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In die Zukunft navigieren

Handy-Navigation: eine Bestandsaufnahme

In Sachen Handy-Navigation hatte sich schon 2005 so mancher Hersteller Marktanteile von mehr als 50 Prozent erträumt, doch die Kunden ließen die schwierig zu installierenden Bluetooth-GPS-Navisoftware-Bundles links liegen und kauften stattdessen wie verrückt mobile Navis. 2009 sehen die Vorzeichen für Handy-Navigation wieder etwas anders aus. Ordentliche mobile Navis gibt's schon ab 100 Euro.

Autoren: Florian Stein, Redaktion connect und Oliver Stauch • 11.5.2010 • ca. 3:40 Min

Handy-Navigation: eine Bestandsaufnahme
Handy-Navigation: eine Bestandsaufnahme
© Archiv

Da ergibt es auf den ersten Blick wenig Sinn, mit der gleichen Summe sein Handy navigationsfähig zu machen. Auf der anderen Seite gibt es immer mehr Handys mit integriertem GPS-Empfänger - es ist fast genauso schwer, ein Handy ohne Digitalkamera wie eines ohne GPS-Chip zu finden. Und weil man d...

Handy-Navigation: eine Bestandsaufnahme
Jetzt gehts ab: Navigation mit dem Handy ist im Kommen
© Bild: naviconnect

Da ergibt es auf den ersten Blick wenig Sinn, mit der gleichen Summe sein Handy navigationsfähig zu machen. Auf der anderen Seite gibt es immer mehr Handys mit integriertem GPS-Empfänger - es ist fast genauso schwer, ein Handy ohne Digitalkamera wie eines ohne GPS-Chip zu finden.

Und weil man die Hardware zum Navigieren dann schon hat und das Handy immer mit dabei ist, wiegen die Argumente pro Handy-Navigation wieder schwerer. Zumal es aus rein technischer Sicht wenig daran auszusetzen gibt.

Unterschiede werden geringer

Die modernen Mobiltelefone mit ihren offenen und Multitasking-fähigen Betriebssystemen stehen den mobilen Navis in Sachen Leistungsfähigkeit in nichts nach, die GPS-Empfangsqualität ist bei der aktuellen Handy-Generation dank A-GPS sogar besser. Bleiben Display, Bedienung und Sprachausgabe, die - prinzipbedingt - nicht die Qualität und Quantität der mobilen Geräte und erst recht nicht die der Festeinbauten erreichen.

Car-Kit Brodit
Handy-Navigation im Auto mit dem Car-Kit von Brodit
© Foto: Hersteller

Doch auch hier hat sich in den letzten Jahren einiges getan, so dass die Unterschiede immer geringer werden. Voraussetzung ist allerdings, dass das Handy in einer festen Halterung verankert wird, da beim Navigieren wie auch beim Telefonieren gilt: Das Handy darf nur benutzt und bedient werden, wenn man es dazu nicht in die Hand nehmen muss.

Auch an die Stromversorgung muss man denken, da bei aktivierter Navigation die Akkus in wenigen Stunden schlappmachen. Beides, Handy-Halter und Auto-Ladekabel findet man jedoch nur äußerst selten schon in der Handy-Schachtel, man muss sich dieses Zubehör also extra besorgen.

Software ist schon drin

Seit die GPS-Empfänger schon im Handy integriert sind, wird meist auch eine Navigationssoftware auf dem Gerät vorinstalliert. Aus Kostengründen und weil nicht jeder Kunde die Navigation auch wirklich braucht, werden jedoch häufig nur Offboard-Navigationssysteme aufgespielt. Bei diesen ist lediglich das Grundprogramm im Gerät vorhanden, die Kartendaten müssen über das Internet separat auf das Handy geladen werden.

Im Gegensatz dazu bringen Onboard-Navigationsprogramme ihr Kartenmaterial komplett mit und benötigen dafür zwischen 200 Megabyte und 1,5 Gigabyte Speicherplatz. Die Vor- und Nachteile der beiden Architekturen halten sich die Waage: Im Fall der Offboard-Navigation ist  man auf einen Datentarif angewiesen und muss eine zusätzliche Nutzungsgebühr entrichten, die je nach Anbieter zwischen 1 Euro pro Route, 5 Euro im Monat oder als Flatrate um 50 Euro im Jahr beträgt.

Ein komplexes System

Nokia Zubehörset Drive
Nokia: Zubehörset "Drive" für die Handy-Navigation im Auto
© Foto: Hersteller

Dafür fällt jedoch kein Anschaffungspreis an, man hat zumindest theoretisch immer die aktuellsten Karten zur Verfügung und kann auch im Ausland spontan die Navigation anwerfen. Das reine Betrachten der Karten ist bis auf die Datenübertragung meist sogar kostenlos.

Ein klarer Nachteil ist die Komplexität: Man braucht nicht nur den richtigen Datentarif, auch das Handy muss korrekt konfiguriert sein. Außerdem müssen GPS- und Mobilfunkempfang stehen.

Kommen noch verschiedene Tarife und ein Registrierungszwang beim Anbieter des Navigationsdienstes hinzu, dann ist das vor allem für Gelegenheitsnutzer viel zu kompliziert - und "mal schnell die Navigation aktivieren" kann in minutenlanges und nerviges Tippen auf der Handytastatur ausarten.

Onboard geht's leichter

Nokia E71 mit Vodafone Navigator
Offboard-Navigation von Vodafone: Der Navigator holt sich die Routeninfos übers Handy-Netz
© Bild: naviconnect

Hört sich alles schwierig an? Ist es auch. Einfacher hat man es da mit einer Onboard-Navigation. Die kostet zwar einmalig zwischen 50 und 150 Euro, funktioniert dafür aber auch ohne Datentarif, Mobilfunkempfang oder komplizierte Registrierung. Auch die Navigationsqualität ist besser, wenngleich sich die Niveaus in den letzten Jahren immer weiter angeglichen haben.

Wichtig auch: Auf fast alle Handys kann man auch ein Onboard-Navigationssystem installieren - egal, ob schon ein anderes vorinstalliert war oder nicht. Wer sich regelmäßig von seinem Handy leiten lassen will, sollte sich daher für eine Onboard-Navigation entscheiden. Nur wer ohnehin eine Datenflatrate nutzt oder die Navigation extrem selten anwirft, fährt mit der Offboard-Navigation besser.

Praktische Zusatzdienste

McGuider 2009
Onboard-Navigation mit McGuider 2009: Klare Darstellung und mit Spurassistent
© Screen: naviconnect

Manche Navigationsprogramme kombinieren auch beide Betriebsarten miteinander, werden dadurch aber nicht unbedingt einfacher zu bedienen. Auf jeden Fall von Vorteil für die Navigation sind die sonstigen Funktionen des Handys:

Einträge aus dem Adressbuch können mittlerweile bei fast allen Naviprogrammen als Navigationsziele verwendet werden, Zusatzdienste wie Verkehrsinfos oder zusätzliche Sonderziele sind dank der immer vorhandenen Online-Anbindung nur ein paar Klicks entfernt.

Ein besonderes Thema ist immer noch die Fußgänger-Navigation, die bislang wegen nicht wirklich geeigneter Karten mehr schlecht als recht funktioniert hat. Auch heute noch müssen die herkömmlichen Programme passen, wenn es um Wanderungen im Wald geht - hierfür gibt es spezielle Software.

Zu Fuß durch fremde Städte navigieren

Wer aber mit dem Handy zu Fuß durch fremde Städte will, den erwarten bei der neuesten Software-Generation jetzt ein paar durchaus hilfreiche Funktionen. Ungeahnt flexibel Man merkt es beim Lesen dieser Zeilen deutlich: Das ist alles noch ziemlich erklärungsbedürftig.

Und genau das ist auch der Grund, warum die Handy-Navigation nicht für jeden das Richtige ist und es auch in Zukunft klassische Navigationssysteme geben wird - ebenso wie es immer noch digitale Kompaktkameras gibt. Handy-Navigation ermöglicht jedoch in bestimmten Situationen eine ungeahnte Flexibilität und Souveränität - und diese kann man schon heute nutzen.

Lesen Sie auf den folgenden Seiten dieses Beitrags, welches derzeit die beste Navigationssoftware ist und wo die Systeme an ihre Grenzen stoßen.