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Test & Technik: Standlautsprecher

Audiovector Trapeze Ri im Test: Zurück in die Zukunft

Die Retrowelle rollt weiter. Auch Audiovector hat einen Lautsprecher aus den Siebzigern neu aufgelegt. Zeitgemäß aufpoliert und mit allerlei technischen Finessen ausgestattet, lässt er die gute alte Zeit wieder aufleben.

Autor: Klaus Laumann • 21.3.2025 • ca. 5:45 Min

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AudiovectorTrapeze Ri
AUDIO Benchmark
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Testbericht erschienen in AUDIO+stereoplay 04/2025
März 2025 Zum Produkt
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sehr gut
AudiovectorTrapeze Ri
Preis/Leistung
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audiovector-trapeze-ri-high-end-floor-standing-speaker
Die Audiovector Trapeze Ri basiert auf einem Urmodell aus den 70er Jahren. Der Name leitet sich vom trapezförmigen Grundriss des Gehäuses ab. Der Listenpreis dieses extravagenten Lautsprechers liegt bei 17.850 Euro/Paar.
© Audiovector

Pro

  • ikonisches, sehr gefälliges Design
  • individuelle Farbgebung möglich
  • einstellbarer Dämpfungfaktor und Erdungskonzept
  • spielfreudig und bassstark

Contra

  • etwas unausgewogen abgestimmt
  • eingeschränkter Spielraum bei der Aufstellung

Fazit

Wenn man die Trapeze Ri anhand eines Musikstücks beschreiben müsste, wäre es „Let me entertain you“ von Robbie Williams in der Live-Version von 2003: Ein Künstler, der Ecken und Kanten hat, aber eine unbändige Spielfreude mitbringt, zelebriert klassische Rockmusik mit zeit­gemäßem Sound. Treffender lässt sich Audiovectors Hommage an die gute alte Zeit kaum zusammenfassen.

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Der Audiovector Trapeze Ri setzt auf ein Urmodell aus den 70er Jahren auf

Die Vergangenheit wird in der Retro­spektive ja gern verklärt. Da wird dann von einer goldenen HiFi-Ära geschwärmt, die sich allerdings kaum eingrenzen lässt. Früher war jedenfalls alles irgendwie besser, und die HiFi-Anlage hatte noch einen echten Stellenwert.

Ausladende Geräte­türme nebst klobigen Boxen gehörten damals zum guten Ton – sowohl im übertragenen als auch im wahrsten Sinne des Wortes.

Noch immer prägen Anlagen dieser Art das Bild von „echtem HiFi”. Dabei wird aber oft vergessen, dass der damalige Stand der Technik kompakte Komponenten oder schlanke Lautsprecher, wie man sie heute kennt, überhaupt nicht ermöglicht hätte.

Was diese alten Zeiten jedoch mit einer gewissen Regelmäßigkeit hervorgebracht haben, sind wahre Stilikonen der HiFi-Geschichte, die mit ihrem äußeren Erscheinungbild auch heute noch eine ungebrochene Faszination ausüben.

Zu Recht werden solche HiFi-Klassiker von den Herstellern mit ebenso gewisser Regel­mäßigkeit wieder zu neuem Leben erweckt, nicht selten anlässlich eines dazu passenden Jubiläums. So ließ Nubert die 1977 kreierte Wuchtbrumme „Pyramide” zu ihrem 40. Geburtstag wieder aufleben (siehe stereo­play 05/2018) und Canton mit der Ergo GS Edition zum 50-jährigen Gründungsjubiläum seine erste Standbox aus dem Jahr 1979 (siehe stereoplay 03/2023).

Auch JBL brachte mit dem L100 Classic 2018 eine Neuauflage des 1970 einge­führten Erfolgs­modells L100 auf den Markt, das zu seinem 75-jährigen Firmenjubiläum im Jahr 2021 auch als limitierte Sonderversion zu haben war und bereits seit 2023 in einer überarbeiteten MkII-Version angeboten wird (siehe stereo­play 07/2019 und AUDIO+ stereoplay 01/2024).

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Die ungewöhnliche Form der Box schränkt den Spielraum beim Aufstellen ein wenig ein – vor allem dann, wenn man nicht so viel Platz hat wie hier.
© Audiovector

In diesen illustren Reigen lässt sich auch die offiziell auf der HIGH END 2024 vorgestellte Trapeze Ri von Audiovector einreihen. Sie basiert auf der Trapeze, dem allerersten von Firmengründer Ole Klifoth im Jahr 1979 kommerziell vertriebenen Lautsprechermodell. Geerbt hat die Box insbesondere die ikonische Form, von der sich auch ihr Name ableitet.

Das Kürzel „Ri” steht darin für „reimagined“, was auf Deutsch „neu erdacht“ bedeutet. Das Gehäuse ist so aufgebaut, dass der Grundriss ein rechtwinkliges Trapez bildet. Das entsteht dadurch, dass die frontale Schallwand so angewinkelt ist, dass sie im Stereo­dreieck direkt Richtung Hörplatz zeigt, während die Rückseite des Gehäuses gleichzeitig parallel zur Wand steht.

Zudem ist die Schallwand deutlich nach hinten geneigt, um die akustischen Zentren der Treiber aneinander anzupassen. Das soll das puristische Frequenz­weichen­­konzept mit flachen Filter­flanken unterstützen, das Audio­vector bereits für die originale Trapeze propagierte, und letztendlich für ein op­timiertes Phasen­verhalten sorgen.

Der Audiovector Trapeze Ri setzt auf ein Urmodell aus den 70er Jahren auf
Zur Wahl stehen drei Echtholzfurniere in klassischen Farbtönen sowie seidenglänzender Weißlack. Auf Anfrage sind auch Sonderanfertigungen möglich.
© Audiovector

Durch die sozusagen „doppelt schräge“ Schallwand bilden auch alle übrigen Gehäusewände ein rechtwinkliges Trapez, was dem Lautsprecher ein auf eine ganz eigene Weise faszinierendes Erscheinungsbild verleiht, aus dessen Bann man sich kaum lösen kann. Das Gehäuse selbst ist aus einem hochdichten Hartholzwerkstoff konstruiert und im Inneren aufwendig verstrebt.

Äußerlich ist es vollkommen makellos und nach allen Regeln der Handwerkskunst verarbeitet. Die Box ist in vier klassischen Ausführungen erhältlich mit verschiedenen, von Hand aufgebrachten Echtholzfunieren beziehungsweise seiden­glänzendem Weißlack. Überdies sind auf Anfrage individuelle Sonderanfertigungen in Klavierlack möglich.

Außer der extravaganten Optik bietet die ungewöhnliche Form der Box auch technische Vor­teile. Asymmetrische Gehäuse mit möglichst wenigen parallelen Begrenzungsflächen waren schon immer ein probates Mittel, um zu verhindern, dass sich im Inneren stehende Wellen ausbilden und unerwünschte Resonanzen erzeugen, die sich negativ auf die Klang­qualität auswirken.

Ole Klifoth verfolgte diese Idee bereits bei der Entwicklung der urspünglichen Trapeze vor über 45 Jahren und war seiner Zeit damit weit voraus. Auch heute zählt die Vermeidung von stehenden Wellen noch zu den wichtigsten Grundprinzipien von Audiovectors De­signphilosophie.

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Die Box ruht auf Spikes und einer kugelgelagerten Bodenplatte.
© Audiovector

Auch bei der Entkopplung des Laut­sprechers vom Boden treibt der dänische Hersteller großen Aufwand. Während die Toplautsprecher aus der R-Serie mit einem leicht federnden Standfuß ausgestattet sind, verfügt die Trapeze über eine zweilagige Bodenplatte aus Aluminium mit dazwischenliegenden Lagerkugeln aus Carbonstahl und präzisionsgefertigten Spikes, um die – wie es der Hersteller so schön beschreibt – „Übertragung von Rest­resonanzen zu kontrollieren“ und die „Inter­aktion zwischen Lautsprecher und Boden zu optimieren“.

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Die asymmetrisch auf der Schallwand platzierten Treiber und eine schall­absorbierende Filzschicht optimieren das Abstrahlverhalten.
© Audiovector

Nur echt mit Markenzeichen

Ebenso asymmetrisch wie das Gehäuse ist auch die Platzierung von Hochtöner und Mitteltöner auf der innenliegenden Schallwandseite. Eingebettet sind die zwei Treiber zudem in eine schallabsorbierende Schicht aus dickem schwarzen Filz, die im oberen Teil der Schallwand angebracht ist. Beide Maßnahmen sollen typischen Beugungsartefakten entgegenwirken.

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Der mächtige Tieftöner steht für das Boxendesign der Siebziger. In der Trapeze Ri läuft der 12-Zöller bis weit in den Mitteltonbereich mit.
© Audiovector

Im Hochton kommt sebstverständlich das Markenzeichen von Audiovector zum Einsatz – der in Eigenregie entwickelte und gefertigte Air Motion Transformer (kurz: AMT). In der Trapeze Ri arbeitet der mit einer gefalteten, von Leiterbahnen aus Aluminium durchzogenen Mylar­membran ausgestattete und von einem starken Neodymmagnet angetriebene Hochtöner mit einem rückwärtig offenen Konzept, indem er durch eine passend platzierte Öffnung in der Rückwand auch nach hinten völlig frei spielen kann.

Ihn flankieren ein 5-Zoll-Mitteltöner mit imprägnierter Papiermembran sowie ein mächtiger, 12 Zoll großer Tief­töner, wie er für das Boxendesign der ­Siebziger typisch ist. Der mit einer 4 Zoll, also 10 cm, großen Schwingspule ausgestattete Treiber wird erst bei ungewöhnlich hohen 500 Hz getrennt und spielt damit weit in den ­Mitteltonbereich hinein, was auch dem Konzept der flachen Filterflanken geschuldet ist.

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Tieftöner und Mitteltöner spielen mit einer mehrfach ge­falteten Concertina-Sicke.
© Audiovector

Den Hochtöner setzt die nur aus besonders hochwertigen und teilweise kryogenisch, also bei sehr tiefen Tem­peraturen behandelten Bauteilen bestehende Frequenz­weiche ab 3 kHz ein.

Von außen nicht sichtbar ist der akustisch in Reihe zum Tieftöner geschaltete, 8 Zoll große Treiber, der die Basswiedergabe statt eines simplen Bassreflexrohres zusätzlich unterstützt. Auch dieses Gehäuse­prinzip, das sonst eher bei Subwoofern Verwendung findet, ist eine Spezialität von Audiovector.

Es kommt auch in den Top­modellen der R-Serie zum Einsatz – so wie das un­gewöhnliche Erdungs­konzept, mit dem sich die Trapeze Ri per Spezialkabel an den Schutzleiter der Haus­elektrik anschließen lässt, um induzierte Ausgleich­ströme zwischen den Chassis abzuleiten.

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Zu den technischen Finessen gehören ein Erdungsanschluss (Buchse links unten) und eine Dämpfungs­faktoranpassung (Schalter rechts unten).
© Audiovector

Eine letzte technische Besonderheit ist der auf dem Anschlussterminal neben der Erdungsbuchse angebrachte Wahlschalter, mit dem sich die ikonische Retrobox auch noch an Verstärker mit unterschiedlichem Dämpfungsfaktor anpassen lässt. Trotz eines eher moderaten Wirkungs­grads macht der gutmütige Impedanzverlauf die Trapeze Ri durchaus röhrentauglich, und mit der entsprechenden Einstellung lässt sich die Anpassung an den Verstärker noch optimieren. Potenzial für klangliche Fein­justierungen ist also reichlich vorhanden.

Messdiagramm Frequenzgang+Impedanzverlauf
Frequenzgang+Impedanzverlauf (Audiovector Trapeze Ri): Das Diagramm zeigt den Verlauf des Frequenzgangs zwischen 10 Hz und 40 kHz an drei verschiedenen Messpositionen sowie den Verlauf der Impedanz. Eine 7-dB-Betonung bei 80 Hz, Senken bei 200 Hz sowie zwischen 2 und 4 kHz kennzeichnen den etwas unruhigen ­Frequenzgang. Der Bass reicht bezogen auf den mittleren Pegel sehr tief hinab (−3/−6 dB): 28/21 Hz. Richtungsabhängiger Frequenzgang, speziell in den Mitten, auch der Hör­abstand (bzw. in dem Fall die „Hör­höhe”) zeigt einen deutlichen Einfluss (grün).
© WEKA Media Pubslishing GmbH
Messdiagramm Klirrverhalten
Klirrverhalten (Audiovector The Trapeze Ri): Das Diagramm zeigt das Verhalten des Frequenzgangs (obere Kurven) und der korrespondierenden Verzerrungen (untere Kurven) bei steigendem Pegel im Bereich von 20 Hz bis 5 kHz. Der rechnerische Maximalpegel von 95 dB(SPL) ist bedingt durch die schmale Klirrspitze bei 90 Hz, ansonsten wäre er gut 10 dB höher. Adäquat versorgt wird die Trapeze Ri mit Verstärkerleistungen um 90 W (4 Ω).
© WEKA Media Pubslishing GmbH

Ecken und Kanten

Ganz perfekt ist Audiovector die technische Abstimmung der Trapeze Ri allerdings nicht gelungen. Bei ungefähr 80 bis 100 Hz gibt der Bass mächtig Gas, was zwar so gewollt ist und für einen beeindruckenden Tiefgang bis fast 20 Hz sorgt. Aber es wird auch von einer markanten, schmalbandigen Klirr­spitze begleitet, die den nach strengen HiFi-Maß­stäben errechneten Maximal­pegel limitieren. Auch bei 2 bis 4 kHz, also im Übergangsbereich zwischen Mitteltöner und Hochtöner, zeigt sich eine markante Senke im Frequenzgang.

Trotzdem konnte die Trapeze Ri im Hörraum voll und ganz überzeugen. Dass sie ein wenig vom Klangideal der Siebziger geprägt ist, kann sie dabei nicht verhehlen, aber das passt ja auch zu ihrem äußeren Auftreten. Audiovector hat dem Klangbild aber einen durchaus modernen Anstrich verpasst, der uns schon – und das kommt eher selten vor – bei der Premiere auf der HIGH END schwer beeindruckt hat.

Denn die Trapeze Ri ist nicht nur für Rock- und Popklassiker geeignet, die ihr praktisch auf den Leib geschneidert sind. Sie schlägt sich, nicht nur dank des exzellent aufspielenden Hoch­töners, auch bei anspruchs­vollerer Kost mit Bravour und beeindruckt mit einem zeitlich wie räumlich sehr guten Auf­lösungsvermögen, wobei sie die Klangbilder etwas besser in der Breite staffeln kann als in der Tiefe.

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177 Punkte
AudiovectorTrapeze Ri
AUDIO Benchmark
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Fazit

Wenn man die Trapeze Ri anhand eines Musikstücks beschreiben müsste, wäre es „Let me entertain you“ von Robbie Williams in der Live-Version von 2003: Ein Künstler, der Ecken und Kanten hat, aber eine unbändige Spielfreude mitbringt, zelebriert klassische Rockmusik mit zeit­gemäßem Sound. Treffender lässt sich Audiovectors Hommage an die gute alte Zeit kaum zusammenfassen.

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