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Canton A45 im Test

Canton bringt mit der A45 eine Jubiläums-Standbox voller Keramik-Chassis. Lesen Sie, ob die 3000-Euro-Box im Test überzeugen kann und den Kauf wert ist.

Autor: Malte Ruhnke • 3.8.2017 • ca. 3:40 Min

Canton A45 Standlautsprecher
Canton A45 Jubiläums-Standlautsprecher.
© Canton

Keramik-Chassis wurden und werden unter High-Endern als das Nonplusultra der Treibertechnik gehandelt: ultraleicht, ultrahart und bei sorgsamer Konstruktion ohne störende Materialresonanzen im Einsatzbereich – aber leider auch teuer. Doch im Hessischen wird das Wort „hart“ nicht nur mit Mater...

Pro

  • unbändige Spielfreude
  • weite Klangfarbenpalette
  • ultratransparente Feinzeichnung
  • guter Preis

Contra

Fazit

stereoplay Testurteil: sehr gut (81 Punkte); Klang: absolute Spitzenklasse (60 Punkte); Preis/Leistung: überragend

  Hervorragend

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Keramik-Chassis wurden und werden unter High-Endern als das Nonplusultra der Treibertechnik gehandelt: ultraleicht, ultrahart und bei sorgsamer Konstruktion ohne störende Materialresonanzen im Einsatzbereich – aber leider auch teuer. Doch im Hessischen wird das Wort „hart“ nicht nur mit Materialeigenschaften in Verbindung gebracht, sondern inspirierte die Mannen von Canton auch zum und beim Feiern.

Der Traditionshersteller aus Weilrod begeht in diesem Jahr sein 45. Firmenjubiläum. Statt eine Selbstbeschau mit einer unermesslich teuren Superbox zu veranstalten, kam man also auf die Idee, den Fans etwas „Härte“ zum Sonderpreis zu kredenzen. Herausgekommen ist die Jubiläumsbox A45, die nur bei Canton direkt für 3000 Euro Paarpreis erhältlich ist und eine volle Drei-Wege-Bestückung mit allein drei Basschassis bietet, allesamt mit dem Wundermaterial Keramik als Membran versehen. 

Die Grundkonstruktion von Tief-, Mittel- und Hochtöner entstammen dem Modell Reference 7K. Sie sind alle aus dem – im Elementarzustand biegsamen – Leichtmetall Aluminium hergestellt und außen und innen in einem identischen Prozess per Elektrolysebad zu einer ultraharten und steifen Aluminium-Wolfram-Keramik umgewandelt. 

Testsiegel stereoplay Highlight 07/2017
Testsiegel
© WEKA Media Publishing GmbH

Die matte, leicht gräuliche Beschichtung kündet von diesem Prozess, bei dem 40 Prozent des Ursprungsmaterials keramisiert werden. Das gilt übrigens auch für die Staubschutzkalotten der Tieftöner, die einen Großteil der schallabstrahlenden Fläche ausmachen. Von diesen setzt Chefentwickler Frank Göbl gleich drei Stück ein, die von einem Reflexrohr im Sockel der Box unterstützt werden. Mit ihrer doppelt gefalteten Wave-Sicke und der stark gerundeten Trichterform nebst stabilisierender (ebenfalls keramisierter) Staubschutzkalotte erlauben diese extrem hohe lineare Hübe.

Ganz oben

Bereits im unteren Stimmbereich, bei rund 220 Hertz, übernimmt der Mitteltöner, der zwar vom Durchmesser den drei Bässen gleichkommt, aber mit einem leichteren Schwingsystem, einer anderen Formgebung und weniger starkem Antrieb ein erkennbarer Spezialist für schnelle Schwingungen ist. 

Canton A45 Bassreflexrohr
Das Reflexrohr arbeitet downfire im Sockel der Box und ist auf einen bestimmten Abstand zum Fußboden berechnet. Bei Hochflorteppichen empfehlen sich Spikes oder eine zusätzliche Basis.
© Canton

Seine Konusform ist auf einem Großteil der Fläche flacher als beim Bass (deshalb die kleinere Staubschutzkalotte), dreifach gekrümmt und besonders Jubiam Übergang zur Spule so optimiert, dass beide starr aneinander gekoppelt sind und Verzerrungen bei schnellen Richtungswechseln vermieden werden. Er könnte viel höher spielen, wird aber im Bereich um 3000 Hz ausgeblendet, weil die harte Membran darüber zu stark bündeln würde. Ebendort übernimmt der ebenfalls keramikbestückte Hochtöner.

Konstante Directivity 

Diese 25-mm-Kalotte ist zusätzlich mit einer Schallführung und einer Schalllinse ausgestattet, um das Abstrahlverhalten im Sweetspot zu verbreitern und außerhalb an den oberen Einsatzbereich des Mitteltöners anzupassen. Das ermöglicht eine möglichst konstante Directivity und erlaubt dem Entwickler, wegen der höheren Effektivität beim Feintuning der Übergangsfrequenzen frei von technischen Zwängen der Chassis rein nach akustischen Gesichtspunkten vorzugehen. Solchen Überlegungen folgt auch die „umgekehrte“ Anordnung von Hoch- und Mitteltöner, harmonisiert sie doch die Laufwege und -zeiten zum Hörer zwischen beiden Tönern.

Ein echtes Schnäppchen

Geballte Reference-Technik also zum Schnäppchenpreis. Wo haben die bloß gespart, die Hessen, fragt man sich. Ein bisschen bei der Reflexabstimmung, denn das Rohr im Sockel der Box spielt ohne weitere Bodenplatte downfire und benötigt im Idealfall einen stabilen Fußboden und einen definierten Abstand, um unter 45 Hz die Töne sauber in den Hörraum zu bringen. 

Auch bei der Gehäuseform gab es gegenüber der Reference-Serie Abspeck-Potenzial ohne subtanzielle Klangverluste. So kommt die A45 im eckigen, aber sauber hochglanzlackierten Gehäuse ohne die aufwendig bauchige Grundform der höchsten Canton-Serie oder der aufgesetzten Schallwand der Chrono SL daher. 

Canton A45 Standbox Weichen
Die Weichen für den Bassbereich (links) und Mittelhochton (rechts) wurden auf getrennten Platinen mit hochwertigen Bauteilen realisiert. Die Tiefton-Abstimmung enthält nicht nur einen Tiefpassfilter bei 250 Hz, sondern auch ein DC-Hochpassfilter für eine tiefere und phasentreuere Tiefbass-Abstimmung.
© Canton

Extra-Drive 

Stilecht mit hessischem Humor eröffneten die Tester die Hörsession mit dem Titel „Alles Gute“ von Badesalz. Die Jubiamläums-Canton schälte im Stile eines Studiomonitors die etwas trashige Aufnahmequalität in den Höhen ebenso hervor wie die vollelektronische Rhythmusgruppe im 1980er-Stil gnadenlos heraus, verblüffte aber auch mit einer unbändigen Spielfreude und genug Drive.

Bei anspruchsvolleren, aber nicht minder unterhaltsamen musikalischen Gefilden wie Charles-Marie Widors Orgelsinfonie („HIGH END Reference Tracks“, stereoplay 06/2017)​setzte die Canton ihren Spaß- Siegeszug fort: Völlig mühelos und transparent komplettierte sie die Orgel und den Raum zu einem großen Ganzen, ließ die Register perlen und die Basspfeifen ächzen und machte das ohnehin schon (gerade in der Fußarbeit) irrwitzig schnelle Stück subjektiv noch ein bisschen schneller. Dafür wollte sie allerdings auch unbedingt wandfern stehen, sonst kam der Organist vor lauter Basswellen mit seinen Füßen nicht ganz hinterher und der Bass dickte etwas auf.

Magnat Quantum 727

Ebenso beeindruckend die Läufe von Kontrabass und Saxofon bei „Jammin‘“ (von Jen Chapin, von derselben CD), die vielleicht minimal voluminöser, aber in Dynamik und Livehaftigkeit beeindruckend im Hörraum standen, während die glockenklare und in allen Details durchhörbare Stimme weit über dem Geschehen schwebte. Wow! 

Die SACD „Ray Sings, Basie Swings“ mit der anspruchsvollen Kombination aus alten Gesangs- und neuen Orchesterspuren musste deshalb die Entscheidung bringen. Konnte sich die A45 von der Konkurrenz ihrer Preisklasse absetzen? Qualitativ ja, diese ultimative Durchhörbarkeit, Transparenz und Spielfreude in allen Lagen vermittelt keine andere uns bekannte 3000-Euro-Box. Ein Hertz mehr Tiefgang mag man woanders bekommen, doch den Spaß, den Canton mit seiner Jubiläumsbox vermittelt, kann man sich auch mit deutlich mehr Geld nicht so leicht erkaufen. Ein ganz dickes Lob und ein ultrafestes „Prosit!“ nach Hessen.

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