Ratgeber: Netzabdeckung

Der große Netztest

11.5.2010 von Redaktion connect und Wolfgang Boos

ca. 4:15 Min
Ratgeber
  1. Deutschland im Netztest
  2. Mobilfunknetze im großen Test
  3. Der große Netztest
  4. Vodafone
  5. Netztest in Deutschland
  6. E-Plus
  7. Bahn-Test
  8. Drive-Test
  9. Drivetest vs. Bahntest
  10. Fazit: Netztest 2006
  11. Lexikon

Das jüngste Netz der Bundesrepublik nutzt neben eigenen Basisstationen über ein Roamingabkommen das Netz von Marktführer T-Mobile mit. Ist das im Test Fluch oder Segen?

Kein anderer Netzbetreiber hat eine derart komplizierte Netzinfrastruktur wie O2. Denn neben ihren eigenen Basisstationen nutzen die Münchener in Gebieten, wo das O2-Netz noch nicht vertreten ist, das Netz von T-Mobile mit. Ein hochkomplexes Zusammenspiel zwischen zwei völlig unterschiedlichen Netzen also, bei dem auch beim Umschalten von O2 auf T-Mobile und umgekehrt kein Anruf abbrechen sollte.

Und genau auf dieses sogenannte Roaming scheinen die Netzwerker von O2 in den vergangengen Jahren besonderen Wert gelegt zu haben, denn bei den Drivetests konnten rund 91,3 Prozent der Anrufe ohne Unterbrechung zu Ende geführt werden. Gut 4,5 Prozent der Calls brachen während des Gesprächs ab, und in 2,4 Prozent der Anrufversuche war das Netz blockiert, sodass der Ruf ungehört verhallte.

Holzklasse in der Bahn

Ganz so heil ist die O2-Welt in der Bahn freilich nicht: Nur knapp 76 Prozent der Anrufe gingen ohne Abbruch über die Bühne. Gut neun Prozent der Calls wurden gekappt und bei gut acht Prozent weigerte sich das Netz, den Ruf überhaupt aufzubauen. Der Grund hierfür liegt schon einige Jahre zurück: Als die Deutsche Bahn die ICE-Flotte aufs Gleis schickte, wurden Waggons mit metallbedampften Scheiben konstruiert. Die halten die Sonnenstrahlen schön draußen - doch leider werden auch die elektromagnetischen Handywellen extrem gedämpft.

Wenn sich der ICE nicht gerade in Sichtweite zu einer Basisstation befindet, ist Telefonieren im ICE-Waggon praktisch nicht möglich. Aus diesem Grund führte die Bahn spezielle Handywaggons ein. Verstärker, im Fachjargon auch Repeater genannt, intensivieren das Signal der Handys im Wagen und leiten es über Antennen nach außen ab und umgekehrt. Als dieses System konzipiert wurde, war O2, damals noch Viag Interkom, aber erst im Entstehen - und wurde so bei der Anforderungsdefinition der Repeater nicht berücksichtigt.

Die Folge: O2-Funksignale gelangen nur sehr schwer über die Scheiben ins Innere. Auf dem flachen Land hilft das T-Mobile-Netz, das von den Repeatern durchgeleitet wird, aber in Gebieten mit O2-Versorgung aus Kostengründen deaktiviert ist. Fährt ein Zug also in einem Bahnhof einer Stadt ein, heißt's für O2-Kunden oft Sendepause, denn das O2-Netz kommt nicht in den Zug und das T-Mobile-Netz ist geblockt.

Wer oft mit der Bahn unterwegs ist und die Zeit zum Telefonieren nutzen will, ist bei T-Mobile oder Vodafone besser dran. Zur Ehrenrettung sei aber erwähnt, dass trotz der komplexen Roaming-Prozesse die Rufaufbauzeit für O2-Kunden erträglich ist. Zwar ist man bei E-Plus mit im Schnitt gut 1,7 Sekunden deutlich schneller mit dem Gesprächspartner verbunden, und auch die anderen beiden Anbieter arbeiten hier fixer, doch die Unterschiede gerade zu Vodafone sind dann doch eher vernachlässigbar.

Sprachqualität liegt auf Topniveau

Die Sprachqualitätsmessungen bescheinigen dem jüngsten Netz gute Werte. Mit einem durchschnittlichen PESQ-Wert von 3,8 klingen O2-Gespräche fast genauso gut wie die von Testsieger T-Mobile, wenngleich bei O2 insgesamt acht Gespräche wegen inakzeptabler Sprachqualität als nicht erfolgreich gewertet wurden. Zum Vergleich: Bei T-Mobile und Vodafone waren vier Gespräche nicht verständlich, bei E-Plus zwölf.

Patzer bei der Datenübertragung

Die Messungen der Datenübertragung brachten ein für O2 recht schwaches Ergebnis an den Tag: Nur gut 65 Prozent aller getesteten Mail- Sessions wurden im Messbus vollständig zu Ende gebracht. Bei den Bahnmessungen lag der Wert bei gerade mal 36,9 Prozent. Dies ist an sich schon kein Ruhmesblatt, viel schlimmer ist aber, dass das Datenproblem zwischenzeitlich schon mal behoben war. So bemerkten connect und P3 beim UMTS-Test im vergangenen Jahr erstmals einen Fehler.

Des Rätsels Lösung: Ein nicht optimal konfigurierter Proxiserver im Netz, der die zwischengespeicherten Daten vom IMAP-Server bei einer Unterbrechung des Datenflusses nicht schnell genug Richtung Kunde los wird, provoziert eine Beendigung der Verbindung seitens des Mailservers. Im GSM-Netz tritt dieses Problem gehäuft auf, da Übertragungspausen nicht wie bei breitbandigen Netzen schnell wieder aufgeholt werden können. Da ist die Gefahr natürlich höher, dass der Mailserver die Verbindung kappt.

Schnell unterwegs hingegen ist O2 mit durchschnittlich 1,3 Sekunden bei der Context-Activation- Time, also der Zeit vom Verbindungsaufbau bis zum Eintreffen der ersten Daten: Hier war nur Vodafone fixer. Ebenfalls Boden gut machen konnten die Münchner bei den Datenraten: Im Messbus wurden große Mails durchschnittlich mit gut 27,5 KBit/s übertragen, im Zug bei bestehender Funkverbindung gar mit rund 29,8 KBit/s.

Das hat seinem Grund einmal in den vielen abgebrochenen Sessions, die eben auch vielen langsamen Verbindungen gleich den Garaus machten, zum Anderen in der EDGE-Technik von Roamingpartner T-Mobile. So kann O2 in dieser Disziplin fast mit dem Testsieger gleichziehen.  

Pro und Contra:

- Anrufstabilität Drivetest: Hier scheint O2 einiges am Netz verbessert zu haben, denn die Stabilitätswerte liegen fast gleichauf mit T-Mobile. Das komplexe Roaming mit dem T-Mobile-Netz in ländlichen Gebieten funktioniert weitestgehend reibungslos.

- Datenrate: Auch bei der Geschwindigkeit der Datenverbindungen profitiert O2 von T-Mobile, denn der Testsieger setzt mit EDGE einen effektiven Datenbeschleuniger ein, den O2-Kunden beim Roaming mit T-Mobile mitnutzen können.

- Leistung in der Bahn: Hier verliert O2 massig Punkte, denn Anrufstabilität und Datenverbindungen bergen doch erhebliches Verbesserungspotenzial. In diesem Punkt sollte O2 möglichst schnell mit der Bahn eine Lösung erarbeiten.  

Fazit:

Die Überraschung ist gelungen: Mit elf Punkten landet O2 beim diesjährigen Netztest deutlich vor Erzrivale E-Plus. Das haben die Münchner vor allem einer höheren Anrufstabiliät beim Drivetest und der besseren Sprachqualität zu verdanken.

Auch die Datenraten beim Mailtest waren dank T-Mobile-Roaming ein ganzes Stück höher als bei E-Plus. Dringend handeln muss O2 bei der Funkversorgung in den Zügen der Deutschen Bahn. Viele abgebrochene Anrufe und Datensessions stören hier vor allem Businesskunden.  

connect-Urteil: befriedigend (359 Punkte)

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