Standlautsprecher
Fishhead StrEight 1.8 FS im Test
Vertrauen Sie uns nicht, wenn wir kühl-sachlich schreiben. Erst auf höheren Temperaturen stellt sich die Wahrheit ein. Hier jubeln wir ohne Handbremse. Der Fishhead „StrEight“ ist einer der besten Zweiwegler, den wir je gehört haben – und weit über seiner Preisklasse, wie unser Test zeigt.

Die „Fischköpfe“ sind ein Menschenschlag im Norden. Direkt am Meer, vornehmlich an der Nordsee. Hier, genauer gesagt in Cuxhaven, ist Christoph Winklmeier aufgewachsen. Also ein echter Fischkopf. Das kann man als Schimpfwort nehmen, oder – wie Christoph Winklmeier – als Kosenamen.
Mehr noch: Er hat seine Firma danach benannt – eben Fishhead Audio. Da müsste eigentlich ein dickes Ausrufezeichen dazu. Denn das sind nicht nur gute Lautsprecher, sondern Meisterwerke. Der Haken: Kaum einer kennt Fishhead Audio. Das könnte eine Falle sein. Ein Niemand, irgendein Fischer, der im Internet seine Rute auswirft.
Und tatsächlich: Diese Lautsprecher gibt es nur online. Hier und da vielleicht live zu hören. Aber in der Regel klickt ein Interessent auf einen Lautsprecher, legt ihn in den Warenkorb und hinterlässt die Daten seiner Kreditkarte. Gleich die gute Botschaft: Das Geld ist nicht verloren. Fishhead gewährt eine Testphase von 28 Tagen. Gefällt der Lautsprecher nicht, werden Ware und Geld wieder ausgetauscht. Das ist fair.
Zumal: Wir legen unsere rechte Hand ins Feuer, dass diese Lautsprecher mit zu den besten ihrer Zunft gehören. Schon die Kompaktlinge haben uns überzeugt. Nun ein Standlautsprecher, der ebenfalls mit nur zwei Wegen auskommt. Der „StrEight“. Mal aus der Schule geplaudert: Es gibt für uns Tester jene Lautsprecher, die uns langweilen. Gähn.
Dann die Stars, die einen tollen Text hergeben. Doch nur ganz wenige Lautsprecher begeistern uns so sehr, dass wir sie gern daheim in unserem Hörraum hätten – und dafür sogar unsere Brieftasche dafür öffnen würden. Wir sprechen hier über seltene Juwelen. Sie sind ehrlich und haben zugleich eine erstaunliche Musikalität. Die Langweiler haben wir satt, die Analysten holen uns nicht hinter dem Herd hervor – aber echte Musik, danach sehnen wir uns. Genau in diese Kerbe haut Fishhead Audio.

Was macht den StrEight 1.8 FS so besonders?
Es ist nach meiner Interpretation die perfekte Reduzierung. Die beiden Chassis könnten auch in einen kleinen Zweiwegler für das Regal passen. Doch Meister Winklmeier folgt eher dem Ideal eines alten BBC-Monitors. Da gibt es noch immer Fans und Hersteller. Doch keiner kommt an dieses plastische Klangbild heran, wie es uns Fishhead an die Ohren schleudert. Sind Zauberkräfte am Werk? Sicher nicht. Aber die Gesamtkonstruktion ist schlau.
Die Bassreflex-Energie wird zum Boden geführt. Das geht nicht wirklich tief, aber der Grundton ist da, 35 Hertz sind versprochen. Und wieder gilt die Spielregel: Ein guter Zweiwegler kann mitunter besser klingen als ein gewaltiger Dreiwegler. Bei 1300 Hertz liegt die Übergabefrequenz. Passt, fühlt sich gut an. Der Clou liegt in der Denkweise.
Christoph Winklmeier hat sein Handwerk beim deutschen Hersteller Teufel gelernt. Auch der will gut und günstig sein. Doch Winklmeier will – eine Klasse höher – superb und erschwinglich aufspielen. Er ordert die für ihn idealen Chassis in China. Sie werden nur für ihn so produziert. Was die Fertigungstiefe garantiert, ebenso wie den kleinen Preis. Ganz naiv und vom Klang hätten wird die StrEight um 3000 Euro eingruppiert. Falsch geschätzt – Fishhead ruft nur 1500 Euro auf. Für das Paar.
Da beginnen wir mit der Schnappatmung. Das ist ein Superpreis. Jetzt könnten wir mit dem Schreiben aufhören. Höchste Empfehlung, alles finanzierbar – der ultimative Insidertipp. Doch noch ein paar Worte zur Technik.
Der Tiefmitteltöner liegt etwas über 16 Zentimetern. Das ist geschöpftes Papier bei der Membran, gelagert in einem Korb aus Aluminium. Kein Skandal. Aber dazu der Hochtöner – da schnalzen die Zungen. Das ist ein Air-Motion-Transformer, wie es ihn auf der Welt nur selten gibt. Eine alte Kunst, aber noch längst nicht übertroffen. Hier wird es luftig, leicht und schnell. Genau so tönt der Fischkopf: Eine Transparenz ohne Anstrengung, viel Luft und schöner Schub.
Wir haben zur Klassik gelauscht und gestaunt über die Weite des Orchesterpanoramas. Das kratzt an den Idealen der besten Studiomonitore. Dann schwerer Pop mit fettem Bass – toll, wie die Melodielinien gezogen werden. Alles atmet, alles pulsiert – das perfekte High End. Lebensecht, voller Gefühl, da will man gar nicht mehr aufhören, zuzuhören. In diesem Sinne bin ich stolz darauf, sagen zu können: Ich bin ein Fischkopf.
Messlabor
Zwei-Wege-Standbox mit nach unten strahlender Bassreflex-Öffnung; Bruttovolumen 77 Liter.
Frequenzgang: Leicht betonte Bässe und Höhen (90 Hz +2 dB; 5 kHz +3 dB), geringe Welligkeit (im Mittel ±1 dB). Untere Übertragungsgrenzen: 36/31 Hz (-3/-6 dB). Gleichmäßige horizontale Abstrahlung (blau, 30° seitlich), oberhalb der Mittenachse Interferenz-bedingte Auslöschung bei 3 kHz und ab 5 kHz Pegelzuwachs von 1 bis 2 dB (grün, 10° oberhalb).
Verzerrungen: Gleichmäßig zu den Bässen hin ansteigend, sehr wenig Klirr im mittleren Frequenzbereich. Unter Berücksichtigung des Tiefgangs und der Größe mit 105 dBSPL beachtlicher Maximalpegel (zwischen 30 und 300 Hz).
Zeitverhalten: sauberes Ein- und Ausschwingen.
Elektrische Eigenschaften: Durchschnittlicher Wirkungsgrad (83 dB/ 2V 1m), Nennimpedanz 4 Ω, recht hohe Spreizung der Impedanz (Faktor 9 zwischen 100 Hz und 10 kHz). Mittlerer und maximaler Leistungsbedarf für 90 dBSPL und Maximalpegel: 5/ 120 W. AUDIO-Kennzahl 64.

Fazit
Ein Klick in den Warenkorb – und wir sitzen in der Achterbahn der Gefühle. Großartig, wie dieser Lautsprecher zu musizieren weiß. Das springt uns an, das berauscht regelrecht. Das ist ein Held der Gegenwart. Der Kauf/Hör-Impuls könnte nicht stärker sein.