KEF EGG im Test
Das vollaktive KEF EGG benötigt keinen Subwoofer und akzeptiert HiRes-Signale. Wie schlägt sich das kompakte Lautsprecher-Set im Test?

Was dem angehenden HiFi-Fan früher der erste Kompakt-Plattenspieler war, ist für die heutige junge Generation der erste Bluetooth-Speaker: preiswert, praktisch und doch mitunter erstaunlich klangstark. Der einzige Pferdefuß: Die meisten Onebox-Modelle scheitern an der Raumabbildung. Müssen wir j...
Was dem angehenden HiFi-Fan früher der erste Kompakt-Plattenspieler war, ist für die heutige junge Generation der erste Bluetooth-Speaker: preiswert, praktisch und doch mitunter erstaunlich klangstark. Der einzige Pferdefuß: Die meisten Onebox-Modelle scheitern an der Raumabbildung. Müssen wir jetzt also befürchten, dass eine neue Generation von Musikhörern von Anfang an eine mehr oder minder mono- ähnliche Wiedergabe als Standard im Hinterkopf gespeichert hat?
Nein, glücklicherweise nicht. Ausgerechnet der englische Traditionshersteller KEF, der sich lange mit smarten und aktiven Lösungen zurückgehalten hat, macht jetzt mit smartem HiFi-Stereo ernst: Die EGG lassen sich nur als Pärchen hören, ein für große Lowboards etwas kurz geratenes Kabel verbindet die Slave-Box mit dem Master.
Im Fuß von Letzterem ist ein Bluetooth-Empfänger verbaut, ebenso ein HiRes-fähiger (bis PCM 96/24) USB-Eingang und wahlweise ein analoger oder optischer AUX. Letzterer ist praktisch, wenn ein Fernseher oder CD-Player als Zuspieler dienen soll. Bedient wird das über die Tasten im Sockel oder eine mitgelieferte Infrarot-Fernbedienung, die im USB-Betrieb sogar noch rudimentär eine Software, zum Beispiel iTunes, zu steuern weiß, was im Test mit einem Mac sofort funktionierte.
KEF EGG: Technik
Trotz des im Vergleich zum Heimkino-Set KHT3005 etwas dünner gefertigten Design-Gehäuses und des mit 500 Euro attraktiven Set-Preises ist auch die akustisch relevante Technik hochwertig: Jeweils ein UniQChassis mit 12 Zentimeter messendem Alu-Tiefmitteltöner und einem zentral innerhalb dessen Schwingspule platzierten 19-Millimeter-Hochtöners sorgt für möglichst neutrale und transparente Klänge.
Ein fester Alu-Waveguide, der auf dem Konus Fortsetzung findet, verhindert nebst kronenförmiger Schalllinse Auslöschungen und Intermodulationen. Das Chassis spielt auf kaum zwei Liter nutzbares Ei-Volumen und wird außer von einem gebogenen Reflexrohr auch von einer elektronischen Entzerrung im Tiefbass unterstützt. Wem das nicht genügt, der kann noch einen Subwoofer am entsprechenden Ausgang andocken.

Hörtest
Auf dem Schreibtisch verlangt das EGG nach sorgfältiger Platzierung: Ein Meter Hörabstand und Basisbreite sind das akustische Minimum, und auch das Smartphone sollte Abstand halten, um Funkeinstreuungen zu vermeiden. Dann ging im Hörtest tonal und von der Abbildung her eine klangliche Welt auf, die man eher einem kleinen Studiomonitor als einem PC-Set zugetraut hätte: Der knorrige Kontrabass in Michael Bublés "Call Me Irresponsible" stand ebenso körperhaft wie klar konturiert im verblüffend realistischen Raum. Setzten Bläser, Schlagzeug und erst recht die Stimme ein, zeigte das KEF im Gegensatz zu seinem etwas belegten Kollegen XA-300W eine spritzige, feindynamisch sehr starke Vorstellung und glänzte mit Geschlossenheit und audiophiler Transparenz.
Selbst bei vollem Orchester (wie bei Mahlers 6., dirigiert von Yoel Levi, Telarc) behielt das EGG die Übersicht und glänzte mit fein schattierten aber etwas enervierten Klangfarben und einem tief ausgeleuchteten Raum. Erst ein ernsthaft audiophiler Monitor wie Cantons AM-5 zeigte im Vergleich mehr Basskraft und glaubwürdigeres Volumen als die dünneren leicht verengenden EGG. Doch in ihrer Größen- und Anwendungsklasse sind die Eier kaum zu schlagen.