Auslandstarife

T-Mobile USA und EU-Kommission sägen an Roaming-Gebühren

10.10.2013 von Josefine Milosevic

Die Telekom schafft in den USA das Daten-Roaming teilweise ab, die EU will die Roaming-Gebühren bis 2016 komplett los werden. Branchenverbände und Verbraucherschützer sind nicht begeistert. Warum?

ca. 3:10 Min
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T-Mobile USA sorgt mit der Ankündigung, die Roaminggebühren teilweise abzuschaffen, für Furore. Der amerkanische Netzbetreiber will die Konkurrenz mit einer kostenlosen SMS- und Datenflat fürs Ausland ärgern, die in 100 Ländern gilt.

Zwar drosselt T-Mobile bei der Datenübertragung im Ausland das Tempo auf EDGE-Niveau und damit durchschnittlich 200 kbit/s. Für kostenlosen E-Mail-Empfang, Twitter und Co. reicht die schmale Leitung aber allemal.

Die EU-Kommission geht seit 2007 gegen die teuren Roaminggebühren vor und verordnet Preisobergrenzen für die Handynutzung im EU-Ausland. Dadurch sind die Roaming-Kosten um mehr als 80 Prozent gesunken. Doch Neelie Kroes, EU-Kommissarin für die Digitale Agenda, will mehr: In einem Gesetzentwurf von Anfang September plädiert sie für die schrittweise Abschaffung der Roaming-Zuschläge bis 2016.

Freiwilliger Verzicht?

Schon nächstes Jahr möchte sie die Extrakosten für ankommende Telefonate in EU-Ländern kappen. Dabei setzt Kroes darauf, dass die Telekom-Firmen freiwillig auf die Auslandszuschläge fürs Telefonieren sowie die SMS- und Datennutzung verzichten.

Das sagen die Kunden laut einer Forsa-Studie 2013

Das sagen die Kunden laut einer Forsa-Studie:

  • 76% telefonieren bei einem Aufenthalt im europäischen Ausland privat mit dem Handy nach Deutschland
  • 62% empfinden die Gebühren im Ausland als zu hoch
  • 66%  würden öfter aus dem EU-Ausland telefonieren, wenn die Preise dem heimischen Niveau entsprächen
  • 80% befürworten die Planung der Europäischen Kommission, die Roaming-Gebühren für das mobile Telefonieren in der EU auf das heimische Niveau anzugleic

Laut dem EU-Vorschlag müssten die Telekomgesellschaften dann entweder in einem Universaltarifpaket Roaming zu Inlandspreisen offerieren oder die Nutzung eines alternativen Anbieters mit der eigenen SIM-Karte ermöglichen.

"Wenn Sie reisen, können Sie einfach einen anderen Anbieter wählen, der Ihnen bessere Tarife gewähren wird - bei Nutzung der gleichen SIM-Karte, der gleichen Rechnung", so die EU-Kommissarin. Sie "sieht das Ende des Roamings nahe", da eine Kooperation mit konkurrierenden Anbietern für TK-Firmen so unattraktiv wäre, dass sie auf die Aufschläge von sich aus verzichten würden.

Anstieg der Inlandspreise?

Dagegen laufen die Branchenverbände VATM und Bitkom Sturm, die darauf hinweisen, dass die Netzbetreiber auf die Umsätze mit Auslandsgebühren dringend angewiesen seien, da sie für den Netzausbau Milliarden an Investitionen stemmen müssen.

"Die Abschaffung der Roaming-Gebühren würde zwangsläufig dazu führen, dass die Preise für Inlandstelefonate und mobile Internetnutzung steigen. Auch würde die Subventionierung von Smartphones, Tablet-PCs und Handys durch die Netzbetreiber künftig niedriger ausfallen", befürchtet Dr. Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer der Bitkom.

Auch der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) warnt vor einem Anstieg der inländischen Gebühren und steht dem Vorschlag der EU-Kommission kritisch gegenüber: Laut den Verbraucherschützern erscheint dies kartellrechtlich wie auch mit Blick auf einen möglicherweise eingeschränkten Wettbewerb problematisch.

Blau.de-Chef Holger Feistel sieht die Sache dagegen positiv: "Wir glauben, dass wir die Nutzung deutlich steigern und damit den Rückgang der Margen kompensieren können." Seit August rechnet der Discounter Telefonate aus dem EU-Ausland nach Deutschland mit neun Cent die Minute ab und liegt damit weit unter der EU-Vorgabe von aktuell 28 Cent.

Stimmen aus der Industrie und von Verbraucherverbänden

Peer Knauer, Präsident VATM, äußert sich: "Das Versprechen der EU-Kommission, die vor zwei Jahren angepasste Roaming-Regulierung würde regulatorische Sicherheit bis 2022 schaffen, wird nicht eingehalten. Eine Erklärung, warum sich die Kosten der Netzbetreiber binnen zwei Jahren so schnell geändert haben sollen, bleibt die Kommission schuldig. Das Argument, Roamingentgelte würden in einem echten Binnenmarkt der Vergangenheit angehören, verkennt, dass die Nutzung fremder Netze mit Kosten verbunden ist und der Netzausbau von unterschiedlichen Investoren vorangetrieben wird."

Dr. Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer Bitkom, erläutert: "Eine Abschaffung der Roaming-Gebühren würde das komplette Preisgefüge in der Mobilkommunikation ins Rutschen bringen. Leidtragende werden die Einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen sein, die wenig reisen und von den niedrigen Gebühren für Inlandsgespräche am stärksten profitieren."

Gerd Billen, Chef des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, meint dazu noch: Verbraucher können von einheitlichen Preisen für In- und Auslandsverbindungen profitieren. Wichtig ist, dass sie die Angleichung nicht mit teureren nationalen Tarifen erkaufen. Die Regulierungsbehörden müssen ein waches Auge auf Preisentwicklungen und Wettbewerb haben."

Holger Feistel, Geschäftsführer Blau Mobilfunk GmbH, fügt noch hinzu: "Es ist skurril, dass man heute das Überqueren der Ländergrenzen nicht mehr durch Grenzkontrollen bemerkt, wohl aber an der SMS-Mitteilung des Netzbetreibers. Die Erweiterung unseres 9-Cent-Tarifs auf die EU-Länder ermöglicht Mobiltelefonate für 9 Cent pro Minute in die und aus den EU-Ländern nach Deutschland und wird zu einer Veränderung im Verbraucherverhalten führen."

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