Crucial T710 Gen5 SSD von Micron im Test
Die neue Gen5-SSD Crucial T710 von Micron soll ihre Vorgängerin in allen Belangen deutlich schlagen – so das Unternehmen. Wir haben die neue SSD für Creator und Gamer schon vor dem Verkaufsstart getestet und sind beeindruckt – aber nicht wegen deren Leistung.



Micron bringt mit der Crucial T710 eine Nachfolgerin der T705 SSD für ihre Gen5-Serie. Das Unternehmen schreibt, dass die T710 in praktisch allen Punkten besser sei als die T705, zum Beispiel 42 Prozent besser beim Lesen von zufälligen Dateien. Diesen Punkt können wir für unsere 4K-Messung bestätigen, bei der wir sogar fast 44 Prozent, nämlich 128 MByte/s verglichen mit 89 MByte/s die wir für die T705 letztes Jahr ermittelten, notieren können. Das ist insofern bemerkenswert, weil in allen unseren bisherigen Gen5-SSD-Tests keine mehr als 90 MByte/s erreichen konnte. Viel entscheidender ist aber, dass der Schluss gezogen werden darf, dass Windows damit (noch) schneller startet, weil das Betriebssystem viele kleine Dateien in den Speicher laden muss, bevor es seinen Nutzer mit einem freundlichen „Willkommen“ begrüßen kann. Es gibt aber eine Kehrseite.

Die maximalen Lese- bzw. Schreibraten, die der Hersteller mit 14900 bzw. 13800 MByte/s angibt, konnte wir nicht erreichen. Diese Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit machte sich aber auch schon bei der T705 breit. Die maximalen Transferraten haben wir mit CrystalDisk Mark erreicht. Mit 14207 beim Lesen und 13292 MByte/s sind diese aber dennoch sehr hoch und beschenken die Testkandidatin mit der maximal möglichen Punktezahl in dieser Kategorie. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt allerdings: Der Anwendungsfall, diese hohen Geschwindigkeiten zu erreichen und einen echten Zeitgewinn zu spüren, wird in der Praxis höchst selten eintreten. Denkbar wäre zum Beispiel, wenn man hunderte Fotos gleichzeitig für eine Batchverarbeitung in Photoshop respektive den Arbeitsspeicher lädt. Beim Export von Bildern auf eine externe SSD profitiert man von der Rasanz der T710 nicht überbordend. Dafür ist das Empfangsmedium zu langsam.

Beim Auslesen der gesamten SSD oder respektive von enorm großen Projektdateien gelten ohnehin andere Gesetze. HD Tune Pro gibt uns hier einen guten Anhaltspunkt welche Datenraten man erwarten darf. Die Crucial T710 erreicht beim Auslesen mit HD Tune im Mittel 3158 MByte/s – ein sehr guter Wert. Wer allerdings eine SSD sucht, die ausschließlich für große Video- oder Filmprojekte herhalten soll, dem würden wir eher zur Samsung 9100 Pro mit vier TByte und einer Lesegeschwindigkeit von bei uns im Labor gemessenen 3830 MByte/s raten – mit rund 500 Euro Anschaffungskosten ist diese Gen5-NVMe-SSD aber kein Schnäppchen.

Cool bleiben: Das beeindruckende Hitzemanagement der Crucial T710
Grundsätzlich messen wir alle SSDs erstmal wie sie geliefert werden – also „out of the box“. So auch die Crucial T710. Das interessante und für uns überraschende Ergebnis war, dass, nicht wie bisher bei allen SSDs üblich, ab einer bestimmten Temperatur die Transferrate massiv einbricht, sondern nur ein leichter Rückgang der Lese- und Schreibrate festzustellen war.


Erreichte die Temperatur etwa 83°C dann ließ die Transferrate etwas nach, brach aber nicht völlig ein. Dies ist nicht nur eine neue Strategie mit zunehmender Hitze umzugehen, sondern – unserer Ansicht nach – die bessere Variante mit Daten umzugehen. Empfehlen würden wir allerdings unbedingt mindestens – so wie bei unserem zweiten Testdurchlauf – einen Kühler, am besten mit direktem Luftzug über der SSD, einzusetzen.


Noch sicherer und preislich im Rahmen wäre ein passiver Kühlkörper zum Beispiel den HDX Pro Air von Alphacool, der die SSD von oben und unten kühl hält. Oder noch besser man versorgt die T710 mit einen Aktivkühler, wie dem Graugear G-M2HS03-F. Beide Modelle kosten übrigens um die 20 Euro. Crucial bietet selbst auch eine Variante der T710 an, die über einen passiven Kühler verfügt. Hier sollte man aber vorher prüfen, ob das eigene Mainboard nicht schon einen Kühlung mitbringt. Wer seine PlayStation 5 aufrüsten will, sollte – so der Hersteller – ohne hin die Variante mit Kühlkörper kaufen. Wir gehen mal davon aus, dass Tests bei Micron wohl ergeben haben, dass die volle Leistung der T710 in der PS5 nur mit dem Kühlkörper erreicht wurde.


Fazit: Crucial T710
Die Crucial T710 von Micron gehört zu den schnellsten NVMe-SSDs, die man derzeit kaufen kann, um seinem PC einen fabelhaften Geschwindigkeits-Boost zu verpassen. Besonders gefällt uns das ausgewogene und sehr hohe Niveau der Transfergeschwindigkeiten und das überaus überzeugende Hitzemanagement, das eine notwendige Temperaturzügelung erreicht und dennoch die Transfergeschwindigkeit so hoch als möglich hält. Das ist ein Novum, welches wir bisher noch bei keiner anderen High-Tech-Gen5-SSD beobachten konnten.