Strahlungen im Haushalt
Dass ausgerechnet Schnurlostelefone und Radio- sowie TV-Sender ganz hinten in der Besorgnistabelle rangieren, entbehrt einer sachlichen Grundlage. Denn für den Großteil der weiträumig vorhandenen elektromagnetischen Feldstärke zeichnen Radio- und Fernsehsender verantwortlich - sogar innerha...
Dass ausgerechnet Schnurlostelefone und Radio- sowie TV-Sender ganz hinten in der Besorgnistabelle rangieren, entbehrt einer sachlichen Grundlage. Denn für den Großteil der weiträumig vorhandenen elektromagnetischen Feldstärke zeichnen Radio- und Fernsehsender verantwortlich - sogar innerhalb der Wohnung. Dennoch wird das Gefährdungspotenzial als gering eingeschätzt - schließlich kennt man Radio und Fernsehen vom Kindesalter an.
DECT-Telefone strahlen ständig
Noch deutlicher wird die Kluft zwischen Realität und Risikoeinschätzung beim Schnurlostelefon. Wenn es eine besonders starke Quelle elektromagnetischer Felder innerhalb der Wohnung gibt, ist es das in den Augen des Bevölkerungsdurchschnitts so harmlose DECT-Telefon. Nicht nur, dass Basisstationen von DECT-Telefonen rund um die Uhr senden. Auch die im Handynetz seit Jahren übliche Leistungsregulierung zwischen Endgerät und Basis fehlt bei vielen Schnurlostelefonen. Während ein Handy bei bester Funkverbindung zur nächsten Basisstation seine Sendeleistung auf einen Bruchteil reduziert, senden viele Schnurlostelefone stur mit maximaler Leistung, selbst wenn der Besitzer unmittelbar neben der Basis steht und viel weniger Leistung ausreichen würde.
Insider kritisieren diese Missstände seit Jahren. Jüngst griff sie sogar das Bundesamt für Strahlenschutz auf: >>Schnurlose Telefone strahlen unnötig<<, betitelte die Behörde in Salzgitter im Januar 2006 in ungewöhnlicher Schärfe eine Veröffentlichung. Ihre Forderung: Die Industrie solle Geräte entwickeln, die nicht überflüssig permanent Signale aussenden und damit >>Aspekte der Vorsorge und des Strahlenschutzes besser berücksichtigen<<.

So geschehen bei Swissvoice: Der Schweizer Hersteller bietet mit dem Eurit 577 ein DECT-Telefon, das nicht rund um die Uhr strahlt, sondern bei aktivierter >>Eco<<-Funktion kaum noch sendet, sobald das Mobilteil in der Basis steckt. Bislang ist diese vernünftige Lösung jedoch Besitzern von ISDN-Anschlüssen vorbehalten, da sich das Eurit 577 nicht an analoge Telefondosen andocken lässt. Zudem ist der Eco-Betrieb nur möglich, wenn lediglich ein Mobilteil im Spiel ist; eine Mini-Telefonanlage aus mehreren Hörern ist so nicht machbar. Apparate fürs analoge Netz hat Swissvoice angekündigt.
Einflüsse von WLAN und Mikrowelle eindämmen
Auch andere Hersteller denken mit: So hat der Berliner TK-Spezialist AVM alle Varianten seiner Fritz!Boxen mit nachts automatisch abschaltbarem WLAN-Funkteil ausgestattet. Der Nutzer kann einfach via Webbroswer einstellen, zu welchen Uhrzeiten das Funkfeuer stillgelegt werden soll. Das liegt auch nahe, denn warum sollte die Zelle Tag und Nacht aktiv sein, obwohl sie zu nachtschlafender Zeit in aller Regel nicht benötigt wird?
Doch auch ohne das Mitdenken der Hersteller kann jeder Vorsichtige Maßnahmen ergreifen, die für einen zumindest ein wenig übersichtlicheren Wellensalat in den eigenen vier Wänden sorgen. Schon bei der Planung von Neubau oder Renovierung sollten Bauherren darüber nachdenken, wo welche Anschlüsse für Telefon und gegebenenfalls LAN angebracht werden.
Weil weder WLAN noch DECT bisher eine standardisierte Leistungsregelung kennen, gilt im Moment: Ein WLAN-Router oder eine DECT-Basisstation sollten so weit wie möglich, aber nicht zu weit von den regelmäßigsten Aufenthaltsorten installiert werden. Nicht empfehlenswert sind Kinder- oder Schlafzimmer sowie die jeweils zugewandten Wände in unmittelbar angrenzenden Räumen. Nun ist es natürlich Pech, wenn Nachbars Access Point oder Basisstation ausgerechnet an der Wand hinter Ihrem Bett steht. Doch selbst wenn Sie dies in der Regel nicht beeinflussen können: Eine steigende Zahl von Haushalten hat in den vergangenen Jahren damit begonnen, sich einen DSL-Internetzugang via WLAN zu teilen. Das senkt nicht nur die Kosten, sondern auch die Feldstärken.
Wer über solche Empfehlungen nun lächelt, sollte sich ein weiteres Mal vor Augen führen: Feldstärken und Abstand verhalten sich exponentiell. In aller Regel ist es das Schnurlostelefon zu Hause und nicht die Basisstation in der Nachbarschaft, die - neben dem UKW-Sender in einigen Kilometern Entfernung - die höchsten Feldstärken in Ihrer Wohnung ausmacht.
Risiko Mikrowellenherd?

Moderne Mikrowellenherde gelten als sicher, doch wann haben Sie Ihr Uralt-Modell zuletzt überprüft? Wenn es Ihnen am Ende so geht wie unserer authentisch Betroffenen ist das schon deutlich überfällig: >>Immer wenn ich die Mikrowelle einschalte, beginnt die digitale Wanduhr in der Küche verrückt zu spielen<<, lautete ihre beunruhigende Botschaft. Nicht um die über viele Jahre hinweg gewiss porös gewordenen Türdichtungen ihrer Mikrowelle wissend hatte die Frau über Monate hinweg mit höchster Wahrscheinlichkeit eine starke Strahlenquelle mitten in ihrer Küche - Einwirkung auf anwesende Kinder inklusive.
Auch dies ist eine durchaus vermeidbare Belastung, entsprechende Prüfgeräte, die einen ersten Anhaltspunkt geben können, erhalten Sie im Elektro-Fachhandel für ein paar Euro. Wenn Sie dennoch einfach nicht dazu kommen, Ihre alte Mühle zu checken, sollten Sie in Erwägung ziehen, beim Garen mit 1000 Watt lieber etwas Abstand zu halten. Und Kinder sollten das Sichtfenster der Mikrowelle während des Garvorgangs sowieso nicht als Ersatz fürs Fernsehprogramm nutzen.