Musikserver-Backup: So sichern Sie Ihre Medienbibliothek
In einer digitalen Musikbibliothek kann eine Menge Arbeit stecken. Ärgerlich, wenn sie plötzlich einem Festplattencrash zum Opfer fällt. stereoplay verrät, wie Sie Ihre Musiksammlung organisieren und den totalen Datenverlust verhindern.

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- Handhabung der Musikserver-Daten
Das waren noch Zeiten, als man stundenlang Kassetten überspielen musste, um unterwegs mit einem Walkman wenigstens ein paar seiner Lieblingslieder hören zu können - die dann in der Dauerschleife liefen. Durch das digitale Zeitalter hat sich vieles verändert, nicht nur im HiFi: Fr...
Das waren noch Zeiten, als man stundenlang Kassetten überspielen musste, um unterwegs mit einem Walkman wenigstens ein paar seiner Lieblingslieder hören zu können - die dann in der Dauerschleife liefen. Durch das digitale Zeitalter hat sich vieles verändert, nicht nur im HiFi: Früher musste man Fotos noch im Labor entwickeln lassen, Dokumente wurden kopiert und per Post versendet. Und heute? Ein Klick, und der Schnappschuss aus dem Urlaub ist ins Internet hochgeladen; ein Klick, und die PDF-Datei ist per E-Mail verschickt. Vielleicht ist nicht alles besser geworden, aber mit Sicherheit schneller und meist einfacher.
Neue Möglichkeiten
Wie man früher Fotoalben oder Ordner durchblättern musste, bis man endlich ein bestimmtes Foto oder Dokument gefunden hatte, musste man auch seine CD-Sammlung durchstöbern, um ein bestimmtes Lied hören zu können. Viel bequemer ist es stattdessen, wenn Medieninhalte in Form von "Nullen und Einsen" auf der Festplatte liegen. Zeitraubende Tätigkeiten wie Suchen und Ordnen lassen sich mit Software-Unterstützung blitzschnell und systematisch erledigen. Das Kopieren, Weiterverarbeiten und Ablegen ist viel einfacher, weil man nicht mehr mit den physischen Datenträgern, etwa CDs oder Papier, hantieren muss. Und nicht zuletzt benötigt man auch weniger Platz. Verstaubte CD-Ständer oder Schachteln voll mit unsortierten Fotos gehören der Vergangenheit an.
Als HiFi-Fan benötigte man bisher umfangreiche Computerkenntnisse, um eine digitale Musikbibliothek aufzubauen und zu verwalten. Zwar sind mittlerweile erschwingliche Server erhältlich, die diese Aufgabe eigenständig und zuverlässig übernehmen. Es schadet jedoch nicht, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und sich ein wenig mit den Grundlagen zu beschäftigen.
Eine Frage des Formats
Die erste Frage, über die man sich beim Anlegen einer digitalen Musikbibliothek Gedanken machen sollte, ist die Frage nach dem Datenformat. Die meisten Endgeräte verarbeiten mittlerweile zwar alle gängigen Verfahren, als Standard haben sich über die Zeit jedoch zwei Formate etabliert, nämlich FLAC und MP3. Da Speicherplatz immer erschwinglicher wird und die Übertragungskapazitäten steigen, verliert der verlustbehaftete MP3-Codec aber langsam an Bedeutung. Trotzdem kann es sinnvoll sein, weiter auf ihn zu setzen, weil er Speicherressourcen schont und sehr weit verbreitet ist. Plant man etwa, Musik hauptsächlich auf Smartphones oder über einen USB-Stick am Autoradio abzuspielen, können MP3-Dateien nach wie vor die beste Wahl sein.

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Grundsätzlich gilt aber die Prämisse, dass man beim Speichern von Audiodaten die Originalqualität erhalten sollte. Verliert man nämlich die ursprüngliche Datenquelle, weil man zum Beispiel eine CD verkratzt hat, bleiben bei verlustloser Speicherung zumindest die gesamten Musikinformationen erhalten. Oft geht es gar nicht um die Klangnuancen, die man zu verlieren fürchtet. Sondern darum, dass bei verlustbehafteter Codierung manchmal handfeste, deutlich hörbare Artefakte entstehen, was an der Arbeitsweise der Codecs liegt. Hat man von der verkratzten CD nur noch MP3-Dateien mit Codierfehlern übrig, ist der Musikgenuss für immer verloren.
Gut komprimiert ist halb gewonnen
Daher greift man beim Anlegen einer digitalen Musikbibliothek immer häufiger auf den Free Lossless Audio Codec (kurz: FLAC) zurück. Er ist in der Lage, die originalen Rohdaten um etwa 50 Prozent zu komprimieren, weil er die spezielle Struktur von Audiodaten berücksichtigt. In der aktuellen Spezifikation unterstützt FLAC Abtastraten bis maximal 655,35 kHz (!) bei einer Samplingtiefe von 4 bis 32 Bit und einen bis acht Kanäle. Damit ist FLAC sowohl HiRes- als auch Mehrkanal-tauglich. MP3 hingegen akzeptiert nur Eingangssignale bis 24 Bit/48 kHz.
Vom heutigen Standpunkt aus gesehen, wäre FLAC also eigentlich das ideale Archivformat für Audiodaten, wenn es überall bedingungslos unterstützt würde. Leider verschließt sich speziell der Apple-Kosmos gegenüber dem Format - hauptsächlich aus lizenzrechtlichen Bedenken, da FLAC ein Open-Source-Projekt ist.
Extrawurst für Apple
Da es nicht sinnvoll ist, ein Datenformat zu verwenden, das man später nicht problemlos nutzen kann, sollten insbesondere alle Apple-Fans in Erwägung ziehen, stattdessen auf die hauseigenen Lösungen Apple Lossless Audio Codec (ALAC, verlustlos) und Advanced Audio Coding (AAC, verlustbehaftet) zu setzen. Zwischen FLAC und ALAC gibt es keinen Qualitätsunterschied, AAC ist MP3 sogar etwas überlegen. Man erspart sich damit eine Menge Ärger.
Verlustlos codierte Audiodaten - ob FLAC oder ALAC - lassen sich jederzeit problemlos in andere Formate transcodieren, während bei verlustbehafteten Formaten sogenannte Generationsverluste auftreten. Ein klassisches Beispiel: Eine Audio-CD, die aus MP3-Dateien erstellt wurde, hat nur noch die Klangqualität der MP3-Daten. Rippt man diese CD ein zweites Mal in das MP3-Format, verschlechtert sich die Klangqualität noch einmal. Wer für die gebrannte CD jedoch auf verlustloses Ausgangsmaterial zugreifen kann, hat auch keine Qualitätsverluste zu befürchten.
Archiv versus Bibliothek
In diesem Zusammenhang ist es hilfreich, klar zwischen den zwei Begriffen "Bibliothek" und "Archiv" zu unterscheiden. Ein digitales Musikarchiv besteht aus verlustlos codierten Audiodaten in Originalqualität. Auch die CD-Sammlung kann man daher als Musikarchiv ansehen, sie lässt sich jedoch nicht so flexibel verarbeiten wie eine Festplatte mit FLAC-Dateien.
Es ist weder sinnvoll, noch notwendig und oft gar nicht möglich, das gesamte Archiv immer mit sich herumzutragen. Stattdessen sollte man sich daraus einzelne, an den jeweiligen Zweck angepasste Musikbibliotheken erstellen. Das wäre zum Beispiel auch der USB-Stick für das Autoradio oder die auf das Smartphone kopierte Musik.