HTC U Ultra im Test
Das HTC U Ultra kommt im neuen Look aus Glas und bringt ein Zusatzdisplay mit. Kann das Smartphone im Test überzeugen?

Für HTC ist 2017 ein wichtiges Jahr. Das Unternehmen wurde 1997 in Taiwan gegründet, 2007 brachte man mit dem HTC Touch das weltweit erste Touchscreen-Smartphone auf den Markt. Nicht nur das doppelte Jubiläum treibt den traditionsreichen Smartphone-Pionier dazu, in diesem Jahr mit voller Kraft an...
Für HTC ist 2017 ein wichtiges Jahr. Das Unternehmen wurde 1997 in Taiwan gegründet, 2007 brachte man mit dem HTC Touch das weltweit erste Touchscreen-Smartphone auf den Markt. Nicht nur das doppelte Jubiläum treibt den traditionsreichen Smartphone-Pionier dazu, in diesem Jahr mit voller Kraft anzugreifen. Auch die sinkenden Umsatz- und Absatzzahlen lassen kaum noch eine andere Option zu.
Dabei markiert die U-Serie einen Design-Neustart, das zeigen die seit Ende Februar erhältlichen Modelle U Ultra und U Play – Ersteres ein High-End-Smartphone mit zwei Displays, das Zweite ein kompaktes Mittelklasse-Modell mit 5,2-Zoll-Screen und 32 GB Speicher. Beide bestehen aus Glas, das unter hohem Druck und großer Hitze dreidimensional gebogen wurde, sodass der Glasrücken zu den Rändern hin stark abfällt und fließend in den Metallrahmen übergeht, der dem Gehäuse seine Stabilität verleiht.
Das Glas besteht aus hauchdünnen Schichten, die erst durch aufgedampfte Mineralien eingefärbt und dann verschmolzen werden, was je nach Farbvariante – beide Modelle sind in Schwarz, Blau oder Weiß erhältlich – einzigartige Lichtreflexionen zur Folge hat.

HTC U Ultra im Testlab
Glas hat gegenüber dem von HTC in den letzten Jahren favorisierten Aluminium viele Vorteile: Es ist härter und damit kratzresistenter. Und es beeinträchtigt Radiosignale nicht, was die Funkeigenschaften verbessert. Eigentlich, denn unsere Messungen in der Hochfrequenzkammer können das für das U Ultra nicht bestätigen: Es bricht zwar nicht so ein wie das 2016er- Topmodell HTC 10, das mit seinem Vollmetallgehäuse im UMTS-Netz regelrecht Schiffbruch erlitt, erreicht bei LTE und GSM aber nur befriedigende Messwerte, einzig bei UMTS erzielt es sehr gute Ergebnisse.
Auch bei der Akkulaufzeit kann das U Ultra keinen bleibenden Eindruck hinterlassen: Ein Smartphone, das in unserem verschärften Messverfahren 6:39 Stunden durchhält, bringt seinen Besitzer zwar gut durch den Tag, liegt aber unterhalb dessen, was wir in der Oberliga jenseits der 700 Euro erwarten – hier sollten mindestens acht Stunden drin sein. Ein kleines Trostpflaster: Die Akustik ist im positiven Sinne unauffällig.

Der Riese unter den Riesen
HTC verzichtet leider auf eine IP-Zertifizierung, das U Ultra ist also wie das Huawei P10 Plus nicht wasserdicht. Doch während dies beim Huawei der einzige Kritikpunkt am Gehäuse ist, kommen bei HTC gleich mehrere dazu. Fangen wir mit der Größe an: Uns ist bewusst, dass ein 5,7-Zoll-Bolide nicht mehr in jede Hosentasche passt, aber HTC übertreibt es dann doch etwas, denn das U Ultra ist größer als jeder andere uns bekannte 5,7-Zöller – selbst das Huawei Mate 9 ist deutlich kompakter, obwohl sein Display 5,9 Zoll misst. Die zwei Millimeter herausstehende Beule auf der Rückseite, in der die Kameraeinheit steckt, ist im Alltag unpraktisch. Zudem konserviert nicht nur die Vorderseite, sondern auch der Glasrücken Fingerabdrücke.
Das 5,7 Zoll große Display bietet mit 2560 x 1440 Pixeln zwar eine knackscharfe Darstellung und ist blickwinkelstabil, die Leuchtkraft ist mit 400 Candela aber nicht besonders hoch. Unter dem Display werkelt dafür mit Qualcomms Snapdragon 821 ein bärenstarker Chipsatz, der auch allerhöchsten Anforderungen gerecht wird. Er wird von 4 GB RAM flankiert, leistungstechnisch bewegt sich das U Ultra also nahe am Maximum. Der interne Speicher ist mit 64 GB großzügig. Dass da noch mehr geht, zeigt Huawei mit dem P10 Plus, das bei gleicher UVP 128 GB in die Waagschale wirft.

Überraschend starke Kamera
HTC setzt auf einen 12-Megapixel-Sensor, der in Verbindung mit einem optischen Bildstabilisator und einer lichtstarken f1.8-Blende eine Bildqualität liefert, die auf ganzer Linie überzeugt. Bei schlechtem Licht liegt die Kamera in der Summe fast gleichauf mit Huaweis P10, Bildschärfe und Rauschverhalten sind sogar minimal besser. Die Kamerasoftware begeistert dagegen nicht: Extras wie Zeitlupe und Zeitraffer sind zwar an Bord, Einstellungstiefe und Benutzerführung reichen aber bei Weitem nicht an das heran, was Huaweis Leica-Modelle bieten. Die 16-Megapixel-Frontkamera erreicht eine durchschnittliche Bildqualität.
Die mitgelieferten USB-C-Kopfhörer sind für Smartphone-Zubehör sehr hochwertig und liefern ein ausgewogenes, nicht zu bassbetontes Klangbild. Es gibt also kaum Gründe, auf andere Lauscher umzusteigen. Wer das trotzdem möchte, hat ein Problem: Da eine Klinkenbuchse fehlt, ist man auf einen Adapter angewiesen. Der wird nicht mitgeliefert. Und da das U Ultra keinen x-beliebigen Zwischenstecker akzeptiert, sondern nur HTC-Originalzubehör, muss man genau darauf achten, was man kauft – und dafür tief in die Tasche greifen: 18 Euro soll der Stecker kosten. Besonders kundenfreundlich ist das nicht
Fazit: Zu wenig für die Spitze
Der Gesamteindruck ist gut, aber bis auf die herausragende Kamera werden keine Funktionen geboten, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Im Gedächtnis haften bleiben allerdings die vielen kleinen Unstimmigkeiten, hier reicht die Liste von der weit herausstehenden Kameraeinheit über die durchwachsenen Funkeigenschaften bis hin zu einer Zubehörpolitik, die den Kunden benachteiligt. Wir empfehlen daher, auf das neue Flaggschiff zu warten, das in Kürze vorgestellt werden dürfte.