HiFi-Kopfhörer
Kopfhörer AKG N90Q im Test
Am AKG N90Q wirkte Top-Musikproduzent Quincy Jones mit. Gibt der Nobelkopfhörer der Wiener Manufaktur damit den Ton im High-End-Bereich an? Unser Testbericht.

Bono von U2, Miles Davis, Michael Jackson, Paul McCartney, Amy Winehouse ? Die Liste der Topstars, mit denen der 27-fache Grammy-Gewinner Quincy Jones gemeinsame Musiksache gemacht hat, ist ellenlang. Seine geballten Erfahrungen brachte er nun in die Entwicklung des N90Q ein - "Q" für Quincy.
Mag mancher Zeitgenosse die güldenen Designakzente für schwülstig halten (der greife zur schwarzen Test-Ausführung), gibt es in puncto Technikentwicklung großen Beifall: Der geschlossene Nobel-Kopfhörer der Wiener Manufaktur arbeitet mit neuartigen, dynamischen 52-Millimeter-Wandlern und einer Membran aus feinem japanischem Papier, leicht versetzt, um die Positionierung zwischen Treiber und Ohrkanal zu optimieren. Patentierte doppelwandige Ohrmuscheln aus Leder und Memory- Schaum sollen zudem Reflexionen zwischen Ohr und Membran unterdrücken.
Das leicht verstellbare Leder-Kopfband lässt den N90Q trotz 460 Gramm Lebendgewicht angenehm auf dem Haupt sitzen. Dem Klangperfektionismus ist auch die einfach und zuverlässig funktionierende Einmessautomatik geschuldet ("TruNote"), mit der sich der Hörer individuell an diverse Gehörgänge einstellt. Je zwei Mikrofone erkunden die biologische Topografie.

Ein Kriterium, das Quincy Jones schätzt: Für ihn war entscheidend, dass sich der Klang auf die persönlichen Erfordernisse anpassen lässt - auch in puncto EQ-/DSP-Einstellungen. Der N90Q lässt sich über die Außenseiten seiner großen Aluminium-/ Kunststoffmuscheln mit einem beherzten Dreh nicht nur laut und leiser dirigieren, sondern auch klanglich in Richtung "Standard", "2.1 Studio" sowie "5.1 Surround Sound" tunen - was dankenswerterweise eher subtil als effekthascherisch abläuft.
Praxisgerecht arbeitet auch das aktive Noise Cancelling: Vor allem tieffrequente Außengeräusche wie U-Bahn-Gegrummel filtert der N90Q zielsicher heraus. Auch schön: ein integrierter D/A-Wandler verdaut die Musikkost vom PC via Micro-USB-Port hochwertig (bis 96kHz). Dazu muss er vorher aufgeladen werden, was über den USB-Port einfach von statten geht und dann mehrere Stunden unbeschwertes Musikvergnügen beschert. So sang die französische Chanteuse Zaz via PC vollmundig und quirlig ihr "Paris, Encore!", nachdem der Einmesscomputer vorher schnell seine Individualarbeit verrichtet hatte.
Verbandelt mit HighEnd-Kopfhörerverstärkern lief der Jones-Hörer dann zur Höchstform auf: Zaz blühte dank authenGUTtischer Klangfarben und Verve noch mehr auf, Raumgefühl und Feindynamik gewannen, auch wenn hier manch offene Kopfhörermodelle wie der Sennheiser HD800 noch einen Tick mehr Panorama-Feeling liefern können. Piano-Pop überzeugte mit feinem Anschlag und schöner Dynamik. Der Bass beeindruckte dabei mit präzisem Tiefgang. Celli und klassischer Flügel schmeichelten mit prägnantem Timbre und wärmender Körperhaftigkeit.

Jazz-Highlights wie "Sketches Of Spain" von Miles Davis leuchteten ausgewogen mit Feindynamik und Transparenz. Das galt auch für Rock-Nummern wie Heather Novas Top-Live-Opus "Blow!" und dem Song "Light Years" oder dem tollen Debüt von London Grammar und "Hey Now". Also alles richtig gemacht? So gut wie: Dank seinem Paket mit ausgewogenem Klang, seiner Ausstattungs- und Bedienvielfalt nebst Variabilität hebt sich der AKG N90Q durchaus von der Konkurrenz ab. Und Quincy gefällt's: "Ich bin sehr stolz darauf, den N90Q zu meiner Kopfhörerserie zählen zu können."
Fazit
Solch ein vielseitiges Kopfhörermodell betritt selten die HighEnd-Bühne: Co-entwickelt mit Musik-Legende Quincy Jones, kommt der geschlossene Dynamiker mit einer prallen Set-List daher; tolles Noise Cancelling, Lautstärkereglung und DSP-Einstellungen sowie eine effektive, individuelle Einmessautomatik nebst integriertem D/A-Wandler. Dazu gibt's ein stabiles Transportcase, Mobil-Kabel für IOS und Android, Klinken- und Flugzeugadapter sowie einen Reserve-Akku. Denn der N90Q spielt nur, wenn er Saft bekommt, dann aber highendig.