6-Zoll-Smartphone
Huawei Mate 10 Pro im Test
Das Huawei Mate 10 Pro überzeugt im Test mit überragender Ausstattung, langer Laufzeit und intelligenter Bedienung. Und das zum fairen Preis. Samsung muss sich warm anziehen.
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Weltmarktführer bis 2021 – so lautet die mehrfach geäußerte Kampfansage von Huaweis Smartphone-Chef Richard Yu in Richtung Konkurrenz. Was vor einigen Jahren noch aberwitzig geklungen hätte, dürfte mittlerweile so manchem Samsung-Manager die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Die Koreaner stehen mit einem Weltmarktanteil von über 20 Prozent zwar nach wie vor unangefochten an der Spitze, aber Huawei holt in beeindruckendem Tempo auf und könnte in diesem Jahr erstmals an der Nummer zwei Apple vorbeiziehen.
Der neueste Streich der Chinesen, das Mate 10 Pro, zeigt das Rezept hinter diesem Durchmarsch: Das Innovationstempo ist höher als bei den anderen. Im Vergleich mit dem Vorgänger ist die Liste der Neuerungen so lang, dass man das Gefühl hat, mindestens zwei Modellgenerationen übersprungen zu haben.

Neue Designsprache
Es fängt mit dem Design an, bei dem Huawei sich von alten Gewohnheiten verabschiedet. Die traditionelle Vollmetallbauweise, über viele Jahre ein Markenzeichen der Chinesen, wird ersetzt von einer Glas-Metall-Konstruktion, die man im Smartphone-Universum immer häufiger antrifft. Dabei ist der Glasrücken zu den Seiten hin gerundet und geht fließend in den stabilen Rahmen über, sodass der 6-Zöller trotz der Größe gut in der Hand liegt.
Überhaupt, die Größe: Weil sich das Display über die komplette Front erstreckt, sodass nur ganz schmale Ränder bleiben, ist das Gerät kompakter als der Vorgänger Mate 9 und die meisten Phablets jenseits der 5,5-Zoll-Klasse. In die Ecken reicht der Daumen zwar nicht mehr, aber man kann das Mate 10 Pro bequem in einer Hand halten und per Fingerabdruck entsperren, der Sensor ist dafür genau an der richtigen Stelle positioniert. Das Gehäuse ist – erstmals bei Huawei – nach IP67 zertifiziert, sodass Wasserspritzer und ein kurzes Tauchbad kein Problem sind. Das Mate 10 Pro ist in Silbermetallic und Blau erhältlich, eine braune Variante gibt es exklusiv bei Vodafone. Besonders gut gefallen hat uns, dass nicht nur Rückseite und Rahmen, sondern auch die schmalen Streifen auf der Frontseite eingefärbt sind. Abzüge gibt es dagegen für den Verzicht auf eine Klinkenbuchse für Kopfhörer – immerhin legt Huawei einen USB-C-auf-Klinke-Adapter mit in den Lieferkarton.
Huawei Mate 10 - Teaser-Video zur Dual-Kamera
Display und Chipsatz top
Das 6 Zoll große OLED-Display hat das langgestreckte 18:9-Format – was zum neuen Standard bei Randlos-Smartphones werden dürfte. Huawei verweigert sich auch weiterhin dem Pixelwahnsinn und setzt auf Full-HD statt 2K, allerdings sind aufgrund des neuen Formats in der Vertikalen ein paar Pixel dazugekommen, sodass die Auflösung bei 2160 x 1080 Bildpunkten liegt. HDR wird unterstützt und wie unsere Messungen zeigen, ist die Darstellungsqualität exzellent.
Unter dem Bildschirm werkelt mit dem Kirin 970 der erste Chipsatz weltweit mit einem für maschinelles Lernen optimierten Rechenkern, den Huawei „Neural Processing Unit“ (NPU) nennt. Die ergänzt das Gespann aus CPU und GPU und erledigt Aufgaben wie die Objekterkennung in Bildern nicht nur schneller, sondern auch effizienter als die herkömmliche Prozessorarchitektur. Benchmarks wie Antutu bescheinigen dem Kirin 970, der im modernen 10-Nanometer-Verfahren gefertigt wurde, eine Leistung auf dem Niveau von Qualcomms Snapdragon 835. Mit 6 GB ist der Arbeitsspeicher üppig bemessen, intensives Multitasking und anspruchsvolle Apps meistert das Mate 10 Pro ohne mit der Wimper zu zucken.

Das erste Gigabit-Smartphone
Huawei verkauft das Mate 10 Pro für 799 Euro und damit günstiger als Apple das iPhone 8 Plus (909 Euro), LG das V30 (899 Euro) oder Samsung das Galaxy S8+ (899 Euro) zum Marktstart. Wir können uns vorstellen, dass sich der Preis relativ schnell auf dem Niveau eines Galaxy S8+ einpendeln wird, also bei 650 Euro.
Stark: Der interne Speicher fasst 128 GB und ist damit doppelt so groß wie bei Samsungs Plus-Modell. Beim Mate 10 Pro verzichtet Huawei allerdings auf einen Micro- SD-Steckplatz und baut stattdessen einen Einschub für eine zweite SIM-Karte ein. Das Mate 10 Pro ist damit eines der wenigen Dual-SIM-Smartphones in Deutschland, die auch bei Netzbetreibern erhältlich sind.
Die Connectivity lässt keine Wünsche offen: Mit Bluetooth 4.2, NFC, ac-WLAN und USB-C sind alle wichtigen Standards an Bord – und LTE Cat 18 ermöglicht Download-Geschwindigkeiten von bis zu 1,2 Gbit pro Sekunde. Dass es sich dabei nicht nur um Theorie handelt, zeigt das Beispiel Vodafone: Der Netzbetreiber hat in Düsseldorf und Berlin die ersten Gigabit- Stationen ans Netz gebracht, in Hamburg und Hannover folgen in Kürze weitere.

Ein großer Akku gehört zur DNA der Mate-Serie, und so verwundert es nicht, dass Huawei einen gewaltigen 4000-mAh-Energieriegel einbaut, der dem 10 Pro zu einer überragenden Laufzeit von 9:41 Stunden verhilft. Die Smartphones, die da drüberkommen, kann man an einer Hand abzählen. Dank der Schnellladetechnologie Supercharge ist der Akku zudem innerhalb von 30 Minuten wieder zu 50 Prozent aufgeladen. Das gesamte Ladesystem wurde vom TÜV Rheinland zertifiziert und ist damit besonders sicher. Vermisst haben wir allerdings den Drahtlos-Ladestandard Qi, den immer mehr High-End-Modelle unterstützen.
Fazit: Die neue Referenz
Die übrigen Messwerte können sich ebenfalls sehen lassen: Die Funkeigenschaften sind in allen drei Netzen gut bis sehr gut, die Sprachqualität bewegt sich auf einem guten Niveau. Das Fazit fällt daher klar aus: Das Mate 10 Pro überzeugt in allen Bereichen, bietet mit der Einbindung von KI sowie einer Desktop-Erweiterung innovative Alleinstellungsmerkmale und setzt sich knapp vor Samsungs Galaxy S8+ an die Spitze der Bestenliste. Dieses Smartphone ist eine Referenz für alle Geräte jenseits der 5,5-Zoll-Klasse.