Testbericht
Fritzbox Fon WLAN 7320
Es muss nicht immer der Daimler sein. Mit dem preiswerten 1&1 Homeserver alias Fritzbox Fon WLAN 7320 beweist AVM, dass weniger durchaus genügt.
- Fritzbox Fon WLAN 7320
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- Wertung

Wer als Vertreter ständig unter Termindruck über die Autobahn hetzt, schont mit einer bequemen, schnellen und großen Reiselimousine seine Nerven. Für Otto-Normalbürger tut's dagegen auch ein Golf oder Astra für die täglichen Besorgungen, die Fahrt zur Arbeit oder auch mal in den Urlaub.
Und so ist es auch bei Fritzboxen, die fast schon als Synonym für Internetrouter mit WLAN und Telefoniefunktion stehen. Da gibt es mit der 7390 den Mercedes in der Produktkategorie . Mit VDSL-Modem, parallelem Dualband-WLAN, Anschlüssen für VoIP, das analoge und das ISDN-Netz sowie integriertem NAS-Speicher hat die Box alles verbaut, was gut, aber auch teuer ist: Rund 300 Euro ruft AVM für den Überflieger auf.

Bei aller Technikbegeisterung darf man jedoch nicht vergessen, dass die weitaus größere DSL-Kundenzahl per ADSL online geht, einen reinen IP-Anschluss nutzt und nicht viel mehr als surfen und telefonieren will - und das vor allem zu einem günstigen Preis. Das ist auch bei Internetprovider 1&1 der Status quo - und darum bietet dieser für normale Anschlüsse quasi als Volksrouter den neuen Homeserver an, der bei Hersteller AVM als Fritzbox Fon WLAN 7320 firmiert. Keine Frage, dass connect die Kiste in die Mangel genommen hat.
Kompakte Bauform mit Schwächen
Holt man die 7320 aus dem Karton, staunt man zunächst über die geringen Abmessungen: Mit Maßen von 16,5 x 12 x 4,7 Zentimetern ist das Böxchen bedeutend kleiner als beispielsweise die 7390 oder 7270.
Positiv dabei: Wie bei der 7390 setzt AVM beim WLAN-Funk auf kompakte Haifisch-Antennen. Negativ: Offensichtlich wurde am Gehäuse gespart, denn bei etwas beherzterem Druck knarzt die Kunststoffhülle, außerdem verkantete sich bei unserem Testgerät der Taster für das DECT-Modul. Beides ist nicht tragisch, trübt den ersten Eindruck aber etwas.
Schnelle Verdrahtung
Über das mitgelieferte graue Kabel mit RJ45- und TAE-Stecker wird die Box mit dem DSL-Netz verbunden, das gelbe Netzwerkkabel dient zum Anschluss eines PCs per Gigabit-Ethernet. Direkt lassen sich zwei kabelgebundene Netzwerkgeräte andocken. Wer mehr möchte, kann einen Switch dazukaufen oder weitere Rechner oder sonstige Netzwerkgeräte per WLAN anbinden; dazu später mehr.

Wer allerdings seinen Anschluss wechseln und beispielsweise VDSL oder TV-Kabel-Internet nutzen möchte, sei gewarnt - denn im Gegensatz zu den meisten anderen AVM-Boxen kann man bei der 7320 kein anderes Modem per LAN-Anschluss mit der Box verheiraten. Dieses Feature soll erst mit einer späteren Firmware-Version eingeführt werden.
Neben den Buchsen für DSL und Ethernet finden sich zwei USB-2.0-Anschlüsse, über die die Box Kontakt zu externen Speichern wie USB-Festplatten respektive Sticks aufnimmt oder sich mit USB-Geräten wie Scannern oder Druckern verbindet und so zum Server wird; darum nennt 1&1 das Gerät ja auch Homeserver.
Ebenfalls an Bord ist eine TAE-Buchse zum Anschluss eines analogen Telefons, Faxgerätes oder Anrufbeantworters. Den gleichen Zweck hat die RJ11-Buchse auf der Rückseite. Trotzdem muss sich der Käufer entscheiden - man kann nur eine Buchse belegen. Will man mehr Telefone anschließen, klappt das über die integrierte DECT-Basis der 7320. Dafür eignen sich natürlich zuallererst die AVM-eigenen Mobilteile MT-D und MT-F, denn die harmonieren am besten mit der Box. So lässt sich beispielsweise der eingebaute Anrufbeantworter der Box über die AVM-Mobilteile direkt ansteuern.
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Mit einigen Einschränkungen kann man aber auch jedes andere DECT/GAP-Mobilteil anmelden und nutzen. Bei AVM inzwischen Standard: Die Basis beherrscht auch die DECT-Erweiterung CAT-iq für HD-Sound und Sonderdienste wie Webradio oder sonstige Features, deren Nutzung aber das Endgerät unterstützen muss.
WLAN mit bekannten Features
Mittlerweile werden viele Netzwerkgeräte per WLAN-Datenfunk angeschlossen - und hier bietet die Box praktisch die gesamte Klaviatur der Möglichkeiten. Gespart haben die Entwickler lediglich an Highend-Features. So kommt die Box trotz dem schnellen WLAN-n-Standard "nur" auf eine theoretische Datenrate von 150 Mbit/s, da sie nur einen Spatial Stream (Datenstrom) unterstützt; die 7390 schafft 300 Mbit/s.
In der Praxis bleibt von diesen Zahlen wie immer rund die Hälfte übrig, was für den Durchschnittsanwender, der nicht gerade den ganzen Tag HD-Videos durch die Wohnung beamt, immer noch dicke ausreicht. Auch beherrscht die Box im Gegensatz zum Flaggschiff WLAN nur auf 2,4 GHz. Dieses Frequenzband ist zwar durchaus akuter als das 5-GHz-Band von Überlastung bedroht, allerdings darf man auch nicht vergessen, dass durch die automatische Kanalwahl und die automatische Reduktion der Sendeleistung die Situation entschärft wird.

Außerdem beherrschen die meisten WLAN-Clients derzeit eh nur das 2,4-GHz-Band. Ebenfalls dem Rotstift zum Opfer gefallen sind der analoge und der ISDN-Anschluss sowie der interne S0-Bus. Da 1&1 aber ohnehin nur noch reine DSL-Anschlüsse schaltet und die Telefonie prinzipiell über VoIP abwickelt, stört dieser Umstand die 1&1-Kundschaft nicht wirklich.
Und auf den S0-Bus können die meisten Nutzer der Zielgruppe ebenfalls verzichten. Ansonsten liefert die Box von der Kindersicherung über die E-Mail-Benachrichtigung und den integrierten Faxempfang bis zum eingebauten Anrufbeantworter, der die Nachrichten auf Wunsch auch per Mail meldet, die komplette Komfortpalette der großen AVM-Boxen.
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Ein Tipp zur Inbetriebnahme: Die Box wird an der Unterseite recht warm, fast schon heiß. Bleibt zu hoffen, dass AVM hier noch per Firmware nachbessert. Bis dahin sollten Sie die Box auf einer glatten, hitzeunempfindlichen Oberfläche platzieren oder gleich an die Wand schrauben. Immerhin begnügt sich der Tausendsassa trotz dieser lästigen Wärmeentwicklung mit einer Leistungsaufname von rund 5,5 Watt.
Fazit
Wer auf VDSL, ultraschnelles Dualband- WLAN und einen klassischen Telefonanschluss verzichten kann, der kann bei der 7320 mit gutem Gewissen zugreifen.