Eschenbach optaro im Test - elektronische Lesehilfe
Digitale Lesehilfen unterstützen im Alltag, wenn die Sehstärke nachlässt. Das optaro von Eschenbach nutzt das iPhone als Display und bietet praktische Funktionen über die Vergrößerung hinaus. Wir haben die elektronische Lupe getestet.

Für Menschen mit eingeschränkter Sehkraft oder im Alter nachlassender Sehschärfe, werden viele Texte im Alltag zur Herausforderung. Wenn das Kleingedruckte nur noch schwer zu entziffern ist, muss eine Lesehilfe her. In der modernen Welt gibt es dafür mehr Optionen als die herkömmliche Leselupe....
Für Menschen mit eingeschränkter Sehkraft oder im Alter nachlassender Sehschärfe, werden viele Texte im Alltag zur Herausforderung. Wenn das Kleingedruckte nur noch schwer zu entziffern ist, muss eine Lesehilfe her. In der modernen Welt gibt es dafür mehr Optionen als die herkömmliche Leselupe.
Digitale Lesehilfen nutzen Kameras und zeigen den vergrößerten Text auf einem Display an. Dabei bieten sie oft mehr, als die reine Vergrößerung. Eschenbach hat mit optaro eine digitale Lesehilfe im Sortiment, die in Verbindung mit dem iPhone arbeitet. Das Kameramodul wird in einer iPhone-Hülle fixiert und sendet das Bild drahtlos an das iPhone, das als Display dient. Wie gut funktioniert die Kombination?
Kameramodul und iPhone-Hülle
Das Eschenbach optaro besteht aus einem rechteckigen Kameramodul, das mit Hilfe eine Smartphone-Hülle an einem passenden iPhone befestigt wird. Als Medizinprodukt wird es in erster Linie über den augenoptischen Fachhandel vertrieben. Der Preis beträgt stolze 699 Euro.
Das Gerät misst 103 x 72 x 20 Millimeter und wiegt etwa 120 Gramm. Die Hauptkomponente ist natürlich die Kamera (Auflösung 1.920 x 1080), daneben befindet sich ein LED-Licht. Um Licht und Kamera herum gibt es einen ausklappbaren Standfuß, der beim Aufklappen auch die Kamera in die korrekte Position bewegt.
An der Oberseite findet man die Power-Taste und eine Status-LED, an der Unterseite befindet sich ein USB-C-Anschluss zum Laden sowie eine Lade-LED. Außerdem gibt es eine Öse, an der man ein Umhängeband befestigen kann.
Das Set wird komplettiert von einer iPhone-Hülle, in die man das Kameramodul einsetzt. Das Gerät wird dabei in die passenden Aussparungen geschoben und mit Gummilippen rundherum gut eingefasst. Man muss initial etwas Kraft aufwenden, danach sitzt das Kameramodul bombenfest in der Hülle.
Anschließend packt man die Hülle auf das iPhone, verbindet die Kamera mit der App und kann loslegen. Es gibt passende Hüllen für verschiedene iPhone-Modelle ab iPhone 12. Die Kamera sitzt genau mittig auf der Rückseite des iPhones. Das System ist gut ausbalanciert und lässt sich dank der zentralen Position intuitiv nutzen. Die Kameras des iPhone bleiben dabei unverdeckt.
Anmerkung: Uns stand zum Test eine Hülle für das iPhone 16 Pro zur Verfügung. Getestet haben wir das optaro aber mit einem iPhone 13 Pro. Somit stimmen die Dimensionen der Hülle nicht zu 100 Prozent mit denen des iPhone überein, wie man auf dem Bild am Anfang des Artikels sehen kann. Für die praktische Anwendung des optaro macht dies aber keinen Unterschied.

Verbindung mit dem iPhone herstellen
Die Einrichtung geht schnell vonstatten. Zunächst lädt man die optaro-App aus dem App Store herunter. Voraussetzung ist ein iPhone mit iOS 16.
Anschließend schaltet man das Lesegerät an der Power-Taste ein (die Status-LED leuchtet blau) und öffnet die App. Bei der Ersteinrichtung muss man die SSID eingeben, die auf der Rückseite des optaro aufgedruckt ist.
Für die Kommunikation zwischen optaro und App wird eine lokale WLAN-Verbindung genutzt. Dafür benötigt iOS die Erlaubnis, WLAN-Geräte in der Nähe zu finden. Die Verbindung mit dem Kameramodul muss zweimal bestätigt werden. Anschließend wechselt die Status-LED auf grün und die optaro-App zeigt das Kamerabild an. Nun steckt man das iPhone in die Hülle, dann kann es losgehen.
Der Akku des optaro hält etwa zwei Stunden durch, die Ladezeit beträgt rund 90 Minuten. Das reicht beispielsweise aus, um die Lupe beim Kochen durchgehend zum Rezept lesen zu nutzen. Oder man kann unterwegs über den Tag verteilt Fahrpläne und andere Informationen lesen, während man das Gerät dazwischen immer wieder ausschaltet.
Jedesmal, wenn man das Kameramodul einschaltet und die App öffnet, muss man allerdings die Verbindung erneut bestätigen. Es dauert zwar immer nur ein paar Sekunden, bis die Verbindung steht und das Bild angezeigt wird. Eine kleine Verzögerung bedeutet es aber doch bei jedem Einsatz.

Vergrößerung mit Kamera und iPhone-App
Das Kamerabild des optaro wird in der App angezeigt, zunächst mit dreifacher Vergrößerung. Damit sind kleine Texte schon deutlich besser zu lesen. Über die Schaltflächen an der Seite kann man stufenweise weiter heranzoomen, bis zu 15-facher Vergrößerung, wobei dann nur noch wenige Worte auf dem Display Platz haben. Die Anzeige des Kamerabilds auf dem Display fühlt sich intuitiv an, da die Kamera direkt in der Mitte sitzt. Es ist so, als würde man mit einer Lupe über den Text fahren.
Die Kamera hat einen Fixfokus bei 24 Millimeter Abstand. Sie ist also dafür gedacht, wie eine Lupe nah an den Text gehalten zu werden. Weiter entfernte Texte kann man damit nicht vergrößern. Zum Lesen kann man entweder das iPhone in der Hand halten oder den Standfuß ausklappen und das Gerät auf den Text stellen. Dabei wird auch die Kamera geneigt, so dass sie im optimalen Winkel den Text abfilmt.
Vor allem bei hohen Zoom-Raten ist es ratsam, den Standfuß zu nutzen, da das Bild aufgrund der Vergrößerung sehr wackelig wird. Außerdem ist die Kombination aus iPhone und optaro relativ schwer. Das kann es anstrengend machen, die Lesehilfe längere Zeit über einem Text zu halten.
Die Bildqualität der Kamera ist sehr gut. Das Ergebnis bei hohem Zoom hängt aber natürlich auch davon ab, wie gut die Druckqualität des Ausgangsmaterials ist. Ein sauber gedruckter Text wird auch bei 15-facher Vergrößerung deutlich angezeigt. Ist der Text schon schwammig gedruckt, zeigen sich bei hohem Zoom deutliche Artefakte.

Praktische Funktionen in der App
Neben der Vergrößerung von Text bietet die optaro-App noch weitere Funktionen an, die das Lesen erleichtern sollen. Zunächst gibt es eine Hilfslinie, die man einblenden kann. Sie lässt sich in Farbe und Stärke anpassen und hilft dabei, der Zeile zu folgen.
Außerdem bietet die App verschiedene Falschfarbmodi an, die durch unterschiedliche Kontraste dabei helfen, den Text besser zu erfassen. Zur Auswahl stehen etwa Schwarz/Gelb, Blau/Gelb, Schwarz/Lila oder Rot/Weiß. Insgesamt 14 verschiedene Farbkombinationen werden angeboten. In den Einstellungen legt man die bevorzugten Farben fest. Auf dem Hauptbildschirm der App kann man dann über eine Schaltfläche zwischen den ausgewählten Modi umschalten.
Auch eine Vorlesefunktion gibt es. Dabei wird das Wort oder die Wortfolge, die sich zentral auf dem Bildschirm befindet, automatisch ausgewählt und vorgelesen. Einen kompletten Text vorlesen zu lassen, ist mit dieser Methode mühsam, aber bei einzelnen Wörtern, die schwer zu erkennen sind, kann es hilfreich sein.
Zu guter Letzt gibt es auch eine Kamerafunktion. Damit kann man den Bildschirminhalt als Foto abspeichern oder direkt aus der App heraus verschicken. Somit hat man den vergrößerten Textausschnitt später wieder zur Verfügung, auch ohne das Gerät einzuschalten.
Fazit
Das Eschenbach optaro bietet einen hohen Vergrößerungsfaktor und praktische Zusatzfunktionen wie Falschfarbmodi und Sprachausgabe, die das Lesen kleiner Texte im Alltag erleichtern. Das Gerät ist schnell eingerichtet und die Bedienung erfolgt intuitiv, auch durch die praktische zentrale Platzierung auf der Rückseite des iPhone. Es nutzt das Display des iPhones als Bildschirm und bietet damit eine größere Anzeige als viele eigenständige digitale Lesehilfen. Allerdings erhöht es auch das Gewicht des iPhone ordentlich, so dass man es nicht unbedingt ständig daran befestigen möchte. Mit 699 Euro ist das optaro auch nicht billig. Wer nur gelegentlich eine Leseunterstützung braucht, ist zunächst vielleicht mit einer einfachen Lupen-App besser beraten.