing bei Google und Apple?
Technische Details zur geplanten Kontaktmessungs-API haben Google und Apple in verschiedenen PDF-Dokumenten offengelegt. Demnach wird bei aktiviertem Tracking jedes Smartphone eine Bluetooth-ID senden. Diese ändert sich alle 15 Minuten, um die Privatsphäre zu schützen. Jedes Smartphone wiederum speichert lokal, welche Bluetooth-IDs in den vergangenen 14 Tagen in seiner Nähe waren.

Wird ein Nutzer positiv auf COVID-19 getestet, kann er diese Information nun freiwillig in der App angeben, um alle Kontaktpersonen zu warnen, die ihm im kritischen Zeitraum mit aktiviertem Bluetooth-Tracking begegnet sind. Die Information wird anonym an einen zentralen Server weitergegeben.
Jedes Smartphone gleicht wiederum die eigene ID-Liste mit den positiv gemeldeten IDs des Servers ab. Im Falle eines positiv gemeldeten Kontakts erscheinen Informationen der jeweiligen Gesundheitsbehörde mit den weiteren Handlungsanweisungen.

Tracker-Installation: Umweg über Google Play Services
Doch wie kommen die Corona-Warn-Funktionen auf die Smartphones? Während Apple die Schnittstelle über ein Update für iOS an alle kompatiblen iPhones und iPads ausrollen kann, sind Betriebssystem-Updates bei Android traditionell ein schwieriges Thema.
Die Lösung ist hier daher ein kleiner Umweg: Google rollt seine Bluetooth-Tracking-Funktion über die Google Play Services auf alle Smartphones mit Google Play Store aus. Voraussetzung ist Android 6.0 Marshmallow oder höher.
Außen vor bleiben bei dieser Vorgehensweise gezwungenermaßen alle Android-Geräte, die keine Google Play Services installiert haben. Dazu zählen etwa alle Huawei-Geräte, die durch die Sanktionen bedingt nur mit Huawei Mobile Services ausgestattet sind.
Herausforderungen in der Praxis
Durch die Bluetooth-Technologie bedingt, könnte die Lösung von Google und Apple einige Schwierigkeiten in der Praxis haben. So könnte das Bluetooth-Tracking in dichtbesiedelten Wohnorten etwa zu Fehlalarmen führen, wenn sich positiv getestete Personen in Bluetooth-Reichweite befinden, eine räumliche Trennung aber eigentlich gegeben ist.
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Die zentrale Unsicherheit liegt jedoch wie bei Pepp-PT in der Freiwilligkeit. Die Corona-Warnungen können nur wirken, wenn ausreichend Nutzer die entsprechende Tracing-App nutzen. Hier muss sich erst noch zeigen, wie kooperativ sich die Bevölkerung in diesem Punkt verhalten wird.